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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2025

Über Jahrzehnte getrennt

Die Tage nach dem Pflaumenregen
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Suchi und Haiwen lernen sich als Kinder in den 1930er Jahren kennen, da ihre Familien nebeneinander wohnen. Während Suchis Familie traditionell geprägt ist, ist Haiwens Familie wohlhabend und eher westlich ...

Suchi und Haiwen lernen sich als Kinder in den 1930er Jahren kennen, da ihre Familien nebeneinander wohnen. Während Suchis Familie traditionell geprägt ist, ist Haiwens Familie wohlhabend und eher westlich geprägt. Dennoch verbringen die beiden Kinder viel Zeit miteinander und verlieben sich als Teenager ineinander; sie sprechen über das Heiraten. Doch dann wird durch den Krieg alles und ihre Wege trennen sich. Suchi und Haiwen schlagen komplett unterschiedliche Leben in verschiedenen Ländern ein und treffen sich sechzige Jahre später zufällig in Los Angeles wieder. Doch können sie nach all den Jahren getrennt voneinander wieder zueinander finden?

"Die Tage nach dem Pflaumenregen" erzählen die Lebensgeschichten von Suchi und Haiwen aus verschiedenen Perspektiven und auf den unterschiedlichen Zeitebenen ihres Lebens. Dabei erzählt Karissa Chen nicht chronologisch, sondern springt zwischen Kindheit, Jugend, Erwachsenenjahre und der Gegenwart hin und her.
Suchi und Haiwen sind Figuren, die sich im Laufe der Zeit immer mehr entfalten und über die die Leser*innen mehr erfahren. Dabei werden ihre unterschiedlichen Lebensverläufe und der Umgang damit deutlich.
Was mir neben der Liebesgeschichte der beiden gefallen hat, waren all die Informationen über den Krieg, da ich darüber bisher quasi nichts wusste. Das war auch ein großer Grund dafür, dass ich das Buch gelesen habe. Denn für mein Empfinden gab es viele Längen, ich bin manchmal in Gedanken abgeschweift. Doch grundsätzlich fand ich den Plot, die Figuren und ihre Geschichte innerhalb und nach den Kriegszeiten sehr interessant.

Veröffentlicht am 30.04.2025

Ekstase historisch eingeordnet

Berauscht der Sinne beraubt
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Racha Kirakosian kommt aus der Mediävistik und beschäftigt sich in diesem Buch mit den verschiedenen Formen der Ekstase. Dabei spielen vor allem die historischen Entwicklungen und Prägungen eine große ...

Racha Kirakosian kommt aus der Mediävistik und beschäftigt sich in diesem Buch mit den verschiedenen Formen der Ekstase. Dabei spielen vor allem die historischen Entwicklungen und Prägungen eine große Rolle. Die Assoziationen zu Ekstase können vielfältig sein, beispielsweise: Drogen, Sex, Transzendenz oder Kontrollverlust. Ganz heruntergebrochen bezeichnet Ekstase einen bewusstseinserweiterten und meist glückserzeugenden Zustand.

Racha Kirakosian geht bei ihrer Untersuchung unter anderem auf die Antike ein, in der Träumen, Prophezeiungen und Orakeln eine bedeutende Rolle zugeschrieben wurden - beispielsweise im Gegensatz zur Aufklärung, in der irrationale Aspekte als primitiv galten. Generell lässt sich sagen, dass das Buch weniger ein informatives Sachbuch ist, sondern vielmehr eine wissenschaftliche Abhandlung. Das bedeutet, der Stil ist sehr nüchtern, die Sätze sind kurz, aber inhaltlich sind sie anspruchsvoll und komplex. Durch den wissenschaftlichen Stil bin ich manchmal mit den Gedanken abgeschweift und habe nach längeren Passagen teilweise vergessen, was ich zuvor gelesen habe.
Es ist also weniger ein Buch für Lesestunden zwischendurch, sondern eher geeignet für eine intensive Auseinandersetzung, würde ich sagen.

Veröffentlicht am 14.02.2025

Zwischenmenschliche Spannung, aber es passiert nicht viel

Drei Wochen im August
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Elena möchte die Ferien mit ihrem sechsjährigen Sohn und ihrer dreizehnjährigen Tochter in einem abgelegenen Ferienhaus an der Atlantikküste Frankreichs verbringen. Das Haus gehört der Partnerin ihrer ...

Elena möchte die Ferien mit ihrem sechsjährigen Sohn und ihrer dreizehnjährigen Tochter in einem abgelegenen Ferienhaus an der Atlantikküste Frankreichs verbringen. Das Haus gehört der Partnerin ihrer Arbeitsgeberin, weshalb es ein unschlagbares Angebot ist. Elenas Mann muss wegen der Arbeit zuhause bleiben. Daher fragt sie Eve, das Kindermädchen, ob sie mitkommen mag. Eigentlich sind ihre Kinder zu alt für ein Kindermädchen, doch vor allem ihr Sohn hängt an Eve. Damit ihre Tochter sich nicht langweilt, darf sie ebenfalls eine Freundin mitnehmen.

Erzählt wird wechselnd aus Eves und Elenas Perspektive. Während Eve für Elena eine Art Freundin und gute Gesellschaft ist, sieht Eve Elena ganz klar als ihre Arbeitgeberin, hält sie auf Distanz und lässt sich die Wochen in Frankreich gut bezahlen.
Nina Bußmann schreibt nüchtern, schnörkellos und schafft von Beginn an eine bedrohliche Grundstimmung, die untergründig spürbar ist. Die Waldbrände und der verschrobene Hauswart verstärken diesen Eindruck.
Im Grunde passiert auf der Handlungsebene kaum etwas. Die Gruppe ist in dem Haus, verbringt Nachmittage am Strand und irgendwie leben alle aneinander vorbei. Die einzelnen Situationen werden von Elena und Eve so unterschiedlich geschildert und bewertet, dass ich gar nicht wusste, was sich tatsächlich abgespielt hat. Die Dynamik der Figuren ist in jeder Hinsicht konkurrierend - gerade Eve und Elena buhlen nur so um die Aufmerksamkeit und die Wertschätzung der Kinder.

Dadurch, dass kaum etwas passiert, aber durchgehend eine zwischenmenschliche Spannung herrscht und sich die Tage in Frankreich sowie die Lesepassage ziehen, baute sich keine Spannung im Leseprozess auf.
Ein Buch, das beklemmend ist und mich irgendwie ratlos zurücklässt. Ich hatte, ausgehend vom Klappentext und der Leseprobe ein spannungsgeladenes Kammerspiel erwartet, das sich so nicht erfüllt hat.

Veröffentlicht am 28.12.2024

Gefiel mir zum Ende hin besser

Immortal Longings
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In der Hauptstadt des Königreichs von Talin, in San-Er, finden im Palast einmal im Jahr tödliche Spiele statt. Tausende begeben sich dorthin und diejenigen, die sicher in der magischen Fähigkeit sind, ...

In der Hauptstadt des Königreichs von Talin, in San-Er, finden im Palast einmal im Jahr tödliche Spiele statt. Tausende begeben sich dorthin und diejenigen, die sicher in der magischen Fähigkeit sind, zwischen Körpern zu wechseln, können teilnehmen und ihr Leben im Kampf aufs Spiel setzen für die Chance auf den Gewinn großer Reichtümer.

Doch eine will der tyrannischen Königsfamilie in Talin ein Ende bereiten: Prinzessin Calla, die ihre Eltern ermordet hat und seitdem untergetraucht ist. Doch ihr Onkel, König Kasa, der sehr zurückgezogen lebt, ist noch ein Hindernis für sie. Doch wenn sie die Spiele gewinnt, kann sie sich im nähern und ihn töten, um das Volk zu befreien. Doch ihr Gegner ist ein junger Mann, Anton, der hoch verschuldet ist. Wenn er gewinnt, kann er seine Jugendliebe, die derzeit im Koma liegt, und sich selbst vor den Schuldnern retten. Er schlägt Calla ein Bündins vor, in deren Folge sich aus der partnerschaftlichen Vereinbarung schnell eine leidenschaftliche Verbindung entwickelt. Doch Calla muss sich entscheiden, ob sie weiterhin an ihren Plänen festhält oder sich doch für Anton entscheidet.

Chloe Gongs Immortal Longings-Reihe erinnert mich im ersten Moment sehr an die Tribute von Panem. Zunächst musste ich mich an die wechselnden Erzählperspektiven gewöhnen, weil die Stile sich kaum unterschieden und ich oft erst herausfinden musste, um wen es gerade geht. Die magischen Fähigkeiten werden nicht explizit erläutert, sondern alle Ausganspositionen und Strukturen müssen aus dem Kontext herausgelesen werden, da mag ich es explizit ganz gern, gerade wenn es um Fantasy geht.
Der Anfang konnte mich nicht so überzeugen, die Charaktere blieben mir lange fremd und erschienen mir oberflächlich. Mit der Zeit kam jedoch Spannung auf, ich konnte in die Story hineinfinden und wurde dann am Ende überrascht.
Auch wenn ich jetzt nicht vollends begeistert bin, würde ich den zweiten Teil trotzdem auch gern lesen.

Veröffentlicht am 25.12.2024

Interessante Thematik, okaye Umsetzung

Tage mit Milena
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In Lübeck betreibt Annika eine kleine Papeterie, in der die siebzehnjährige Luzie Sekundenkleber kauft. Kurz darauf klebt sie sich ein paar Straßen weiter auf dem Asphalt fest und erzürnt durch diese Aktion ...

In Lübeck betreibt Annika eine kleine Papeterie, in der die siebzehnjährige Luzie Sekundenkleber kauft. Kurz darauf klebt sie sich ein paar Straßen weiter auf dem Asphalt fest und erzürnt durch diese Aktion einen Autofahrer. Luzie weckt in Annika alte Erinnerungen an ihre Zeit in der Hamburger Hausbesetzungsszene in den 80ern. Kurzerhand ist sie Luzie gefolgt, setzt sich neben sie auf die Straße und landet mit ihr gemeinsam in Polizeigewahrsam.
Die Gedanken an die damalige Zeit weckt auch die Erinnerungen an ihren damaligen Freund Matti und ihre Freundin Milena, die verstarb. Annika beschließt, sich ihrer Vergangenheit stellen zu müssen und gemeinsam mit Luzie nach Venedig zu reisen, wo Matti mittlerweile lebt.

Der Gedanke, zwei in unterschiedlichen Zeiten aktivistisch handelnde Figuren aufeinander treffen zu lassen, die sich mit Identitäts- und Schuldfragen auseinandersetzen, hat mir gefallen. Katrin Burseg schreibt flüssig, sodass sich das Buch gut lesen lässt.
Gerade die Informationen und Hintergründe zur Hausbesetzung in der Hafenstraße fand ich sehr interessant. Allerdings konnte ich die Handlungen oft nicht nachvollziehen, vor allem Annikas Entscheidungen fand ich nicht immer glaubwürdig.
Ein Roman, der sich gut lesen ließ und Einblicke in die Aktionen der Letzten Generation und der Hausbesetzung bietet, mir jedoch nicht langfristig in Erinnerung bleiben wird.