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Veröffentlicht am 24.01.2018

Kurzweilige Geschichte

Die Luna-Chroniken: Die Armee der Königin
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Sie warteten. Und dann wehte ein neuer Duft herein. Ein blumiger, warmer, der ihn an seine Mutter erinnerte. Eine Frau in einem hauchdünnen Kleid, das ihr locker bis auf die Füße fiel, betrat den Saal. ...

Sie warteten. Und dann wehte ein neuer Duft herein. Ein blumiger, warmer, der ihn an seine Mutter erinnerte. Eine Frau in einem hauchdünnen Kleid, das ihr locker bis auf die Füße fiel, betrat den Saal. Ihr Gesicht war unter einem gazeartigen Schleier verborgen. Auf dem Kopf trug sie eine feine Krone aus schimmerndem Regolithgestein. [...] "Meine Herren", sagte die Königin, "Ich gratuliere Ihnen zu Ihren Fortschritten als Soldaten meiner hervorragenden Armee."
["Die Armee der Königin" - Marissa Meyer]

Inhalt:
Ze´ev Kesley ist ein ganz normaler Junge und lebt zusammen mit seinen Eltern und jüngeren Brüder auf Luna. Eines Nachts erschüttert ein lautes Klopfen das Haus der Familie Kesley und das Leben des jungen Ze´ev ändert sich schlagartig. Männer strömen hinein und das unvermeidliche geschieht: Ze´ev wird als Soldat für die Königin von Luna eingezogen. Im Kampf gegen die Erde soll er zu einer ganz neuen und außergewöhnlichen Killermaschine ausgebildet werden: Zu einem Mischwesen, halb Wolf, halb Mensch.

Fazit:
Genau wie "Das mechanische Mädchen" die Vorgeschichte zu "Wie Monde so silbern" ist, ist "Die Armee der Königin" die Vorgeschichte zu "Wie Blut so rot", von Bestsellerautorin Marissa Meyer. Und ähnlich wie die erste Kurzgeschichte, stellt auch diese auf der einen Seite eine Bereicherung, auf der anderen Seite eine große Falle für uninformierte Leser dar. Es ist interessant zu beobachten, wie Wolf zu der Person wird, die er letztlich in "Wie Blut so rot" ist. Es verleiht seiner Figur mehr Tiefe und weckt die Emotionen des Lesers, wenn man seinen Hintergrund kennt, weiß wer seine Eltern waren, wie er zur Armee gekommen ist und warum er sich quasi in der Rangordnung hocharbeiten musste. Trotz allem sind es gerade diese zusätzlichen Einsichten, die der folgenden Geschichte spannende Wendungen und Überraschungen rauben. Durch das Wissen um Wolfs Gedanken und die Rudeldynamik, die in diesem kurzen Werk hervortritt, lassen sich viele anschließende Handlungen mit Leichtigkeit entlarven. Im Vergleich der beiden Kurzgeschichten, kann dieses Werk jedoch trotzdem in gewisser Weise überzeugen. Sein Inhalt bereichert die Handlung und ist für den Leser neuer und damit anziehender. Während sich die erste Kurzgeschichte demnach fast ausschließlich an Märchenklischees entlang hangelt und keine neuen Facetten für den Leser offen legt, bietet dieses kurzweilige eBook einen sehr umfassenden Blick auf das bisher sehr geheim gehaltene und mystische Luna selbst und hat dabei gar nichts mit der Märchenvorlage "Rotkäppchen" gemein.

Kurz und knapp: Als ergänzendes Werk zu "Wie Blut so rot", kann ich diese kurzweilige Geschichte um Wolf, Luna und das Rudel definitiv empfehlen, lege aber auch nahe, sich der Geschichte nicht Vorweg, sondern erst im Nachhinein zu widmen, um sich nicht selbst der Spannung und Überraschungen im eigentlichen Hauptwerk zu berauben. Denn der zweite Band der Luna-Chroniken ist mitreißend, temporeich, anrührend und intensiver erlebbar, ohne das hier gelieferte Hintergrundwissen.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Raffiniert und spannend bis zum Schluss

Die Falle
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Inhalt:
Linda Conrads ist 38 Jahre alt. Eine Bestsellerautorin, doch kaum einer kennt sie wirklich, kaum einer weiß wie sie aussieht. Sie ist ein Mysterium, ein Geheimnis, ein flüsterndes Gerücht. Seit ...

Inhalt:
Linda Conrads ist 38 Jahre alt. Eine Bestsellerautorin, doch kaum einer kennt sie wirklich, kaum einer weiß wie sie aussieht. Sie ist ein Mysterium, ein Geheimnis, ein flüsterndes Gerücht. Seit nunmehr elf Jahren lebt Linda in ihrer eigenen kleinen Welt. Ein Haus, das sie nie, unter gar keinen Umständen verlässt und zu dem sie nur wenigen Eintritt gewährt. Die Autorin lebt von einem Tag in den Nächsten, doch täglich quält sie der Schmerz. Ein Schmerz, der sich tief in ihre Seele gebohrt hat und lauernd wartet, auf den einen Tag, der alles verändern wird. Der eine Tag, an dem sie den Mann zu Rechenschaft zieht, der ihre Schwester ermordet hat. Den Mann, den sie vor Jahren am Tatort ertappte. Den Mann, der bisher nie gefasst wurde. Das Monster, das Lindas Träume heimsucht. Als der Tag endlich gekommen ist, stellt Linda dem Monster eine Falle.

Aber ist er wirklich das Monster aus ihrer Erinnerung?

Meinung:
Schon länger und öfter bin ich um den Debütroman und Thriller "Die Falle", von Melanie Raabe herum geschlichen und dabei über zahlreiche euphorische und begeisterte Leserstimmen gestolpert. Der entscheidende Kaufimpuls konnte jedoch, bis zur letzten Woche, nicht auf mich überschwappen. Zu simpel, zu einfach, zu gewöhnlich, zu minimalistisch klang der Plot. Dementsprechend skeptisch wagte ich mich an die ersten Seiten - und urplötzlich schnappte sie zu, die Falle. Schon nach wenigen Sätzen hatte mich Frau Raabe vollends in ihren Bann gezogen, meine Neugier aufs Extremste geweckt und mich an diese unglaublich gute Geschichte gefesselt.

All meinen Befürchtungen zum Trotz, war die Geschichte um Linda Conrads weder gewöhnlich, noch langweilig oder langatmig. Denn obwohl Melanie Raabe sich nur weniger Komponenten bedient, um ihre Buchwelt zu erschaffen - einer Schriftstellerin, eines isolierten Hauses, eines nie gefassten Mörders - skizziert sie diese mit Hilfe eines gewaltigen Schreibstils, eines unglaublich dicht gefassten Spannungsnetzes und viel Liebe zum Detail.

Ich muss gestehen, dass mir der Einstieg mit Linda Conrads als Figur zunächst schwer fiel, denn die Autorin befördert den Leser schon nach wenigen Seiten mitten ins Geschehen. Ohne lange Vorreden, ohne große Vorgeschichten, wird man direkt in Lindas Welt katapultiert, bestehend aus zwei Stockwerken, versinkt zusammen mit ihr im dunklen Strudel der Erinnerung und gerät dadurch erst mal ins Straucheln. Jedoch gerade weil Lindas Welt so beschränkt ist, so klein, so einsam und isoliert, kann man mit der Zeit ein Gefühl für sie entwickeln, ihren Schmerz nachempfinden, ihre Gedanken, ihre Zweifel. Letztlich ist man so sehr gebannt und gefangen in der Sicht der Protagonistin, dass man alles in Frage stellt und voller Spannung, mit feuchten Händen, dem Ende, der Auflösung dieses Werkes entgegen hechtet.

"Die Falle" ist ein durchweg raffiniertes Werk und führt die Gedanken mehr als einmal in die Irre. Neben den Kapiteln, geschildert aus Lindas Sicht, gibt es auch immer wieder Auszüge aus ihrem Roman "Blutsschwestern", den sie eigens als Köder für den Mörder geschrieben hat. Durch diesen stetigen Wechsel, wie auch die detaillierten und komplexen, ungeordneten Gedankengänge und Erinnerungen der Protagonistin, webt die Autorin ein hauchdünnes, fließend ineinander übergreifendes Netz aus Irrungen und Wirrungen, aus Realität und Fiktion. Fast schon spielerisch werden Grenzen vermischt, bis nur noch Zweifel bleibt. Zweifel bei Linda. Zweifel beim Leser. Ist das wirklich der Mann, der Linda getötet hat? Kann ich mir selbst trauen? Was ist die Wahrheit? In keinem Moment ist man sich darüber im Klaren, wie die Geschichte ihr Ende findet und gerade das, macht einfach Spaß.

Was dieses Werk von anderen Thrillern abhebt und zum absoluten Highlight macht, ist der facettenreiche, kraftvolle und an manchen Stellen unglaublich tiefsinnige Schreibstil von Frau Raabe. Gerade im Thrillergenre kommt es relativ selten vor, das sich jeder Satz zu einem Bild formt und eine neue Farbe, ein neues Gefühl zur Gesamthandlung beisteuert. Die Autorin komponiert mit Worten und schafft somit ein sehr stimmiges Buch, mit einer einnehmenden Atmosphäre. Die zusätzlich sehr kurz gehaltenen Kapitel, verleihen der Geschichte ein gewisses Tempo.

Fazit:
Kurz und knapp: raffiniert geschrieben, spannend dicht, und mit zahlreichen Wendungen, die einem beim Lesen den Atem rauben. "Die Falle" von Melanie Raabe, ist ein Thriller der ersten Stunde und hebt sich besonders durch einen unglaublich atmosphärischen und kraftvollen Schreibstil der Autorin von anderen Werken des Genres ab. Somit verzeiht man dem Schmöker anfängliche Startschwierigkeiten gerne und lässt sich breitwillig von der Geschichte in die Falle locken.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Typischer Matson!

Dreizehn Wünsche für einen Sommer
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Inhalt:
Emily und Sloane sind beste Freundinnen, die jedes noch so kleine Geheimnis miteinander teilen - das zumindest glaubt Emily fest. Doch als Emily eines Tages das Haus von Sloane leer vorfindet, ...

Inhalt:
Emily und Sloane sind beste Freundinnen, die jedes noch so kleine Geheimnis miteinander teilen - das zumindest glaubt Emily fest. Doch als Emily eines Tages das Haus von Sloane leer vorfindet, ohne dass Sloane ihr gesagt hätte, wohin sie fährt oder wann sie wiederkommt, muss sich Emily eingestehen, dass ihre beste Freundin ihr vielleicht doch nicht immer alles anvertraut hat. Das Letzte was ihr bleibt ist eine Postkarte, mit dreizehn Aufgaben für einen Sommer. Aufgaben, die Emily ängstigen, Aufgaben, die sie herausfordern, Aufgaben, denen sie sich unbedingt stellen will, in der Hoffnung, dann ihre Freundin zurück zu bekommen. Und so beginnt für Emily ein ganz anderer, verrückter und emotionaler Sommer, voller Abenteuer, Geheimnisse und neuer Freundschaften.

Meinung:
Morgan Matson gehört zu meinen Lieblingsautorinnen. Warum? Weil ihre Geschichten echt sind, voller Gefühl, nicht übertrieben und ganz nah am Leben. In meinen Augen schreibt sie die perfekten Sommerbücher, die meist zwar ein schwieriges Thema behandeln, aber auch pure Lebensbejahung ausdrücken. Voller Neugier, voller Vorfreude stürzte ich mich deshalb auf: "Dreizehn Wünsche für einen Sommer" und wurde, wider erwarten, von der Autorin überrascht. Das Jugendbuch folgt dem üblichen Matson-Stil, ist aber auch ganz anders.

Im Zentrum der Geschichte steht die schüchterne Emily, die Teil einer lauten, verrückten und künstlerischen Familie ist und sich vollends durch ihre beste Freundin Sloane definiert. Als Sloane dann plötzlich am Anfang des Sommers verschwindet und nur eine Postkarte für Emily hinterlässt, mit dreizehn Aufgaben, ist Emily das erste Mal seit langer Zeit wieder alleine, ist sie wieder einsam und weiß nicht, was sie tun soll. Sloane hat immer versucht alles aus ihr raus zu kitzeln: Regeln brechen, Scherze aushecken, Grenzen überschreiten - das war Sloane. Jetzt ist sie weg und zurück bleibt ein Mädchen, das Entscheidungen zerdenkt und den Kontakt zu anderen scheut, die niemals, unter keinen Umständen die Regeln brechen oder Grenzen überschreiten würde. Sie ist eine Hauptfigur, auf die man sich als Leser gerne einlässt, die man aber auch oft an den Schultern packen, schütteln und wachrütteln würde. Zu Beginn des Buches fällt es deshalb zunächst schwer, sich an ihre Figur zu gewöhnen, aber je tiefer man in die Geschichte schlittert, je mehr man zusammen mit Emily erlebt, je mehr man sie kennenlernt, desto mehr kann man sich auf sie einlassen und ehe man sich versieht, hat man sie bereits in sein Leserherz geschlossen, hofft und bangt mit ihr und geht mit ihr gemeinsam auf die Suche nach ihrer besten Freundin.

Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern des Genres, steht hier nicht die Liebesgeschichte im Fokus. Vielmehr geht es ganz und gar um die Charakterentwicklung der Protagonistin. Die Liebesgeschichte, ebenso wie viele andere Elemente, sind hier lediglich unterstützende Nebenfiguren, welche zwar in das Leben von Emily einfließen, dort jedoch keine Hauptrolle übernehmen.
Klingt langweilig? Ganz und gar nicht. Schon auf den ersten Seiten der Geschichte lernt man ein sehr schüchternes Mädchen kennen, die ganz im Schatten ihrer Freundin steht und selbst gar nicht so richtig zu wissen scheint, wer sie ist, wer sie sein kann, aber auch wer sie sein möchte. Die Entwicklung von ihr mitzuerleben, die fernab und unabhängig von anderen Figuren stattfindet, ist nicht nur authentisch, sondern verleiht diesem Buch auch seine besondere Atmosphäre.

Doch trotz all dieser gelungenen Elemente, konnte mich das Werk leider nicht auf voller Linie überzeugen. Grund dafür: einige Fragen sind am Ende der Geschichte leider unbeantwortet geblieben. Generell kam das Ende viel zu plötzlich, was angesichts der Seitenlänge definitiv zu umgehen gewesen wäre.

Demnach nicht das beste Werk von Morgan Matson, aber trotzdem im altbekannten Matson-Stil. Mit dem üblich flüssigen und mitreißenden Schreibstil, einer wunderbaren Geschichte, authentisches Figuren und einem ebenso authentischen Plot, sowie einer versteckten Botschaft an das Leben.

Fazit:
"Dreizehn Wünsche für einen Sommer" ist ein klassisches Jugendbuch mit Matson-Feeling. Eine Geschichte, die tief bewegt, die mitreißt, wachrüttelt und eine Botschaft an das Leben vermittelt: Jeder Moment ist kostbar und manchmal muss man etwas riskieren, um das große Glück zu finden, um sich selbst zu finden. Auch wenn das Werk einige Schwächen aufweist, kommt während der knapp fünfhundert Seiten nie ein Gefühl von Langeweile auf. Stattdessen fliegen die Seiten nur so dahin und ehe man sich versieht, hält man bereits die Letzte zwischen seinen Fingern, saugt die letzten Buchstaben auf, beendet eine herzerwärmende Geschichte und ist traurig, dass man sich bis zum Erscheinen des nächsten Matson-Buchs noch etwas gedulden muss.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Spannendes Debüt - rasant bis zur letzten Seite.

Der Federmann
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Inhalt:
Er tötet ausschließlich blonde Frauen. Er schleicht sich heimlich in ihre Wohnungen. Er schneidet ihnen die Haare ab. Er ermordet sie brutal. Und dann hinterlässt er einen toten Vogel am Schauplatz ...

Inhalt:
Er tötet ausschließlich blonde Frauen. Er schleicht sich heimlich in ihre Wohnungen. Er schneidet ihnen die Haare ab. Er ermordet sie brutal. Und dann hinterlässt er einen toten Vogel am Schauplatz des Grauens - der Federmann. Als der Berliner Kommissar Nils Trojan am ersten Tatort aufkreuzt, ist er nicht nur entsetzt, sondern ebenfalls ratlos. Wer ist zu solch einer Tat fähig? Mit Hilfe der Psychologin Jana Michels versucht Nils den Mörder zu fassen, doch die Zeit arbeitet gegen ihn und eine rasante Jagd durch die deutsche Hauptstadt beginnt.

Meinung:
Bis vor wenigen Monaten war mir der Name Max Bentow gänzlich unbekannt, dementsprechend skeptisch war ich, als ich sein Debüt "Der Federmann" zu lesen begann. Seit ich Psychothriller vor ein paar Jahren für mich entdeckt habe, bin ich immer auf der Suche nach neuen Lieblingsautoren, die ihr Handwerk nicht nur verstehen, sondern auch außergewöhnliche (Serien)Täter erschaffen, die schockieren, fassungslos machen und zum Weiterlesen antreiben. Ob Max Bentow ein solcher Autor geworden ist? Lasst mich die Frage so beantworten: Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich bereits die ersten vier Bände um den Berliner Ermittler verschlungen und zwei weitere warten im Buchregal auf ihren Auftritt.

Einen guten Psychothriller machen genau zwei Dinge aus:
1. ein authentischer Ermittler und
2. einen auf eine grausame Weise faszinierenden Mörder.
Denn nur wenn beide Komponenten in Symbiose treten, macht ein solches Genrebuch Spaß - wie "Der Federmann".

Nils Trojan, als Held der Buchreihe, hat weder einen dicken Bierbauch, noch ist er Alkoholiker oder ein rauer Einzelgänger - wie man es aus vielen anderen Geschichten gewöhnt ist. Der Kommissar lebt zwar für seinen Beruf, ist aber auch ein Familienmensch und würde für seine fünfzehnjährige Tochter sein letztes Hemd geben. Er ist geschieden, aber nicht verbittert. Und auch wenn er einen kleinen Knicks weg hat, der sich in Panikattacken äußert, ist er nicht nur ein sympathischer Protagonist, sondern ebenso authentisch. Gerade deshalb stört es nicht, wenn sich das Buch in vielen Kapiteln seinem Privatleben widmet. Ob wir ihn nun zu seinem türkischen Lieblingsladen begleiten, mit ihm zusammen Nudeln mit Tomatensoße kochen - weil er sonst eigentlich gar nicht kochen kann - oder mit seiner Tochter zusammen einen Bootsauflug machen. Gerade diese Abschnitte und Einblicke, schweißen Hauptfigur und Leser zusammen. Kurzum: Nils ist ein Charakter mit Herz, mit Stärken, mit Schwächen, er ist wie du, er ist wie ich und gerade deshalb macht das Mörderjagen mit ihm einfach Spaß.

Max Bentow schreibt aus verschiedenen Blickwinkeln, sodass wir ebenfalls Einsichten in die Psychologie, beziehungsweise die Vorgehensweise des Täters bekommen, der faszinierend brutal und gnadenlos vorgeht, wodurch man fast unbemerkt durch die Geschichte rauscht und schon nach wenigen Lesetagen am Ende des Buches angekommen ist. Die eigentliche Ermittlungsarbeit und deren Prozesse stehen hier eher weniger im Fokus und die Nebenfiguren bleiben vergleichsweise blass, trotzdem hat man an keiner Stelle ein Gefühl von Langeweile - auch wenn ich mir an der ein oder anderen Stelle mehr Konturen der Nebendarsteller gewünscht hätte, denn oft leben Geschichten von dem Zusammenspiel aus Nebenfigur und Hauptfigur.

Schwierig ist jedoch, dass die verschiedenen Blickwinkeländerungen nicht gut genug gekennzeichnet sind, wie etwa durch entsprechende Absätze. So gerät der Lesefluss leider mehr als einmal gefährlich ins Straucheln, wenn man sich als Leser versucht zu orientieren.

Wäre das Absatzproblem nicht vorhanden, dann würde man mit Nils Trojan einen rasanten Schritt hinlegen, hinter Buchstaben huschen, vor Kommata lauernd, wartend auf den bestialischen Killer. Denn der Schreibstil von Max Bentow ist angenehm flüssig, ohne große Stolpersteine und gerade wenn es um die Kapitel des Täters geht, sehr bildhaft, sehr greifbar und dadurch zum Nägelkauen spannend.

Überflüssiges wird häufig vom Autor ausgeblendet, was zur Folge hat, dass das Buch an Tempo und Spannung gewinnt. Die Kapitel sind alle sehr gut konstruiert und spielen nicht nur einmal mit den Erwartungen des Lesers. Dies erschwert zwar das Mitraten, sorgt am Ende aber auch für die eine oder andere Überraschung. Da ich ein großer Fan vom Mitermitteln bin, ergibt sich hieraus letztlich mein einziger Kritikpunkt.

Fazit:
"Der Federmann" von Max Bentow ist ein gelungener Psychothriller, der sich durch einen authentischen Ermittler, einen brutalen Mörder und ein hohes Tempo auszeichnet. Zwar liegt bei diesem Debüt der Fokus weniger auf der polizeilichen Ermittlungsarbeit, trotzdem verliert das Werk dadurch nicht an Sogkraft.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Dieses Buch ersetzt eine Tafel Schokolade und macht glücklich

Glück ist, wenn man trotzdem liebt
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nhalt:
Isabelle, von allen nur Isa genannt, liebt die Routine, liebt das Altbekannte. Jeden Mittag, immer zur gleichen Zeit, verlässt sie den Blumenladen, in dem sie als Floristin arbeitet, wechselt die ...

nhalt:
Isabelle, von allen nur Isa genannt, liebt die Routine, liebt das Altbekannte. Jeden Mittag, immer zur gleichen Zeit, verlässt sie den Blumenladen, in dem sie als Floristin arbeitet, wechselt die Straßenseite und bestellt sich eine vietnamesische Nudelsuppe bei Mr. Lee. Als dieser jedoch eines Tages Pleite geht und an seiner ein neumodisches Restaurant eröffnet, steht die Welt von Isa Kopf. Zu allem Überfluss ist der neue Chefkoch und Inhaber Jens nicht dazu bereit, die gewünschte Nudelsuppe von Isa auf die Speisekarte aufzunehmen. Als dann auch noch Jens jüngere und chaotische Schwester in Isas Leben stolpert, ist das Chaos perfekt. Und während Isabelle noch versucht ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu führen, merkt sie nicht, dass das Chaos das langersehnte Glück im Gepäck hat, nach dem sie schon so lange gesucht hat.

Meinung:
Habt ihr Lust auf ein paar schokoladene Glücksgefühle, aber gerade keine Schokolade im Haus? Dann versucht es doch mal mit einem Werk von Petra Hülsmann, vielleicht mit "Glück ist, wenn man trotzdem liebt". Es sorgt nicht nur für ein wohlig warmes Gefühl rund um die Herzgegend, sondern hat zudem Null Kalorien.

Petra Hülsmann, dieser Name hat im letzten Jahr häufig meinen Weg gekreuzt und trotz allem habe ich es erst jetzt geschafft zwischen ihre Romanseiten zu schlüpfen. Zugleich eine gute, wie eine schlechte Entscheidung. Eine schlechte Entscheidung, weil ich es bereue, dass ich erst jetzt ihre Werke für mich entdecken konnte. Eine gute Entscheidung, weil ich noch drei weitere Schmöker von ihr entdecken kann - auf die ich schon unglaublich gespannt bin. In "Glück ist, wenn man trotzdem liebt", steckt ganz viel Liebe, steckt in jedem Wort das Glück. Man könnte also behaupten, dass dieses Buch eine Tafel Schokolade ersetzt.

Die Geschichte um Isa und Jens ist nicht neu, schlägt keine neuen Wellen und verläuft nach einem gewissen Konzept, das man bei romantischen Komödien erwartet. Trotzdem schafft es Petra Hülsmann den Leser ganz abzuholen, zu begeistern, mitzunehmen auf eine sehr unterhaltsame Reise.

Was dieses Werk auszeichnet sind die Charaktere, die sehr liebevoll ausgearbeitet wurden und gerade deshalb einfach Spaß machen. Um mit Isa als Figur warm zu werden braucht es ein paar Seiten, denn die junge Floristin ist in ihrer eigenen kleinen Welt gefangen und lebt strikt nach festgesetzten Regeln und Routinen. Sobald jedoch Chefkoch Jens und seine schrullige und chaotische Schwester in Isabelles Leben stolpern, verändert sich ihr Charakter Stück für Stück, so dass man als Leser anfängliche Sympathie-Schwierigkeiten vergisst und sich nur allzu gerne zusammen mit Isa ins geordnete Chaos stürzt. So fasst man mit Isa zusammen Mut neue Wege zu gehen, ein Schokoladen-Malheur zu probieren und sich auf die Suche nach der großen Liebe zu begeben.

Dass diese neuen Wege einige Katastrophen und peinliche Pannen parat halten, steht bei solchem einem Werk außer Frage. Die Autorin schafft es jedoch, dass die Geschichte an keiner Stelle erzwungen oder gewollt wirkt, stattdessen strahlt jede Szene eine gewisse Leichtigkeit aus. Eine Leichtigkeit, die ebenfalls dafür sorgt, dass man als Leser voll und ganz mit dem Inhalt verschmilzt und seine Umgebung vergisst. Die Seiten fliegen nur so dahin. Man lacht. Man schmunzelt. Man drückt Isa die Daumen. Man schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Man schmeckt das Schokoladen-Malheur von Jens auf seiner Zunge. Man atmet erleichtert auf. Kurz: Man wird durch den Schreibstil von Petra Hülsmann ganz hinter die Seiten katapultiert, fühlt was Isa fühlt und begleitet sie auf einer abenteuerlichen Reise.

So ist dieser Roman, wenn auch von Vorneherein etwas vorhersehbar, an keiner Stelle langweilig und sorgt stetig für Überraschungen und letztlich zu einem wohlig warmen Leseerlebnis.

Fazit:
Petra Hülsmann, diesen Namen sollte man sich merken falls zu Hause mal ein Schokoladen-Notstand herrscht, denn eines ihrer Werke ersetzt getrost eine Tafel Schokolade - zumindest was den Glücksgefühle-Pegel angeht. Liebevoll ausgearbeitete Figuren, sowie ein lockerer, leichter und amüsanter Schreibstil sorgen beim Leser rundum für ein Wohlfühlen Gefühl. Obwohl das Werk dem Schema typischer romantischer Komödien folgt, schmälert dies in keinster Weise das Leseerlebnis. Ganz im Gegenteil: Bis zur letzten Seite fiebert man mit, hofft und bangt, dass Isa ihr Happy End bekommt, das sie mehr als verdient hat. Kurzum: "Glück ist, wenn man trotzdem liebt", macht einfach Spaß und sollte unbedingt auf eurer Leseliste landen.