Profilbild von Gina1627

Gina1627

Lesejury Star
offline

Gina1627 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gina1627 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.02.2018

Ein einzigartiger Lesegenuss!

Die Blütentöchter
0

Anno 1333. Die Drillinge Eiliki, Imagina und Clementia führen ein behütetes Leben als Töchter der hochangesehenen Familie Laemmlin in Heilbronn und träumen gerade von einer rosigen Zukunft und baldigen ...

Anno 1333. Die Drillinge Eiliki, Imagina und Clementia führen ein behütetes Leben als Töchter der hochangesehenen Familie Laemmlin in Heilbronn und träumen gerade von einer rosigen Zukunft und baldigen Hochzeit. Doch ein schicksalhafter Auftritt eines Bußpredigers auf dem jährlichen Jahrmarkt und unheilvolle Geschehnisse in der Stadt machen sie zu Aussätzigen und Verfolgten. Der Aberglaube treibt die Bewohner zu einer hasserfüllten Hetzjagd und sie können getrennt nur mit knapper Not entkommen. Jede von ihnen geht einen schicksalsgeführten Weg und alle drei vermuten, dass ihre Schwestern gewaltsam ums Leben gekommen sind. Doch die Sehnsucht nacheinander lässt sie nicht los. Ein Funken Hoffnung kommt für Clementia auf, als sie die ersten Blüten aus einer gemeinsamen Kunstfertigkeit entdeckt. Erwartungsfroh und eilig macht sie sich auf die Suche nach ihnen.

„Die Blütentöchter“ ist ein überaus faszinierender und fesselnder historischer Roman, der einen durch den sehr bildhaften und emotionsvollen Schreibstil und die tollen Charaktere sofort in die Welt des Mittelalters hineinversetzt. Das Leben wird beherrscht von der Gottesfurcht, dem Aberglauben, Standesdünkel, Geld, Macht, Intrigen und der Liebe. Mit sehr gut recherchierten geschichtlichen Begebenheiten untermauert Joel Tan das Leben in Heilbronn und der Umgebung zur damaligen Zeit und schafft durch das Unheil eine düstere und spannungsgeladene Atmosphäre. Entsetzen und Fassungslosigkeit stellen sich bei so manchen Szenen ein und man ist geschockt vor so viel Herzlosigkeit, Egoismus und Machtbessenheit, die einen sehr polarisieren. Die ganze Zeit hofft und fiebert man auf eine gute Entwicklung der Geschichte und die Lesesucht und der Sog ins Buch wird immer größer.

Am faszinierendsten jedoch sind die aufregenden Lebenswege der Drillinge. In drei sich abwechselnden Erzählsträngen versteht es die Autorin perfekt unendliche Spannung über die schicksalhafte Entwicklung ihrer Geschichten aufzubauen. Ihre Verzweiflung über die Trennung, die Hoffnungslosigkeit, die Sehnsucht und auch das Glück über eine unverhoffte Liebe darf man zusammen mit ihnen miterleben und es ist beglückend zu sehen, wie eine Fügung alle drei Wege langsam wieder zueinander führt. Aus unsicheren und angstvollen jungen Mädchen werden selbstbewusste Frauen, die sich ihr früheres Leben wieder zurückerobern wollen. Doch die damalige unvorstellbare Gesetzgebung und der Eigennutz einzelner Personen werden ihnen fast wieder zum Verhängnis. Zum Schluss hin wird nochmals Herzklopfen erzeugt, eine nicht mehr zu überbietende Spannung aufgebaut und man wird durch eine sehr unerwartete Wendung überrascht.

Mein Fazit:

Joel Tan hat mich mit „Die Blütentöchter“ außerordentlich begeistert und ich kann für dieses Buch nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen. Ein toller historischer Roman bei dem mein Kopfkino die ganze Zeit lief und der meine Gefühlswelt sehr herausgefordert hat. Ein Top-Leseerlebnis!

Veröffentlicht am 13.02.2018

Nervenaufreibend, schockierend und überaus spannend! Ein sehr gelungener Serienauftakt!

Kalendermord
0

Ein Ort des Grauens erwartet Sven Spelzer und seine Kollegin Karin Hollmann, als sie zu einem Tatort in den Schellenberger Wald gerufen werden und dort eine übel zugerichtete Leiche finden. Alles deutet ...

Ein Ort des Grauens erwartet Sven Spelzer und seine Kollegin Karin Hollmann, als sie zu einem Tatort in den Schellenberger Wald gerufen werden und dort eine übel zugerichtete Leiche finden. Alles deutet darauf hin, dass der Mörder noch eine weitere Person in seiner Gewalt haben muss. Eile ist geboten. Als kurze Zeit später eine leblos scheinende junge Frau im Straßengraben gefunden wird sind sich beide sicher, dass sie es hier mit einem ganz perfiden Serienkiller zu tun haben. Eine erste heiße Spur gibt Rätsel auf, da der Psychopath mit ihnen zu spielen scheint. Seine Opfer nennt er seine Kunstwerke und sein nächstes hat er auch schon im Visier. Spelzer und Hollmann geraten in einen nervenaufreibenden Strudel voller Gefahren und in eine fast aussichtslose Situation.

Der Start ins Buch, ein Schocker! Nervenaufreibend, spannend und sehr bildhaft fängt einen H.C. Scherf mit einem überaus brutalen und furchtbaren Ereignis am Anfang des Buches ein und sofort ahnt man, was einen hier für ein Thrill in der Geschichte erwartet. Mit seinem fesselnden Schreibstil, der immer mal wieder mit einem Spritzer Ironie und Wortwitz versetzt ist, lässt er einen nur so durch das Buch suchten. Die Spannung und das Grauen steigen kontinuierlich. Früh ahnt man schon, wer hinter dem Serienkiller steckt und man fiebert die ganze Zeit darauf hin, dass das Ermittlerteam ihn endlich zu fassen bekommt, nachdem er weitere überaus bestialische Morde begeht. Eitel und sehr von sich eingenommen nimmt er Kontakt mit der Presse auf, die ihm auch wirklich aus Sensationsgier eine Plattform zur Darstellung seiner Kunst bietet. Was für ein Szenario!

Sven Spelzer und Karin Hollmann haben es gegen so einen irren Gegenspieler nicht leicht.

Mit ihnen hat der Autor ein tolles und interessantes Ermittlerteam aufgebaut. Sven ist ein eigenwilliger und unkonventioneller Kriminalbeamter, der vom Alkohol und leichten Mädchen nicht abgeneigt ist. Doch seine Arbeit ist effektiv, dank seinem tollen Bauchgefühl und Gespür für Gefahren und Situationen. Mit der Rechtsmedizinerin Karin Hollman hat er eine attraktive Kollegin an der Seite, die ihn im Laufe der Geschichte nicht nur beruflich reizt. Das weiß auch der Killer und es wäre ihnen beinahe zum Verhängnis geworden.

Mein Fazit:

H. C. Scherf konnte mich mit seinem sehr gelungenen und überaus nervenaufreibenden Thriller voll überzeugen. Ich habe das Buch an einem Tag durchgesuchtet und kann es jedem Thrillerfan nur als unbedingte Leseempfehlung ans Herz legen. Nach einem unheilversprechenden Satz am Ende der Geschichte fiebere ich schon der Fortsetzung entgegen.
Verdient vergebe ich für dieses spannende Lesevergnügen 5 Sterne.

Veröffentlicht am 12.02.2018

Einzigartig! Eine Geschichte, die sich heimlich in dein Herz schleicht!

Lied der Weite
0

„Lied der Weite“ ist das Auftaktbuch einer Trilogie von Kent Haruf und erzählt über das Leben im kleinen Städtchen Holt in Colorado. Hier bricht gerade für die 17 jährige Victoria eine Welt zusammen ...

„Lied der Weite“ ist das Auftaktbuch einer Trilogie von Kent Haruf und erzählt über das Leben im kleinen Städtchen Holt in Colorado. Hier bricht gerade für die 17 jährige Victoria eine Welt zusammen als sie erfährt, dass sie schwanger ist und von ihrer eigenen Mutter aus dem Haus gejagt wird. Unerwartete Hilfe kommt von ihrer Lehrerin Maggie, die Ihr jedoch nur einen befristeten Unterschlupf anbieten kann, da sie selber noch ihren pflegebedürftigen Vater bei sich beherbergt. Verwegen kommt sie auf die Idee, Victoria auf der Farm der zwei alleinstehenden älteren Mc Pheron Brüder unterzubringen. Mit Maggies Überzeugungskraft lassen sie sich überreden und nehmen das junge Mädchen bei sich auf. Für einige Menschen öffnet das einen ganz anderen Blickwinkel in ihrem Leben und bietet ihnen neue Möglichkeiten.

Mit „Lied der Weite“ hat Kent Haruf einen wunderschönen Roman über das Miteinander in einer Kleinstadt in Colorado erschaffen, der ein literarisches Kleinod ist. Der Schreibstil ist einzigartig. Mit seiner ruhigen, bildhaften und authentischen Erzählweise macht der Autor das Buch zu einem besonderen Leseerlebnis. Er schreibt ehrlich, sachlich, detailgenau und mit einer unglaublichen Beobachtungsgabe von Mensch und Natur. Seine Charaktere strahlen wenig Emotionen aus, aber irgendwie schafft er es unvergleichlich, dass sie einen in den Bann ziehen. Er animiert den Leser sich seine eigenen Gedanken zu den Protagonisten und den Geschehnissen zu machen und schafft es dadurch gekonnt, dass man jede Art der Gefühle selber entwickelt. Es entsteht eine sehr besondere Atmosphäre beim Lesen.

Maggie ist die gute Seele im Buch, die vielen Menschen zur Seite steht und sich selber dabei zurücknimmt. Man erlebt mit Guthrie und seinen Söhnen Ike und Bobby bedrückende Familienerlebnisse und mit Victoria zusammen, wie aus zwei raubeinigen Farmersleuten fürsorgliche, verantwortungsvolle und liebevolle Männer werden. Die Szenen mit ihnen und Victoria sind das Lesehighlight im Buch und zeigen einem auf, wie wichtig es ist, aufeinander zuzugehen, zuzuhören und sich zu öffnen. Raymond und Harold bringen einem zum Schmunzeln und haben sich heimlich mit ihrer besonderen Art in mein Herz geschlichen. Aber auch Victoria selber hat ihren speziellen Reiz. Ihr Wunsch nach einer heilen und intakten Familie bringt sie zwischendurch auch mal auf zweifelhafte Wege und man ist die ganze Zeit gespannt drauf, wie sich ihr Lebensweg und aller anderen weiterentwickelt.

Das Leben in Holt ist nicht aufregend aber sehr besonders und menschlich erzählt.

Mein Fazit:

Für mich war „Lied der Weite“ ein außergewöhnliches Leseerlebnis. Der Schreibstil, die Erzählkunst und das Leben der Menschen in Holt haben mich in den Bann gezogen und ich kann für diesen Roman nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen. Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung des Romans.

Verdient vergebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Eine Verbindung für die Ewigkeit!

Abschied in Prag
0

Ein Blick genügt und du weißt, dass du mit diesem Menschen dein Leben verbringen willst. Lenka und Josef hatten diesen magischen Augenblick als sie sich 1936 in Prag im Hause der Kohns begegneten. Doch ...

Ein Blick genügt und du weißt, dass du mit diesem Menschen dein Leben verbringen willst. Lenka und Josef hatten diesen magischen Augenblick als sie sich 1936 in Prag im Hause der Kohns begegneten. Doch ihr Glück ist nicht von langer Dauer. Die Gefahr für jüdische Menschen wird immer größer als der Einmarsch der deutschen Besatzer bevorsteht. Josef flieht auf Lenkas Wunsch mit seiner Familie kurz nach ihrer Hochzeit nach New York und sie bringt es nicht übers Herz ihre Eltern und ihre Schwester zu verlassen. Sie schaffen es nicht mehr ihnen nachzufolgen und die Macht des Nationalsozialismus schlägt zu. Unausweichlich landen sie im Konzentrationslager. Lenka überlebt mit viel Glück und baut sich nach dem Krieg in Amerika ein neues Leben auf. Doch ihre erste Liebe lässt sie niemals los und wie durch ein Wunder begegnen sie sich nach 60 Jahren bei einer Hochzeitsvorbereitung wieder.

„Abschied in Prag“ ist ein sehr emotionales, eindringliches, bedrückendes und außergewöhnliches Buch über eine nie vergessene große Liebe, die geprägt wird durch die Schrecken des 2. Weltkrieges. Sehr warmherzig, bildlich und poesievoll erzählt die Autorin mit einem wunderschönen Sprachgebrauch die Liebesgeschichte von Josef und Lenka und ebenso schonungslos und authentisch den unvorstellbar grausamen Umgang mit der jüdischen Bevölkerung zur damaligen Zeit. Das Buch kommt einem wie ein Gemälde vor, bei dem man durch einen Bilderrahmen einen Blick in eine unvergessliche Zeit wirft und eine bewegende und erschreckende Szenerie darstellt. Man fühlt die Verbundenheit der Autorin zur Malerei. Gefühle werden mit Farben und Bildern unvergleichlich schön und traurig dargestellt und es liegt ganz viel Melancholie in der Luft.

Wunderschön und sehnsuchtsvoll kommen Josef und Lenka zusammen rüber und die Trennung und ihre weiteren tragischen Lebensgeschichten nehmen einen emotional sehr mit. Ihre sich abwechselnden Erzählungen in der Ich-Form ziehen einen ganz tief in ihr Leben hinein und man erlebt ihre Freude, ihre Ängste, ihre Machtlosigkeit und ihr tiefes Leid hautnah mit. Bei Josefs Flucht nach Amerika denkt man an all die vielen Menschen, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben Familie und Freunde zurückgelassen haben und fühlt ihre Qualen und Gedanken, ob jemand von ihnen überlebt hat. Noch tragischer erlebt man mit Lenka und ihrer Familie die Grauen der Zwangsverlagerung und Deportierung in ein Konzentrationslager und den dortigen Überlebenskampf. Mit unserem heutigen Wissen kommen einem diese Szenarien und Horrorvisionen noch barbarischer und unfassbarer vor und man wird still, demütig und froh, dass man im Jetzt leben darf. Es liegt so viel Angst der Menschen beim Lesen in der Luft. Durch Lenkas Gedanken weiß man, dass diese Erinnerungen einen nie mehr loslassen und tief im Herzen vergraben sind.
Das Wunder des Wiedersehens rührt einen zu Tränen und man ist von der Macht der Liebe sehr ergriffen.

Mein Fazit:

„Abschied in Prag“ ist ein sehr geschichtsträchtiger und bewegender Roman, der mich gefesselt, begeistert und mitgenommen hat. Wie in der Anmerkung von der Autorin geschildert, hat sie bei ihrer Recherche wirkliche Schicksale und Erzählungen mit eingewoben und dadurch das Buch noch ausdrucksstarker und nachvollziehbarer gemacht.

Von mir gibt es hier eine klare Leseempfehlung und verdiente 5 Sterne!

Veröffentlicht am 26.01.2018

Spannend, raffiniert und ein Schocker am Ende!

Nulllinie
0

Familie geht über alles!

Oscar Malraux ist ein ehemaliger Fremdenlegionär, der mit seiner Familie in Marseille lebt und gerade eine schwere Zeit hinter sich hat, da seine Tochter Loraine kurzfristig eine ...

Familie geht über alles!

Oscar Malraux ist ein ehemaliger Fremdenlegionär, der mit seiner Familie in Marseille lebt und gerade eine schwere Zeit hinter sich hat, da seine Tochter Loraine kurzfristig eine Lungentransplantation erhalten hat. Wegen ihr hat er seinen Bruder Alain nicht, wie sonst, auf seiner Reise nach Moldawien begleitet, wo er als Journalist Recherchen für eine neue Reportage macht. Als ihr ständiger Kontakt abbricht, macht sich Oscar sorgenvoll auf seine Suche nach ihm und macht schmerzhafte Bekanntschaft mit der Unterwelt und einigen korrupten Menschen. Quer durch den osteuropäischen Raum versucht er gegen alle Widrigkeiten seinen Bruder noch rechtzeitig zu finden und macht eine grauenvolle Entdeckung.

„Nulllinie“ ist mein zweites Buch von Felix A. Münter und er konnte mich wieder mit seinem außerordentlich spannenden, bildhaften und raffinierten Schreibstil begeistern und ins Lesefieber versetzen. Gekonnt baut er eine atemberaubende Suche von Oscar nach seinem Bruder auf. Seine Erfahrung als Söldner und seine Kontakte zu ehemaligen Kameraden macht er sich zu Nutze, wenn er gerade mal wieder in blutige Bedrängnis kommt oder neue Anhaltspunkte für sein weiteres Vorgehen brauch. Oscar ist ein Bild von einem Mann, athletisch, skrupellos, vorwitzig und direkt. Ihn während der ganzen Zeit zu begleiten verursacht atemlose Spannung, Kopfschütteln, Entsetzen und offenbart eine grausame Entdeckung. Die um ihn herum gebauten Charaktere sind sehr interessant, klischeehaft, grausam, mafiös und auch vereinzelt sind hilfsbereite Menschen darunter. Zum Schluss hin wurde es richtig krass und ich wurde wie beim ersten Buch von dem Ende richtig umgehauen durch den Knalleffekt. Mit so einer Auflösung hat man nicht gerechnet und es macht einen sehr nachdenklich. Gibt es solche Szenarien auch im wirklichen Leben. Ich hoffe nicht! Befürchte aber, dass der Autor mit seinem Thriller ziemlich nah an der Realität dran ist.

Felix A. Münter hat einen super spannenden Thriller erschaffen, der mich richtig begeistert und sehr nachdenklich gemacht hat. Seine Titelauswahl fand ich nach dem Lesen perfekt gewählt! Ein außerordentliches Buch, das ich jedem Leser wärmstens empfehlen kann.

Verdient erhält Nulllinie von mir 5 Sterne.