Platzhalter für Profilbild

sveso

Lesejury Star
offline

sveso ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sveso über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.04.2022

Überraschend starke Selbstdarstellung

Avas Geheimnis
0

Bärbel Schäfer berichtet hier von Ava, der Schwester einer guten Freundin, derer sie sich annimmt. Dabei schildert sie Avas Gefühle, schreibt über Einsamkeit, Alleinsein und dessen Unterschiede. Während ...

Bärbel Schäfer berichtet hier von Ava, der Schwester einer guten Freundin, derer sie sich annimmt. Dabei schildert sie Avas Gefühle, schreibt über Einsamkeit, Alleinsein und dessen Unterschiede. Während Ava zwar immer wieder im Buch auftaucht, wirkt es fast so, als sei sie nur der Sprechanlass, damit Bärbel von ihrem Leben als erfolgreiche Frau und Mutter sprechen kann und einen kleinen Ausflug in Avas Gefühlswelt macht. Ava, die kurz vor einer Depression wirkt und für die ein bisschen Aufmunterung und Gesellschaft eigentlich nicht ausreichen kann.

Während ich eine Erzählung oder einen Roman erwartet habe, handelt es sich viel mehr um ein autobiographisches Werk, in das einige Fakten und zeitlich aktuelle Bezüge zu Corona und die Einsamkeit, die viele Menschen besonders in dieser Zeit spüren, hergestellt werden. Vielmehr handelt es sich jedoch meiner Wahrnehmung nach um eine Selbstdarstellung der Autorin.

Durch den flüssigen Schreibstil war das Buch ganz gut zu lesen, viel mitnehmen konnte ich jetzt jedoch nicht.

Veröffentlicht am 24.04.2022

Rückkehr nach Bagdad

Der Erinnerungsfälscher
0

Said Al-Wahid ist gerade auf dem Heimweg nach Berlin zu seiner Frau und seinem Sohn, als ihn sein Bruder Hakim kontatkiert. Ihre Mutter liegt in Bagdad im Krankenhaus und hat vermutlich nicht ...

Said Al-Wahid ist gerade auf dem Heimweg nach Berlin zu seiner Frau und seinem Sohn, als ihn sein Bruder Hakim kontatkiert. Ihre Mutter liegt in Bagdad im Krankenhaus und hat vermutlich nicht mehr lange zu leben. Um sie noch ein letztes Mal sehen und sich von ihr verabschieden zu können, macht sich Said Al-Wahid auf direktem Weg zurück nach Bagdad - von wo er einst auf verschiedenen Umwegen seine Flucht nach Deutschland antritt.
Auf seiner Reise zurück in den Irak und in Erwartung an das Wiedersehen mit seinem Bruder und seiner Mutter holen ihn Erinnerungen aus seiner Kindheit, seiner Jugend und seinen ersten Jahren in Deutschland ein. Allerdings weiß er nicht mehr genau, welche Erinnerungen real und welche fiktiv sind. Die Leser*innen erfahren dies ebenso wenig, aber bekommen einen Einblick in Said Al-Wahids Vergangenheit, seine Wahrnehmung und seinen Blick auf die Welt.
Erzählerisch war ich nicht allzu begeistert, da mich Abbas Khider irgendwie nicht vollständig erreichen konnte. Vieles blieb für mich sehr oberflächlich, hat mich nicht berührt und ist nahezu an mir vorbeigezogen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.03.2022

Sehr politträchtig

Unser kostbares Leben
0

"Unser kostbares Leben" spielt in der Kindheit und Jugend dreier Mädchen in den 70ern und 80ern in Mainheim, die deutlich von Politik, gesellschaftlichen Missständen und Umweltproblematiken gerpägt wurden. ...

"Unser kostbares Leben" spielt in der Kindheit und Jugend dreier Mädchen in den 70ern und 80ern in Mainheim, die deutlich von Politik, gesellschaftlichen Missständen und Umweltproblematiken gerpägt wurden. Ausgangspunkt des Buches ist das Schwimmbad-Unglück des vietnamesischen Klassenkameraden Guys zum Beginn der Schwimmbadsaison. Das ist auch der Tag, an dem Claire, ein vietnamesisches Waisenkind, in das Kinderheim kommt und dort verheerende Erfahrungen machen muss.

Die drei weiblichen Hauptfiguren sind Minka, Caro und Claire, die im Roman auf dem Weg des Erwachsenwerdens und der politischen Verstrickungen ihrer Väter begleitet werden. Während Minka die Tochter des Bürgermeisters und SPD-Anhängers ist, wurde Caro sehr christlich geprägt. Ihrem Vater gehört die Schokoladenfabrik und er wählt CDU.

Die familiären Unterschiede werden gerade in der Beziehung zwischen Minka und Caro bzw. in ihren Ansichten übereinander und dem Umgang miteinander deutlich. Beide sind vor allem durch Politik geprägt, was mich in ihrem Alter von zehn Jahren in der Intensität schon erstaunt hat.

Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven, wodurch eigentlich eine Bindung und schwarfe Konturen der Figuren gezeichent werden. Diese Wirkung setzte bei mir allerdings nicht ein, denn bis zum Schluss hatte ich keine konkrete Vorstellung und eine große Distanz gerade zu den drei Mädchen. Katharina Fuchs hat die Entwicklungen an reale politische und gesellschaftliche Ereignisse gebunden und einen tiefen Einblick in die damalige Bundes- und Kommunalpolitik gewährt. Jedoch waren mir gerade diese Fäden zu ausführlich, zu detailliert und im Gesamten - bezogen auf den Romanumfang und die Figurenhandlung und -entwicklung - zu ausschweifend und kleinschrittig geschildert. Ich habe bisher noch kein Buch von Katharina Fuchs gelesen, aber kann mir vorstellen, dass hier Leser*innen auf die Kosten kommen, die gern ausführliche Fakten der damaligen Zeit lesen und weniger Wert auf Nähe und emotionale Verbindung zu Figuren legen.

Veröffentlicht am 11.12.2021

Ich konnte nicht viel mitnehmen

Berauscht vom Leben
0

Jardine LibaireundAmanda Eyre Ward erzählen in "Berauscht vom Leben", wie sie von ihrer Alkoholsucht losgekommen sind und wie sie Ihr Leben seitdem mit Freude, Fülle und Positivität gestalten. Zu Beginn ...

Jardine LibaireundAmanda Eyre Ward erzählen in "Berauscht vom Leben", wie sie von ihrer Alkoholsucht losgekommen sind und wie sie Ihr Leben seitdem mit Freude, Fülle und Positivität gestalten. Zu Beginn gefiel mir die ehrliche und unterhaltsame Art des Erzählens. Gern habe ich die sehr persönlichen Geschichten, Anekdoten und Einblicke gelesen. Allerdings verlief sich dieser Eindruck spätestens nach der Hälfte des Buches. Es kam nichts Neues mehr, die Tipps und Ratschläge, die die beiden Autorinnen aufführen, kann ich persönlich für meinen Alltag nicht mitnehmen. Ich kann mir vorstellen, dass Menschen, die selbst eine (Alkohol)Sucht überwunden haben, hier viel Mut, Verständnis, lebensbejahende Einstellungen und die Bestätigung des sich-immer-wieder-gegen-Alkohol-entscheiden-Müssens finden und etwas aus der Lektüre mitnehmen können. Ich konnte dies leider nicht und der erste erfrischende, unterhaltsame Eindruck hat recht schnell seinen Reiz und seine Anziehung für mich verloren.

Veröffentlicht am 05.12.2021

Leider recht vorhersehbar

Abgetrennt
0

Nach einer halbjährigen Auszeit kehrt Paul Herzfeld zurück in die Kieler Rechtsmedizin und wird kurz darauf gebeten, an einer Begehung eines privaten Lehrinstituts teilzunehmen. Dieses wird der ...

Nach einer halbjährigen Auszeit kehrt Paul Herzfeld zurück in die Kieler Rechtsmedizin und wird kurz darauf gebeten, an einer Begehung eines privaten Lehrinstituts teilzunehmen. Dieses wird der illegalen Leichenteilbeschaffung beschuldigt, um angehende Medizinstudierende fachlich auf das kommende Studium vorzubereiten. Tatsächlich erkennt Herzfeld einen der dort sichergestellten Arme aufgrund eines auffälligen Tattoos und einer Narbe wieder. Hängt etwa jemand aus der Rechtsmedizin mit dem Institut zusammen?

Neben diesen Fragen und selbst initiierten Nachforschungen beschäftigt Herzfeld noch immer die Frage, was mit dem ehemaligen Institutsleiter und Serienmörder Schneider passiert ist, der sich an ihm rächen wollte. Ist er tatsächlich gestorben, auch wenn seine Leiche noch nicht gefunden wurde?

Wie von Michael Tsokos nicht anders gewöhnt, ist der Schreibstil sehr flüssig und locker, die Kapitel sind kurz und entsprechend schnell gelesen. Außerdem überzeugt er durch seine einschlägigen Fachkenntnisse aus dem Obduktionssaal, was die geschilderten Leichenbeschauungen wesentlich interessanter gestaltet. Was die Erzähltechnik angeht, überzeugten mich die vorherigen Teile der Reihe allerdings mehr. Denn "Abgetrennt" beinhaltete keine überraschenden Wendungen oder Momente und endete in einem sehr vorhersehbaren Finale.

Da es das Ende der Herzfeld-Trilogie bildet und ich den Rechtsmediziner und seine nachdrückliche Art sehr mag, habe ich ihn auch gern bei diesem Fall begleitet.