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Veröffentlicht am 05.09.2025

Außergewöhnlicher Familienroman

Die Freiheit so weit
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Nachdem mir der erste Band "Der Unendlichkeit so nah" großartig gefallen hat, war ich schon sehr neugierig auf den zweiten und letzten Band - vor allem nachdem der Vorgänger mit einem miesen Cliffhanger ...

Nachdem mir der erste Band "Der Unendlichkeit so nah" großartig gefallen hat, war ich schon sehr neugierig auf den zweiten und letzten Band - vor allem nachdem der Vorgänger mit einem miesen Cliffhanger geendet hat.
Es ist sinnvoll den Vorgänger zuerst zu lesen, denn die Vorgeschichte aus dem ersten Band ist wichtig für das Verständnis der Handlung in "Die Freiheit so nah". Außerdem schließt Band zwei direkt an Band eins an.

Nachdem Emma und Elias einen schweren Unfall hatten, liegt Elias im Koma. Auch Emma ist verletzt und kann sich nicht an den Unfallhergang erinnern. Zurück in Deutschland steht ihre Bewerbung für die ESA an und Michael steht plötzlich wieder vor der gemeinsamen Wohnung und will die Trennung nicht anerkennen. Emma weiß bald nicht mehr, wo ihr der Kopf steht, denn Michael drängt, die Eltern verstehen sie anfangs nicht und Elias erkennt sie nicht....werden die Beiden wieder zusammen finden?

Im Teil, der in der Vergangenheit spielt, sind wir einerseits wieder in Temeswar in Rumänien, welches 1916 noch zu österreichischen Monarchie gehörte. Dort lebten vor allem deutsch- und ungarisch stämmige Einwohner. Susanna hat in ihrer Heimat schwer um Anerkennung zu kämpfen und hat einige schwere Prüfungen zu überstehen.
Im zweiten Handlungsstrang in der Vergangenheit sind wir in New York bei Marie, die mit ihrem Vater Temeswar noch vor Beginn des ersten Weltkrieges verlassen hat. Beide versuchen sich in Brooklyn ein neues Leben aufzubauen. Obwohl sie Juden sind, erfahren auch sie - kurz bevor die USA in den Zweiten Weltkrieg einsteigt - Feindseligkeit, denn alles Deutsche wird abgelehnt. Diese Rückblicke in Maries und Susannas Leben bringen immer mehr ans Licht und die Verbindung in die Gegenwart zu Elias und Emma wird aufgelöst.

Diesmal waren mir die Sprünge zwischen den einzelnen Handlungssträngen fast zu schnell, denn jedes Mal, wenn ich gerade ganz tief in der Geschichte versunken war, wechselte man wieder zu einer der anderen Figuren. Im letzten Viertel gab es auch einen großen Zeitsprung, der jedoch zur Auflösung des Familiengeheimnisses nötig war.
Bis kurz zum Ende hin lässt uns die Autorin wieder ganz schön schmoren, denn ob Emma und Elias wieder zusammenkommen und wie sich das Familiengeheimnis schlussendlich auflöst, wird sehr spät aufgelöst.

Die Charaktere sind sehr lebendig und detailliert beschrieben. Sie sind facettenreich und entwickeln sich weiter. Besonders eine Figur hat mich sehr überrascht, die eine sehr starke Charakterentwicklung hinlegt.
Theresa Kern erzählt mitreißend und emotional. Ich habe wieder mit allen drei Frauen mitgefiebert und fand es am Ende schade, dass Maries Geschichte in der Vergangenheit nicht wirklich abgeschlossen wird. Der Strang blieb etwas in der Luft hängen.

Das Cover passt hervorragend zum ersten Teil (ich liebe diese Retro-Zeichnungen), jedoch nimmt New York die wenigste Handlung im Buch ein.
In der Klappe innen findet man den Stammbaum der Familien von Susanna und Marie - bis hin in die Gegenwart.

Fazit:
Band zwei ist genauso emotional, spannend und atmosphärisch erzählt, wie Band ein. Mir war der Zeitsprung im letzten Viertel fast zu groß und das Ende kommt dann relativ plötzlich. Den anschließenden kurzen Prolog hätte ich wiederum nicht gebraucht. Deshalb sind es diesmal 4 1/2 Sterne statt 5 Sterne geworden.
Es gibt aber auf jeden Fall eine dicke Empfehlung für diese tolle Dilogie von mir!

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Veröffentlicht am 07.08.2025

In den Wäldern Nordschwedens

Wo die Moltebeeren leuchten (Die Norrland-Saga, Bd. 1)
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Wir haben hier eine Geschichte auf zwei Zeitebenen, die uns in der Vergangenheit ins Jahr 1938 und in der Gegenwart ins Jahr 2022 nach Nordschweden führt. Sie erzählt eine Familiengeschichte aus dem Umfeld ...

Wir haben hier eine Geschichte auf zwei Zeitebenen, die uns in der Vergangenheit ins Jahr 1938 und in der Gegenwart ins Jahr 2022 nach Nordschweden führt. Sie erzählt eine Familiengeschichte aus dem Umfeld der schwedischen Sámi.

Die erst siebzehnjährige Siv muss, nach einem Unfall ihres Vaters bei Holzschlägerungen, ihren Traum Lehrerin zu werden aufgeben. Als älteste Tochter soll sie zum Einkommen der Familie beitragen. Ihr Vater schickt sie als Köchin ("Kocka") für eine zehnköpfige Gruppe von Holzarbeitern über die Wintermonate in den Norden Schwedens. Das schüchterne Mädchen fühlt sich anfangs unsicher, doch mit der Zeit genießt sie die neu empfundene Freiheit. Trotz der harten Lebensbedingungen und der Kälte fühlt sie sich unter den Männern wohl. Sie wird freundlich aufgenommen und akzeptiert. Dann begegnet sie den jungen Sámi und Rentierzüchter Nila und verliebt sich in ihn.

Sivs Enkelin Eva ist alleinerziehende Mutter eines Sohnes und Forstwirtin. Sie arbeitet in Uppsala als PR-Beraterin in einem großen Forstunternehmen. Dieses ist für die Abholzung in genau dem Gebiet verantwortlich, wo Eva ihre Kindheit bei den Großeltern verbracht hat. Ein vererbtes Stück Wald ist ihr geblieben und die Erinnerung an eine Jugendliebe. Nun soll sie nach Jahrzehnten wieder nach Västerbotten in das Dorf reisen und mit den Aktivistengruppen und Umweltschützern verhandeln. Doch diese Aufgabe ist alles andere als einfach und Eva bekommt immer mehr Anfeindungen zu spüren.

Der Autorin gelingt es perfekt historische und aktuelle schwedische Themen miteinander zu verknüpfen. Zentrale Bereiche des Romans sind die Rechte der Sámi, dem ursprünglichen Volk in Lappland, die mit ihren Rentieren durch die Wälder streifen, sowie das umstrittene Abholzungsprogramm. Darüber habe ich bereits einiges im Schweden Krimi von Sandra Åslund "Im Herzen so kalt" gelesen. Der Umgang mit den Wäldern in Schweden zu diesem Thema hat mich sehr nachdenklich gestimmt.
Besonders gelungen ist Ulrika Lagerlöf aber die Beschreibung der Natur und der Widrigkeiten der Gegend. Dabei unterstreicht sie aber auch dessen Schönheit und wie wichtig das Zusammenspiel der einzelner Organismen für die Wälder ist. Wirtschaftliche und ökologische Interessenskonflikte prallen hier immer wieder aufeinander.

Ich mochte den atmosphärischen und malerischen Schreibstil, der manchmal auch etwas melancholisch wird.
Es kommt selten vor, dass ich nicht der Handlung in der Vergangenheit den Vorzug gebe. Der Autorin ist es jedoch gelungen, dass ich beide Handlungsstränge gleich gerne gelesen habe. Man spürt die inneren Konflikte beider Frauen sehr stark durch die Zeilen. Während Sivs sich ihr Leben wahrlich anders vorgestellt hat und auch die Liebe zu Nila unter keinem guten Stern steht, erkennt Eva bald, dass sie die aktiven Umweltschützer, die gegen die Abholzung kämpfen, nicht ganz ignorieren kann und beginnt genauer hinzuschauen.

Ulrika Lagerlöf arbeitet in der Unternehmenskommunikation für die Forstwirtschaft. Ihr Mann ist ein Nachfahre von Selma Lagerlöf, die unter anderem "Nils Holgerson" geschrieben hat. Durch ihre eigene Familiengeschichte wurde sie zur Geschichte inspiriert.
Erwähnen muss ich noch den tollen Farbschnitt mit den Moltebeeren, den man ja eher in anderen Genres findet.

Ich habe leider erst jetzt bemerkt, dass es noch einen weiteren Band (oder zwei?) der Norrland Saga geben wird. Dieser erste Band ist für mich eigentlich abgeschlossen, aber ich lasse mich gerne überraschen.

Fazit:
Ein sehr atmosphärischer und dichter Roman, der einen Einblick in die Welt der Sámi gibt, aber auch einen Blick auf das Ökosystem und den Umweltschutz wirft. Ich empfehle diesen Roman sehr gerne weiter!

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Veröffentlicht am 05.08.2025

Wieder ein absoluter Pageturner

Worst Case
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Dies ist nun der dritte Thriller der ehemaligen Flugbegleiterin T.J. Newman, die jeden Menschen, der an Flugangst leidet, noch mehr Angst einjagt. Ich lese ihre Bücher prinzipiell NACHDEM ich in den Urlaub ...

Dies ist nun der dritte Thriller der ehemaligen Flugbegleiterin T.J. Newman, die jeden Menschen, der an Flugangst leidet, noch mehr Angst einjagt. Ich lese ihre Bücher prinzipiell NACHDEM ich in den Urlaub geflogen bin ;) Trotzdem greife ich immer wieder voller Spannung zu ihren Thrillern, denn sowohl "Flug 416", "Absturz" und nun "Worst Case" haben mich alle drei begeistert.

In "Worst Case" haben wir tatsächlich genau den angesprochenen worst case, denn eine Passagiermaschine stürzt genau über einem Kernkraftwerk ab. Keiner der Passagiere überlebt, doch noch ahnt niemand, welch verheerende Folgen dieser Absturz noch haben wird....

Wie auch schon bei den beiden Vorgänger hat man es mit einem Page-Turner zu tun, der einem kaum Luft holen lässt. Die Handlung wird aus mehreren Perspektiven erzählt und man erlebt diese aus verschiedenen Blickwinkeln. Es bleiben nur 16 Stunden und 38 Minuten bis die Kühlung des Clover-Hill-Kernkraftwerkes auszufallen droht und eine bisher noch nie dagewesene Nuklearkatastrophe in Gang setzt. Eine Crew von Experten und Feuerwehrleuten setzen alles daran die Feuer zu löschen und eine Kernschmelze abzuwenden. Doch die Probleme werden immer weitgreifender und die Zeit läuft den Menschen in Waketa davon.

Diesmal sind wir nur zu Beginn an Bord eines Passagierflugzeuges, denn die weitere Handlung spielt sich im Kernkraftwerk Clover-Hill in Waketa im Mittleren Westen der USA ab, sowie auf der Brücke über den Mississippi, die von Waketa hinaus führt. Dort kam es aufgrund von herabfallenden Flugzeugteilen zu einer Massenkarambolage. Dabei wurde ein Van schwer getroffen und hängt nun etwas instabil auf der Brücke fest. Darin sitzt ein kleiner Junge, dessen Rettung sich alles andere als einfach gestaltet soll.

Das Tempo steigert sich mit jedem Kapitel. Man fiebert mit den Feuerwehrleuten mit, die sich Befehlen widersetzen, um das Leben eines fünfjährigen Jungen zu retten. Man hält bei den Bemühungen im Kraftwerk, welches außer Kontrolle geraten ist, den Atem an und hofft auf ein Wunder. Obwohl es manchmal sehr technisch wird, während wir den Einsatz im Kernkraftwerk mitverfolgen, hat die Autorin diese Details so erklärt, dass ich sie auch verstehen konnte.
Es gibt viele Helden (sehr amerikanisch) und herzerwärmende Momente, denn manche Figuren müssen schwerwiegende Entscheidungen treffen, die tief berühren. Manche Szenarien sind etwas

Da radioaktive Strahlung nicht sichtbar ist, wird sie oft verharmlost. Wie gefährlich sie tatsächlich ist, wird einem in diesem Thriller sehr intensiv vor Augen geführt.


Fazit:
T.J. Newman ist die Queen der actiongeladenen Thriller, die man in einem Rutsch verschlingt. Auch diesmal empfehle ich ihre neuestes Werk sehr gerne weiter!

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Veröffentlicht am 22.07.2025

Mattel und Barbie

Ein Leben für Barbie
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Wer kennt sie nicht die Barbie-Puppe? Barbie ist heutzutage nicht nur eine Puppe für Kinder, sondern ein Markenname, der alles Mögliche vermarktet. Der Barbie-Film mit Margot Robbie und Ryan Gosling war ...

Wer kennt sie nicht die Barbie-Puppe? Barbie ist heutzutage nicht nur eine Puppe für Kinder, sondern ein Markenname, der alles Mögliche vermarktet. Der Barbie-Film mit Margot Robbie und Ryan Gosling war nur einer der großen Hits in den letzten Jahren, doch die Zeichentrick-Filme mit Barbie als Balletttänzerin usw. hat schon meine Tochter gerne geschaut. Ich bekam meine erste Barbie erst mit 11 oder 12....genau weiß ich es nicht mehr, aber eben zu einer Zeit, wo ich nur mehr wenig damit gespielt habe. Ich war aber auch nie ein Puppenmädchen, wobei mich Barbie noch mehr interessiert hat, als Babypuppen. Da war mir mein Teddy "Peter" lieber...

Umso interessanter fand ich die Geschichte der Barbie Puppe von Renée Rosen. Der Roman behandelt eher die Unternehmensgeschichte der Firma, denn Ruth Handler, Mitbegründerin der Firma Mattel, lebte für ihr Unternehmen und vor allem für Barbie, die nach ihrer Tochter Barbara benannt wurde. Die Idee zu einer Gelenkpuppe, die nicht wie eine Babypuppe aussah, kam ihr im Europa-Urlaub, als sie die "Bild Lilli" in einem Schaufenster in Luzern entdeckte. Diese war Vorbild eines gleichnamigen Comics und nicht wirklich für Kinder gedacht. Ruth hatte jedoch die Idee eine solche Puppe zu kreieren, die den Mädchen mehr Möglichkeiten geben soll. Man sollte mit ihr spielen, aber auch immer wieder neu einkleiden können. Ebenso sollte die Puppe in Mädchen die Vorstellung zur vielfältigen Entwicklung fördern und sich nicht nur als Mutter und Ehefrau zu sehen.
Ihr Mann und Geschäftspartner Elliot, wie auch die Ingenieure und Entwickler bei Mattel, waren nicht wirklich von Ruths Idee überzeugt. Erst mit Jack Ryan fand sie einen Mann der Tat, der jahrelang tüftelte, um das richtige Material zu finden und die beweglichen Gelenke herzustellen. Bis die Puppe jedoch fertig wurde, dauerte es Jahre und der Erfolg ließ zu Beginn ebenfalls auf sich warten. Erst durch einen Werbefilm, der vor allem bei den kleinen Mädchen einschlug, kamen die ersten Bestellungen ins Haus.

Der Roman wird aus drei verschiedenen Sichtweisen erzählt: aus der von Ruth Handler natürlich, aus der von Jack Ryan, dem Chefentwickler und der (fiktiven) Modedesignerin Stevie Kling. Alle drei sind sehr ehrgeizige Charaktere, die für ihre Arbeit leben.
Ruth kämpfte in einer männerdominierenden Firma um ihren Platz als Mitbegründerin und Geschäftsfrau oftmals gegen Windmühlen. Sie ordnete ihr Familienleben eindeutig dem Unternehmen unter. Obwohl sie das Verkaufstalent und die Ideengeberin war, wurde sie systematisch aus der Firma hinausgetrieben.
Doch war sie wirklich die Erfinderin der Barbie? Diese Frage stelle ich mir auch noch nach der Lektüre und muss jeder für sich selbst beantworten. Auf jeden Fall aber besaß sie die Voraussicht, den Ideenreichtum und den Ehrgeiz, um Barbie schließlich herzustellen.

Jack Ryan, Chefentwickler bei Mattel, hatte neben seinen beruflichen Perfektionismus private Probleme. Er war manisch-depressiv und Legastheniker, liebte Partys, Alkohol und hatte jede Menge Affären. Er verfiel mit der Zeit dem Geld und glamourösen Leben abseits seines Jobs.

Stevie wollte eigentlich Haute Couture entwerfen und keine Puppenkleider. Sie findet auch das Abbild von Barbie nicht in Ordnung und fühlt sich anfangs - trotz sehr guter Bezahlung - nicht ganz wohl mit ihrem Job als "Puppenkleiderausstatterin". Doch sie erkennt nach Jahren bei Mattel, wie ihr dieser Job den Weg für eine weitere Karriere ebnete.
Die Charaktere, Haupt- wie Nebenfiguren, sind äußerst lebendig gezeichnet und ich hatte in meinem Kopf sehr reale Vorstellungen ihrer Persönlichkeiten.

Was mir ebenfalls gefallen hat war, dass der Roman nicht mit dem ersten Erfolg der Barbie Puppe aufhört, sondern auch die weiteren Jahre und Jahrzehnte beschreibt, in denen Mattel zu einer Aktiengesellschaft wurde und das Gefühl der Zusammengehörigkeit der Mitarbeiter zu schwächeln begann. Weitere Höhenflüge, aber auch so einige Misserfolge sind vorprogrammiert.


Fazit:
Eine interessante Romanbiografie über die Höhen und Tiefen eines Spielzeugkonzerns und dem Mythos der Barbiepuppe.

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Veröffentlicht am 15.07.2025

Zukunftsvisionen

Die Rettung
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Wir sind diesmal auf der fiktiven Insel Shearwater, deren Vorbild die tasmanische Macquerie Insel ist, die sich zwischen Tasmanien und der Antarktis befindet. Dort wohnt Dominic Salt mit seinen drei Kindern ...

Wir sind diesmal auf der fiktiven Insel Shearwater, deren Vorbild die tasmanische Macquerie Insel ist, die sich zwischen Tasmanien und der Antarktis befindet. Dort wohnt Dominic Salt mit seinen drei Kindern Raff, Fen und Orly. Das Forscherteam, welches zuvor ebenfalls auf der Insel lebte, ist bereits abgereist. Ihre Aufgabe war es, einzelne Pflanzensamen zu schützen, aufzubewahren und zu katalogisieren. In einem Schutzbunker sollen sie den Fortbestand und die Nahrungsgrundlage für die Zukunft sichern. Doch der zuvor sichere Ort ist stark gefährdet, denn der Meeresspiegel steigt und macht das Leben auf der Insel, wo sich Seebären, Robben und Pinguine tummeln, bald unmöglich. Deshalb müssen auch die Salts Shearwater in wenigen Wochen verlassen.
Eines Tages wird jedoch während eines schlimmen Sturmes eine schwerverletzte Frau an die Küste gespült. Obwohl die Versorgungslage bereits knapp und die Stromversorgung während des heftigen Sturmes ausgefallen ist, bleibt der Familie nichts anderes übrig, als Rowan aufzunehmen. Sie spürt jedoch, dass sie unerwünscht ist und hat bald die Vermutung, dass Dominic und die Kinder ein Geheimnis haben. Aber auch Rowan verbirgt etwas und hatte einen Grund zu den Shearwater Inseln zu gelangen....

Die Autorin bleibt sich auch in ihrem neuen Roman ihrem Stil und dem Thema treu. Ihr Schreibstil ist eine Mischung aus Poesie und eindringlicher Realität. Ihre unmissverständliche Warnung bezüglich des kommenden Klimakollapses macht nachdenklich.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Figuren erzählt. Der Name des jeweiligen Erzählers steht über den Kapitelanfang.
Mit Dominic wurde ich anfangs nicht wirklich warm und auch später fiel es mir bei ihm am Schwierigsten ihn zu mögen. Er liebt seine Kinder zwar aufrichtig, aber bei seiner Erziehung macht er wirklich sehr viel falsch. Besonders Fen gegenüber empfand ich Mitleid, die das Gefühl hatte, von ihrem Vater einfach übersehen zu werden. Mit Rowan hat sie endlich eine weibliche Ansprechperson, die auch zu ihr durchdringen kann. Raff hat ebenfalls große Probleme. Die Lösung für diese werden völlig falsch von seinem Vater vorgelebt, der ihm seine Wut an einem Boxsack abtrainieren lässt. Raff empfindet dabei immer mehr Wut, die er nur auf diesem Wege rauslassen kann. Wie sich die Kinder nach dem Verlassen der Insel jemals gegenüber anderen Menschen verhalten sollen, habe ich mich des Öfteren gefragt.
Einzig Orly hat noch etwas Unbekümmertes an sich. Er liebt die Pflanzenwelt, kennt alle Samen mit lateinischen Namen und weiß wirklich sehr viel. Manchmal habe ich mich allerdings gefragt, ob er nicht zu erwachsen für sein Alter wirkt. Andererseits hat er auf der einsamen Insel nicht viele Möglichkeiten sich mit etwas anderem zu befassen, außer mit der Pflanzen- und Tierwelt, die ihn auch noch richtig begeistern kann.
Als Leser fragt man sich ebenfalls, wer nun Rowan eigentlich ist. Woher kommt sie und warum war ihr Ziel die Insel Shearwater?

Während ich das Buch bei 36°C begonnen habe und es beim Lesen für ein bisschen Abkühlung gesorgt hat, wurde es bei uns kalt und regnerisch bei nur mehr 13-15°C. Dadurch hatte ich permanent das Gefühl zu frieren, denn die widrigen Lebensumstände auf der rauen Insel, die Stürme und Regenfälle und die tiefen Temperaturen unter null, ließen es noch kälter erscheinen.
Es gibt ein bis zwei Punkte, die ich nicht ganz logisch finde bzw. gibt es zwei Ungereimtheiten, die mir noch immer etwas im Kopf herumgeistern. Ich kann sie hier jetzt leider nicht aufzählen, sonst würde ich spoilern.

Die Geschichte lebt von den wunderschönen bildhaften Naturbeschreibungen und der beeindruckenden Tierwelt. Diese hat uns die Autorin wieder mit sehr viel Empathie beschrieben. Aber auch die ganz besondere Verbindung der Kinder zur Natur hat mich berührt.
Die Atmosphäre auf der Insel wirkt jedoch beklemmend und der beengte Lebensraum bietet für die wenigen Einwohner der Insel großes Konfliktpotential.
Das Ende hat mich dann ziemlich überrascht.

Den deutschen Titel finde ich sehr gut gewählt, denn er spricht nicht nur die Rettung des Saatgutes und Samen an, sondern auch die der dort lebenden Menschen und ihrer Beziehungen untereinander.


Fazit:
Ein sehr atmosphärischer "Climate Fiction" Roman, der uns vor Augen hält, dass wir mit der Natur leben und diese schützen müssen. Eindringlich und intensiv. Gerne empfehle ich den Roman weiter!

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