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Laurin_tanzt

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.03.2022

Vielschichtig und spannend

Die Kinder sind Könige
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Inhalt:
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Sam und seine jüngere Schwester Kim werden seit ihrer Geburt von ihrer Mutter Melanie gefilmt und die Filme auf YouTube und anderen Social Media Kanälen verbreitet. Das Konzept ...

Inhalt:
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Sam und seine jüngere Schwester Kim werden seit ihrer Geburt von ihrer Mutter Melanie gefilmt und die Filme auf YouTube und anderen Social Media Kanälen verbreitet. Das Konzept ist so erfolgreich, dass die Kinder immer häufiger gefilmt werden und die Familie durch die Einnahmen sehr vermögend leben kann. Dann verschwindet Kim plötzlich nach einem Versteckspiel und obwohl sie so bekannt ist, bleibt sie verschwunden. Die Polizistin Clara ist an der Ermittlung beteiligt und bekommt dabei eine Ahnung von einer Welt,die nicht so funktioniert wie die, die sie bisher kannte.

Mein Eindruck:
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"Diese Frau war weder Opfer noch Henker, sie gehörte zu ihrer Epoche. Einer Epoche, in der es normal war, dass man gefilmt wurde, noch bevor man zur Welt kam. Wie viele Ultraschallbilder wurden jede Woche auf Instagram oder Facebook veröffentlicht? Wie viele Kinder- und Familienfotos, wie viele Selfies? Und wenn das Privatleben nur noch ein überholtes, abgelaufenes Konzept war oder, schlimmer noch, eine Illusion? Wenn jemand das wusste, dann Clara."

Ich hatte schon viel von der Autorin gehört, aber dies ist das erste Buch, das ich von ihr gelesen habe. Die Thematik hat mich angelockt und meine Erwartungen wurden sogar übertroffen.
Der Roman ist sehr vielschichtig aufgebaut. Man erfährt im Wechsel zunächst etwas über die Entwicklung von der Mutter Melanie Claux sowie von Clara, der Polizistin. Die eine fühlt sich in ihrer Familie als drittes Rad am Wagen und sucht verzweifelt Liebe und Aufmerksamkeit in den Medien. Die Geburt ihrer Kinder verhelfen ihr plötzlich zusammen mit den Social Media-Instrumenten zu ihrem Traum-Leben und sie steigert sich völlig hinein. Mehr noch: sie zieht ihre Familie ohne Rücksicht auf Verluste mit. Dabei merkt sie nicht, welchen Schaden sie bei ihren Kindern, die doch als "Könige" behandelt werden, anrichtet.
Dann ist da Clara, die körperlich eher klein ist und als Polizistin zwar den Härten des Lebens trotzt, innerlich jedoch gerne lieber verschwinden möchte und sich dem Boom der Influencer sowie der zunehmenden digitalen Bewachung zu entziehen versucht. Diese beiden Charaktere treffen durch die Ermittlung um Kims Verschwinden immer wieder aufeinander. Die Autorin versteht es dabei, durch die wechselnden Einblicke in die Gefühle und Gedanken der Protagonisten Verständnis des Lesers zu wechseln, aber auch eine permanente Spannung aufzubauen.
Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, ob und wie der Fall um das Verschwinden aufgelöst wird. Zwischendurch entwickelte ich eine leise Ahnung und doch hat mich die Auflösung dann doch überrascht.
Dephine de Vegan versteht es hervorragend, ihre kritischen Gedanken zum Thema Social Media und Digitalisierung in die Handlung einzubauen. In der Regel endet ein Krimi, nachdem ein Täter gefunden ist. Tatsache ist aber, dass man hier nicht wirklich über "den Täter" reden kann und letztendlich die wahren Täter, die ihre Kinder letztendlich durch das permanente Filmen und Präsentieren seelisch missbrauchen, zunächst rechtlich ungeschoren davon kommen. In diesem Roman wird ein Ausblick auf 20 Jahre in die Zukunft gewährt, ins Jahr 2031. Man erfährt, was mit den Protagonisten bis dahin geschehen ist, welche Spuren die ständige Internet-Präsenz bei den Kindern hinterlassen hat und wie die nahe digitale (und in diesem Kontext rechtliche) Zukunft für uns aussehen kann.
Ich empfand den Roman durch die wechselnden Perspektiven und das Einstreuen von Informationen über Technik und Psychologie als unglaublich vielschichtig und spannend. Er hinterlässt beim Leser Spuren, über die aktuelle Gesellschaft und ihre Entwicklung sowie das Thema Digitalisierung und Überwachung gründlich nachzudenken. Ich werde definitiv weitere Bücher der Autorin lesen.

Fazit:
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Psychologisch vielschichtig und spannend geschrieben - Gefahren von Social Media werden hier emotional greifbar

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.07.2021

Höhen und Tiefen des Vanlife sowie ein spannendes Beziehungsexperiment

Happy Road
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Cover:
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Das Bild wirkt im ersten Moment etwas trostlos: überall Schnee, der Van abgerutscht am Straßenrand und davor die Autorin dick in Wintersachen eingepackt und nicht glücklich aussehend. Gepaart ...

Cover:
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Das Bild wirkt im ersten Moment etwas trostlos: überall Schnee, der Van abgerutscht am Straßenrand und davor die Autorin dick in Wintersachen eingepackt und nicht glücklich aussehend. Gepaart jedoch mit dem humorvollen und glücksverheißenden Titel, vor allem mit dem leicht abgekippten "y" macht das Buch schon wieder neugierig. Es strahlt irgendwie finnischen Humor aus.

Inhalt:
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Sarah wollte sich gerade von einer langjährigen Beziehung erholen, da lernt sie im Österreich-Urlaub den Skilehrer Mathias kennen. Es funkt zwischen beiden und als Sarah erneut von Berlin zu Mathias nach Österreich reist, schauen sie gemeinsam eine Sendung über Leute, die mit einem Van durch die Gegend reisen. Spontan beschließen sie, dies auch zu versuchen. Es soll ein Abenteuer werden und gleichzeitig der Test, ob ihre Beziehung Bestand hat. Praktischerweise ist Mathias' Wagen gerade kaputt gegangen und ein neuer muss her. Also gleich mit Hilfe seines Bruders einen passenden VW-Bus besorgt, umgebaut und losgefahren.

Mein Eindruck:
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Als ich die Beschreibung las, war ich sofort gepackt. Ich fand das Beziehungsexperiment sehr spannend, zum einen sind da die "Kulturunterschiede" Österreich-Deutschland, die es zu überwinden gilt, zum anderen versprach es spannend zu werden, wie die beiden miteinander auf engstem Raum auskommen, obwohl sie sich bis dato kaum kennen.
Was mir direkt auf den ersten Seiten gut gefiel, ist die Ehrlichkeit und auch der Humor, mit dem die Autorin ihre gemeinsame Reise beschreibt. Sie romantisiert nicht, sondern schildert auch ehrlich ihre Konflikte und negativen Gefühle. Auf den ersten Blick sind die beiden wie Feuer und Wasser - chaotisch skeptisch versus organisiert optimistisch und doch oder deshalb ergänzen sie sich so gut. Allerdings haben sie trotz der anfänglichen Spontanität ihres Entschlusses doch viele Eventualitäten und Details vor der Reise miteinander besprochen.

"Uns war von Anfang an klar, dass diese Reise auch der Lackmus-Test für unsere Beziehung werden würde und wir hatten beschlossen, mit allen Mitteln ein positives Testergebnis herbeizuführen: Das hieß in erster Linie viel Kommunikation, Rücksichtnahme und Toleranz gegenüber den guten wie schlechten Angewohnheiten des jeweils anderen. " (S. 111)

Das kommt ihnen auf ihrer Reise auch zugute. Das Gleiche gilt für die Van-Ausstattung, die sie vorher genau besprochen und geplant haben. So bekommt der Leser nebenbei auch jede Menge praktische Tipps zum Thema Wäsche waschen im Van, Outdoordusche und wie man am besten dem Toilettenproblem unterwegs begegnet.

Doch auch wenn vieles vorausgeplant war, so treten auf der Reise doch ungeahnte Probleme auf, die ihre Beziehung und ihre Reisefreudigkeit auf eine harte Probe stellen, wie z. B. Mathias' Glutenunverträglichkeit, die ihm häufig Magenschmerzen beschert und schließlich die zunehmende Dunkelheit und Kälte am Nordkap, die sie fast dazu zwingen, die Reise abzubrechen. Die Schilderungen und die dazu geführten Gespräche gibt die Autorin offen wieder und lässt den Leser somit teilhaben an ihren Gefühlen. Das hat mir sehr gut gefallen, man war dadurch mittendrin im Geschehen. Zwischendurch gibt es auch immer wieder viele Momente zum Lachen, vor allem wenn Sarah die Dialoge mit ihrem "Lieblingsösterreicher" wiedergibt, wenn sie auf hochdeutsch redet und er mit seinem Dialekt kontert. Sein "Ge, Sarah, scheiß di ned oa!" Wird zum Running Gag in diesem Buch und ich kann mich jedes mal köstlich darüber amüsieren. Interessant sind auch die vielen Zufallsbekanntschaften und damit verbundenen Erlebnisse der beiden. Sarahs Beobachtungsgabe zeugt dabei von humoriger Scharfsicht und auch über ihr eigenes (Gemüts)Leben denkt sie ehrlich und ungeschönt nach.

"Diese Beobachtungen bringen mich zu der Überlegung, wo Mathias und ich auf diesem Spektrum einzuordnen sind. Irgendwo zwischen Teilzeit-Aussteigern, digital Nomads und Vollzeitreisenden, nehme ich an. Fakt ist, dass ich noch lange nicht reisemüde bin und mir dieser Lebensstil von Tag zu Tag mehr zusagt. Andererseits halte ich die Krankenversicherung für eine der bedeutendsten und wichtigsten Errungenschaften der Menschheit und meine Fähigkeiten im Jonglieren oder Seifenblasen machen sind äußerst beschränkt. Und arbeitslos könnte ich ebenfalls nicht lange sein, habe ich doch bereits auf dieser Reise gemerkt, wie viel Freude es mir bereitet, unterwegs für Zeitungen und Magazine zu schreiben" (S. 229-230)

Gut gefällt mir auch die Gestaltung und Aufteilung der Kapitel: Jedes Kapitel erzählt über einen bestimmten Ort bzw. einem bestimmten Erlebnis dort und zwischen den Kapiteln befinden sich immer wieder schöne, stimmungsvolle Fotos der Reise. Das ist schöner als bei vielen Büchern, bei denen die Fotos nur am Ende oder in der Mitte gebündelt zu finden sind. Abgerundet wird das Erzählte durch Literaturtipps am Ende, in denen man noch mehr Informationen über das Leben von Vanlifern bekommen kann. Ergänzend zum Buch kann ich auch die Homepage der beiden empfehlen, auf der man noch mehr praktische Tipps und schöne Fotos von ihren Touren zu sehen bekommt.

Fazit:
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Humorvoller und authentischer Roadtrip mit praktischen Tipps fürs Vanlife- und Beziehungs-Leben

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.06.2025

Kann ein Schicksal durch ein Tattoo bestimmt werden?

Inkbound – Metty Jones und das Schicksalstattoo
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Gestaltung:
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Das Titelbild ist farblich sehr schön. Die Farbtöne Lila und Blau kombiniert mit den Gelbtönen ziehen den Betrachter in seinen Bann. Zu Beginn des Buches ist eine Karte, um sich ...

Gestaltung:
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Das Titelbild ist farblich sehr schön. Die Farbtöne Lila und Blau kombiniert mit den Gelbtönen ziehen den Betrachter in seinen Bann. Zu Beginn des Buches ist eine Karte, um sich einen Überblick über "New London", dem magischen Hauptstadtpendant zur britischen Metropole, zu verschaffen. Optisch wunderschön!

Inhalt:
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»Wir sind unter dem alten London«, sagte ihr Vater. »Und zwar ziemlich weit darunter.«»Aber warum ist dieser Ort so versteckt? Kennen ihn die anderen auch?«»Ja, viele Menschen kennen ihn. Bloß runterzukommen ist extrem aufwendig – die Fahrkarten sind sehr schwer zu kriegen und furchtbar teuer. Darkwell ist, nun ja … ziemlich exklusiv.« (E-Book, S. 9-10)

Meticulous Jones, genannt Metty, ist ein 10-jähriges Mädchen, das mit ihrem Vater in London lebt. Ihre Mutter hat sich schon vor einigen Jahren von der Familie getrennt. An Mettys 10. Geburtstag ist ihr großer Tag gekommen: Wie alle Kinder bekommt sie zu diesem Anlass ihr Schicksalstattoo, das über den Rest ihres Lebens bestimmen wird.
Doch ihre Aufregung verwandelt sich schnell in Enttäuschung und Angst: Sie bekommt einen Todesschädel, der von einer Hand gehalten wird. Laut dem "Lexikon der Schicksale" bedeutet dies, dass sie eines Tages durch Magie jemanden töten wird!
Aus Angst und um Metty vor ihrer Umwelt zu schützen, versteckt ihr Vater sie außerhalb Londons auf einem Landsitz. Doch als ihr Vater von einer Geschäftsreise nicht mehr nach Hause zurückkehrt, macht sich Metty auf die Suche. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Tante Mag, die selbst einige Geheimnisse hat. Dabei gerät Metty in Gefahr und wird von einer Geheimorganisation verfolgt. Wem kann sie trauen und wem nicht und wo ist ihr Vater? Bei ihrer Suche erfährt sie mehr über ihre Herkunft, aber auch über sich selbst und gewinnt unverhofft neue Freunde.

Mein Eindruck:
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"Früher, bevor Magie eingeschränkt wurde, bekamen Kinder ihren ersten Tintenbinder, sobald sie ihr Schicksalstattoo hatten. Der Handschuh wurde an derselben Hand getragen wie das Tattoo, durch den dort in die Haut eingedrungenen Tintentropfen aktiviert und verband die Kinder mit Tausenden unterirdisch verlaufenden geheimen Tintenkanälen. Diese Tinte war tatsächlich allgegenwärtig, sie floss überall auf der Welt – wenn man nur wusste, wo man danach schauen musste. Ein berühmter Entdecker hatte im fünfzehnten Jahrhundert einen solchen Kanal ausfindig gemacht, aber erst in der viktorianischen Ära und der Zeit der großen Erfinder wie Tesla und Edison war man darauf aufmerksam geworden, was Tinte alles vermochte. Inzwischen diente sie als Antrieb für alle möglichen Dinge. Oder zumindest war es so gewesen, bevor die Staaten weltweit beschlossen hatten, die Magie müsse streng reguliert werden, weil sie zu gefährlich sei. Metty war überzeugt, dass deshalb die Neuen Hauptstädte gegründet wurden – eindrucksvolle Städte, in die jeder reisen konnte und in denen die Verwendung von Tinte nicht durch so viele Gesetze eingeschränkt war." (E-Book, S. 46-47)

Ein Tattoo, das über das Schicksal bestimmt? So spannend die Beschreibung klang, so skeptisch war ich diesem Buch gegenüber. Vor allem sind Tattoos für mich etwas, das man Kindern gegenüber nicht verharmlosen sollte. Auch wenn die mit diesem Buch mitgelieferten Tattoos nicht permanent sind und es sich hier um eine magische Welt handelt, so wird ein Tattoo als etwas Normales und Ungefährliches dargestellt, das jedes Kind erhält. Nachdem sonst in jedem Buch Triggerwarnungen oder Aufklärungstexte vorhanden sind, hätte ich mir hier im Vorwort eine Aufklärung gewünscht, dass es sich hier um spezielle Tattoos handelt und Kinder dies im realen Leben nicht anstreben sollten, da gesundheitliche Konsequenzen möglich sind.
Davon abgesehen ist die Story an sich sehr abenteuerreich und fantasievoll. Die magische Welt, die die Autorin hier geschaffen hat mit magischer Tinte, die z. B. magische Hauptstädte zum Fliegen bringt und der Kampf um diese knappe Ressource bildet eine gute Parallelwelt zur Realität ab. Die Handlung ist sehr geschickt konstruiert und man weiß genauso wenig wie die Protagonistin, wer vertrauenswürdig ist und wer nicht. Die Geschichte hat ruhige und actionreiche Elemente und ist so aufgebaut, dass man immer weiter lesen möchte. Metty mit ihrer Angst, durch ihr Schicksal Menschen zu schaden, die sie mag, ist ständig präsent und nachvollziehbar. Zudem hat sie einen guten Gerechtigkeitssinn, der ihr hilft, Freunde zu finden.
Für amüsante Momente sorgte vor allem Pumpkin, der zum Leben erweckte Gargoyle, aber auch viele Erfindungen wie Windfahrräder trugen zur Erheiterung bei. Und vor allem gefiel mir am Ende die Erkenntnis, dass man immer noch selbst Einfluss auf sein Schicksal nehmen kann.
Die Geschichte hat mich durchweg in ihren Bann gezogen und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Am Ende werden einige Geheimnisse gelüftet, aber vieles bleibt auch noch offen. Ich fiebere daher der Fortsetzung entgegen!

Fazit:
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Spannender Auftakt zu einer magischen Reise mit einer sympathischen Protagonistin und humorvollen Momenten

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Veröffentlicht am 12.05.2025

Abenteuer im Bücherlabyrinth

Tinte, Staub und Schatten: Das Buch der Verlorenen
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Gestaltung:
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Das Titelbild wirkt etwas altmodisch. Zwar gefallen mir die Anspielungen mit den Büchern und dem umherwirbelnden Staub, aber die Art der Illustrationen, die sich durch das gesamte ...

Gestaltung:
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Das Titelbild wirkt etwas altmodisch. Zwar gefallen mir die Anspielungen mit den Büchern und dem umherwirbelnden Staub, aber die Art der Illustrationen, die sich durch das gesamte Buch zieht, sagt mir nicht so zu. Sie wirkt etwas grob und einfach. Gestalterisch hat mich das Buch nicht sehr angesprochen, es sieht aus wie ein Jugendbuch aus den 50er- oder 60er-Jahren.

Inhalt:
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Minnas Mutter ist vor 11 Jahren im Bücherlabyrinth unter mysteriösen Umständen gestorben während ihrer Aktivität als Büchersucherin: »Ich suche Bücher im Labyrinth. Wenn jemand ein besonderes Buch will, spüre ich es auf, egal welches es ist. Selbst wenn ich mich weit in die Tiefe wagen muss, zu Orten, an denen man sich verirren kann, oder durch Geheimgänge, in denen man leicht verloren geht.« (E-Book, S. 6)

Trotz dieses schlimmen Ereignisses hält Minna an ihrem Versprechen fest, derselben Berufung nachzukommen. Und so begibt sie sich im Alter von 16 Jahren zum Antiquariat des grummeligen Raban Krull, um bei ihm die Ausbildung zur Büchersucherin zu absolvieren. Gesellschaft leisten ihr dabei Rabans Sohn Gulliver sowie Jascha, ein Junge, der aussieht wie ein Mädchen und der Geheimnisse mit sich herumträgt.
Doch die Ausbildung ist schwerer als gedacht. Als Minna erfährt, dass ihre Mutter noch lebt, aber hinter einen Spiegel verbannt wurde, setzt sie alles daran, sie zu befreien. Dabei geraten sie und ihre beiden Gefährten in tödliche Gefahr. Wem kann sie noch trauen, und wer ist der böse Anonymus, der im Labyrinth sein Unwesen treibt?

Mein Eindruck:
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"Viele Büchersucher halten das Labyrinth für einen einzigen großen Organismus, durch dessen Blutbahnen sie wandern. Das ist nicht weiter verwunderlich, bei den vielen treffenden Vergleichen, die sich geradezu aufdrängen:
Der Schlund ist Mund und Magen des Labyrinths, die Bücherwürmer sind sein Verdauungssystem. Und dann gibt es da noch das geheimnisvolle Herz des Labyrinths, das irgendwo in seinen Tiefen pulsieren soll. Die Frage nach dem Gehirn könnte man wohl am ehesten mit den drei Patronen beantworten, Tinte, Staub und Schatten. Aus: Die Wesen des Labyrinths. Vorwort." (E-Book, S. 197)

Die Gestaltung gefiel mir nicht so gut, dafür wurde ich von der geheimnisvollen Beschreibung angelockt. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ähnlich wie in der Tintenwelt-Reihe gelingt es der Autorin, eine geheimnisvolle Welt innerhalb von Bücherregalen und mit vielen Anspielungen auf Märchen, Fantasiegeschichten und der allgemeinen Literaturwelt zu schaffen.
Die fesselnde Suche von Minna und das Rätseln um den Bösewicht Anonymus wird temporeich und mit vielen überraschenden Wendungen erzählt. Zwischendurch wird die Handlung von lustigen und nachdenkenswerten Zitaten aus fiktiven und realen Literaturwerken aufgelockert.
Ich hatte Kopfkino pur und das Ende war raffiniert und gleichzeitig machte es neugierig auf den zweiten und finalen Teil.
Des Weiteren mochte ich die Freundschaftsgeschichte zwischen Minna, Gulliver und Jascha. Vor allem die Tatsache, dass Jaschas Charakter viel Raum zur Interpretation und zum Rätseln bot, gefiel mir sehr gut. Bei den Dreien kam auch der Humor nicht zu kurz, ich habe viel geschmunzelt. Ich freue mich auf das Finale!

Fazit:
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Actionreiche und spannende Fantasiegeschichte in der Welt der Literatur mit überraschenden Wendungen, Humor und interessanten Charakteren

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Veröffentlicht am 01.05.2025

Spellcraft: Eine verdeckte magische Welt mitten in London

Spellcraft, Band 1 - Die Magie der silbernen Flamme
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Cover:
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Das Titelbild gefiel mir sehr gut mit dem Drachen und seinem bläulichen Atem in Form eines Wappens. Ich erwartete Magie und Spannung.

Inhalt:
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In London gibt es eine magische ...

Cover:
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Das Titelbild gefiel mir sehr gut mit dem Drachen und seinem bläulichen Atem in Form eines Wappens. Ich erwartete Magie und Spannung.

Inhalt:
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In London gibt es eine magische Parallelwelt, von der "normale" Leute ("Dimmer") nichts ahnen. Und so soll es auch sein. Sie wird beherrscht von den Spellcraftern und den Septs. Die Spellcrafter sind Handwerker, die mithilfe von einer magischen Flüssigkeit, dem Aether, ihren Kunstwerken Magie einhauchen können. Verwaltet wird die Ausgabe und Lagerung des Aether von den Septs, einer Gruppe von nicht-magischen Menschen, die auf diese Weise kontrollieren, dass keiner alleine die Macht über alles an sich reißen kann.
Die Spellcrafter sind in drei Talente eingeteilt: die Magie der silbernen Flamme (Glasbläser), die Kunst der goldenen Blitze (Schneider) und die Macht der weißen Sonne (Kunstwerke aus soliden Materialien wie Stein, Holz und Metall). Die Sept sind ebenfalls unterteilt in fünf Gruppen, die jeweils ein Tor zur Anderswelt bewachen und somit einen Teil des Aethers: Argent, Domir, Felicitas, Crann und Fortis.
Lucy und ihre Oma Serena sind Spellcrafter, sie gehören zu den Glasbläsern. Als Lucy auf einer Festivität ihre Kunstwerke vorstellen soll, wird sie unfreiwillig Zeugin, wie ihre Oma zusammen mit einem Sept entführt wird. Entführer sind Leute des "Eisenordens", einer paramilitärischen Gruppe, die die Spellcrafter vernichten möchte.
Doch kann Lucy ihren Erinnerungen trauen? Ihr Lügendetektor meint nein. Und so macht sie sich zusammen mit ihrem Freund Renly auf die Suche nach der Wahrheit. Dabei bekommt sie unverhofft Hilfe von Carter, dem Sohn des obersten Septs und von Adele, einer Spellcrafterin und bisher ihrer Gegnerin. Wird es dem Quartett gelingen, Oma Serena zu finden und zu befreien und die Wahrheit zu enthüllen?

Mein Eindruck:
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"Mit jedem Einatmen schürte sie die Flammen. Mit jedem Ausatmen gestattete sie einem kleinen Teil ihrer Magie, in die Welt hinauszusickern. Langsam sammelte sich eine Dunstwolke um ihren Kopf. Ihr gelbes Glühen bildete einen lebhaften Kontrast zu den zuckenden blauen Lichtern draußen. Die Wolke glühte weiter, bis der kritische Augenblick gekommen war. Lucy zog die Schultern zurück, sog die Luft so tief wie nie zuvor ein und blies ihre Magie der silbernen Flamme genau in die Mitte der wirbelnden Spirale." (E-Book, S. 165)

Das Cover hatte mich angelockt und ich war von Beginn an von der Handlung angetan. Die Welt mit den Spellcraftern, den Septs und ihre Einteilung wurde gut erläutert und die vielen magischen Erfindungen bereiteten mir immer wieder Schmunzelmomente. Besonders Lucys lebendiges Stofftier Patches sorgte immer wieder für niedliche Überraschungsmomente. Außerdem mochte ich den teils humorvollen Umgang zwischen Lucy und ihren (neuen) Freunden, der die zum Teil ernste und actionreiche Handlung auflockerte. Die Weisheiten von Oma Serena, die Lucy in ihren Gedanken verfolgen, sind auch gute Tipps für die anvisierte Zielgruppe.
Die Geschichte ist sehr spannend erzählt und in großen Teilen konnte ich die Logik nachvollziehen. Doch der Kampf gegen das Monster war mir dann etwas zu seltsam und warum am Schluss bestimmte Handlungen Lucys funktionierten, konnte ich nicht verstehen. Insgesamt ist es dem Autor jedoch gelungen, eine neue magische Welt mit viel Spannung, Humor, einer tollen Freundschaftsgeschichte sowie einem Cliffhanger am Ende einzubauen, sodass ich mich schon sehr auf die Fortsetzung freue. Schade nur, dass es wider Erwarten keinen Drachen in der Handlung gab, hier ist das Titelbild leider etwas irreführend.

Fazit:
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Magische Welt mit Spannung, Humor, Freundschaftsgeschichte – ich freue mich auf die Fortsetzung!

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