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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.06.2025

Zu Herzen gehende Unterhaltung

Die verschwundene Tochter
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Ich kenne die Vorgängerbände nicht, was aber kein Problem war. Die Bände lassen sich offensichtlich sehr gut unabhängig von einander lesen. So habe ich mich aufgemacht das Paris der 30iger Jahre und lerne ...

Ich kenne die Vorgängerbände nicht, was aber kein Problem war. Die Bände lassen sich offensichtlich sehr gut unabhängig von einander lesen. So habe ich mich aufgemacht das Paris der 30iger Jahre und lerne die junge Evelina kennen, die als 18jährige ihr Elternhaus verlässt, um ihre Träume als Modedesignerin in Paris zu verwirklichen. Ich war beeindruckt, wie dieses junge Mädchen unbeirrt ihren Weg geht und ihrem Leben konsequent eine neue Wendung gibt, wann immer es notwendig erscheint. Das war spannend zu lesen und bei einigen Szenen kam mein Blut vor Wut in Wallung, weil Männer der Meinung waren, allein ihre Wünsche zählen. Trotz ihrer Stärke zahlt sie für ihre Unabhängigkeit einen hohen Preis. Evelinas damalige Entscheidung setzt die Geschichte in der Gegenwart in Gang, die viele Emotionen in mir geweckt hat.

Blake, die in London lebt, hält ein Kästchen in Händen, das einen Hinweis auf die leibliche Mutter ihrer Uroma verbirgt. Diese wurde adoptiert, was die Familie nicht wusste. Blake macht sich auf die Suche nach dem unbekannten Familienteil. Der Hinweis führt sie nach Paris und dort zu Henri, der sich in der Modewelt auskennt und wertvolle Impulse geben kann. Blake hatte sich bisher um ihre jüngeren Geschwister gekümmert und ihr eigenes Leben vernachlässigt. In Henris Nähe hat sie Schmetterlinge im Bauch und auch er scheint mehr für sie zu empfinden. Blake beginnt von einer gemeinsamen Zukunft zu träumen, als sie ein traumhaftes Jobangebot bekommt. Doch nun liegt ihr privates Glück in Scherben und sie kehrt mit gebrochenen Herzen nach London zurück. Nur gut, dass die Autorin einen Unterhaltungsroman geschrieben hat und mich nicht enttäuscht, denn am Ende macht Paris seinem Ruf als Stadt der Liebe alle Ehre.

Ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Die Autorin ist eine begnadete Erzählerin. Besonders Evelinas Geschichte hat mich sehr berührt. Auch ihr hätte ich ein glückliches Ende gewünscht, fand es so aber stimmig und es ergab ein perfektes Gegengewicht zu Blakes Glück. In meinen Augen wäre es sonst etwas zu viel und damit kitschig gewesen. Diese Klippe hat die Autorin perfekt umschifft und ich konnte das Buch mit einem zufriedenen Gefühl schließen.

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Veröffentlicht am 12.05.2025

Verrat, Habgier und ein alter Fluch

Die Kriegerin des Nordens
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Die Autorin führt mich mit der Geschichte auf die Kimbrische Halbinsel 100 v. Chr.

Die Römer gewinnen durch Handel immer mehr an Einfluss. Die Kriegerin Erkenhild. die die Römer aus persönlichen Gründen ...

Die Autorin führt mich mit der Geschichte auf die Kimbrische Halbinsel 100 v. Chr.

Die Römer gewinnen durch Handel immer mehr an Einfluss. Die Kriegerin Erkenhild. die die Römer aus persönlichen Gründen hasst, möchte ihren Heerkönig Thorwaltshunt zu einem Krieg gegen diese bewegen. Unterstützung erfährt sie durch die Großdruidin Busla, die ihre eigenen Ziele verfolgt. Da Thorwaltshunt zögert, schmieden die beiden den Plan, in Besitz des sagenumwobenen Silberkessels von Gundestrup zu gelangen. Der Kessel soll unbesiegbar machen und Thorwaltshunt zum Krieg verleiten. Da der Kessel in einem Grab ist, zudem mit einem starken Fluch belegt und Grabraub mit dem Tode bedroht wird, bringt Erkenhild die junge Tandlerin Katek durch eine List dazu, den Kessel zu stehlen. Der Raub setzt Entwicklungen in Gang, deren Beeinflussungen nicht mehr in der Hand der Beteiligten liegt.

Der Roman hat mich ausgesprochen gut unterhalten. Rache, Manipulation, Habgier, Betrug, unerfüllte Liebe und ein Meuchelmord verwebt die Autorin zu einer mitreißenden und fesselnden Geschichte.

Besonders gut gefallen hat mir die Großdruidin Busla. Nicht , dass ich sie sympathisch fand, ich war fasziniert von ihrer Begabung, andere Menschen durch ihre Taschenspielertricks und dem Schüren von Ängsten zu ihrem Zweck zu manipulieren.

Heerkönig Thorwaltshunt war für mich eher eine tragische Figur. Ein alternder Herrscher mit schwindender Manneskraft, der sich und seinem Stamm nochmal beweisen will, dass er nicht zum alten Eisen gehört. So tappt er in Buslas Falle und verliert seine Ehre und den Respekt aller.

Meine Lieblingsfigur war die junge Diebin Katek. Zu Beginn will sie nur beweisen, das sie von Wert ist und ihren Beitrag zum Lebensunterhalt der Gemeinschaft leisten kann, wenn auch durch Diebstahl. Ihr wird mehrmals übel mitgespielt und sie wird um den in ihren Augen gerechten Lohn betrogen. Ihre Gier nach Reichtum und der verständliche Wunsch nach Rache erreichen einen Grad von Besessenheit, der sie jede Vorsicht vergessen lassen.

Die Geschichte endet tragisch und in meinen Augen folgerichtig und gerecht. Mich hat die Handlung in ihren Bann gezogen und mich die Zeit und die Welt um mich rum vergessen lassen. Da kann ich die paar kleinen Ungereimtheiten sehr gut verschmerzen.

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Veröffentlicht am 27.02.2025

Grausame Morde und ein Täter jenseits aller Vorstellungskraft

Blutrote Grazien
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Ich habe vor einiger Zeit meine Liebe zu Thrillern entdeckt, die in Italien angesiedelt sind. Ich schätze die düstere Atmosphäre, die unglaubliche Spannung und eine gute Portion Grausamkeit. Dies trifft ...

Ich habe vor einiger Zeit meine Liebe zu Thrillern entdeckt, die in Italien angesiedelt sind. Ich schätze die düstere Atmosphäre, die unglaubliche Spannung und eine gute Portion Grausamkeit. Dies trifft in ganzem Umfang auf diesen Krimi zu. Meran, Touristenhochburg, und seine Umgebung werden zur Spielwiese eines äußerst brutalen Mörders, der seine Taten ins Netzt stellt und eine wachsende Anzahl von Bewundern um sich scharrt. Beide Seiten haben mich mit Abscheu erfüllt.

Aron Fischer und seine Kollegin Marie von der Meraner Polizei werden mit dem Fall beauftragt. Beide waren mir von Anfang an unsympathisch. Aron lebt in einer kaputten Ehe. Ich fand sein Verhalten gegenüber seiner Frau als auch gegenüber Marie als unangemessen. Er sieht Marie mehr als Sexobjekt und diese befeuert mit ihrem Verhalten sein Verlangen. Es geschehen weitere Morde, die immer grausamer werden. Verwirrend waren auch die literarischen Neigungen des Täters, der jedem Opfer ein Gedicht widmet. Zur Unterstützung schickt Rom Colonnello Tommaso nach Meran, sehr zum Missfallen von Aron. Mir dagegen war er sehr sympathisch. Was ich gelungen fand, der Autor gewährt Einblicke in die Welt des Täters und seine Chatverläufe. Das war beängstigend, denn , wenn ich mir in einem sicher war, der Mörder war hochgradig psychisch krank und würde nicht von selbst aufhören, zu morden. Besonders abstoßend war für mich sein Chat mit einer gewissen M . Meine Vermutungen über die Person dahinter schossen geradezu ins Kraut. Plötzlich konnte es jeder und jede gewesen sein.

Die Auflösung war in Bezug auf den Täter keine Überraschung mehr, was die Identität von M anbetrifft dagegen schon. Der Auslöser für die Ereignisse war fast so abstoßend wie die daraus resultierenden Taten. Mitleid, Verständnis für die Täter, das kann ich mit einem klaren nein beantworten. Der Thriller ist nichts für zartbesaitete Gemüter , denn der Autor spart nicht mit blutigen Details, so dass auch ich gelegentlich schlucken musste. Das Verwirrspiel um die Person des Täters war in meinen Augen sehr gelungen. Nach ein paar Seiten Startschwierigkeiten hatte der Thriller meine volle Aufmerksamkeit und ich einige Stunden voller Spannung und guter Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 22.02.2025

Schweigen verletzt, wo man reden sollte

Portrait meiner Mutter mit Geistern
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Der Roman erzählt eine Familiengeschichte, die sich ausschließlich der weiblichen Linie folgt. Es ist eine Geschichte, die berührt, traurig, wütend, neugierig macht und dabei in hohem Maße fesselt. Die ...

Der Roman erzählt eine Familiengeschichte, die sich ausschließlich der weiblichen Linie folgt. Es ist eine Geschichte, die berührt, traurig, wütend, neugierig macht und dabei in hohem Maße fesselt. Die Autorin machte es einem aber nicht leicht, die Ereignisse zu erfassen und in einen Zusammenhang zu bringen. Es gibt Zeitsprünge. Die Erzählebene wechselt und vieles bleibt ungesagt. Die Personen schweigen, verdrängen und geben den Vorkommnissen , die sie vergessen wollten, noch mehr Raum und Gewicht.
Am Anfang der Kette stehen Meta und ihr Sohn Jakob. Mit ihnen beginnt das Schweigen. Meta ist Jüdin. Ihr Mann verlässt sie und aufgrund der Bedrohung durch das Naziregime muss sie ihren Sohn Jakob wegschicken. Jakob hatte davor ein gutes Leben und gute Freunde, Oskar und Selma, die die Linie weiterführen wird. Jakob rettet zwar sein Leben, aber er verliert seine Identität . Seine Figur fand ich besonders berührend und ihm verdanke ich die Szenen, die mich am meisten verwirrt und berührt haben.
Selma bekommt eine Tochter, Martha, die sie nicht lieben kann und flüchtet sich in die Ehe mit dem Tyrannen Heinrich. Selma will einfach nur vergessen, was vor ihrer Ehe war und schweigt es tot.
Martha, die von Heinrich misshandelt wird, ist unglücklich und will so schnell wie möglich weg von Zuhause. Ihre Geschichte fand ich tragisch. Jedes Mal , wenn sie jemanden liebt, verliert sie ihn. Ihr ganzes Glück ist ihre Tochter Raisa, die sie alleine groß zieht.. Auch Martha schweigt über ihre Vergangenheit und entfremdet sich dadurch von Raisa. Raisa versteht nicht, warum ihre Mutter nicht über ihre Eltern spricht oder Raisas Vater. Sie will wissen, um verstehen zu können. Zu meiner Erleichterung gibt es gegen Ende des Romans einen Funken Hoffnung, der dieses bleierne Schweigen durchbricht.
Der Roman lässt Raum für eigene Mutmaßungen, da auch hier vieles ungesagt bleibt. Das macht das Lesen in meinen Augen gelegentlich anstrengend, gleichzeitig beflügelt es die eigene Phantasie. Die Sprache selbst ist an vielen Stellen sehr poetisch und lässt so wunderschöne Bilder im Kopf entstehen. Meiner Meinung nach sollte man das Buch nicht einfach zwischendurch lesen. Dadurch , dass in Fragmenten erzählt wir, war es zu Beginn nicht einfach , den roten Faden zu behalten. Aber wie bei einem Puzzle wurde das Bild gegen Ende immer deutlicher. Die Handlung entwickelt dadurch einen Sog und man will einfach nur weiter lesen.

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Veröffentlicht am 05.01.2025

Unterhaltsam mit Witz und Ironie, aber wenig Krimihandlung

Harz aber herzlich
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Vorneweg, ich mochte das Buch sehr und würde auf jeden Fall einen weiteren Besuch in Düsterode wagen. Manche mögen nun überrascht sein, weil die Krimihandlung erst auf den letzten Seiten wirklich eine ...

Vorneweg, ich mochte das Buch sehr und würde auf jeden Fall einen weiteren Besuch in Düsterode wagen. Manche mögen nun überrascht sein, weil die Krimihandlung erst auf den letzten Seiten wirklich eine Rolle spielt. Ich fand die Geschichte so witzig und vieles . was heute soo wichtig ist, so treffend überzeichnet, dass ich sehr gut unterhalten wurde. Mein Spannungsbogen ergab sich aus meiner Vorfreude, in welches Fettnäpfchen als nächstes getreten wird.
Die Hamburgerin Ariane tritt ihre Stelle beim Tourismusverband als Sensitivity-Managerin in Düsterode an . Sie soll Diversity und Political Correctness in die kleine Gemeinde bringen. Wie nicht anders zu erwarten, treffen zwei Welten aufeinander. Dabei hat Ariane auch einen Rucksack voller Vorurteile und Klischees dabei und nimmt ihre neue Umwelt durch diese Brille wahr. Dieser Widerspruch war für sich genommen schon humorvoll. Andreas, Vegetarier und Yoga affin, ist Dorfpolizist aus Überzeugung. Er ist empathisch und den Bewohner zugewandt. Auch er hat seine Schwierigkeiten mit der neuen Sprachregelung, ist in meinen Augen aber viel aufgeschlossener als Ariane. Diese macht sich mit viel Energie und Enthusiasmus an die Arbeit und bringt innerhalb kürzester Zeit fas alle gegen sich auf , besonders als sie die Harzpachen ihr Vereinsgelände streitig macht. Kulturelle Aneignung geht gar nicht.

Die Krimihandlung blitzt gelegentlich auf, so als Ariane gleich zu Beginn einen toten Wanderer findet, was als Unfall abgetan wird. Als sich die Unfälle häufen, wird auch Andreas misstrauisch. Seine Kollegen in Magdeburg sind mit einem Mädchenmörder beschäftigt und deshalb ist Andreas auf sich allein gestellt. Obwohl nicht ganz, er erhält unerwünschte Unterstützung von Ariane. Dabei sind die beiden ein tolles Team, die beide Mordserien aufklären.
Ich mochte sowohl Andreas als auch Ariane, die ich gelegentlich als anstrengend empfunden habe mit ihrem Gendern und korrekten Ausdrucksweise. Mein Herz erobert haben zudem Frau Krause, Andreas Schafpudel und Woody, Arianes Goldendoodle . Für mich war das Buch ein gelungener Wohlfühl (-Krimi) Roman.

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