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Veröffentlicht am 09.02.2018

Ein unterhaltsamer Klima-Thriller

Die Schmelze
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Klappentext
Jahrtausendealte versunkene Städte werden an der indischen Küste entdeckt. Für die Forscherin Amrita sind sie Zeugen einer urzeitlichen Eisschmelze im Himalaja - und einer Naturkatastrophe, ...

Klappentext
Jahrtausendealte versunkene Städte werden an der indischen Küste entdeckt. Für die Forscherin Amrita sind sie Zeugen einer urzeitlichen Eisschmelze im Himalaja - und einer Naturkatastrophe, die sich heute zu wiederholen droht! Die Eisexpertin Susan hat in Grönland das wegbrechende Eis direkt vor Augen und versucht, die dramatische Entwicklung aufzuhalten. Ein aussichtsloser Wettlauf gegen die Zeit?

Einstieg ins Buch
Der Mythos von Atlantis, dem untergegangenen Festland, hat die Menschen so lange beschäftigt, dass man meinen sollte, die Entdeckung von Atlantis hätte einen beträchtlichen Nachrichtenwert. ...

Meine Meinung
Der Naturwissenschaftler Sergej Sawelnikow und die Meeresarchäologin Amrita sind dem Geheimnis der versunkenen Stadt Atlantis auf der Spur als sie auf Zusammenhänge mit Klimakatastrophen stoßen. Sie machen sich auf den Weg ins Eis und untersuchen die Schmelze der Gletscher, vor allem den Rückgang des riesigen Grönlandgletschers und versuchen verschiedene Möglichkeiten zu entwickeln um das Schmelzen zu verringern oder sogar aufzuhalten. Als die Wissenschaftler merken, dass eine Katastrophe bereits kurz bevor steht, scheint es zu spät um die Menschheit zu retten....und sich selbst.

Risto Isomäki ist selbst Umweltaktivist und beschreibt sehr realistisch welche Auswirkungen das menschliche Verhalten auf die Umwelt und das Klima hat. Er beschreibt glaubwürdig verschiedene Szenarien, die für mich sehr beunruhigend und von der Realität nicht sehr weit entfernt sind. Dass bei einem Abbruch des Grönlandgletschers ein riesiger Tsunami entstehen könnte, der sogar Deutschland unter Wasser verschwinden lässt klingt zwar sehr weit weg aber ist es das wirklich? Bereits jetzt steigt der Meeresspiegel kontinuierlich und für uns sehr langsam, aber für die Natur, die sonst 10.000 Jahre für gravierende Veränderungen braucht, geht das einfach zu schnell.

Die Bedrohung durch den Klimawandel ist nicht zu unterschätzen und der Autor schafft es mit seinem Roman den Leser für dieses Thema zu sensibilisieren. Leider fehlt hier ein bisschen literarisches Geschick, denn die Charaktere sind zwar allesamt sympathisch, doch bleiben sie alle auch sehr oberflächlich. Das lässt keinen Raum um einen Charakter mit Ecken, Kanten und Eigenarten zu entwickeln. Auch die kurze Liebesgeschichte, brachte mich den Figuren emotional nicht näher und so ging es mir einfach um die Umweltauswirkungen als um die Charaktere. Die Handlung ist ebenfalls nicht sehr originell, aber dennoch glaubwürdig. Das Thema Klimawandel zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und gibt interessante Denkanstöße.

Viele Passagen sind sehr wissenschaftlich gehalten, aber auch für einen Laien gut erklärt. Allerdings muss sich der Leser hier darauf einstellen, lernen zu wollen, weil die Erläuterungen sonst irgendwann trocken werden könnten. Grundsätzlich scheinen die Hintergünde gut recherchiert zu sein. Nichtsdestotrotz hat mich der Umwelt-Thriller von Risto Isomäki gefesselt und gut unterhalten. Am Ende bleibt der Gedanke, was ich selbst für die Umwelt tun kann um ihr ein bisschen von dem zurückzugeben, was sie uns alles gibt.

Das Cover des Buches finde ich sehr passend. Das Thema dreht sich hauptsächlich um schmelzendes Eis, deshalb ist das Titelbild aus Eis, Wasser und einem blauen Himmel stimmig gewählt. Auch der Titel "Die Schmelze" passt absolut zum Thema. Ich habe mir bewusst einen Wintermonat ausgesucht um dieses Buch zu lesen, weil ich ein kaltes, winterliches Ambiente dazu haben wollte. Doch im Nachhinein finde ich, dass die Jahreszeit keine Rolle spielt, denn in der Arktis gibt es immer Eis und Gletscher - noch.

Zitat
Sergej spürte, wie es ihm kalt den Rücken hinunterlief, während er das große Frachtschiff betrachtete, das vor ihnen in der Umarmung des dunklen Wassers lag. Warum war es untergegangen? (Seite 33)

Fazit
"Die Schmelze" ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt und den Leser für Umweltthemen sensibilisiert. Für alle Leser, die beim Thema Klimawandel aufhorchen und die sich durch eine oberflächliche Handlung nicht abschrecken lassen. Von mir eine solide Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Solide Unterhaltung ohne sonderlich zu fesseln...

Denn vergeben wird dir nie
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Klappentext
Nach mehr als zwanzig Jahren soll Rob Westerfield, Sohn einer reichen und äußerst einflussreichen Familie, auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen werden. Bis zum heutigen Tag schwört er, ...

Klappentext
Nach mehr als zwanzig Jahren soll Rob Westerfield, Sohn einer reichen und äußerst einflussreichen Familie, auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen werden. Bis zum heutigen Tag schwört er, den Mord an der jungen Nachbarin, dessen man ihn bezichtigt hatte, nicht begangen zu haben. Doch außer der Staatsanwaltschaft war und ist noch jemand fest von Robs Schuld überzeugt: Ellie Cavanaugh, die Schwester des Opfers, die damals die Leiche in einem Wald unweit des gemeinsamen Elternhauses fand. Ihre Aussage im Prozess war es, die entscheidend zur Verurteilung von Rob Westerfield beigetragen hatte. Ihr Hass auf den Mann, der für das Zerbrechen der Familie und den Selbstmord der Mutter verantwortlich ist, ist ungebrochen. Im Zuge ihrer neuerlichen Auseinandersetzung mit dem Fall kommen Ellie jedoch plötzlich Zweifel. Ist es möglich, dass ihre kindliche Wahrnehmung sie getäuscht hatte und Rob tatsächlich unschuldig war? Um ihren Erinnerungen und den Umständen von Andreas Tod nachzuspüren und der Wahrheit auf den Grund zu gehen, besucht Ellie den Ort ihrer Kindheit. Doch die Suche entpuppt sich für die junge Frau – und nicht nur für sie – als lebensgefährliches Unterfangen.

Einstieg ins Buch
Als Ellie an jenem Morgen aufwachte, hatte sie das Gefühl, dass etwas Schreckliches passiert war. ...

Meine Meinung
Ellie Cavanaugh findet als siebenjähriges Mädchen die Leiche ihrer 15-jährigen Schwester Andrea. Immer heimlich traf sich Andrea mit ihrem Freund Rob und außer Ellie wusste niemand sonst das Geheimversteck der beiden. Genau in diesem Versteck wurde Andrea von Ellie gefunden, mit einem Wagenheber übel zugerichtet. Aufgrund von Ellies Aussage wird der 19-jährige Rob verurteilt. Andreas und Ellies Familie zerbricht an dieser Tragödie. Die Mutter flüchtet sich in den Alkohol und der Vater zieht sich in seine eigene kleine Welt zurück. Ellie fühlt sich völlig allein gelassen und muss selbst einen Weg aus ihrem Gefühls-Chaos finden.

Etwa 20 Jahre später arbeitet Ellie in Atlanta als Reporterin. Ihr kommt zu Ohren, dass der Mörder ihrer Schwester, Rob, vorzeitig aus der Haft entlassen werden soll und es ein neues Verfahren geben wird. Grund dafür sind neu aufgetauchte Beweise und ein neuer Zeuge. Ellie ist außer sich und macht sich auf den Weg nach Oldham-on-the-Hudson, um die Entlassung mit allen Mitteln zu verhindern. Sie recherchiert ununterbrochen und versucht auf allen Wegen die Wahrheit über den Mord herauszufinden. Rob hat den Mord nie gestanden und seine Familie, reich und sehr einflussreich, wird nicht zulassen, dass Ellie ihn noch einmal ins Gefängnis bringt. Natürlich ist Ellie bei ihren Recherchen alles andere als neutral, aber dennoch plagen sie irgendwann Zweifel daran, ob damals der richtige Mann verurteilt wurde.

Die Charaktere hat Mary Higgins Clark in diesem Roman sehr schön und bildhaft dargestellt. Allein durch dieTaten der Figuren konnte ich mir ein Bild von den jeweiligen Personen machen, ohne dass viele Worte notwendig waren. Der Roman ist aus der Ich-Perspektive, aus der Sicht von Ellie, geschrieben und das zieht sich durch das ganze Buch. Ich finde das sehr gut, denn so war ich mittendrin in Ellies Recherchen und war dabei als Zweifel sie plagten. Als ein Mordanschlag auf sie verübt wird, war ich ebenfalls hautnah dabei. Hauptsächlich geht es in diesem Buch um Ellie und den Verlust ihrer Schwester. Es geht darum, dass sie endlich ihren inneren Frieden finden und mit den Geschehnissen von damals abschließen kann. Ellie ist sehr menschlich mit all ihren Überzeugungen und Zweifeln, deshalb wurde ich auch recht schnell mit ihr warm. Sie kämpft für ihre Sache und fordert Gerechtigkeit um jeden Preis - für ihre Schwester und für sich selbst. Die polizeilichen Ermittlungen stehen hier nicht im Vordergrund.

Was ich ein bisschen schade finde ist, dass das Ende für mich hervorsehbar war und es keine große Überraschung am Ende gab. Vielleicht hatte ich mit meiner Vermutung aber auch einfach nur Glück. Ab diesem Zeitpunkt war für mich auch der Spannungsaufbau nicht mehr so gut. Ich wollte nur noch wissen, ob meine Vermutung sich bestätigt oder ob die Autorin es schafft die Geschichte am Ende noch mal rumzureißen. Der Roman ließ sich trotzdem sehr gut und flüssig lesen, der Schreibstil ist bei Mary Higgins Clark klar und einfach.

Zitat
Gegen gerechten Zorn hat niemand etwas einzuwenden, dachte ich. Es sei denn, man trägt ihn zu lange mit sich herum. (Seite 88)

Fazit
Dieser Roman bietet gute Unterhaltung ohne große Überraschungen. Für knallharte Thriller-Fans ist er sicherlich nicht fesselnd genug, aber mich haben die geschickt gelegten Fährten gut unterhalten. Eine solide Leseempfehlung weil es mir nie langweilig wurde.

Veröffentlicht am 16.11.2017

Solider Ermittlungsroman ohne Emotionen

Der letzte Befehl
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Klappentext
Alles hat irgendwo einen Anfang. Für den Elite-Militärpolizisten Jack Reacher war dieses Irgendwo Carter Crossing, Mississippi, 1997. Eine einsame Straße. Der Schauplatz eines Verbrechens. ...

Klappentext
Alles hat irgendwo einen Anfang. Für den Elite-Militärpolizisten Jack Reacher war dieses Irgendwo Carter Crossing, Mississippi, 1997. Eine einsame Straße. Der Schauplatz eines Verbrechens. Eine Vertuschung. Eine junge Frau ist tot und verlässliche Indizien deuten auf einen Soldaten von der nahegelegenen Militärbasis als Schuldigen. Doch dieser Soldat hat mächtige Freunde in Washington. Reacher wird inoffiziell beauftragt, alles herauszufinden, was er kann, und es dann zu verbergen. Aber als er Carter Crossing erreicht, trifft Reacher auf den örtlichen Sheriff Elizabeth Deveraux, die es nach Gerechtigkeit verlangt und die Geheimnisse gar nicht leiden kann. Die beiden sind sich nicht sicher, ob sie einander trauen können, tun sich aber dennoch zusammen. Als Reacher auf unerwartete Zusammenhänge stößt, setzt er alles daran, die Wahrheit aufzudecken, während andere alles tun, um die Wahrheit zu begraben. Die Verschwörung lässt Reacher an der Rechtmäßigkeit seines Auftrags zweifeln - und macht aus ihm einen Mann, den man fürchten muss,

Einstieg ins Buch
Mit hundertfünfunddreißigtausend Quadratmetern Grundfläche, dreihundertfünfundvierzigtausend Quadratmetern Bürofläche, achtundzwanzigtausend Kilometern Korridoren und dreißigtausend Beschäftigten ist das Pentagon, der Sitz des amerikanischen Verteidigungsminesteriums, das größte Bürogebäude der Welt. ...

Meine Meinung
Jack Reacher ist ein Militärpolizist und seit vielen Jahren im Dienst. Er hat viele Dinge gesehen und schlimme Dinge erlebt. Das hat ihn zum Einzelgänger werden lassen. Seinen neuen Auftrag geht er mit gutem Gefühl, aber dennoch vorsichtig an. Jack Reacher ist gerne vorbereitet und stellt sich stets auf das Schlimmste ein. Der Militärpolizist soll in dem kleinen Ort Carter Crossing herausfinden, ob eventuell ein Soldat aus der Militärbasis Kelham in einen Mordfall verwickelt ist und wenn nötig alle Spuren beseitigen. In Carter Crossing angekommen, trifft er sogleich auf den Sheriff - Elizabeth Deveraux. Sie sieht auf den ersten Blick, dass Jack kein gewöhnlicher Mann ist, der nach seiner Militärlaufzeit einen ruhigen Ort wie Carter Crossing sucht um einen Freund zu besuchen. Sie enttarnt ihn sofort als verdeckten Ermittler und hilft ihm bei der Suche nach der Wahrheit. Doch irgendwann muss Jack sich für eine Seite entscheiden - kann er die Wahrheit ignorieren?

Das Buch beginnt mit einer Rückblende ins Jahr 1997. Jack Reacher macht sich auf den Weg ins Pentagon und ist sich ziemlich sicher, dass er es nicht weit schaffen wird. Hier habe ich gleich gemerkt, dass Jack offensichtlich etwas paranoid ist und als Verschwörungstheoretiker sicherlich einen guten Job gemacht hätte. Hinter jeder Ecke vermutet er das Schlimmste. Doch im Laufe der Geschichte rettet ihm diese Eigenschaft auch ein paar mal das Leben. Der Charakter Jack ist als sehr ruhig und geduldig dargestellt. Nicht ein einziges Mal rastet er aus oder macht einen unüberlegten Schritt. Er scheint fast tiefenentspannt und ist sich seiner Sache mehr als sicher. Leider zeigt er keine Emotionen, es gibt keine Wut, keine Zuneigung, keinen Hass und auch keine Enttäuschung bei Jack. Für mich wirkt er wie ein Super-Cop, der genau weiß, dass er unverwundbar ist und am Ende sowieso gewinnen wird. Die Figur Jack Reacher empfinde ich daher als oberflächlich und unauthentisch. Auch den anderen Charakteren fehlt es leider an Tiefgang, denn selbst nachdem ich das Buch zu Ende gelesen habe, weiß ich so gut wie nichts über die Charaktere. Alle anderen Figuren, vor allem der Pathologe und die anderen Polizisten werden als dümmlich und von der Welt gelangweilt dargestellt. Sogar der Sheriff wirkt für mich wie ein Anfänger, weil sie die eindeutigsten Dinge bei den Ermittlungen einfach nicht beachtet.

Mit dem Schreibstil habe ich mich anfänglich sehr schwer getan. Der Satzbau ist sehr holprig und es kam oft vor, dass mein Kopf beim Lesen "stolperte" und ich manchen Satz zwei bis dreimal lesen musste bis ich ihn begriffen hatte. Hinzu kommt, dass die Beschreibungen von alltäglichen Dingen in unnötigen Ausschweifungen und Erklärungen enden. Als Jack beispielsweise Schienen überquert, achtet er auf das Andreaskreuz. Und die weiß-roten Streifen darauf. Und auf das Signallicht. Und auf die Glocke, die ein schrilles Warnsignal von sich gibt, wenn sich ein Zug nähert. Diese Beschreibungen bis ins kleinste Detail waren mir einfach zu lang, schließlich sollte man davon ausgehen, dass jeder einen Bahnübergang kennt. Auch die Dialoge waren für mich anfangs schwer zu ertragen, denn das ständige "ich sagte" ... "er sagte" ..."ich sagte" ... "er sagte" ... machte es mir schwer mich gedanklich auf die Unterhaltung einzulassen.

Positiv kann ich hervorheben, dass die Grundidee des Buches sehr gut ist und der Klappentext mich ja auch animiert hat das Buch zu lesen. Ich finde aber, der Autor hätte deutlich mehr daraus machen können, ich habe einfach mehr erwartet. Das Ganze wirkt irgendwie sehr strategisch und kühl. Der Plot an sich entwickelt sich immer weiter, wenn auch nicht steil, aber doch stetig. Einen Spannungsbogen habe ich vermisst, für mich war der Verlauf der Geschichte unspektakulär und vorhersehbar. Gut fand ich den Cliffhanger, den es häufig am Ende eines Kapitels gab. Das brachte mich dann doch dazu weiterzulesen. Zum Ende des Buches muss man sagen, dass es mich nicht überrascht hat. 40 Seiten vor Ende wusste ich nicht genau, wer der Mörder ist und doch ging es dann so schnell, dass ich keine Zeit hatte schockiert zu sein oder überhaupt zu verarbeiten, dass Person X wirklich der Mörder ist.

Das Cover des Buches finde ich sehr passend. Jack Reacher, Sheriff Deveraux mit ihrem alten Streifenwagen und die Schienen, die eine große Rolle spielen sind alle zu sehen. Sogar der Güterzug hat es noch knapp aus Bild geschafft.

Zitat
"Außerdem hat er gesagt, dass der Tag, an dem wir die Wahrheit sehen und sie nicht aussprechen, der Tag ist, an dem wir zu sterben beginnen." (Seite 273)

Fazit
"Der letzte Befehl" ist ein solider Roman, der geleitet wird von militärischen Aktionen und Denkweisen. Für alle Leser, die kalte und emotionslose Ermittlungen mögen ist dieser Roman ein gutes Buch. Leser, die auf authentische Charaktere und Bindung zum Protagonisten wert legen, sollten lieber die Finger davon lassen. Von mir eine solide Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 26.09.2017

Ein neuer Fall für Tempe Brennan!

Lasst Knochen sprechen
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„Lasst Knochen sprechen“ von Kathy Reichs ist 2001 bei blanvalet (Karl Blessing Verlag GmbH) erschienen und der 3. Band aus der Temperance-Brennan-Serie.

Klappentext
Ein heißer Sommer in Montreal. Emily ...

„Lasst Knochen sprechen“ von Kathy Reichs ist 2001 bei blanvalet (Karl Blessing Verlag GmbH) erschienen und der 3. Band aus der Temperance-Brennan-Serie.

Klappentext
Ein heißer Sommer in Montreal. Emily Anne, schwarze Locken, lange Wimpern und karamellfarbene Haut, ist neun Jahre alt, als sie auf dem Weg zum Ballettunterricht von zwei Kugeln in die Stirn getroffen wird. Als Zufallsopfer in einem Bandenkrieg zweier rivalisierender Motorradgangs wird sie von den Behörden abgestempelt. Doch Tempe Brennan, die eigenwillige forensische Anthropologin, möchte Einzelheiten wissen. Sie schwört lückenlose Aufklärung des Falls. Während sich die Schraube der Gewalt zwischen den beiden Banden, den Heathens und den Vipers, weiter dreht, bekommt Tempe im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun. Sie erahnt zwischen den diversen, schrecklich zugerichteten Toten einen brisanten Zusammenhang und gerät durch ihre hartnäckigen Nachforschungen in immer größere Gefahr. Aber nicht nur sie: Leider hat auch ihr Neffe Kit ein verhängnisvolles Faible für Motorräder ...

Einstieg ins Buch
Ihr Name war Emily Anne. Sie war neun Jahre alt, hatte schwarze Locken, lange Wimpern und eine karamellfarbene Haut. ...

Meine Meinung
Emily Anne Toussaint ist auf dem Weg zum Ballettunterricht und gerät zufällig zwischen die Fronten zweier Motorradbanden, die sich gegenseitig bekriegen. Sie wird von zwei Kugeln in den Kopf getroffen und stirbt. Tempe ist schockiert und schwört der Kleinen die Wahrheit herauszufinden. Nebenbei muss sie noch ein Auge auf ihren Neffen Kit werfen, der bei ihr zu Besuch ist und sich mit den falschen Leuten anfreundet. Am Ende kostet der Fall nicht nur fast Tempes Leben, sondern auch fast das von Kit.

Kathy Reichs hat für dieses Buch wieder sehr gut recherchiert. Sie gibt ihr Wissen über verschiedene Motorradgangs an den Leser weiter und baut damit ihren Roman Stück für Stück auf. Ich habe einiges über die Entstehung und Entwicklung der einzelnen Gangs (z. B. Hells Angels, Bandidos, Vipers, usw.) erfahren, sowie über die riesige Organisation, die hinter den Banden steckt. Für den einen oder anderen, der so gar nichts mit diesem Thema anfangen kann, könnten die detaillierten Ausführungen über die Gangs aber eventuell etwas lang und trocken werden. Vor allem weil es manchmal seitenlang um nichts anderes geht.

In "Lasst Knochen sprechen" sind die Opfer wieder sehr ausführlich und haargenau beschrieben: Die Anordnung der Knochen, der Zustand der Knochen, das vorhandene Gewebe und die Gerüche dazu. Dass Kathy Reichs vom Fach ist, wird in diesem Buch deutlich, denn die Beschreibungen der Opfer und auch der forensischen Vorgänge sind von ihr sehr bildlich dargestellt. Gerade wenn Tatorte beschrieben werden fühle ich mich immer direkt anwesend, weil alles so hervorragend bildlich dargestellt wird.

Etwa in der Mitte des Buches wurde es auch für mich etwas zäh und ich habe das Buch erstmal ein paar Tage aus der Hand gelegt. Der Mittelteil ist wirklich nicht spannend und ich hatte das Gefühl, dass es gar nicht vorwärts ging. Vor allem lag das an den Besprechungen, an denen ich wohl oder übel "teilnehmen" musste. In diesen Besprechungen gab es ausschließlich Informationen über Gangs und Rangordnungen der Motorradclubs und ich wurde etwas erschlagen damit. Sehr langwierig und trocken wurde erklärt, welcher Club wie entstanden ist und welcher Club mit welchem rivalisiert. Es ist wie wenn man in einer großen Runde sitzt und man einfach irgendwann nicht mehr zuhören kann. Im letzten Drittel wurde das Buch wieder sehr spannend und ein Ereignis jagte das nächste. Ich konnte gar nicht schnell genug die Seiten umblättern um zu sehen wie es weiter geht.

Gut gefallen hat mir, dass Kathy Reichs auch hier wieder aus der Sicht von Tempe geschrieben hat und ich mich dadurch gut in sie hineinversetzen konnte. Auch, dass ich ihren Neffen Kit etwas besser kennen lernen konnte fand ich sehr erfreulich. Je mehr ich über Tempe und ihre Familie erfahre, desto vertrauter wird sie mir. Generell sind die Hauptcharaktere sehr gut und stark ausgearbeitet, während Kathy Reichs die Charaktere am Rand eher oberflächlich behandelt. Das allerdings finde ich sehr gut, denn so füllt sie ihre Seiten nicht mit unnötigen Informationen.

Zitat
Ich habe schon viele von Informanten geführte Expeditionen mitgemacht, und in den meisten Fällen war es reine Zeitverschwendung; Tipps aus dem Gefängnis sind notorisch unzuverlässig, entweder weil der Informant lügt, oder einfach, weil sein Gedächtnis ihn im Stich gelassen hat. (Seite 62)

Fazit
"Lasst Knochen sprechen" ist sicherlich eher ein schwächerer Roman aus der Temperance Brennan Serie. Wirklich spannend und rasant wird der Roman erst im letzten Drittel und die forensische Arbeit bleibt ein bisschen auf der Strecke. Von mir eine solide Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 21.09.2017

Gute Unterhaltung

Die Stunde des Todes
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Klappentext
Was hat Charlie bloß getan? Nur die Toten wissen es genau. "Sie suchen mich heim, wenn ich schlafe. Ihre bleichen Gesichter starren mich an, ihre sanfte Stimmen beschwören mich: Wach auf, wach ...

Klappentext
Was hat Charlie bloß getan? Nur die Toten wissen es genau. "Sie suchen mich heim, wenn ich schlafe. Ihre bleichen Gesichter starren mich an, ihre sanfte Stimmen beschwören mich: Wach auf, wach auf. Sie kommen, um mich an die Nacht zu erinnern, daran, was ich getan habe." Aber Charlie weiß nicht, was er getan hat. Er ist mit Blut bedeckt, hat eine Schwellung auf der Stirn, und in den Nachrichten wird berichtet, dass die beiden jungen Frauen, mit denen er die letzte Nacht verbracht hat, brutal ermordet wurden. Charlie glaubt, dass Cyris der Mörder ist, doch die Polizei bezweifelt, dass Cyris überhaupt existiert. Verzweifelt versucht Charlie seine Unschuld zu beweisen, aber Tatsache ist, dass er sich selbst auch nicht vollends sicher ist, ob Cyris wirklich existiert. Da ihm auch seine Exfrau Jo nicht glaubt und die Polizei rufen will, kidnappt er sie kurzentschlossen. Und nun ist Charlie auf der Flucht mit einer gefesselten und geknebelten Jo im Kofferraum seines Wagens. Er muss Cyris finden und ihn des Mordes überführen, doch die Stunde des Todes rückt immer näher.

Einstieg ins Buch
Sie suchen mich heim, wenn ich schlafe. Ihre bleichen Gesichter starren mich an, ihre sanften Stimmen beschwören mich: Wach auf, wach auf. ...

Meine Meinung
Charlie führt ein ganz normales Leben als Lehrer, doch dann ändert sich für ihn alles. Er ist zur falschen Zeit am falschen Ort und gerät in eine schwierige Situation. Er geht mit den beiden jungen Frauen Kathy und Luciana aus und verhindert, dass sie ermordet werden. Im Kampf mit dem Mörder verletzt er diesen mit einem Messer und wird selbst ebenfalls verletzt. Die beiden Frauen sterben später trotzdem. Charlie weiß, dass er am Tatort Spuren hinterlassen hat und vertraut nicht darauf, dass die Polizei ihm glaubt. Er macht sich selbst daran den Mörder zu finden und erhofft sich Hilfe bei seiner Exfrau Jo. Doch die erklärt ihn für völlig verrückt und will die Polizei rufen. Charlie kidnappt sie kurzerhand und nimmt sie mit auf Mörderjagd. Dieser Weg ist nicht leicht für ihn, denn er ist sich zwar ziemlich sicher, dass Cyris der Mörder ist, aber dennoch bleibt ein kleiner Zweifel daran, dass Cyris wirklich existiert. Für Detective Landry ist die Sache klar: Charlie ist der Mörder. Also verfolgt Landry Charlie, während Charlie und Jo Cyris verfolgen bis am Ende alle aufeinander treffen.

Paul Cleave hat sich mit "Die Stunde des Todes" einen verwirrenden Thriller ausgedacht. Die vielen Rückblenden sollen die aktuelle Situation von Charlie erklären, aber für mich blieb trotzdem immer ein kleines Fragezeichen in der Luft. Um die Verwirrung etwas zu entzerren, hat Paul Cleave hier nur mit 6 Personen gearbeitet: Die beiden Opfer Kathy und Luciana, Detective Landry, Charlie und Jo und natürlich Cyris. Das hat die Sache etwas einfacher gemacht.

Die geschilderten Situationen, vor allem die Kämpfe sind sehr brutal und detailliert beschrieben. Das ist ganz anders als im ersten Buch von Paul Cleave, in dem die Fantasie sich frei entfalten konnte. Unrealistisch war für mich, dass die Personen trotz arger Verletzungen wie beispielsweise Kieferbrüche und stark beschädigte Schädel immer noch absolut kampfbereit waren und über sich hinausgewachsen sind. Auch Schwimmen in einem reißenden Fluss war kein Problem. Stichwunden wurden einfach mit Panzerband verklebt. Dass die Personen wie ein Stehauf-Männchen weitermachten fand ich nach einiger Zeit etwas ermüdend, weil ich immer dachte "So jetzt muss aber mal was endgültiges passieren...."und dann ging es doch mit dem Kämpfen weiter.

Gut fand ich wieder die Spur von Sarkasmus, die typisch für Paul Cleave und seine Protagonisten ist. Leider wurde ich dieses Mal nicht so richtig warm mit der Hauptperson und konnte keine emotionale Bindung zu irgendeiner Person aufbauen. Es gab von meiner Seite aus keine Wut und kein Mitleid, keine Freude und auch keine Erleichterung. Das finde ich ein bisschen schade. Vielleicht lag es daran, dass ich die Charaktere insgesamt als zu oberflächlich empfand oder mich einfach nicht auf das Buch einlassen konnte. Teilweise war das Buch etwas langatmig und eine richtige Spannung kam leider nur auf den letzten paar Seiten auf.

Zitat
Ich weiß, dass er recht hat. Ich weiß, dass er Erfahrung darin hat, Leuten, die sich der Verhaftung zu widersetzen, die Seele aus dem Leib zu prügeln. Ich versuche, das Ganze positiv zu betrachten. (Seite 120)

Fazit
Vordergründig geht es nicht um trockene Ermittlungsarbeit, sondern eher um Personen, die einfach zur falschen Zeit am falschen Ort sind und dadurch in lebensgefährliche Situationen kommen. Insgesamt ist "Die Stunde des Todes" ein lesenswertes Buch, aber kein Top- Thriller. Nicht vergleichbar mit dem ersten Buch von Paul Cleave "Der siebte Tod" und auf jeden Fall schwächer als dieses. Für alle, die die Erwartungshaltung für dieses Buch etwas runterschrauben können, ist dieser Thriller sicherlich eine unterhaltsame Lektüre. Von mir bekommt das Buch eine solide Leseempfehlung.