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Veröffentlicht am 09.06.2025

✎ Cecelia Ahern - Dem Sturm entgegen

Dem Sturm entgegen
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Vor rund zwei Jahrzehnten habe ich mein erstes Buch von Cecelia Ahern gelesen: „P.S. Ich liebe dich“. Damals hat mich die emotionale Tiefe völlig mitgerissen - ein Roman, der mir noch lange im Gedächtnis ...

Vor rund zwei Jahrzehnten habe ich mein erstes Buch von Cecelia Ahern gelesen: „P.S. Ich liebe dich“. Damals hat mich die emotionale Tiefe völlig mitgerissen - ein Roman, der mir noch lange im Gedächtnis geblieben ist. Genau aus diesem Grund habe ich der Autorin immer wieder eine Chance gegeben. Ihre Klappentexte versprechen stets bewegende Geschichten mit Gefühl, Drama und zwischenmenschlicher Tiefe - und doch: Die Romane konnten mich selten wirklich berühren.

Mit „Dem Sturm entgegen“ habe ich es nun ein letztes Mal versucht. Leider bleibt auch dieses Buch für mich hinter den Erwartungen zurück.

Im Zentrum der Geschichte steht Enya, eine Frau, die nicht nur Mutter, sondern auch Ärztin ist - ein Balanceakt, der Potenzial für Spannung und emotionale Konflikte bietet. Doch genau an dieser Figur habe ich mich aufgerieben. Enyas Reaktionen wirken oft überzogen, ihre Entscheidungen schwer nachvollziehbar. So bliebt die Hauptfigur für mich schwer zugänglich.

Besonders in Schlüsselszenen, wie etwa am Unfallort, hätte ich mir mehr Professionalität gewünscht - immerhin steht sie dort in ihrer ärztlichen Rolle. Die emotionale Verarbeitung darf und soll natürlich Raum bekommen - aber nicht auf Kosten der Glaubwürdigkeit.

Was mir persönlich gefehlt hat, war eine tiefere psychologische Auseinandersetzung mit ihrem familiären Trauma. In einer Zeit, in der mentale Gesundheit immer mehr in den Fokus rückt, wäre der Schritt zu therapeutischer Hilfe nicht nur realistisch, sondern auch ein starkes Zeichen gewesen.

Ein weiterer Kritikpunkt: Die Nebenfiguren. Sie bleiben größtenteils blass, ihre Entwicklungen treten auf der Stelle. Zwar versucht Ahern, viele Themen und Konflikte zu verweben, doch die Vielzahl an Handlungssträngen wirkt irgendwann überladen. Statt Spannung entsteht Langatmigkeit. Dadurch habe ich mich schwergetan, emotional in die Geschichte einzutauchen.

Ich habe das Buch mit der Hoffnung begonnen, wieder einen emotional bewegenden Roman von Cecelia Ahern zu lesen - so wie damals. Doch „Dem Sturm entgegen“ hat mich erneut nicht erreicht. Vielleicht hat sich mein Lesegeschmack verändert, vielleicht passen Aherns Geschichten und ich einfach nicht zusammen.

Für Fans der Autorin lohnt sich der Blick ins Buch vielleicht dennoch: Die Thematik rund um Familie, Verlust und inneren Konflikt ist durchaus relevant. Wer allerdings auf tiefgehende Charakterentwicklung und authentische Emotionen hofft, könnte hier enttäuscht werden.

„Dem Sturm entgegen“ war somit mein letzter Versuch mit der Bestsellerautorin.

©2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 05.06.2025

✎ Lucy Fricke - Das Fest

Das Fest
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Bislang war mir von Lucy Fricke nichts bekannt, „Das Fest“ war mein erster Kontakt mit ihrem Werk - ganz ohne Erwartungen, dafür mit Neugier. Gekoppelt mit dem Hörbuch-Format versprach ich mir eine unterhaltsame ...

Bislang war mir von Lucy Fricke nichts bekannt, „Das Fest“ war mein erster Kontakt mit ihrem Werk - ganz ohne Erwartungen, dafür mit Neugier. Gekoppelt mit dem Hörbuch-Format versprach ich mir eine unterhaltsame Reise. Bekommen habe ich... eine durchwachsene Erfahrung.

Die Geschichte rund um Jakob und seinen „Trip“ hatte durchaus Potenzial. Besonders beeindruckt hat mich die stille Kraft seiner Freundin Ellen, die im Hintergrund die Fäden zieht. Wie viel Aufwand, Planung und psychologisches Fingerspitzengefühl in ihrem Handeln steckt, wird nur angedeutet – genau das fand ich spannend. Leider blieb es dabei auch schon.

Die im Klappentext zitierte „unerschütterliche Komik“ erschloss sich mir nicht wirklich. Einige Situationen wirkten auf mich eher bemüht ins Absurde gedrückt, als wollten sie komisch sein, ohne es tatsächlich zu sein. Vielleicht fehlte mir hier einfach der Zugang - oder schlicht die emotionale Verbindung zu den Figuren. Die konstruiert wirkenden Missgeschicke waren für mich eher Lückenfüller und mir erschloss sich der Sinn dahinter nicht.

Tatsächlich hatte ich das Gefühl, das Buch wolle gleichzeitig leichtfüßig und tiefgründig sein - eine Balance, die für mich nicht ganz aufging. Nostalgische Momente blitzen zwar gelegentlich auf, weil ich selbst anfing über meine Kindheit und Jugend nachzudenken, doch echte emotionale Tiefe kam kaum auf. Die Charaktere blieben mir zu distanziert, sogar Jakob als Protagonist erschien mir eher sperrig als nahbar.

Trotz der teils pointierten Sprache Frickes, vermisste ich eine gewisse Substanz und emotionale Fallhöhe.

Unterm Strich ist „Das Fest“ vielleicht ein Buch für Zwischendurch - kurzweilig, gut geschrieben, aber für mich nicht einprägsam. Die angegangene Kürze war hier leider nicht die erhoffte Würze.

Für mich war es ein Roman mit viel Kulisse, doch wenig Nachhall.

©2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 05.06.2025

✎ Ian Rankin - Inspector Rebus 2 Das zweite Zeichen

Verborgene Muster/Das zweite Zeichen
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Da sie in einem Band bei mir im Schrank auf ihren Einsatz warteten, habe ich beiden Romanen eine Chance gegeben. Leider endet meine Reise mit Inspector Rebus nach hier - „Das zweite Zeichen“ konnte mich ...

Da sie in einem Band bei mir im Schrank auf ihren Einsatz warteten, habe ich beiden Romanen eine Chance gegeben. Leider endet meine Reise mit Inspector Rebus nach hier - „Das zweite Zeichen“ konnte mich nicht wirklich fesseln. Und wenn ich ehrlich bin, hat mir dieser zweite Teil sogar noch weniger zugesagt als der erste.

Ian Rankins Schreibstil ist angenehm zugänglich, beinahe mühelos - das erleichtert das Lesen ungemein. Dennoch hat sich bei mir keine rechte Spannung eingestellt. Es fehlte mir an Sogwirkung. Zu oft hatte ich das Gefühl, dass Rebus weniger ermittelt als stolpert - mit ein bisschen zu viel Unterstützung vom Zufall. Gerade in einem Krimi erwarte ich mehr innere Logik und weniger Glücksgriffe.

Es gab Längen in der Handlung und ich vermisste die Tiefe, die ein guter Kriminalfall braucht, um im Gedächtnis zu bleiben. Die Erzählung verliert sich stellenweise in Nebenpfaden, ohne den zentralen Spannungsbogen durchgehend zu halten.

Was mir hingegen wirklich gefallen hat, ist das Setting. Rankin gelingt es, das Edinburgh der späten 80er lebendig werden zu lassen - rau, realistisch und atmosphärisch dicht. Für mich ein klarer Pluspunkt: Die Szenerie fühlt sich glaubwürdig an und weckt Erinnerungen an eine Zeit, die ich selbst nur in Ansätzen erlebt habe.

Für Fans britischer Krimis mit viel Lokalkolorit könnte „Das zweite Zeichen“ interessant sein. Wer jedoch auf einen packenden, konsequent aufgebauten Fall hofft, wird hier möglicherweise enttäuscht.

©2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 03.06.2025

✎ Dominik Gaida - Death Duet 1 Gestern waren wir unendlich

Gestern waren wir unendlich
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Ich hatte mich wirklich auf „Gestern waren wir unendlich“ gefreut - das erste Hörbuch der „Death-Duet“-Reihe von Dominik Gaida. Vielleicht auch, weil ich letztes Jahr meine Oma gehen lassen musste und ...

Ich hatte mich wirklich auf „Gestern waren wir unendlich“ gefreut - das erste Hörbuch der „Death-Duet“-Reihe von Dominik Gaida. Vielleicht auch, weil ich letztes Jahr meine Oma gehen lassen musste und mir insgeheim etwas Trost erhofft hatte. Eine Geschichte über Verlust, Liebe und Abschied - das klang zunächst vielversprechend.

Doch was ich bekommen habe, war leider weit entfernt von dem, was ich erwartet hatte. Die Erzählweise wirkte auf mich langatmig und inhaltlich erschreckend monoton. Natürlich rechnet man bei einem Zeitschleifenroman mit Wiederholungen, aber Gaida nutzt Wiederholungen als zentrales Stilmittel auch bei seinen Charakterbeschreibungen - und zwar so konsequent, dass es ermüdend wirkt.

So bleiben die Figuren in meinen Augen blass. Weder Henry noch Louis - und auch keine der anderen auftretenden Personen - konnten mich emotional erreichen. Sie werden in einem engen Rahmen festgehalten, beschrieben mit immer denselben Phrasen. Dadurch bekommen sie kaum Gelegenheit, sich zu entfalten oder Tiefe zu entwickeln. Die Protagonisten hatten somit gar nicht die Möglichkeit, sich in mein Herz zu schleichen, da sie auf bestimmte Charaktereigenschaften reduziert wurden.

Auch die Story selbst bot wenig Überraschung. Es gab keine echten Wendepunkte, keine emotionalen Höhepunkte, die mich hätten mitreißen können. Alles lief ziemlich linear und vorhersehbar ab. Für ein Hörbuch, das sich mit Verlust und Liebe auseinandersetzt, blieb es seltsam distanziert.

Nach dem ersten Teil ist für mich Schluss. Ich habe beide Protagonisten daraus bereits kennengelernt - und leider hat mich niemand von sich überzeugt.

„Gestern waren wir unendlich“ ist ein Hörbuch mit einer an sich berührenden Thematik, das jedoch in seiner Umsetzung hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben ist.

©2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 03.05.2025

✎ Michael Ende - Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte
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Ich gehöre vermutlich zu den wenigen Menschen, die „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende weder als Kind gelesen noch den Film gesehen haben. Einzig das ikonische Bild von Bastian auf dem Glücksdrachen ...

Ich gehöre vermutlich zu den wenigen Menschen, die „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende weder als Kind gelesen noch den Film gesehen haben. Einzig das ikonische Bild von Bastian auf dem Glücksdrachen Fuchur ist mir vertraut - woher auch immer.

Umso neugieriger war ich, als sich mir die Gelegenheit bot, das Buch im Rahmen einer kleinen Leserunde zu lesen. Vor allem stellte ich mir die Frage: Wäre dieses berühmte Fantasy-Werk vielleicht auch etwas für unsere Grundschulbibliothek?

Der Anfang hat mich sofort begeistert. Endes lebendiger, bildhafter Schreibstil entführte mich direkt in die. Obwohl ich sonst kein großer Fantasy-Fan bin, konnte ich mir die Wesen und Landschaften sehr gut vorstellen.

Die Idee und der Plot hatten mich anfangs richtig gecatcht. Ich las Seite um Seite und tauchte durch Endes lebendigen Schreibstil tief ins Geschehen ein. Obwohl ich nicht so der Fantasytyp bin, konnte selbst ich mir durch die bildhaften Beschreibungen die magischen Wesen und Landschaften vorstellen. Ich mochte es, wie der Autor die fantasievolle Welt Phantásiens vor meinen Augen Zeile um Zeile entstehen lassen konnte.

Doch etwa zur Mitte des Buches, als Bastian selbst nach Phantásien gelangt, veränderte sich der Ton der Geschichte deutlich. Der einst mitfühlende Protagonist wurde zunehmend selbstverliebt und allmächtig. Die Handlung verlor für mich an Spannung, und ich musste mich immer öfter zum Weiterlesen zwingen.

Wie meine Mitleserin es treffend ausdrückte: „Es zog sich wie Kaugummi.“ Ich war mehrfach kurz davor, das Buch abzubrechen. Zeitgleich wollte ich unbedingt verstehen, warum dieser Klassiker bis heute so viele Fans hat.

Erst die letzten 10% konnten mich wieder abholen, und ich schlug die letzte Seite schließlich mit einem Lächeln um. Dennoch bleibt mein Fazit: Für unsere Grundschüler ist „Die unendliche Geschichte“ eher ungeeignet.

Die offizielle Altersempfehlung des Verlags liegt bei ab 12 Jahren, und dieser Einschätzung kann ich mich nur anschließen. Die Tiefe, die psychologische Entwicklung Bastians und die Komplexität der Handlung setzen ein gewisses Maß an Reife voraus.

©2025 Mademoiselle Cake