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Veröffentlicht am 13.12.2018

Sieben Dämonen

Fuck you very much
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Er, Jack Price, ist eigentlich nichts als ein ehrenhafter Drogenhändler, etwas schlauer als die anderen, aber mehr eben auch nicht. Als eine alte Dame, die in seiner Nachbarschaft wohnt, ermordet wird, ...

Er, Jack Price, ist eigentlich nichts als ein ehrenhafter Drogenhändler, etwas schlauer als die anderen, aber mehr eben auch nicht. Als eine alte Dame, die in seiner Nachbarschaft wohnt, ermordet wird, löst das eine gewisse Unruhe aus. Jack Price fängt an sich zu fragen, wer einen Grund gehabt hätte, eine zwar nicht unbedingt nette aber doch harmlose alte Frau zu beseitigen. Da ihm keine geeignete Antwort einfällt, kommt er auf die Idee, der Mord könnte etwas mit ihm selbst zu tun haben. Will etwa jemand in sein Revier eindringen? Price beginnt nachzubohren und zieht damit erst recht die Aufmerksamkeit derer auf sich, die er garnicht kennenlernen möchte.

Jack Price ist schon eine rechte Kodderschnauze. Er meint, er ist der Beste, als Drogenhändler jedenfalls. Als er jedoch auf einmal eine Gruppe von Auftragskillern an den Hacken hat, die ihm nach dem Leben trachten (eigentlich hätte er diese Mörder, die sich die „seven Demons“ nennen, lieber selbst engagiert, um die vermeintliche Konkurrenz aus dem Weg zu räumen), läuft Price zu Hochform auf. Schließlich ist einem das eigene Leben doch am meisten wert und so fällt ein menschliches Hindernis nach dem anderen den Umtrieben von Jack Price zum Opfer. Da müssen sich die Dämonen mal warm anziehen.

An so einen Helden muss man sich erstmal gewöhnen. Das freche Mundwerk des Jack Price bringt der Sprecher dieses Hörbuchs, Carsten Wilhelm, sehr gut rüber. Man kann sich beinahe vorstellen, wie Price an einer Wand lehnt und von seinen Abenteuern erzählt. Wie er einen nach dem anderen übers Ohr hat und seine Situation langsam doch sehr prekär wird. Nach und nach fragt man sich, wie Jack Price seinen Häschern noch entkommen will. Belustigt hört wie er einen Haken nach dem nächsten schlägt und nach mehr als einer eigentlich ausweglosen Lage doch irgendwie noch auf seinen Füßen steht.

Aberwitzig und skurril mutet dieser Krimi an, in dem schon mal einer durch einen abgetrennten Kopf sein Leben verlieren kann. Das muss man eben abkönnen, wenn man sich von Jacks Frechheit unterhalten lassen will.

Veröffentlicht am 08.12.2018

Deal or no Deal

Blutacker
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Nach seinem letzten Fall ist der Anwalt Nicolas Meller richtig auf die Füße gefallen. Er hat Büroräume in einer guten Lage gemietet, eine Büroleiterin und eine Anwältin angestellt. Mit seiner Freundin ...

Nach seinem letzten Fall ist der Anwalt Nicolas Meller richtig auf die Füße gefallen. Er hat Büroräume in einer guten Lage gemietet, eine Büroleiterin und eine Anwältin angestellt. Mit seiner Freundin Nina ist er zusammengezogen. Auch für neue Mandanten ist er offen. Überrascht ist er allerdings als er von einem Adeligen darum gebeten wird, einen Bekannten in Moskau aus der Haft zu holen. Eine weitere allerdings unangenehme Überraschung gibt es, ein Paketbote wurde umgebracht, der Meller ein Päckchen zustellen sollte. Ein Päckchen, das Meller nicht angekündigt wurde und zu dem er somit auch keine Auskunft geben kann.

In seinem zweiten Auftritt ist Nicolas Meller dabei, sich zu finden. Er steht ein wenig vor der Entscheidung, ob er sich den Reichen und den Schönen zuwenden soll oder ob er eher bei seinen Wurzeln bleiben soll oder auch irgendwo dazwischen. Obwohl der seine neue Stellung genießt, merkt er bald, dass er sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen kann. Seine Position ist keinesfalls gesichert und so kann es schnell mal heißen, wie gewonnen, so zerronnen. Umso verlockender ist daher das Angebot eines ortsansässigen Baulöwen, dessen anwaltliche Vertretung zu übernehmen. Doch was hat dann die Sache mit dem in Moskau Einsitzenden zu tun, der den Beteiligten bekannt ist.

Auch wenn in diesem Fall etliche Menschen bedauerlicherweise ihr Leben lassen müssen, so wird Nicolas Meller nicht in einen reinen Mordfall verwickelt. Die Todesfälle sind eher eine Nebensache. Worin Meller wirklich hineingerät, sind Machenschaften, die die Bauwirtschaft in etlichen Bereichen bestimmen. So manches Mal kommt man auf die Idee, das könnte auch hier in der Zeitung gestanden haben. Und man fragt sich, wie Meller aus diesem Sumpf wieder herauskommen will. Doch wie seine Freundin Nina bemerkt, ist er ein guter Anwalt mit einem guten Gespür, mit dem er nicht nur seinen Mandanten auf die Sprünge hilft, sondern manchmal auch sich selbst. Am Ende ist realistischerweise nicht alles so wie gewünscht, aber eine Entwicklung in eine gute Richtung hat die Anwaltskanzlei Meller genommen.

Ein packender zweiter Auftritt von Nicolas Meller, der am Ende insbesondere im Umfeld lockere Fäden aufweist, von denen man wissen möchte, wie sie sich neu verknüpfen lassen.

Veröffentlicht am 04.12.2018

Dog House

Die Plotter
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Wenn der Killer sich nicht an die Anweisungen hält, ist er tot. Als Raeseng dem alten Mann und seinem Hund eine gewisse Gnade erweist, muss er also fürchten, selbst zum Abschuss freigegeben zu werden. ...

Wenn der Killer sich nicht an die Anweisungen hält, ist er tot. Als Raeseng dem alten Mann und seinem Hund eine gewisse Gnade erweist, muss er also fürchten, selbst zum Abschuss freigegeben zu werden. Doch zunächst sind einige andere dran. In der sich ändernden Lage in Korea besteht tatsächlich die Gefahr, dass die Macht der Plotter vergeht, zu denen auch Raesengs Ziehvater Old Raccoon gehört. Wird Raeseng der Gefahr trotzen können? Mühsam ist jedenfalls sein Weg und ungewiss ist, ob er am Ende noch Herr über die Waffe in seiner Hand sein wird.

Mit Raeseng, dem Auftragskiller, begegnet man hier einem Helden der anderen Art. Und dieser bewegt sich in einer ganz anderen Welt. Hier sind Auftragsmorde an der Tagesordnung. Wer im politischen System aneckt oder auch sonst eine unliebsame Person ist, wird schnell mal vom Leben in den Tod befördert. Verwandten bleibt dabei das Rätsel, was mit ihren Lieben wirklich geschehen ist. Über Jahre und Jahrzehnte lief dieses System in ruhigen Bahnen. Allerdings ist den Killern keine hohe Lebenserwartung beschieden. Den Tod seines Freundes und Mentors Chu hat Raeseng nicht verwunden. Er will dessen Tod rächen. Dass er dabei zwischen die Fronten verschiedener Gangs geraten könnte, ficht ihn nicht an.

Aus europäischer Sicht sind asiatische Länder doch eher unbekannt, wobei man über Korea und die dort herrschenden Zustände möglicherweise noch weniger weiß. So ist es dann auch wie ein Eintauchen in fremde Gewässer, wenn man beginnt diesen Roman zu lesen. In seiner eigenen Naivität mag man zunächst nicht glauben, dass der freundliche alte Man wirklich sein Leben lassen muss, nur um seine Meinung zumindest in gewissem Umfang zu revidieren, wenn man erfährt, wer der alte Mann in jüngeren Jahren war. Gibt es eine Gerechtigkeit? Kann es gerechtfertigt sein, aufzuräumen? Doch auch dieser Krieg zwischen den verschiedenen Organisationen des Tötens, sind es die Aufrechten, die ihn anzetteln? Auch wenn man mit europäisch gepoltem Verständnis nicht alles nachvollziehen kann, wird man doch in den Bann dieses skurril verdrehten Thrillers gezogen.

Veröffentlicht am 29.11.2018

Emma rennt

In den besten Kreisen
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Seit er vor etwa einem Jahr in einen Kriminalfall verwickelt war, will der ehemalige Journalist Harry Svensson eigentlich nichts als seine Ruhe haben und seine Teilhaberschaft an einem Restaurant lieber ...

Seit er vor etwa einem Jahr in einen Kriminalfall verwickelt war, will der ehemalige Journalist Harry Svensson eigentlich nichts als seine Ruhe haben und seine Teilhaberschaft an einem Restaurant lieber an den Gästetischen genießen. Eines Nachts jedoch hämmert ein kleines Mädchen an seine Tür, dass offensichtlich sehr verstört ist. Die Kleine versteckt sich unter dem Bett. Harry steht noch in der Nähe eines offenen Fensters, da bemerkt er wie zwei zwielichtige Gestalten um sein Haus schleichen. Selbstverständlich versteckt er seinen Gast und auch sich selbst. Schon am nächsten Tag bringt er das Kind zu seinem Freund Arne, wo er sie in Sicherheit hofft. Harry selbst dagegen kehrt heim, um herauszufinden weshalb das kleine Mädchen, das nicht redet, solche Angst hat.

Einmal Journalist, immer Journalist. In diesem Fall kann und will Harry es nicht lassen. Er muss einfach herausfinden, wieso die Kleine so verstört ist. Er kennt sie aus dem letzten Sommer. Hier und dort beginnt Harry nachzubohren. Viele Ansatzpunkte hat er dabei nicht, eigentlich hauptsächlich nur die zwei Gestalten, die er schemenhaft gesehen hat und deren Auto, einen großen SUV. Und gerade hier spielt ihm Kommissar Zufall in die Hände, denn an mehreren Stellen wird der Wagen gesichtet. Und so bekommt Harry eine Spur zu den Reichen und Schönen, die aus Stockholm heraus im Sommer an der Küste einfallen.

Auch in seinem zweiten Auftritt gewähren die Nachforschungen Harry Svenssons wieder einen Einblick hinter die Kulissen der malerischen schwedischen Küstenregion und ihrer Bewohner. Wie in jeder anderen Gegend auch, gibt es die treusorgenden Familienväter, aber auch richtige Schurken. Harrys Griff in ein Wespennest zeigt, dass gerade Letztere manchmal nicht fern sind und eine vermeintliche Idylle sehr trügerisch sein kann. Wie sich die Schlechtigkeit durch alle Gesellschaftsschichten frisst, ist sehr eindringlich geschildert. Wie viel Misstrauen gegenüber den vermeintlich integren Unternehmern ist angebracht, wie viel Vertrauen gerechtfertigt? Haben sie etwa alle Dreck am Stecken? Oder gibt es auch die Ordentlichen, die sich an die Regeln halten? Nun, nach der Lektüre dieses spannenden Romans wird wieder einiges an Misstrauen gesät sein.

Packende Unterhaltung mit einem investigativen Journalisten der besonderen Art.

Veröffentlicht am 22.11.2018

Schöne Susanna

Der Hexenjäger
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Susanna ist todtraurig. Ihre geliebte Mutter ist verstorben und die Umstände ihres Todes sind nicht ganz klar. Ist sie als Schlafwandlerin vom Dach gestürzt oder hat sie sich in ihrer Melancholie selbst ...

Susanna ist todtraurig. Ihre geliebte Mutter ist verstorben und die Umstände ihres Todes sind nicht ganz klar. Ist sie als Schlafwandlerin vom Dach gestürzt oder hat sie sich in ihrer Melancholie selbst gerichtet. Im Jahr 1484 würde letzteres dazu führen, dass die gute Margarethe kein christliches Begräbnis bekäme. Der Prior des anliegenden Klosters Bruder Heinrich, der ein Kindheitsgefährte der Mutter war, überzeugt sich, dass ein Begräbnis gerechtfertigt ist. Doch bald schon bekommt er Zweifel, kann Margarethe nicht doch dem Hexenwahn verfallen gewesen sein. Und wenn es der Mutter so ging, wie kann es dann der Tochter anders gehen.

Heinrich Kramer, der später als Verfasser des Hexenhammers in die Geschichte eingeht, zeigt sich hier als in seiner Jugend verschmähter rachsüchtiger Priester, der mit seinem Amt und seinen Gelüsten hadert und dafür die Schuld bei den Frauen sucht. Nachdem er die verstorbene Margarethe nicht mehr erreichen kann, wird deren Tochter Susanna zum Objekt seiner Missgunst, seiner unterdrückten Wollust, seinen schmierigen Gedanken. Die Situation der hübschen Susanna ist keine besonders komfortable. Ihr Bruder soll sich eine Frau nehmen und dann ist für sie kein Platz mehr im Elternhaus. Doch soll sie deshalb irgendwen ehelichen, den ihr Vater bestimmt, der ihr selbst aber zuwider ist? Mit den zunehmenden Ekel auslösenden Avancen des Priesters wird es auch nicht besser.

Mit seinem Hexenhammer wollte der Heinrich Kramer eine erste Welle der Hexenverfolgungen auslösen. Doch erst nach seinem Tod kam es zu einer Vielzahl von grausamen Hexenjagden. Dennoch wird mit diesem Buch die Perfidität eindringlich beschrieben, mit der die Inquisitoren gegen die vermeintlichen Hexen vorgingen, wie unschuldigen Frauen das Wort im Mund herumgedreht wurde, wie sie unter Folter zu Geständnissen gezwungen wurden oder unmögliche Prüfungen bestehen sollten. In heutiger Zeit beinahe unvorstellbar mit welcher Gemeinheit und Grausamkeit gegen Schwächere vorgegangen wurde. Aber leider nur beinahe, denn auch heute noch ist die Phantasie mancher Verbrecher grenzenlos, wenn es darum geht andere zu schädigen und zu verunglimpfen. Zwar ist die Geschichte der schönen Susanna nur eine Geschichte, doch sie kann geeignet sein, die Überzeugung zu wecken oder zu stärken, dass Offenheit und Toleranz doch die bessere Lebensgrundlage bietet.