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Veröffentlicht am 03.06.2025

Ein ungleiches Ermittlerpaar sorgt für Spannung

Ein Mord im November - Ein Fall für DI Wilkins
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"Ein Mord im November" von Simon Mason spielt in Oxford und ist der erste Teil einer Krimireihe rund um DI Ryan Wilkins und DI Ray Wilkins. Zwei Detective Inspectors mit dem gleichen Nachnamen als Partner ...

"Ein Mord im November" von Simon Mason spielt in Oxford und ist der erste Teil einer Krimireihe rund um DI Ryan Wilkins und DI Ray Wilkins. Zwei Detective Inspectors mit dem gleichen Nachnamen als Partner sind ungewöhnlich, und so ist auch deren privater Hintergrund ihre Art der Ermittlungen. Aber es heißt ja so schön, dass sich Gegensätze anziehen...
Ryan Wilkins wuchs in einem Wohnwagenpark auf, hatte einen gewalttätigen, alkoholkranken Vater, seine Freundin starb an einer Überdosis Drogen und hinterließ ihm einen kleinen Sohn. Für einen DI ist er noch vergleichsweise jung und stößt mit seiner forschen Herangehensweise viele vor den Kopf, besonders seine Abneigung gegen die privilegierte Oberschicht tritt deutlich zutage. Im Gegensatz dazu ist Ray Wilkins der Sohn afrikanischer Einwanderer, hat eine Universitätsausbildung, eine Frau und legt Wert auf sein Äußeres.
Ihre erste gemeinsame Mordermittlung führt sie in das Arbeitszimmer von Sir James Osborne, dem Prorektor von Barnabas Hall, in dem die Leiche einer jungen Frau liegt. Anfangs können beide gar nicht miteinander, doch um den Fall zu lösen, müssen sie zusammenarbeiten.

Eben genau dieses gegensätzliche Detektivpaar macht den Reiz der Geschichte aus. Ihre Zankereien und ihre unterschiedlichen Hintergründe sorgen für Reibung, die die aus verschiedenen Perspektiven erzählte Geschichte am Laufen halten und für Spannung sorgen.
Da zudem in den Ermittlungen unterschiedliche gesellschaftliche Schichten aufeinanderprallen, Oxford-Elite einerseits sowie Armut und Unruhe andererseits, bekommt man einen authentisch wirkenden Eindruck beider Welten.

All das, wird durchaus stimmungsvoll und fesselnd erzählt.
Bezogen auf den Inhalt fehlte es mir jedoch etwas an Tiefe, denn die mit dem Mordfall verbundenen Themen, wie z. B. Menschenhandel, sexuelle Belästigung und Missbrauch, werden nur oberflächlich behandelt. Man merkt der Handlung deutlich an, dass das ungleiche Detektivpaar im Fokus steht. Dementsprechend gut gelungen ist deren Charakterisierung, und man ist gespannt, wie es mit den beiden weitergeht.

Hinter "Ein Mord im November" verbirgt sich ein vielschichtiger Krimi, der von seinen Figuren und atmosphärischen Beschreibungen lebt. Es ist ein gelungener Auftakt einer neuen Reihe, die, wenn noch mehr Augenmerk auf den eigentlichen Kriminalfall legt, eine richtig gute werden könnte!

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Veröffentlicht am 01.06.2025

Poetische Erzählung über die Trauer um die verschwundene Mutter

Perlen
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Als Marianne Brown acht Jahre alt war, verschwand ihre Mutter und ließ sie, ihren Babybruder Edward und ihren Vater zurück. Die Suche nach ihrer Mutter ergab einen Fußabdruck am Ufer eines Flusses in der ...

Als Marianne Brown acht Jahre alt war, verschwand ihre Mutter und ließ sie, ihren Babybruder Edward und ihren Vater zurück. Die Suche nach ihrer Mutter ergab einen Fußabdruck am Ufer eines Flusses in der Nähe ihres Hauses und sonst nichts. Während sie älter wurde, wurde über das Verschwinden ihrer Mutter nicht viel gesprochen, und schließlich zog sie gemeinsam mit ihrem Bruder und ihrem Vater aus ihrem ehemaligen Zuhause aus. Ihr Leben ist tief geprägt vom Verlust ihrer Mutter.
Als Lesende folgt man ihr durch ihre Kindheit, ihre schwierige Teenagerzeit und ihre eigene Reise als Mutter. Als sie älter wird, kämpft Marianne mit bruchstückhaften und widersprüchlichen Erinnerungen an ihre Mutter. 

Anfangs hat es eine Weile gedauert, bis ich in die Geschichte hineingezogen wurde, auch wenn das Buch stark beginnt. Man wird Zeuge ihrer Trauer, ihrer Verwirrung und ihrer Versuche, mit dem Trauma klarzukommen.
Die Autorin beschreibt hierbei Mariannes Innenleben poetisch und berührend, sodass man ganz nah an Mariannes Innenleben ist. Mit der Zeit geht jedoch diese Intensität etwas verloren und die Handlung fängt an, den roten Faden zu verlieren und zu mäandern.

Trotz alledem ist "Perlen" von  Siân Hughes eine kurze, aber intensive Lektüre, es ist eine Erkundung von Trauer und Verlust und wie sich diese im Laufe des Lebens entwickeln. Die Geschichte dreht sich um Themen wie Verlust, Trauer, Mutterschaft und Selbstfindung und wird in der Ich-Form aus Mariannes Perspektive erzählt. 

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Veröffentlicht am 31.05.2025

Poetische Reise mit Sputnik

Sputnik
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Nach "Ada", "Der Apfelbaum" nun also "Sputnik" als dritter Roman von Christian Berkel, indem er die Lesenden in sein Leben und seine Erinnerungen eintauchen lässt. Und diesmal wirklich tief, denn zu Beginn ...

Nach "Ada", "Der Apfelbaum" nun also "Sputnik" als dritter Roman von Christian Berkel, indem er die Lesenden in sein Leben und seine Erinnerungen eintauchen lässt. Und diesmal wirklich tief, denn zu Beginn wird man gemeinsam mit ihm sogar eins mit seiner Mutter. So ist man direkt bei seiner Zeugung, seiner Zeit in der mütterlichen Fruchtblase und der Geburt dabei.

Christian Berkel hat ein feines Gespür für Wörter und Stimmungen, er schafft es, mit wenigen Worten ein authentisches Bild seiner Kindheit und Jugend sowie der damaligen Zeit zu erzeugen. Man fühlt sich direkt in seine Gedanken- und Gefühlswelt hineingesetzt und nimmt die Welt mit seinen Augen wahr.

Neben seinem Weg zum Theater wird man auch in damalige gesellschaftliche Diskussionen hineingezogen, so sind die RAF und die Serie Holocaust und damit einhergehend Antisemitismus ein Thema. Das zeigt, dass Berkel nicht vor schwierigen Themen zurückschreckt, auch eigene unangenehme Erfahrungen finden Eingang in seine autobiografische Erzählung.

Erzählt anhand kurzer Kapitel und Abschnitte fällt es schwer, mit dem Lesen aufzuhören. Berkels offener und ehrlicher Blick auf sich selbst und seine Mitmenschen tragen ihren Anteil dazu bei.

Lediglich zum Ende hin, scheint es, dass der Autor den roten Faden seiner Erzählung etwas verlierz. Auch wirkt der Schluss für mich etwas zu gezwungen, um einen Kreis mit dem Anfang zu schließen.

Zu empfehlen für Fans von Christians Berkel vorherigen Romanen und Leute, die sich für autobiografische Romane, die zeitgeschichtliche Entwicklungen aufgreifen.

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Veröffentlicht am 31.05.2025

Wenn Senioren das Quizfieber packt - gute Unterhaltung

Sie haben Ihr Toupet ins Glücksrad geschmissen
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Kurzweilig, unterhaltsam, manchmal vielleicht etwas zu viel des Guten aber voll mit Herz für die aufgeweckten Senioren des Haus Sonnenuntergangs, die die sympathische "Pflägekraft" Sybille Bullatschek ...

Kurzweilig, unterhaltsam, manchmal vielleicht etwas zu viel des Guten aber voll mit Herz für die aufgeweckten Senioren des Haus Sonnenuntergangs, die die sympathische "Pflägekraft" Sybille Bullatschek mit ihren Einfällen und charakterlichen Eigenarten ganz schön auf Trab halten, präsentiert sich "Sie haben Ihr Toupet ins Glücksrad geschmissen".

Und diesmal hat sich Sybille was ganz Besonderes ausgedacht, nämlich die Teilnahme an der Quizshow "Ü80 Show", dass dabei nicht immer alles am Schnürchen läuft, davon ist auszugehen. Schon der Weg dahin ist voller Hindernisse, die noch mit dem ein oder anderen Rollator bzw. mit der ein oder anderen Gehhilfe überwunden werden müssen. Denn es sind nicht alle von Anfang an davon begeistert, dass Sybille daran teilnehmen will. Zum einen ist da ihr Chef Herr Otterle, der immer nur die Kosten im Blick hat und von der Teilnahme bis jetzt noch nichts weiß. Zum anderen sind manche ihrer Kolleginnen neidisch und wollen selbst teilnehmen. Auch privat kommt Sybille nicht zur Ruhe, Nachbar- und Liebeschaos lassen grüßen.

Humorvoll und lebendig geschrieben, macht es Spaß, Sybille und ihre Senioren bei ihrem Weg zur "Ü80 Show" zu begleiten. Die Autorin schafft es hierbei gut, die Balance zwischen lustigen Szenen und Ernsthaftigkeit zu halten, ohne in zu großen Klamauk abzudriften. Man muss jedoch diese Art von Humor mögen, sonst wird man keinen Spaß an der für gute Laune sorgenden Lektüre finden. Ebenso sollte man nicht zu viele Ansprüche an die Handlung haben, die Unterhaltung steht deutlich im Vordergrund und die ist definitiv gegeben.
Wenn man sich darauf einlässt, begegnet man liebevoll gezeichneten Senioren mit all ihren Eigenheiten und störrischen Chefs. Nicht zu vergessen, Sybille persönlich.

"Sie haben ihr Toupet ins Glücksrad geschmissen" ist sicherlich leichte Kost, aber eine voller Wärme für ihre Charaktere und eine, die für den ein oder anderen Lacher sorgt. Eben genau das, was der Titel und die Inhaltsangabe einem verspricht.

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Veröffentlicht am 16.05.2025

Das große Sterben beginnt - Spannung pur!

Aschesommer
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Die Endzeit ist nahe, das ist zumindest der Eindruck, der entstehen könnte, wenn man "Aschesommer" von Benjamin Cors liest.
Denn was alle Mordopfer im packend geschriebenen und stimmungsvoll düsteren Thriller ...

Die Endzeit ist nahe, das ist zumindest der Eindruck, der entstehen könnte, wenn man "Aschesommer" von Benjamin Cors liest.
Denn was alle Mordopfer im packend geschriebenen und stimmungsvoll düsteren Thriller gemeinsam haben, ist, dass ihr Tod einer Variante vergangener Massenaussterben der Erdgeschichte ähneln. Das Problem, der Hauptverdächtige, ein verurteilter Mörder und Professor der Geologie, der ein Buch über Massenaussterben verfasst hat und das als Inspiration für die Morde dient, sitzt in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt. Er kann also die Morde nicht begangen haben, aber wer mordet in seinem Auftrag? Jakob Krogh, Mila Weis und ihrer Kollegen und Kolleginnen der Sonderermittlungsgruppe 4 rennt die Zeit davon, denn der Täter ist noch nicht fertig mit seinem Rachefeldzug.

Wer schon den ersten Band "Krähentage" gelesen hat, weiß, dass hier kein Thriller für Zartbesaite auf einen wartet, denn die Morde sind in der Regel grausam. Cors schafft es aber geschickt, düstere Thrillerelemente mit spannender Ermittlerarbeit zu verbinden. So kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf!
Dazu trägt zum einen auch der atmosphärisch düstere Schreibstil bei, der zusammen mit der Hitze und der Asche so etwas wie Endzeitstimmung erzeugt.

Aufgrund der Erzählung aus verschiedenen Perspektiven, darunter neben den Mitgliedern der Sonderermittlungsgruppe 4 auch die der Opfer und die des Täters, wird der Spannungsbogen bis zum Ende konstant hochgehalten, um dann in einem spannungsgeladenen Finale zu enden.

Anders als zum Vorgängerband spielen die privaten Geheimnisse von Jakob und Mila eher eine Nebenrolle und lassen noch Fragen auf. Dadurch treten die Personen im Vergleich zum Vorgängerband in den Hintergrund und verbleiben in ihrer Charakterisierung oberflächlich. Zudem erzeugt das offen gehaltene Ende, den Eindruck, dass die Geschichte von den beiden noch nicht ausgezählt ist.

Wer schon den ersten Band der Reihe gelesen hat, wird mit großer Sicherheit auch seine Freude mit dem zweiten Band haben.
Eine, trotz ihrer geologischen Bezüge, gut konstruierte und fesselnd erzählte Handlung treffen auf eine schlagfertige Ermittlungsgruppe, deren Mitglieder einem immer mehr ans Herzen wachsen.
Ein spannender und kurzweilig geschriebener Thriller, der die ein oder andere überraschende Wendung bereithält, verbirgt sich hinter "Aschesommer". Gerne mehr davon!

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