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Veröffentlicht am 20.02.2019

bindungsunfähig

Die zehn Lieben des Nishino
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Aus der Sicht von zehn sehr verschiedenen Frauen lernen wir das Leben und Lieben von Yukihiko Nishino kennen. Nishino liebte alle Frauen und alle liebten ihn, doch eine wirkliche Nähe kam nie zustande. ...

Aus der Sicht von zehn sehr verschiedenen Frauen lernen wir das Leben und Lieben von Yukihiko Nishino kennen. Nishino liebte alle Frauen und alle liebten ihn, doch eine wirkliche Nähe kam nie zustande. Diese zehn Frauen sind auch nur eine Auswahl seiner Liebschaften, die er unabhängig vom Alter, von der Stellung in der Gesellschaft und auch nicht vom Familienstand abhängig machte. Er traf sich mit deutlich jüngeren und deutlich älteren Frauen und bei allen hat er etwas besonderes ausgelöst. Häufig hatte er mehrere Geliebte nebeneinander und selbst das nahm ihm kaum eine übel. Er verstand die Bedürfnisse der Frauen und hatte selbst Angst, sich dauerhaft zu binden. An einem Tag wollte er sie heiraten, am nächsten sich von ihnen trennen. Die endgültige Trennung geschah fast immer schleichend und von den Frauen ausgehend.
Sehr einfühlsam wird über das Leben und die Liebe geschrieben, über Bindungsängste, Gefühle und erotischen Abenteuern. Die Episoden sind nicht chronologisch, manchmal überlappen sich Geschichten. Der Sprachstil ist außergewöhnlich gut und dennoch leicht lesbar.

Veröffentlicht am 20.02.2019

der junge Mann und das Meer

Die Mauer
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Ganz Großbritannien ist von einer hohen Mauer umgeben, teils zum Schutz gegen Hochwasser zum größten Teil als Schutz vor den Anderen, Menschen, die versuchen, unbefugt in das Land zu gelangen. Jeder junge ...

Ganz Großbritannien ist von einer hohen Mauer umgeben, teils zum Schutz gegen Hochwasser zum größten Teil als Schutz vor den Anderen, Menschen, die versuchen, unbefugt in das Land zu gelangen. Jeder junge Mensch hat einen zweijährigen Dienst auf der Mauer zu absolvieren. Joseph Kavanaghs erster Tag wird sehr eindringlich beschrieben, die immerwährende Kälte, die Langeweile aber auch die permanente Aufmerksamkeit dem Meer gegenüber. Denn wenn es ein Anderer über die Mauer schafft wird der Verteidiger auf dem Meer ausgesetzt. Verantwortlich für die Mauer ist die Elterngeneration der jetzigen Verteidiger, sie haben dem Klimawandel nicht entgegen gesetzt und sich den Flüchtigen gegenüber verschanzt was nun zur Folge hat, dass der Bevölkerung Kinder fehlen. Um der Mauer zu entkommen hilft es, sich zu paaren. Die junge Hifa und er werden ein Paar, doch bevor sie die entsprechenden Privilegien bekommen kommt es zu einer Attacke auf die Mauer. Ihr Leben ändert sich abrupt.
Klimawandel, Flüchtlingsströme, der Brexit und die Mauer in den Köpfen der Menschen werden hier sehr eindringlich geschildert. Auch, wenn auf den ersten Seiten der futuristischen Geschichte nur das Leben auf der Mauer geschildert wird, spürt man die Kälte und Verlassenheit. Sehr eindrucksvoll.

Veröffentlicht am 08.06.2025

verlassene Wohnwagensiedlung

Die Nacht (Art Mayer-Serie 3)
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Dies ist nun der dritte Teil der Art Mayer Serie und es ist gut, die Vorgängerromane zu kennen. Die Rahmenhandlung baut aufeinander auf. Der Ermittler Art Mayer wohnt im gleichen Haus wie die achtjährige ...

Dies ist nun der dritte Teil der Art Mayer Serie und es ist gut, die Vorgängerromane zu kennen. Die Rahmenhandlung baut aufeinander auf. Der Ermittler Art Mayer wohnt im gleichen Haus wie die achtjährige Milla, deren Mutter Dana vor einiger Zeit spurlos verschwand. Millas Oma wird zunehmend dement und Milla versucht alles, damit es keiner merkt. In der Schule wird sie gemoppt und beobachtet, die Kampftechniken, die sie von Art gelernt hat, bringen ihr noch zusätzlich Probleme in der Schule ein. Art sucht intensiv nach Dana, bis er einen Tipp zu einer verlassenen Wohnwagensiedung erhält und dort einen angesehenen, gegen die rechte Szene ermittelnden Richter ermordet auffindet. Bei seinen inzwischen nur noch privaten Ermittlungen hat er Unterstützung von Nele Tschaikowski, die gerade in Elternzeit ist. Sie finden heraus, das Dana und der Ermordete sich in Jugendjahren kannten und dass in dieser Siedlung vor 15 Jahren Danas Halbbruder spurlos verschwand.
Einiges an diesem Fall wird arg konstruiert, die Handlungen mancher Personen wenig nachvollziehbar und unrealistisch, dennoch ist ein Thriller, den man kaum aus der Hand legen kann. Der Schreibstil und die Spannung sind äußerst gelungen und man will wissen, wie es mit Art und der kleinen Milla weitergeht.

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Veröffentlicht am 24.05.2025

das kurze, intensive Leben der Anita Berber

Der ewige Tanz
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Im Jahr 1928 liegt Anita Berber in einem Berliner Krankenhaus, Schwindsucht nannte man damals die Krankheit Tuberkulose, die für viele tödlich endete. Auch die 29-jährige Anita weiß, das es zu Ende geht. ...

Im Jahr 1928 liegt Anita Berber in einem Berliner Krankenhaus, Schwindsucht nannte man damals die Krankheit Tuberkulose, die für viele tödlich endete. Auch die 29-jährige Anita weiß, das es zu Ende geht. Sie hatte ein aufregendes, außergewöhnliches Leben. Sie wuchs bei ihrer Oma Lu auf, ihre Mutter hatte als Sängerin weder Zeit noch Interesse an ihr, ihr Vater, ein berühmter Violinist, verließ die Familie und ignorierte auch Anita. Ihr größter Wunsch war Tänzerin zu werden, und sie wurde es. Sie fiel auf durch fast nackte Tänze und einen sehr maskulinen Kleidungsstil. Auch im Stummfilm hatte sie Rollen, sie traf internationale und nationale Größen aus Film und Kunst. Sie war bisexuell und suchte ihr Leben lang nach Liebe und Anerkennung. Sie traf die falschen Männer und verfiel dem Alkohol, Heroin und Morphium und da immer Geld fehlte gab es auch immer wieder Skandale um die herum.
In dieser Biografie wird nicht nur das kurze, intensive Leben der Anita Berber erzählt, auch die Zeit der 20er Jahre in Berlin und Wien mit ihren Künstlern und politischen Veränderungen werden wie ein Sittengemälde thematisiert.

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Veröffentlicht am 18.03.2025

das Leben der Exilanten

Heimweh im Paradies
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Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen hat sich Thomas Mann bereits entschlossen in die Schweiz zu übersiedeln. 1938 folgte er dem Ruf zu einer Professur nach Princeton in die USA. Nach einiger ...

Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen hat sich Thomas Mann bereits entschlossen in die Schweiz zu übersiedeln. 1938 folgte er dem Ruf zu einer Professur nach Princeton in die USA. Nach einiger Zeit an der Ostküste wohnte er mit seiner Frau und den Kindern in Los Angelos. Dort traf sich eine große Gruppe deutschsprachiger Exilanten und bildeten eine verschworene Gemeinschaft. Die amerikanische Lebensweise behagte den Künstlern wie Adorno, Feuchtwanger, Brecht oder Schönberg nicht, mit der Leichtigkeit bzw. Oberflächlichkeit konnten sie nichts anfangen. Man traf sich und tauschte sich über die künstlerischen Arbeiten aus. Auch Thomas Mann war dort produktiv und schrieb an mehreren Büchern wie auch an aufrüttelnden Reden für das deutsche Volk. Ein besonderes Treffen mit dem amerikanischen Präsidenten Theodor Roosevelt wird geschildert, der ein Verehrer Manns war. Mit dem Eintritt der USA in den Krieg gegen Deutschland waren sie Ressentiment ausgeliefert. Thomas Mann nutzte seinen Einfluss um aufzuzeigen, dass diese Gruppe Deutschland bewusst verlassen hatte, das sie vor Hitler geflüchtet sind und gegen den Nationalsozialismus ankämpften.
Die Handlung ist mehr ein Sachbuch denn ein Roman und gänzlich ohne Vorkenntnisse über die Werke und Familienverhältnisse Thomas Manns nur schwer zu verstehen. Auch so werden viele Personen, die sich zur selber Zeit in Kalifornien aufhielten kurz beschreiben. Ein Hauptaugenmerk wird auf die politischen Verhältnisse gelegt und den Einfluss dieser Zeit auf die Exilanten, die ihrer Heimat beraubt wurden. Kein einfacher Lesestoff, aber mit vielen interessanten Anmerkungen versehen.

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