Starker, emotionaler Mittelteil – der Abschluss der „Nytefall-Trilogie“ kann kommen!
The Night is Defying„The Night is Defying“ ist Teil zwei der „Nytefall-Trilogie“ von Chloe C. Peñaranda und führt die Geschehnisse des Auftakts fort. Konnte mich „The Stars are Dying“ nicht zu Gänze von sich überzeugen – ...
„The Night is Defying“ ist Teil zwei der „Nytefall-Trilogie“ von Chloe C. Peñaranda und führt die Geschehnisse des Auftakts fort. Konnte mich „The Stars are Dying“ nicht zu Gänze von sich überzeugen – was hauptsächlich an den oberflächlichen Gegebenheiten, Wiederholungen und einer wirren Handlung lag –, zog mich diese Fortsetzung – auch emotional – komplett in ihren Bann.
Aus der erinnerungslosen und unsicheren Astraea wurde eine wahre Kriegerin, die sich nun ihrer Identität, ihrer Macht bewusst ist. Erst langsam, dann mit voller Wucht lernt das Kind zweier Gottheiten, ihre Kraft zu beherrschen, entdeckt die ausgelöschten Fragmente ihrer Selbst, findet zurück zu der Größe, die sie einst war, zu der Liebe, die sie einst spürte. Für Nyte. Und trotz der Gewissheit, wo ihr Platz ist, muss Astraea jene Wege gehen, die ihr bestimmt sind, muss ihr Volk sehen, all die, die vor Jahrhunderten FreundInnen, Familie waren – und stolpert. In Hinterhalte, in Verrat, in lang gesponnene, weitreichende Intrigen …
„Nightsdeath“ kann nichts weiter tun, als an der Seite des strahlendsten Sterns zu stehen, wenn das auch heißt, sie gehen zu lassen …
„𝓙𝓮𝓽𝔃𝓽. 𝓓𝓪𝓶𝓪𝓵𝓼. 𝓤𝓷𝓭 𝓯𝓾𝓮𝓻 𝓲𝓶𝓶𝓮𝓻.“
Peñaranda bestückte den zweiten Band ihrer düsteren Fantasy-Serie mit der bisher fehlenden Tiefe – so erfahren wir einiges über die Vergangenheit der konträren – verfeindeten – Protagonisten, über den Fluch ihrer Verbindung, die selbst der Tod nicht zu zerreißen vermag, über die Uneinigkeiten, Kriege und Vorurteile zwischen Celestials, Vampiren und Fae, den Egoismus der Unsterblichen und über die hier eindrucksvoll erschaffene Welt, die vor Korruption, Unterdrückung, Rassismus und (Macht)Gier strotzt.
Die mystischen Fähigkeiten, die Darstellung der verschiedenen Wesen und das Worldbuilding insgesamt sind originell, die Atmosphäre von Misstrauen, Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit durchzogen. Es war herzzerreißend, den klaffenden Zwiespalt von Nyte und Astrae auf so eindringliche Art zu erleben – ihre grenzenlose Liebe im Austausch für das Gleichgewicht von Solanis?! Das Ringen mit Prophezeiungen, Vorverurteilungen und den eigenen Selbstvorwürfen zu verfolgen, sehen zu müssen, wie die Guten fallen und wie bedingungslos, endgültig diese Beziehung ist. Leidenschaftliche Schwüre, aufrichtige Geständnisse, die Intensität der Emotionen, die Kraft der von Chloe C. gewählten Worte gingen nah. Trieben mir Tränen in die Augen – so wie mich die letzten 25% des Öfteren den Kopf abwenden, die Augen vor der Grausamkeit, vor der Endlichkeit schließen ließen.
Im Verlauf werden Fragen beantwortet, Geheimnisse gelüftet und Lücken gefüllt, neue geschaffen und gleichzeitig Pläne geschmiedet, Rache geübt, Schlachten geschlagen und vor Zorn gewütet – die Autorin verschont weder die LeserInnen vor ungeahnten Verlusten noch ihre Figuren, die geprüft und gequält werden. Brutal, gewaltvoll, blutig.
Doch inmitten der Düsternis blitzen auch romantische, innige Momente auf, harsche, stimmungsvoll inszenierte Intimitäten, Freundschaften und leise Gefühle von Glück.
Eine Rebellion, die nach Veränderung strebt.
Abgesehen des im Vordergrund stehenden Paares treffen wir auf weitere Charaktere, die ausreichend bis stark integriert und ausgearbeitet wurden: Zephyr, Drystan, Rose, Davina, Lilith, Zath, Auster (…) bereichern die Storyline, treiben ungute Vorahnungen in die Höhe, zeigen ungeahnte Seiten – sind Verräter und Feind oder wahrhaftig Freund?
Stilistisch ist „The Night is Defying“ malerisch und lebendig geschrieben. Sehnsucht und Verlangen kamen spür-, Setting und Verlauf vorstellbar zur Geltung. Kämpfe und Konfrontationen verströmten durchweg Tempo und Aufregung und sowohl die Entwicklung von „Starlight“ als auch jene von „Nightsdeath“ – unerwartet sanft und warm – ging authentisch und wendungsreich vonstatten. Es war so leicht, sich von dieser Geschichte, ihren Twists und der Tragik mitreißen zu lassen. Zu leiden. Zu hoffen. Zu hassen.
Verlust und Wut, Zweifel und Ängste, purer Schmerz, Rachsucht und reine, allen Widrigkeiten zum Trotz bestehende Liebe – aufrechterhalten durch Jahrhunderte und nachtschwarze Stürme, in bodenloser Dunkelheit und blendendem Sternenlicht – durchziehen die detailreich ausgearbeitete, ereignis- und erkenntnisreiche, bittersüße Handlung. Und ja, das Ende hat die Kraft, Herzen zu brechen.
Abgesehen der großartigen Aufmachung, findet sich im Anhang eine Hilfe zur Aussprache einzelner Namen und Bezeichnungen. Auch die Karte, die die Endpages ziert, ist der Orientierung und der Verbildlichung zuträglich. Was ich jedoch wirklich wichtig und wünschenswert gefunden hätte: ein kurzes „Was bisher geschah“, ein Personenverzeichnis, denn es kommen (und gehen) eine Vielzahl von Figuren, und ein Glossar, um Begriffe zuordnen zu können.
Starker, emotionaler Mittelteil – der Abschluss der „Nytefall-Trilogie“ kann kommen!