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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.04.2018

ein aktuelles Thema, in der Umsetzung zu flach und konstruiert:

Die Geschichte des Wassers
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Nach dem Erfolg ihres Debütromans "Die Geschichte der Bienen" widmet sich Maja Lunde nun in "Die Geschichte des Wassers" einer anderen wichtigen Resource unsere Umwelt. Ich kenne den ersten Band nicht ...

Nach dem Erfolg ihres Debütromans "Die Geschichte der Bienen" widmet sich Maja Lunde nun in "Die Geschichte des Wassers" einer anderen wichtigen Resource unsere Umwelt. Ich kenne den ersten Band nicht und kann mir nach der Lektüre dieses Romans die Begeisterung um ihre Geschichten nicht wirklich erklären. Auch in "Die Geschichte des Wassers" stehen nicht die Umweltaspekte im Vordergrund, sondern Maja Lunde versucht anhand verschiedener Charaktere darzulegen, wie wichtig das Element Wasser für unser Leben ist. Diesmal sind es zwei Handlungsstränge, die zum einen in der Gegenwart spielen, zum anderen in der nahe gelegenen Zukunft im Jahr 2041. In der Gegenwart steht die knapp 70-jährige Signe im Mittelpunkt, die mit ihrem Segelboot, der „Blau“ allein von Norwegen nach Frankreich segelt, um ihrem dort lebenden Jugendfreund Magnus Gletschereis vor die Füße zu kippen, an dessen Handel er beteiligt ist. In Rückblenden erfährt der Leser, dass Signe schon seit ihrer Jugend als Umweltaktivistin aktiv ist, als die Ehe ihrer Eltern an allzu unterschiedlichen Einstellungen zu einem Kraftwerksbau in der norwegischen Heimat zerbrochen ist.
Im zweiten Handlungsstrang haben David und seine kleine Tochter Lou mit der Wasserknappheit in Frankreich zu kämpfen. Nach einem Brand in ihrem Heimatort haben sie auf der Flucht nicht nur eine Hälfte ihrer Familie, Mutter Anna und Baby August, verloren sondern ihre gesamte Existenz. In einem Flüchtlingslager finden sie Unterschlupf, aber auch dort werden die Zustände zunehmenden schwieriger, die Menschen unzufriedener und kampfeslustig. David und Lou finden Ablenkung in einem Segelboot, das sie in einem Vorgarten finden. Signes „Blau“ lässt sie von einem Neuanfang in den „Wasserländern“ träumen.
Das Thema des Buchs ist hochaktuell, schon heute sind die Folgen von Wasserknappheit vielerorts spürbar. Mir ist das Buch jedoch zu flach, die Figuren zu leblos und naiv. Ich kann Signe als Umweltaktivistin nicht ernst nehmen, dafür sind ihre Motive zu eigennützig und engstirnig, zumindest die hier aufgezeigten. In dem in der Zukunft spielenden Teil ist mir die Geschichte zu einseitig, die Autorin schafft ein konstruiertes Szenario, das ihre Zwecke erfüllt, realistisch wirkt es ohne Hintergrundinformationen nicht.
Die Umsetzung des Hörbuchs mit den Sprechern Christiane Blumhoff und Shenja Lacher habe ich als gelungen und angenehm zu hören empfunden.

Veröffentlicht am 06.03.2018

ein verstörender Blick in amerikanische Männerherzen

Die Herzen der Männer
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Nickolas Butlers Roman „Die Herzen der Männer“ konnte mein Herz nicht wirklich erreichen. Liegt das daran, dass ich eine Frau bin, oder daran, dass ich zu sehr europäisch denke?
Der Roman ist in drei Teile ...

Nickolas Butlers Roman „Die Herzen der Männer“ konnte mein Herz nicht wirklich erreichen. Liegt das daran, dass ich eine Frau bin, oder daran, dass ich zu sehr europäisch denke?
Der Roman ist in drei Teile gegliedert und umspannt darin die Geschichte dreier Generationen von Jungs bis Männern einer Familie im US-Bundestaat Wisconsin. Bindeglied zwischen diesen Geschichte ist die Figur von Nelson Dougthy, der im ersten Teil die Hauptrolle spielt, sowie ein Pfadfindercamp in den Bergen.
Das Buch beleuchtet zum einen die oft schwierige Beziehung zwischen Vätern und Söhnen, die unterschiedlichen Erziehungsweisen und Werte im Verlauf der Zeit beginnend bei den scheinbar idyllischen 60er Jahren, über die offeneren 90er bis hin zur Gegenwart. Es begleitet die Jungen auf ihrem Weg zum Mann und auf der Suche nach Anerkennung.
Ich habe die Geschichte mit seinem Fokus auf militärischen Drill, der schon im Pfadfinder-Camp beginnt, als sehr amerikanisch empfunden, auch die für mich verstörende Waffenaffinität trägt dazu bei. In allen drei Zeitabschnitten spielen Kriege und ihre Einflüsse auf die Männer eine große Rolle, militärische Ehren und Heldentum sind erstrebenswerte Ideale. Auch wenn die Schattenseiten dieser Lebenswege ebenfalls thematisiert werden, bleibt die Geschichte meiner Meinung nach eine amerikanisches Phänomen. Die Sprache ist an vielen Stellen berührend, bei mir hat die Geschichte oft einen bitteren Beigeschmack hinterlassen, die Dialoge wirkten aber mehrfach sehr gestelzt und nicht natürlich. Die Männer spielen eine tragende Rolle, wie es schon der Titel impliziert, sie treten sehr dominant auf, Frauen sind schmückendes aber oft störendes Beiwerk und werden diskriminiert. Darin steckt sicher auch ein Stück Gesellschaftskritik und das Thema passt zur aktuellen MeToo-Bewegung, mir blieb das zu oberflächlich, die Männerrolle trotz einiger Schwächen zu sehr in den Vordergrund gehoben. Die Charaktere sind zwar detailreich gezeichnet, mir sind sie während des ganzen Buches fremd geblieben ebenso wie die Welt, die hier beschrieben ist. Sicher findet man auch bei uns Unsicherheit bei den Männern, wie ihre Rolle in der Gesellschaft aussehen soll, bei uns ist diese allerdings deutlich weniger militärisch geprägt.

Veröffentlicht am 08.02.2018

verworren erzählt statt Spannung aufzubauen

TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen?
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Vor 10 Jahren hat die damals 18-jährige Nicolette Farrell, genannt Nic, von einem auf den anderen Tag ihren Heimatort verlassen. Kurz zuvor ist ihre beste Freundin Corinne spurlos verschwunden, auch Nic ...

Vor 10 Jahren hat die damals 18-jährige Nicolette Farrell, genannt Nic, von einem auf den anderen Tag ihren Heimatort verlassen. Kurz zuvor ist ihre beste Freundin Corinne spurlos verschwunden, auch Nic und ihre Freunde wurden verdächtigt, es konnte jedoch kein Verbrechen nachgewiesen werden. Corinnes Verbleib ist weiterhin ungeklärt, beschäftigt aber Nic und die Bewohner ihres Heimatorts bis in die Gegenwart.

Als Nic nach Hause zurückkehrt, um ihrem Bruder bei Renovierung und Verkauf des Hauses ihres dementen Vaters zu helfen, verschwindet erneut ein junges Mädchen, alte Wunden werden aufgerissen, Misstrauen und Verdächtigungen flammen erneut auf, insbesondre da die Vermisste damals der Clique ein entscheidendes Alibi gegeben hat.

Megan Miranda greift in ihrem Buch zu einer ungewöhnlichen Erzählweise. Nach den einleitenden Kapiteln folgt ein Sprung zu dramatischen Entwicklungen 15 Tage nach Nics Ankunft in ihrem Heimatort. Nach einem Cliff-Hanger wird die Geschichte dann tageweise rückwärts erzählt, was erst einmal interessant und raffiniert klingt, sich beim Lesen jedoch als verwirrend entpuppt. Ich hatte beim Lesen immer wieder Probleme, nicht den Faden zu verlieren und die Ereignisse gedanklich in eine chronologische Reihenfolge und logische Zusammenhänge zu bekommen. Dadurch, dass man erst über die Auswirkungen liest und später über die dazu gehörenden Ereignisse, muss man sich gedanklich immer wieder auf das vorher gelesene zurückbesinnen, das aber ja eigentlich in der Zukunft liegt bezogen auf den aktuellen Lesepunkt. Beim Lesen ist das leider genauso verwirrend wie mein Erklärungsversuch. Ich war versucht, das Buch in chronologischer Reihenfolge zu lesen, dann wären aber schnell alle Geheimnisse geklärt und die Spannung ganz dahin.
Ansonsten ist die Geschichte in sich schlüssig, die Figuren sind glaubhaft, abgesehen von der Hauptfigur Nic bleiben die Charakterisierungen aber eher an der Oberfläche. Spannung wird in erster Linie dadurch erzeugt, dass vieles zunächst ungesagt bleibt und der Leser die Hintergründe für die Handlungen und Nics an Paranoia erinnernde Reaktionen erst spät erfährt. Mich konnte das Buch nicht wirklich überzeugen, der Fall selbst ist wenig spektakulär, seine Besonderheit zieht das Buch aus der Erzählweise, mit der ich mich nicht anfreunden konnte.

Veröffentlicht am 04.01.2018

ein außergewöhnlicher Erzählstil, aber mich konnte die Geschichte nicht berühren

Außer sich
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Der Roman „Ausser sich“ von Sasha Marianna Salzmann hatte mein Interesse geweckt aufgrund des interessant klingenden Klappentextes und seiner Nominierung zum Deutschen Buchpreis. Im Verlauf der Lektüre ...

Der Roman „Ausser sich“ von Sasha Marianna Salzmann hatte mein Interesse geweckt aufgrund des interessant klingenden Klappentextes und seiner Nominierung zum Deutschen Buchpreis. Im Verlauf der Lektüre wurde ich jedoch zunehmend enttäuscht, zu aneinander gestückelt wirken die einzelnen Kapitel, die Figuren zu blass, die Erzählung konnte mich nicht berühren.

Dabei bietet Geschichte viel, die Hauptfigur Alissa stammt aus einer jüdisch russischen Familie mit einigen charismatischen Vorfahren, Alissa selbst ist mit ihren Eltern, ihrem Großvater und ihrem Zwillingsbruder Anton Mitte der 90er Jahre von Moskau nach Deutschland umgesiedelt. Mit Mitte 20 verlässt Anton die Familie und verschwindet zunächst spurlos. Eine Postkarte aus Istanbul lässt Ali ihrem Bruder nachreisen, doch nachdem auch sie schon zuhause viele Brücken in ihrem Leben abgebrochen hatte, gerät die Suche nach Anton schnell in den Hintergrund, sie verfällt den Reizen der Stadt Istanbul und lässt sich Treiben, mehr auf der Suche nach sich selbst.

Insbesondere der Teil um Alis und Antons Aufenthalte in Istanbul ist mir zu gewollt kunstvoll angelegt, die Sprache ist teils überspitzt bildhaft, so dass Ali als Figur sehr nebulös bleibt, dann wieder extrem vulgär und abstoßend, was eine sehr große Distanz zu den Figuren schafft, so dass mir ihr Schicksal beim Lesen zunehmend egal war.

Die angesprochenen Themen wie Migration, Identität nicht nur im Sinne von einer Heimat-Zugehörigkeit sondern auch von Geschlechtsidentität sind tiefgreifende und aktuelle Themen, die hier darunter leiden, dass das Buch ungeordnet wirkt und zu vieles in den nebulösen wie in einem Drogenwahn aufgelösten Gedanken Alis unter geht.

Am interessantesten habe ich noch die Rückblenden in die Familiengeschichte empfunden, die einen Bogen spannt vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die sowjetische Nachkriegszeit und die ebenso von Unterdrückung wie von mythisch anmutendem Heldentum erzählt. Die Rückblenden erfolgen nicht chronologisch und wirken meist zufällig und zusammenhangslos eingestreut, was das Lesen und Verstehen ebenso erschwert, wie die verschiedenen Namen, mit denen die einzelnen Personen benannt werden. Die Schicksale der Familienmitglieder sind geprägt von dem Eindruck, dass sie alle überwiegend in Unglück gelebt haben, Liebe, Unbeschwertheit und die Erfüllung von Träumen haben kaum Platz. Aber auch diese negatives Stimmungen erklären nicht, weshalb Ali und Anton ihr Leben und ihre Freunde aufgeben, um in einem fremden Land ihr eigenes Selbst derart herabwürdigen und ausnutzen zu lassen.

Ich kann den Hype um dieses Buch nicht nachvollziehen, mir fehlt hier die klare Aussage. Das Buch ist offenbar mit Absicht so angelegt, ich bin ein zu rational denkender Mensch, als dass mich das ansprechen könnte.

Veröffentlicht am 04.01.2018

zu unglaubwürdig und konstruiert

Remember Mia
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„Remember Mia“ von Alexandra Burt ist ein Thriller, der in der Aufmachung und Ankündigung an Bücher wie „Gone Girl“ oder „Girl on the Train“ erinnert aber nicht mit deren Komplexität und Tiefe mithalten ...

„Remember Mia“ von Alexandra Burt ist ein Thriller, der in der Aufmachung und Ankündigung an Bücher wie „Gone Girl“ oder „Girl on the Train“ erinnert aber nicht mit deren Komplexität und Tiefe mithalten kann.

Im Mittelpunkt steht die junge Mutter Estelle Paradise die nach einem Autounfall mit Gedächtnisverlust im Krankenhaus aufwacht. Ihre 7 Monate alte Tochter Mia ist verschwunden, Polizei, Öffentlichkeit und sogar ihr Ehemann Jack halten sie für die Mörderin des Babys, denn Mia befand sich nicht mit im Unfallwagen sondern war schon drei Tage vorher unter mysteriöse Umständen aus der elterlichen Wohnung verschwunden, ohne dass Estelle sie vermisst gemeldet hätte. Umso verzweifelter versucht Estelle ihre Erinnerung wieder zu finden, sie reflektiert die nicht immer einfache Beziehung zu ihrer Tochter und fragt sich, ob sie fähig wäre, ihrem eigenen Kind etwas anzutun.

Anfangs vermag das Buch noch einigermaßen zu fesseln und Spannung aufzubauen, im Verlauf wirkt es aber zunehmend zäher, unglaubwürdiger und konstruierter. Sowohl Estelles Verhalten als auch die Reaktionen ihrer Umfelds und beteiligter Polizisten erschienen mir zu oft als unglaubwürdig und konstruiert. Anfangs habe ich beim Lesen noch mit gerätselt, es ergeben sich wechselnde Thesen zu möglichen Szenarien, zu früh im Buch ist der Fall jedoch gelöst und geht es in erster Linie um eine Aufarbeitung. Hier flacht der Spannungsbogen sehr ab, während es am Anfang noch passend wirkte, dass Estelles Gefühle eher gedämpft wirken, kann die Geschichte zum ende hin immer weniger emotional berühren.

Dazu mag beigetragen haben, dass ich in dem Hörbuch die Sprecherin die Geschichte mit wenig Variation und einem unpassend breiten Dialekt liest. Dieser nüchterne Ton lähmt die Erzählung zusätzlich, so dass ich im Vergleich zu anderen Thrillern nur auf eine Wertung von drei Sternen komme.