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Veröffentlicht am 15.10.2025

Doch kein perfektes Verbrechen

Flammen der Täuschung
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„Flammen der Täuschung“ von Peter Oehlerking, ein Cuxhaven-Krimi, 2025 erschienen. Das in knalligem Rot gestaltete Cover ist ein Eyecatcher, es passt auch sehr gut zu dem flammenden Inferno, mit dem der ...

„Flammen der Täuschung“ von Peter Oehlerking, ein Cuxhaven-Krimi, 2025 erschienen. Das in knalligem Rot gestaltete Cover ist ein Eyecatcher, es passt auch sehr gut zu dem flammenden Inferno, mit dem der Roman beginnt, zur brennenden Villa mit zwei Leichen.

Der Krimi liest sich sehr flott, schon allein wegen der Schriftgröße, auch sprachlich, kurz und bündig, oft nur hingeworfene Halbsätze, einzelne Worte. Etwas ungewohnt ist dieser Schreibstil, er ist aber bildhaft, das Geschehen wirkt dadurch sehr lebendig. Die Überschriften mit den genauen Zeit- und Ortsangaben erleichtern die chronologische Verfolgung der Ermittlungen, auch aus wessen Perspektive erzählt wird. Das Personenverzeichnis finde ich auch gut.

Das Ermittlerteam Piet Stöver, Birke Hänning und Knut Bartelsen spüren von Anfang an, dass irgendetwas bei diesem Brand nicht stimmt, doch erst nach vielen Befragungen im Umfeld der Opfer verdichtet sich der Verdacht, kommen sie dem Täter auf die Spur. Als Leser verfügt man zwar durch die Szenen aus Sicht des Täters über zusätzliches Wissen, tappt aber trotzdem ebenso lange im Dunkeln wie die Polizei. Der Krimi wird von Kapitel zu Kapitel packender. Dazu tragen auch immer wieder seltsame Vorkommnisse und unerwartete Wendungen bei. Die Kommissare kommen den Tätern immer näher, lebensgefährlich nahe. Die Verfolgungsjagd endet in einem dramatischen Showdown. Der Fall ist zwar gelöst, durchaus nachvollziehbar, doch einige darüber hinausgehende Fragen werden wohl erst im Fortsetzungsroman beantwortet werden.

Die Figuren, ob in Haupt- oder Nebenrollen, fand ich gut gezeichnet, vorwiegend sind es sympathische Menschen, nicht nur äußerlich gut vorstellbar, sondern sie zeigen auch Gefühle – Zuneigung, Sorge, Tierliebe. Dadurch, dass sich Piet und Birke auch zwischenmenschlich näherkommen, ist auch ein Hauch von Romantik zu spüren. Besonders ans Herz wuchs mir Ole, der kleine Dackel. Neben dem nächsten Fall interessiert mich nun auch, wie es menschlich weitergeht, mit Piet, Birke und auch Ole.

Ein spannender und unterhaltsamer Krimi mit eigenwilligem Schreibstil.

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Veröffentlicht am 06.10.2025

Alltag im Pflegewohnheim – berührend bis unterhaltsam

Friedhofsgemüse
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Hugo Baboons leistete seinen Zivildienst in einer Seniorenresidenz. Während dieser Zeit hat er sich immer wieder Notizen gemacht – was die alten Leute so erzählten, ihre Eigenarten, lustige, aber auch ...

Hugo Baboons leistete seinen Zivildienst in einer Seniorenresidenz. Während dieser Zeit hat er sich immer wieder Notizen gemacht – was die alten Leute so erzählten, ihre Eigenarten, lustige, aber auch bewegende Begebenheiten. Jahrzehnte später fand er seine Notizen in einer Schublade, überarbeitete die Texte und schuf daraus dieses 2025 erschienene und ca. 170 Seiten umfassende Büchlein. Der Schreibstil ist locker, authentisch.

Es sind Mosaiksteinchen aus dem Alltag, die sehr anschaulich deutlich machen, wie viel Verständnis und Hingabe es dem Pflegepersonal abverlangt, auf die alten Menschen einzugehen, auf deren facetteneiche Charaktere. Manche sind eher still und zurückgezogen, andere aufmüpfig, fordernd, und die meisten sind vergesslich, verwirrt, dement, in ihrer Ausdrucksfähigkeit und/oder Beweglichkeit eingeschränkt. Sie haben alle nicht nur spezielle Bedürfnisse und Eigenarten, sondern auch alle ihre ganz besondere individuelle Lebensgeschichte.

In kurzen Episoden lernt man die Menschen kennen, um deren Wohlergehen sich Hugo seinerzeit rund ein Jahr lang bemühte. Manche Szenen entlocken ein Schmunzeln, andere berühren. Das Buch stimmt generell nachdenklich. Wer weiß schon, ob man nicht selber auch einmal in diese Situation kommen wird?

Ich kann nur jedem empfehlen, es zu lesen!

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Veröffentlicht am 01.10.2025

Pass auf Junge, sie frisst dich auf … (aus dem Song „Maneater“, übersetzt)

Ein kleines Lied über das Sterben
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„Ein kleines Lied über das Sterben“ von Timo Blunck zu lesen, hat sich letztlich als Herausforderung für mich herausgestellt, obwohl das Cover „eine grandiose Zumutung voll abgründigem Humor“ ankündigt. ...

„Ein kleines Lied über das Sterben“ von Timo Blunck zu lesen, hat sich letztlich als Herausforderung für mich herausgestellt, obwohl das Cover „eine grandiose Zumutung voll abgründigem Humor“ ankündigt. Der Klappentext klang für mich zwar nicht total harmlos, immerhin ist von brutalem Mord und zerstörerischen Leidenschaften die Rede, aber all das ließ nicht erahnen, was mich erwarten würde.

Abgesehen von den Splatter-Passagen bot der Roman ein vielseitiges aktuelles Gesellschaftsbild, inklusive Nazi- und LGBTIQ+-Szene. Der Schreibstil liest sich locker und flott, ist schwarz-humorig, unterhaltsam durch schräge Situationskomik, sowie witzige Dialoge. Es sind die Kontraste, die Perspektivenwechsel zwischen Grauen und scheinbarer Normalität (denn die Protagonisten sind alle irgendwie speziell), die eine Achterbahn der Gefühle verursachen. Auch wenn man mit den Opfern nicht unbedingt sympathisiert, bangt und leidet man mit ihnen mit. Spannung und Action dominieren, meine Lieblingsszenen waren jedoch jene aus Sicht der Hündin Knef, die für mich sowieso die Heldin des Romans darstellt.

Alle Protagonisten sind eigenwillige bis eigenartige Personen und entsprechend markant gezeichnet. Als Mordermittler agiert Tom, ein Ex-Kommissar, mittlerweile abgesackt und kokainsüchtig, der sich aber als ein Mensch mit Charakter entpuppt, das zeigt allein schon, wie fürsorglich er die Hündin Knef behandelt. Mit der Schutzpolizistin Maja bildet er ein effizientes Team, das in einem dramatischen Finale der Täterin das Handwerk legen kann.

Es war zwar kein ungetrübtes Lesevergnügen für mich, aber trotzdem hat mich die Lektüre insoweit gefesselt, dass ich auch nicht aufhören wollte zu lesen. Somit möchte ich das Buch zwar empfehlen, aber nur Menschen, die mit abstoßenden, blutrünstigen und extremen Gewaltszenen kein Problem haben.

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Veröffentlicht am 27.08.2025

Man ist nie zu alt, um sich zu engagieren

Ihr habt es gut, ihr habt ja mich
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„Ihr habt es gut, ihr habt ja mich“ von Renate Bergmann, dem Pseudonym von Torsten Rohde, ist mittlerweile der 21. Band dieser unterhaltsamen Reihe über die Online-Omi.

Kurz zum Inhalt:
Um Stefan in einer ...

„Ihr habt es gut, ihr habt ja mich“ von Renate Bergmann, dem Pseudonym von Torsten Rohde, ist mittlerweile der 21. Band dieser unterhaltsamen Reihe über die Online-Omi.

Kurz zum Inhalt:
Um Stefan in einer Notsituation zu helfen, begibt sich Renate Bergmann nach Spreeweide in Brandenburg. Sie hilft aber nicht nur ihrem Neffen, sondern lebt sich im Dorf ein, sucht Kontakte und hat so allerlei Verbesserungsvorschläge für den Bürgermeister, der sie verärgert auffordert, doch selber zu kandidieren. Und das tut sie dann auch.

Das fröhliche bunte Cover ist ansprechend und zeigt passend zur Geschichte Renate Bergmann beim Wahlkampf. Das Buch erschien 2025 im Rowohlt Taschenbuch Verlag. Es gliedert sich in 15 kurz gehaltene, mit Überschriften versehene Kapitel. Die Handlung spielt in der nicht genau bestimmten Gegenwart. Der Schreibstil, der Dialekt und die besondere Ausdrucksweise von Renate Bergmann machen ihre Geschichten so amüsant. Wenn sie mit der Schipskarte zahlt, auf ihre Scholesterinwerte achtet, mit dem Koyota ihrer Freunde mitfährt, von Prinzessin Kät erzählt, Kürbis-Rawollis oder Zuckinis kostet, oder mit dem Wehlan Probleme hat, u.v.a.m., muss man schon schmunzeln.

Für mich war es weder der erste Band dieser Reihe, noch kenne ich alle. Ob als Quereinsteiger oder Fan, man kommt rasch in die Geschichte hinein und überblickt den relevanten Personenkreis.

Die Person der Renate Bergmann ist sympathisch, originell und verkörpert eine mittlerweile bereits 82-jährige Frau, die nicht nur über Lebenserfahrung verfügt, sondern immer wieder Neuem gegenüber aufgeschlossen ist. Ihre Ansichten sind vernünftig, so manche Lebensweisheit ist hier zu lesen. Nicht alltäglich für ältere Menschen sind ihre positive Lebenseinstellung und ihre Aktivität. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die mit offenen Augen durch die Welt geht und sich immer wieder einmischt. So engagiert sie sich auch, kaum dass sie in dem kleinen Ort angekommen ist, für die Belange der Gemeinschaft, macht nicht nur Verbesserungsvorschläge, sondern hilft tatkräftig mit. Sie zeigt, dass man auch als alter Mensch noch etwas bewegen kann. So sehr sie auch geprägt ist von eigenen Erfahrungen, so zwingt sie nie anderen ihre Vorstellungen auf. Sie schüttelt zwar innerlich oft den Kopf über die anderen, aber sie ist tolerant, lässt die anderen leben wie sie wollen. Auch ihrer Tochter redet sie nicht drein, obwohl sie keineswegs deren esoterische Intentionen nachvollziehen kann. So hilft sie den jungen Leuten gerne, drängt sich aber nicht auf. Sie ist eigentlich eine Traum-Omi, mit dem Herz am rechten Fleck. Im Übrigen kann man sich auch die Nebenfiguren gut vorstellen, insbesondere Renates Berliner Freunde sind liebenswert und originell.

Mich hat auch diese Geschichte wieder recht gut unterhalten. Entspannend, originell, amüsant – auf jeden Fall lesenswert und zu empfehlen!

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Veröffentlicht am 21.08.2025

Jedes Ende ist auch ein neuer Anfang

Finale Curioso
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Mit „Finale Curioso“ schließt Ralph Neubauer seine zwölfbändige Südtiroler Krimireihe mit Fabio Fameo als zentrale Figur endgültig ab.

Worum geht es?
Vier ermordete Frauen in einer Bozener Villa. Was ...

Mit „Finale Curioso“ schließt Ralph Neubauer seine zwölfbändige Südtiroler Krimireihe mit Fabio Fameo als zentrale Figur endgültig ab.

Worum geht es?
Vier ermordete Frauen in einer Bozener Villa. Was auf den ersten Blick wie Raubmord aussieht, zieht bald weite Kreise. Es eröffnen sich dem Ermittler-Team unerwartete Ränke und Machenschaften, die letztlich das Leben vieler verändern.

Die Motive am Cover, nämlich das Castel Fahlburg und der Schattenriss eines Trompeters, stimmen auf das Südtiroler Flair ein. Stilistisch passt es zu allen anderen Bänden, es gibt somit einen guten Wiedererkennungswert. Titel unterstreicht, dass der Autor mit dem 12. Band einen Schlussstrich zieht. Das Buch erschien 2025 im Athesia Verlag. Es gliedert sich in mit dem jeweiligen Wochentag übertitelte Kapitel in angenehmer Länge. Diese wiederum verfügen über nummerierte Abschnitte. Die Ermittlungen erfolgen in der nicht genau bestimmten Gegenwart und erstrecken sich über etwas mehr als zwei Wochen. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, mit Blick auf Details. Lokalkolorit durchzieht den Roman nicht nur durch Erwähnung landschaftlicher Schönheit und sehenswerter Örtlichkeiten, sondern - verpackt in einer Nebenhandlung - widmet sich der Autor (für meine Begriffe etwas zu ausführlich) der Bedeutung von Musikkapellen. Er hat das Thema eingehend recherchiert, was die umfangreiche Literaturliste am Ende des Buches beweist. Man kommt auch als Quereinsteiger ohne Vorkenntnisse problemlos in die Geschichte hinein und überblickt rasch den relevanten Personenkreis.

Ein grauenhafter Mord in einem Edelbordell. Ein Raubmord? Doch die Ermittler entdecken einen Geheimgang, Videoüberwachung in den Räumen. Erpressung? Der Fall ist interessant aufgebaut. In mühsamen kleinen Schritten sammeln sie Informationen, verfolgen Spuren, wovon etliche in die Irre führen. Bis ihnen nach etlichen überraschenden Wendungen durch einen Zufall der Mörder ins Netz geht. Tatablauf und Motiv für die Morde sind geklärt. Aber während der Mördersuche gab es Machtverschiebungen im polizeilichen Konstrukt, was zu Irritationen innerhalb des Teams führte. Es offenbarten sich Machenschaften und Entwicklungen, die das Team veranlassen, neue Wege zu gehen. Somit schließt sich der Kreis, es endet die Geschichte rund um Fabio, Tommaso, Francesca, Eduard und deren Anhang.

Das Ermittler-Team ist sympathisch, agiert effizient und arbeitet harmonisch miteinander. Das Privatleben ist gut dosiert eingeflochten. Die Charaktere sind lebendig beschrieben, zeigen Stärken und Schwächen. Man gewinnt Einblick in ihre Gedankenwelt und kann ihre Entscheidungen und Handlungen nachvollziehen.

„Finale Curioso“ hat mir sehr gut gefallen. Ich fand vor allem den Fall sehr interessant, die Suche nach dem Mörder war spannend. Ein Südtirol-Krimi, den ich gerne weiterempfehle.

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