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Veröffentlicht am 21.10.2018

Streitschrift über Millenniumstheorien

Streitfall Millennium
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Das Wort Millennium bezieht sich auf das sogenannte „Tausendjährige Reich“, ein Thema, das sehr unterschiedlich gesehen wird. Dabei steht in der Bibel nur sehr wenig über diese tausend Jahre. Offenbarung ...

Das Wort Millennium bezieht sich auf das sogenannte „Tausendjährige Reich“, ein Thema, das sehr unterschiedlich gesehen wird. Dabei steht in der Bibel nur sehr wenig über diese tausend Jahre. Offenbarung 20 spricht von einem Zeitraum von tausend Jahren, in denen Satan gebunden ist und Märtyrer mit Christus herrschen.

Es gibt verschiedenen Theorien darüber, wann und wie dieser tausendjährige Zeitraum stattfinden wird, und ob es sich überhaupt um tatsächliche tausend Jahre handelt. Während einige meinen dieser Zeitraum beschreibt den zunehmenden Sieg der Gemeinde in dieser Welt, also dem Reich Gottes auf Erden, und andere meinen, dieses Reich findet in der Zukunft statt, setzen Vertreter des Amillennialismus den Zeitpunkt dieses Reiches zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen Christi an, also in unserer gegenwärtigen Zeit, sie erwarten jedoch nicht einen politischen Sieg der Christen.

Kim Riddlebarger legt ein breites Fundament für seine Ansicht. Er beschäftigt sich in diesem Buch mit vielen Fragen rund um den Themenbereich Millennium, z.B. wie ist das Reich Gottes zu verstehen, welche Rolle spielt Israel in der Endzeit, und wird es ein Reich Gottes auf Erden geben? Danach untersucht er die wichtigsten Bibelstellen über die Endzeit; die Ölbergrede, Daniels Prophetien und Offenbarung 20, und außerdem Römer 11, in der es um die Stellung Israels geht. In einer Zusammenfassung betont er noch einmal, dass man bei einer gewissenhaften Bibelauslegung zu der Sicht des Amillennialismus kommen muss.

Dafür, dass der Inhalt dieses Buchs teilweise sehr schwierig ist und viele theologische Fachbegriffe verwendet werden, ist das Buch im Großen und Ganzen verständlich geschrieben. Es ist sehr hilfreich, dass der Autor zuerst wichtige Begriffe und Konzepte erklärt, bevor er die entsprechenden Bibelstellen auslegt. Er ist von diesem Thema persönlich betroffen, da er zuerst an andere Modelle über die Endzeit geglaubt hat, bis er überzeugter Amillennialist wurde. Wie der Titel schon sagt, ist dieses Buch ist erster Line eine Streitschrift, was schade und beim Lesen manchmal etwas ermüdend ist. Anstatt nur die Argumente für seine Position darzulegen, wendet er sich immer wieder gegen die anderen Ansichten, und wiederholt sich dabei.

Fazit: Dieses Buch eignet sich vor allem für Amillennialisten, die Argumente suchen, um ihre Position gegenüber anderen Positionen zu behaupten. Flüssig geschrieben, und teilweise gut begründet, wäre es von größerem allgemeinem Interesse, wenn der Schwerpunkt nicht auf einer Verteidigung des Amillennialismus liegen würde, sondern einfach auf die Auslegung der wichtigsten biblischen Gedanken und Texte.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Wer hätte das gedacht?

War ja nur so 'ne Idee ...
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In kurzen Beiträgen, enthält dieses Buch sehr viele interessante und wissenswerte Erklärungen zu den Dingen und Bräuchen unseres Alltags.

Von A bis Z, gibt es etwa 300 Stichwörter, die kurz erklärt werden. ...

In kurzen Beiträgen, enthält dieses Buch sehr viele interessante und wissenswerte Erklärungen zu den Dingen und Bräuchen unseres Alltags.

Von A bis Z, gibt es etwa 300 Stichwörter, die kurz erklärt werden. Die Erklärungen sind kurz gehalten, meistens zwischen einen Absatz und eine Seite. Ob es um Lebensmittel geht, wie die Currywurst oder Döner, um Technisches, wie die Computermaus oder WLAN, erfolgreiche Geschäftsideeen wie Airbnb oder Uber, oder Modetrends, wie Beanies oder XXL-Sonnenbrillen, die Beiträge sind durch ihre Vielfalt interessant.

Fazit: Ein unterhaltsames Buch, das man immer wieder mal gerne zur Hand nimmt!

Veröffentlicht am 10.10.2018

Trotz allem

Schattenkind
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Philipp Gurt wird 1968 als siebtes von acht Kindern geboren. Schon vor seiner Geburt in der Schweiz ist seine Familie, die von Zigeunern abstammt, den Ämtern bekannt. „Wäre es nach den Behörden von damals ...

Philipp Gurt wird 1968 als siebtes von acht Kindern geboren. Schon vor seiner Geburt in der Schweiz ist seine Familie, die von Zigeunern abstammt, den Ämtern bekannt. „Wäre es nach den Behörden von damals gegangen, gäbe es überhaupt keine Familie Gurt-Mehli. Aufgrund der Erbanlagen meiner Eltern, sprich des Stammbaumes, wollten sie keine Genträger von ihnen in dieser Welt haben. Deshalb drängten die Behörden im November 1955 meinen damals erst 25-jährigen Papa zur Sterilisation. Aus eugenischen Gründen, wie es hieß!“

Nur wenige Jahre nach Philipps Geburt verlässt die Mutter die Familie. Obwohl er es versucht, kann der Vater die Familie nicht zusammenhalten. Der vierjährige Philipp kommt in ein Kinderheim, zunächst ohne seine Geschwister, die an verschiedenen Orten untergebracht werden. Der kleine Junge vermisst seine Familie sehr, und er kann sich nur schwer ins Alltagsleben des Heims einfinden.

Im Laufe der Jahre wird er in verschiedene Heime und Pflegefamilien untergebracht. Bei einigen Familien kann er Wochenenden oder Ferien verbringen, was er sehr genießt. Er leidet sehr darunter ein Heimkind zu sein. Aber nicht nur das, er wird immer wieder sexuell missbraucht, sowohl von männlichen als auch von weiblichen Betreuungspersonen. Der kleine Junge kann das schreckliche Verhalten der Erzieher nicht einordnen, und es verletzt ihn zutiefst.

Als Jugendlicher bricht er aus. Er kann das Heimleben nicht mehr ertragen, und er spürt eine unablässige Unruhe in sich. Er ist andauernd auf der Flucht, da er nicht mehr in Heimen leben will. Immer wieder sucht er die Nähe zu seinem Vater, der aber mittlerweile Alkoholiker ist. Er ist froh, als er seine Jahre im System „abgesessen“ hat, und endlich frei ist da zu leben, wo er will.

Dieses Buch war längere Zeit in der Schweiz ein Bestseller. Es ist erschreckend welche Nachteile der Autor wegen seiner Abstammung erleiden musste. Er berichtet meistens relativ nüchtern über die Ereignisse, lässt aber den Leser stets an seiner Gefühlswelt teilnehmen. An manchen Stellen ist der Bericht vielleicht zu ausführlich, und die Spannung beim Lesen lässt nach.

Die Erzählung wird mit passenden Bildern und Dokumenten ergänzt. Als Erwachsener sucht der Autor das Gespräch mit den damaligen Tätern, auch davon berichtet er. Es ist ihm ein Anliegen das Geschehene zur Sprache zu bringen und aufzuarbeiten, auch wenn andere ihn am liebsten zum Schweigen bringen würden.

Fazit: Ein mutiger und ehrlicher Bericht über das Aufwachsen in Institutionen, dem Erleiden von Missbrauch, und der Suche nach Identität.

Veröffentlicht am 08.10.2018

Die unterirdische Stadt

Die Fischerkinder. Im Auge des Sturms
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Diese Geschichte spielt in der Zukunft, an einem unbekannten Ort in Europa. Seitdem Mira im ersten Band dieser Trilogie in einem verbotenen Buch über Jesus gelesen hat, besucht sie geheime Versammlungen, ...

Diese Geschichte spielt in der Zukunft, an einem unbekannten Ort in Europa. Seitdem Mira im ersten Band dieser Trilogie in einem verbotenen Buch über Jesus gelesen hat, besucht sie geheime Versammlungen, die Treffen der sogenannten Fischerkinder. Diese Zusammenkünfte werfen viele Fragen in ihr auf, denn bisher wurde ihr im Elternhaus und in der Schule vermittelt, dass sie es in diesem totalitären Staat guthat. Als der geheime Treffpunkt der Gruppe verraten wird, wird Mira von einem guten Freund gerettet. Dieser wird jedoch dafür gefangen genommen und in die Hauptstadt überführt. In diesem zweiten Band möchte Mira ihn befreien, auch wenn sie gar nicht weiß, wie sie das schaffen soll.

Ihr Freund, Chas, begleitet sie, obwohl er eigentlich geplant hatte das Land zu verlassen. Zum Glück trifft Mira unterwegs andere Fischerkinder, die sie unterstützen, denn Chas leidet anfangs sehr unter den Folgen einer starken Verletzung. Schließlich gelangt die Gruppe an ihr Ziel, und Mira lernt die dortigen Rebellen kennen, die in einer geheimen Stadt unter der Hauptstadt leben.

Die schwierigste Aufgabe liegt aber noch vor ihr. Wie kann sie ihren Freund Filip aus dem schrecklichen Verlies unter dem Palast retten? Außerdem schwanken Miras Gefühle hin und her. Sie hat sowohl für Chas als auch für den gefangenen Filip Gefühle.

Die kleine Gruppe der Fischerkinder hat mit den Rebellen einiges gemeinsam, aber verfolgen sie wirklich dasselbe Ziel? Mira erkennt, dass Veränderung in ihrem Land nötig ist, und sie will sich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, aber sie ist sich nicht sicher, welche Rolle sie dabei spielen soll. In den Rebellenzusammenkünften bekommt Mira eine erste Ahnung von Demokratie, und es eröffnet ihr eine ganz neue Welt.

Dieser spannende zweite Teil setzt unmittelbar am Ende des ersten Teils an, obwohl genug erklärt wird, sodass die wichtigsten Zusammenhänge in diesem Buch auch ohne Vorkenntnisse klar sind. Mira ist sehr sympathisch, und der Leser verfolgt, wie sie im Laufe des Buchs an den Herausforderungen wächst. Am Anfang ist sie völlig überfordert mit der Pflege von Chas, am Ende plant eine reifere Mira die Befreiung Filips, und sie unternimmt mutig den wichtigsten Teil der Befreiungsaktion.

Der Glaube spielt in diesem Buch eine tragende Rolle. Der Leiter der Fischerkinder, Edmund, ermutigt die Gruppe immer wieder mit Geschichten über biblische Gestalten, die ähnliches erlebt haben. Der Glaube, der für die Fischerkinder so selbstverständlich ist, wird von den meisten Rebellen nur belächelt. Außerdem müssen sich die Fischerkinder mit der Frage auseinandersetzen, inwieweit sie bereit sind Gewalt einzusetzen, um das Land zu befreien.

Fazit: Ein spannendes Buch, das zum Nachdenken anregt. Fragen, die uns bewegen, z.B. die Verfolgung von Christen oder Religionsfreiheit, bekommen eine neue Brisanz, indem Jugendliche in einer zukünftigen Zeit sich mit ähnlichen Themen auseinandersetzen. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 04.10.2018

Wenn wir nicht bekommen, worum wir verzweifelt bitten

Selbst wenn du mich vergisst
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Laura und Martin sind erst ein Jahr verheiratet, als sie einen Anruf bekommt, der ihre Lebensträume zerstört. Dabei hat sie doch nur ganz normale Wünsche und Träume; ein schönes Zuhause, Kinder, und ein ...

Laura und Martin sind erst ein Jahr verheiratet, als sie einen Anruf bekommt, der ihre Lebensträume zerstört. Dabei hat sie doch nur ganz normale Wünsche und Träume; ein schönes Zuhause, Kinder, und ein gesichertes Einkommen, damit sie bei den Kindern zuhause bleiben kann.

Martin leidet seit einiger Zeit an merkwürdigen Symptomen; auffallend ist vor allem eine starke Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Mit diesem Anruf teilt er Laura mit, was sein Doktor festgestellt hat. Martin hat ein Gehirntumor. Froh wenigstens jetzt eine Diagnose zu haben, hoffen beide, dass sie nach einer OP dort weitermachen können, wo sie waren; aber es kommt anders.

Der Eingriff gelingt zwar, aber die Wunde am Kopf verheilt nicht richtig. Völlig unerwartet schwebt Martin auf einmal in Lebensgefahr. Eine Not-OP soll helfen, doch danach sind Teile seines Gehirns beschädigt. Er verlierst sein Kurzzeit-Gedächtnis, und auch seine Sicht ist nun stark eingeschränkt.

Laura und Martin beten jeden Tag verzweifelt um Heilung, und sie glauben auch, dass Gott die Macht dazu hat. Aber es geschieht keine spontane Heilung. Nur winzige Schritte zurück zum selbstständigen Leben sind bei Martin zu sehen. Laura ist nun so damit beschäftigt ihrem Mann zu helfen und finanziell für die kleine Familie zu sorgen, dass ihre Träume alle zerbrochen zu sein scheinen.

Wie gestaltet sich der Alltag mit einem Mann, der dieselbe Frage mehrmals stellt, weil er die Antwort sofort wieder vergisst? Der keine Freude mehr an Büchern und Filmen hat, weil er sich nicht an den Inhalt erinnern kann? Dessen Leben von der regelmäßigen Einnahme seiner Medikamenten abhängt, er sich aber nicht merken kann, wann er sie zuletzt eingenommen hat? Der nur schwer mit Freunden reden kann, da er sich nicht daran erinnert, was sie ihm zuletzt erzählt haben? Und ist es unter diesen Umständen überhaupt zu verantworten Kinder zu haben?

Durch diese Schwierigkeiten lernt Laura viel über Gott und sich selbst. Sie merkt, dass sie viele Mythen über Gott geglaubt hat, z.B., dass er nur nahe ist, wenn es ihr gut geht, oder dass Gott sie bestrafen will, wenn er das Gewünschte nicht gibt. Sie lernt, dass gerade die schweren Zeiten uns näher zu Gott bringen. Eine wichtige Erkenntnis für sie ist auch, dass Gott nicht nur Lebensgeschichten gebraucht, die gut ausgehen. Auch inmitten unserer Kämpfe und Schwierigkeiten können wir andere ermutigen, indem wir unsere persönliche Geschichte erzählen, auch wenn die Geschichte Versagen und Zweifel enthält.

Dieses Buch ist sehr ermutigend und hilfreich, vor allem, wenn man darunter leidet, dass Gebete nicht erhört werden. Sehr offen berichtet Laura von ihren Problemen, ihren Zweifeln und ihrem Versagen. Dabei betont sie immer wieder, dass Gott immer für uns da ist, und dass sein größter Wunsch eine Beziehung mit uns ist. So können Probleme ein Segen sein, wenn sie unsere Beziehung zu Gott vertiefen.

Auch wenn die Erkenntnisse in der zweiten Hälfte des Buchs gut und sehr wichtig und hilfreich sind, wechselt das Buch hier unvermittelt von einem Erlebnisbericht zu einem ermutigenden Sachbuch. In diesem Teil werden mehrere biblische Geschichten betrachtet und ausgelegt. Wer in erster Linie an Lauras Erfahrungen interessiert ist, findet diesen Teil vielleicht etwas zu lang. Schade ist, dass der Leser nur wenig über Martins Sicht der Krankheit erfährt.

Fazit: Eine junge Ehe und ein sehr schweres Schicksal, an der diese Ehe zu zerbrechen droht, lehrt die Autorin fest auf Gott zu vertrauen. Ihr Glaube wird durch die Schwierigkeiten echter und lebendiger, sodass sie schließlich auch das Schwere als Segen Gottes annehmen kann. Ein sehr ermutigendes Buch, vor allem wenn Gott Gebete nicht so erhört, wie wir uns das wünschen würden.