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Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Geister, die ich rief

Lockwood & Co. - Die Raunende Maske
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Ich bin bei jedem Band aufs Neue erstaunt, wie extrem gut mir diese Serie gefällt, zumal das derselbe Autor ist, der mich mit Bartimäus gelangweilt hat. Aber so ist es, ich finde seine Geisterjägeragentur ...

Ich bin bei jedem Band aufs Neue erstaunt, wie extrem gut mir diese Serie gefällt, zumal das derselbe Autor ist, der mich mit Bartimäus gelangweilt hat. Aber so ist es, ich finde seine Geisterjägeragentur einfach nur genial.
Das ist jetzt schon der dritte Band um Lockwood, George und Lucy, die kleinste, aber gelegentlich erfolgreichste Agentur in einem London, in dem die Menschen davon abhängig sind, dass Kinder und Jugendliche mit besonderen Fähigkeiten für den Schutz vor Geistern sorgen. Dieses Mal ist in ganz Chelsey die Hölle los, die Geister vielmehr, und keiner hat eine Ahnung, was dieses enorme Auftreten ausgelöst hat. Ohne den genialen George Cubbins wüssten es auch Lockwood & Co nicht. Die Agentur ist mittlerweile so erfolgreich, dass Lockwood eine Mitarbeiterin einstellt: die perfekte Holly, und plötzlich fühlt sich Lucy als unzulänglich. Auch das Sticheln des Schädels hilft da nicht weiter und ihre Gabe scheint noch mehr tödliche Gefahren heraufzubeschwören.

Hier wurde von manchen Rezensenten die mangelnde Kommunikation zwischen Lucy und Lockwood kritisiert, aber man muss sich immer vor Augen halten, dass gerade Lucy gerade mal 15 ist. Die Kinder müssen, wenn sie überleben wollen, schneller erwachsen werden und handeln, das ändert aber nichts daran, dass sie eigentlich noch Kinder sind bzw. pubertierende Jugendliche. Und Kommunikation oder miteinander reden ist in dem Alter, daran erinnere ich mich sehr gut, eher uncool. Sehr uncool. Am uncoolsten. Ich finde, Stroud bringt hier die Beziehungen, die Freundschaft, die altersbedingten Unsicherheiten gut rüber und dass er eine extreme Fantasie hat, aus der er schöpft, macht diese Serie nur besser. Da das Buch mit einem Cliffhanger endet, bin ich ernsthaft froh, dass ich gleich den vierten Band auf Englisch weiterlesen kann.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Geschichte über Menschlichkeit und Barbaren

Susi, die Enkelin von Haus Nummer 4
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Januar 1933. Die Weltwirtschaftskrise ist auf dem Höhepunkt angelangt, die Inflation schreitet schneller voran als Leute überhaupt Geld ausgeben können und die Menschen sind verzweifelt. Da gelangt ein ...

Januar 1933. Die Weltwirtschaftskrise ist auf dem Höhepunkt angelangt, die Inflation schreitet schneller voran als Leute überhaupt Geld ausgeben können und die Menschen sind verzweifelt. Da gelangt ein Mann in Deutschland an die Macht, der hinter einer nicht sehr beeindruckenden Gestalt und einem Oberlippenbart, einem harmlosen Aussehen eine Bestie versteckt. Adolf Hitler heißt dieser Mann, und er zieht sofort in den Krieg. Nicht gleich gegen Polen, die Sowjetunion oder die restliche Welt, nein, zuerst wendet er sich den Juden zu. Immer mehr und mehr Einschnitte müssen diese hinnehmen. Erst dürfen sie nicht mehr ins Kino, Theater, oder zu nichtjüdischen Ärzten, dann werden sie mit dem Judenstern gekennzeichnet, schließlich ermordet.
April 1936. Inmitten dieser grausamen Zeit wird ein kleines Mädchen geboren, Susi, Tochter zweier Juden. Schon von frühester Kindheit an bemerkt sie, welche Unterschiede zwischen ihr und anderen Kindern gemacht werden, doch obwohl ihre Eltern und ihre Großmutter so unter den neuen Gesetzen leiden, vermitteln sie ihrem Kind tiefe Menschlichkeit. Immer schlimmer wird es - schließlich muss ihre Großmutter die Wohnung verlassen, wird deponiert und dann im September 1942 ermordet. Bevor auch sie deponiert werden sollen, werden sie gewarnt, und die Familie flieht. Zu Freunden, Bekannten, Unbekannten - Menschen, die sie getrennt aufnehmen und immer ihr Leben riskieren, um das Leben der Familie zu retten.

Das ist eine wahre Geschichte, und allein das Wissen darum lässt alles viel gewaltiger und erschüttender vor einem entstehen, als es eine erdachte Story könnte. Die Zeichnungen wechseln zwischen Bildern, die fast Fotos gleichen und Bleistiftzeichnungen ab, erzählt wird nicht nur die Geschichte von Susi und ihrer Familie, sondern es gibt eine kurze Zusammenfassung von der Machtübernahme der Nazis bis zum Ende des Krieges. Das geschieht in einer Art, der sowohl kindlich angemessen als auch manchmal fast poetisch zu bezeichnen ist und zieht einen noch tiefer in dieses Buch hinein. Ich kann dieses Buch nur völlig empfehlen und würde sogar so weit gehen zu sagen, dass es als Schullektüre Pflicht sein sollte, weil man damit Kinder und Jugendliche wahrscheinlich besser erreicht als mit trockenem und sachlichem Stoff.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gemeinsam gegen Tod und Teufel

Die Schwarzen Musketiere - Das Buch der Nacht
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Die Pfalz, mitten im dreißigjährigen Krieg: Der gerade dreizehn Jahre alt gewordene Grafensohn Lukas muss mit ansehen, wie der Inquisitor Waldemar von Schönborn zuerst seinen Vater umbringen, seine Mutter ...

Die Pfalz, mitten im dreißigjährigen Krieg: Der gerade dreizehn Jahre alt gewordene Grafensohn Lukas muss mit ansehen, wie der Inquisitor Waldemar von Schönborn zuerst seinen Vater umbringen, seine Mutter erst verhaften, dann auf dem Scheiterhaufen verbrennen lässt und seine Schwester entführt. Nur knapp entkommt er den Schergen des Geistlichen und muss sich durch ein vom Krieg verwüstetes Land kämpfen. Nur wenige Landstriche wurden von den marodierenden Horden verschont, das Leben eines einzelnen gilt nicht viel. Auf der Suche nach seiner Schwester begegnet er verbrecherischen Jugendbanden, Leid und Tod. So ist es ein Glück, dass ihn eine umherziehende Gauklertruppe aufnimmt, denn dort begegnet er Jungen, die Freunde fürs Leben werden: Jerome, Paulus und Giovanni. Und einem Schwertmeister, der sein vorhandenes Talent schleift, dem Anführer der Truppe, der, wie es sich zeigt, einst zu den Schwarzen Musketieren gehörte, den besten Kämpfern aller Zeiten. Auch Lukas und seine neuen Freunde werden sich diesen Schwarzen Musketieren anschließen, denn die dienen unter Wallenstein, und genau bei Wallenstein befindet sich Lukas Erzfeind, Schönborn. Sein Ziel, seine Eltern zu retten und seine Schwester zu retten, liegt jedoch in weiter Ferne mit dem Krieg und all den Mächten, die gegen ihn sind ...

Lange schon habe ich kein Jugendbuch mehr gelesen, das mich so fesseln konnte. Pötzsch nimmt kein Blatt vor den Mund: Der dreißigjährige Krieg war grausam und langwierig, und das schreibt er auch. Selbst Kindern muss bewusst sein, dass Krieg und Tod dreckig ist und nie wie in einem Walt-Disney-Film abläuft. Er vermittelt neben einer spannenden und mysteriösen, mit Fantasy angehauchten Geschichte viele historische Fakten, verpackt in ein spannendes Abenteuer, das den Wert von Freundschaft schätzt und hochhält und klar macht, dass Kriege niemals gewonnen, immer nur verloren werden können, jedenfalls das einfache Volk betreffend. Oliver Pötzsch hat dieses Buch sich selbst gewidmet: "Für den Jungen, der ich einmal war. Ich glaube, diese Geschichte hätte ihm gefallen."
Nun bin ich nicht Oliver und auch kein Junge mehr. Aber es hat mir auch großartig gefallen, deshalb sage ich auch im Namen des Jungen, der Oliver einmal war: Danke, super gemacht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

The Big Friendly Giant with the Big Friendly Heart

BFG. Big Friendly Giant
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That's creepy: In the witching hour little orphan Sophie discovers a giant creature who is ... yeah, what DOES he do? Fact is, he is snatching Sophie and runs off a long, long time to the land of giants. ...

That's creepy: In the witching hour little orphan Sophie discovers a giant creature who is ... yeah, what DOES he do? Fact is, he is snatching Sophie and runs off a long, long time to the land of giants. And there? Is he eating little Sophie and enjoying his tasty meal? No. That would be really creepy. That is what all the other giants do. And these guys are really giants. Fifty and more feet tall and bloody murderous. They are mocking the BFG because he is the smallest of them, the only one who isn't eating "human beans" and the one that is blowing nice dreams to sleeping children (and now you know what he did when little Sophie saw him the first time. Pay attention there will be a test afterwards ;D).
As Sophie learns that the other giants are eating children every night she knows that the BFG and herself have to stop them! And so they are planning a masterplan, if you will. Involved gets the Queen of England, the heads of Army and Airforce, a lot of soldiers, and, of course, Sophie and the BFG.

I really, really did like this little story. Sophie was the most likeable little girl you could imagine and the BFG was simply great (no punch intented). His kind of speaking is comparable with the house elves of Harry Potter but with more wittiness and neologism. And you can find a moral without a raised finger. The writing style is very child-friendly and the illustrations are more than suitable. They say a really good children's story is one who is loved by adults, too. So, this is one of them, the story of a little friendly girl with a big heart and a not so big giant with an even bigger heart.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Misdirections

Inspector Swanson und der Magische Zirkel
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Chief Inspector Donald Swanson hat frei. Und weil das so selten vorkommt, hat seine Frau vorgeschlagen, mit ihm ins Adelphi Theater zu gehen, wo die berühmtesten Zauberkünstler ihrer Zeit auftreten. Doch ...

Chief Inspector Donald Swanson hat frei. Und weil das so selten vorkommt, hat seine Frau vorgeschlagen, mit ihm ins Adelphi Theater zu gehen, wo die berühmtesten Zauberkünstler ihrer Zeit auftreten. Doch genau zu dem Zeitpunkt, als die beiden die Vorstellung des Great van Dyke - die berühmte Wasserfolter - genießen, geht etwas gewaltig schief. In letzter Sekunde kann Swanson den Zauberkünstler retten und bemerkt, dass jemand die Wasserfolter manipuliert hat: eindeutig ein Mordanschlag. Doch dabei bleibt es nicht und plötzlich haben Swanson und seine Leute nicht nur einen Mordversuch, sondern auch noch einen Mord am Hals. Doch unter Illusionisten ist nichts, wie es scheint, und wenn es so ist, dann ist es trotzdem ganz anders ...

Mich hat das Buch von Anfang an fesseln und reinziehen können. Man taucht einfach und mühelos in das Ende des 19. Jahrhunderts ein, die leichte und flüssige Schreibweise Marleys macht es leicht. Genauso mühelos gelingt es, sich in die Kreise der doch recht exzentrischen Magier und Illusionisten einführen zu lassen; man bekommt Einblicke ins Theaterleben. Auf der anderen Seite die Ermittler, die sympathisch und meistens kompetent daherkommen. Der Fall selbst ist spannend. Obwohl man alle Informationen zugespielt bekommt, geschieht das so geschickt, dass man sich die meiste Zeit auf dem Holzweg befindet - Marley kann das Credo der Illusionisten - Misdirection - sehr gut umsetzen. Ab und zu lässt er berühmte Leute wie Houdini, Oscar Wilde oder Edith Cavell auftreten, ohne ihr Cameo zu übertreiben. Wenn mich überhaupt etwas gestört hat, dann vielleicht, dass Swanson manchmal mit erhobenem Zeigefinger vor seinem Sergeant etwas vorführte, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Mir hat das Buch Spaß gemacht und es bekommt eine absolute Empfehlung von mir. Und als Randnotiz, auch wenn das nicht in die Bewertung mit einfließt: Das Cover und der rotumrandete Schnitt sind mindestens genauso great wie der Zauberkünstler van Dyke.