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Veröffentlicht am 01.03.2018

Die Knickerbocker sind zurück!

Knickerbocker4immer - Alte Geister ruhen unsanft
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Thomas Brezina lässt sie wieder ihre Spürnasen in Geheimnisse stecken und Kriminalfälle lösen. Die Knickerbocker-Bande ist zurück!! In meiner Kindheit habe ich diese vier schlauen Köpfe geliebt und jedes ...

Thomas Brezina lässt sie wieder ihre Spürnasen in Geheimnisse stecken und Kriminalfälle lösen. Die Knickerbocker-Bande ist zurück!! In meiner Kindheit habe ich diese vier schlauen Köpfe geliebt und jedes Buch verschlungen, das ich in die Finger kriegen konnte.

Das Buch beginnt mit einem Rückblick. Beziehungsweise mit mehreren. Die erste Begegnung, ihr großer Streit und ihre Trennung und wie sie wieder zusammenkommen. Das letzte Knickerbockerbuch ist jetzt schon wieder eine Weile her, aber ihre Charaktereigenschaften wurden auch ins Erwachsenenalter mitgenommen und super dargestellt. Manchmal konnte ich nicht so richtig unterscheiden, ob sie noch Jugendliche sind oder schon Erwachsene, irgendwie ist da die Trennung nicht ganz so gut gelungen.

Teilweise gibt es Ungereimtheiten in der Story und manches war wirklich sehr, sehr weit an den Haaren herbeigezogen und unglaubwürdig. Aber es war auch spannend und die Kombinierungsgabe der Mitglieder war wieder on top. Ich war immer froh, wenn sie selbst auf Sachen gestoßen sind, die sie durch Nachdenken ermittelt haben, und nicht durch Zufall passiert sind. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, das regt zum Weiterlesen an und schafft Spannung. Für mich ist es eher ein Buch für Jugendliche und nicht für Erwachsene. Sie verhalten sich meiner Meinung auch nicht wie Erwachsene, jedenfalls hatte ich oft so das Gefühl.

Ich liebe die Einfälle des Autors. Ein großer Teil der Story gehört den Protagonisten selbst, was ihnen in den letzten Jahren passiert ist, wie sie sich weiterentwickelt haben, welche derzeitige Lebenssituationen sie haben und wie es ihnen mit der Trennung der Bande geht/gegangen ist. Ich fand das alles sehr spannend und aufschlussreich. Der Schreibstil ist auch sehr angenehm zu lesen und alles ist in Brezina Manier sehr anschaulich dargestellt.


Fazit

Ich bin schon gespannt, was die Knickerbocker in Zukunft erleben werden. Mit diesem neuen Band wurde ein neuer Grundstein gelegt, der das alte Gemeinschaftsgefühl wieder aufleben lässt und die Detektive wieder zurück in ihre wahre Natur bringt. Für alle Fans ein Muss!

Veröffentlicht am 23.08.2017

Das Leben in allen Geschmacksrichtungen

Sweetbitter
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Alles, was du dir von dieser Geschichte erwartest, kannst du gleich wieder über Bord werfen. Es ist nämlich ganz anders und das hat für mich auch immer einen besonderen Reiz. Sweetbitter wird aus der Ich-Perspektive ...

Alles, was du dir von dieser Geschichte erwartest, kannst du gleich wieder über Bord werfen. Es ist nämlich ganz anders und das hat für mich auch immer einen besonderen Reiz. Sweetbitter wird aus der Ich-Perspektive von Tess erzählt, wobei ihr Name erst in der zweiten Hälfte des Buches vermehrt auftritt. Davor war sie einfach nur "Ich". Das Bild von ihr konnte so irgendwie nie richtig vervollständigt werden.

Die Figuren an sich blieben alle sehr oberflächlich und blass, teilweise auch sehr unsympathisch. Das ist sehr frustrierend mit der Zeit. Im Restaurant sind auch ziemlich viele Menschen und sich alle zu merken war gar nicht so einfach. Das Restaurant ist der Hauptschauplatz. Ganz selten wird die Handlung an einen anderen Ort verlegt und alles hat mit dem Restaurant zu tun.

Danler hat selbst einige Jahre als Kellnerin gearbeitet und ihre Erfahrungen hier verarbeitet. Sie macht scharfe Beobachtungen und beschreibt das ganze Treiben im Restaurant aus der Sicht des Personals. Es ist sehr wirr manchmal und einseitig, aber doch auch interessant. Viel dreht sich um Alkohol, Drogen, Sex, aber auch zwischenmenschliche Beziehungen spielen eine Rolle. Es ist eine Geschichte über das Sich-selbst-finden, übers Erwachsenwerden und auf eigenen Beinen stehen, über Liebe, Anerkennung und Obsessionen. Die Handlung ist Geschmackssache. Es gibt nicht so wirklich eine und doch kommt eine Faszination für das Erzählte auf.

Danlers Schreibstil ist irgendwie speziell. Sie schreibt in kurzen Sätzen, nicht immer spannend, aber doch sehr angenehm zu lesen. Sie hat einen besonderen Blick für das Treiben im Restaurant und das hat sich auf den Schreibstil übertragen. Das Essen, der Wein, die Gäste, die Kollegen und Kolleginnen, alles wird analysiert und auseinandergenommen.

Fazit

Eine Geschichte, die anders ist, als es der Klappentext vermuten lässt. Danler verarbeitet eigene Erfahrungen im Gastgewerbe und führt ihre Leser hinter die Bars und die vielen Türen eines Restaurants. Sie stellt scharfe Beobachtungen an und zeigt das Leben eines Kellners von allen Lebensseiten. Die Handlung ist nebensächlich, der Schreibstil dem Restaurant angepasst. Ein spezielles Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 26.11.2020

"Frauen gehören in sämtliche Positionen, in denen Entscheidungen zu fällen sind." (RBG)

Ruth Bader Ginsburg
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Als ich das Buch anfing zu lesen, hat sie noch gelebt. Am 18.9.2020 ist Ruth Bader Ginsburg im Alter von 87 Jahren gestorben. Ginsburg fing 1957 als eine von neun Frauen Rechtswissenschaften an der Harvard ...

Als ich das Buch anfing zu lesen, hat sie noch gelebt. Am 18.9.2020 ist Ruth Bader Ginsburg im Alter von 87 Jahren gestorben. Ginsburg fing 1957 als eine von neun Frauen Rechtswissenschaften an der Harvard Law School zu studieren an. Auf neun Frauen kamen 500 männliche Studenten. In ihrer darauffolgenden juristischen Karriere sticht die Amerikanerin durch ihren unermüdlichen Einsatz für Gleichberechtigung, gleiche Rechte für alle, aber vor allem für die Rechte der Frauen hervor.

In diesem Buch sind 300 Statements dieser beeindruckenden Frau abgedruckt, die sie im Laufe ihres Lebens zu unterschiedlichen Themen abgegeben hat. Im Buch werden sie inhaltlich sortiert und kapitelweise dargestellt. So findet man Aussagen zur Forderung des gleichen Rechts vor dem Gesetz, der Frauenrechtsbewegung, reproduktive Rechte, zu Gesetz und Verfassung, zum Obersten Gerichtshof sowie zu ihrem eigenen Leben.

"Es macht mich traurig, dass >>Feminismus<< in manchen Teilen der Welt als Schimpfwort gilt. Dabei heißt es nichts weiter, als der Überzeugung zu sein, dass Frauen dieselben Möglichkeiten offenstehen sollten, dass Jungen und Mädchen dieselben Möglichkeiten haben sollten, ihr gottgegebenes Talent auszuschöpfen und zu sein, was immer sie sein wollen und sein können." (RBG, S. 75)


In der Einleitung wird Ginsburgs Leben kurz umrissen und ihre unterschiedlichen Lebensabschnitte und Erfolge vorgestellt. Das fand ich sehr hilfreich, da ich eigentlich wenig über sie als Person wusste. Der Hauptteil des Buches besteht dann aus Ausschnitten unterschiedlichster Reden, Schriften, Vorträgen (?), die ein bisschen aus ihrem Kontext gerissen wurden und ich keine chronologische Ordnung finden konnte. Zum Beispiel steht ein Statement aus dem Jahr 1996 vor einem aus 1974, woraufhin eines aus 2017 folgt. Inhaltlich passen die Aussagen schon zusammen, aber mir kam das zu willkürlich vor, um einen Mehrwert daraus ziehen zu können (z.B. Vergleiche, was sie früher gesagt hat, zu heute.), da auch einzelne Beiträge zerstückelt wurden.

Es ist kein Buch, das man an einem Stück lesen kann. Ich musste immer wieder Pausen einlegen, um die Zitate wirklich auch wahrzunehmen und zu verstehen, und nicht einfach irgendwann nur mehr darüber zu lesen. In vielen Statements geht es um Klagen, bei denen Ginsburg entweder als Anwältin oder Richterin dabei war. Während des Lesens fehlte mir oft der Kontext dieser Gerichtsfälle, also worum es eigentlich wirklich ging. Erst zum Schluss habe ich entdeckt, dass hinten Meilensteine chronologisch aufgezählt wurden, wo auch die einzelnen Fälle genauer beschrieben wurden. Das bringt die Aussagen nochmal in ein ganz anderes Licht und ich hätte mir gewünscht, dass ich das schon früher entdeckt hätte.

Die schiere Kraft der Aussagen geht leider etwas in der Menge der Statements unter. Ginsburg war schon immer ihrer Zeit voraus und hat durch ihren Intellekt, ihren Scharfsinn und ihrem Sinn für Gerechtigkeit viel für die Menschen in Amerika erreicht. Die Ausschnitte motivieren und geben Anreize weiterzudenken, sie schockieren auch dahingehend, für was Ginsburg sich einsetzen musste, damit endlich Frauen
, aber auch Männer nicht mehr durch Gesetze diskriminiert werden.


Fazit

Ruth Bader Ginsburg war eine beeindruckende Frau, die sich als Anwältin und Richterin auf die Seite der Menschen und vor allem auf die Seite der Frauen
gestellt hat. Die Statements in diesem Buch zeigen, mit was für einer tollen Weitsicht sie sich durchs Leben bewegt hat. Die Strukturierung des Buches fand ich leider weniger gelungen.

Veröffentlicht am 26.11.2020

Die Denkerin

Die drei Leben der Hannah Arendt
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Hannah Arendt war zu ihren Lebzeiten eine streitbare Philosophin und gilt auch heute noch als die Ausnahmedenkerin überhaupt. Der Autor Krimstein hat in dieser Graphic Novel versucht, ihr Leben nachzuzeichnen. ...

Hannah Arendt war zu ihren Lebzeiten eine streitbare Philosophin und gilt auch heute noch als die Ausnahmedenkerin überhaupt. Der Autor Krimstein hat in dieser Graphic Novel versucht, ihr Leben nachzuzeichnen.

Die Abbildung Arendts auf dem Cover gibt einen ersten Vorgeschmack auf seinen Zeichenstil, der im Buch jedoch bei weitem nicht so detailliert ist und die Bilder innen sehr grob gezeichnet sind. Die schwarz-weiß Zeichnungen entfalten aber trotzdem eine eigenwillige Wirkung, auch weil Hannah Arendt konsequent mit grüner Kleidung erkennbar ist und somit immer hervorsticht. Grob skizziert wurden nicht nur die Bilder, sondern auch die biografischen Anhaltspunkte aus Arendts Leben, die durch viele Szenen- und Zeitsprünge leider etwas oberflächlich daherkommen und mehr an einen Schnelldurchlauf erinnern.

Als erstes Kennenlernen der Person wird dieses Buch schon reichen, aber um wirklich Umfangreicheres über sie zu erfahren, muss man denke ich eine richtige Biografie von ihr lesen, da der Autor hinten im Buch auch erwähnt, dass das Ganze eigentlich nur seine eigene Interpretation ihres Lebensweges ist, also eine biografische Fiktion. Man kann sich daher nicht sicher sein, was sich wirklich so zugetragen hat und was nicht. Aber man wird neugierig auf sie.

Besonders gestört hat mich der Fokus auf die Männer in Arendts Leben. Warum bekommen diese hier oft so viel mehr Aufmerksamkeit als sie? Berühmte männliche Namen werden erwähnt und Personen kommen vor und es war mir einfach zu viel "Namedropping", ohne dass viele dieser Menschen irgendwas zur Geschichte beigetragen hätten. Klar, so wird deutlich, wen sie alles gekannt hatte und wer Einfluss auf ihr Denken hatte (Einstein, Chagall, Heidegger, Brecht, ich will gar nicht so viele nennen), aber sie wurde für mich zur Nebenfigur ihrer eigenen Geschichte. Auch wenn das alles zu ihr dazugehört, hätte ich mir einen anderen Blickwinkel gewünscht.

Interessant fand ich über ihre Flucht vor dem Naziregime zu lesen, ihre Staatenlosigkeit wurde aber nur kurz angerissen, viele wichtige Themen gehen meiner Meinung nach in einem Nebensatz verloren. Das letzte Drittel beschäftigt sich dann mehr mit ihren philosophischen und politischen Theorien, was ich persönlich sehr spannend fand und hier auch endlich sie als Person im Mittelpunkt steht.


Fazit

Die Graphic Novel wird Hannah Arendt nicht ganz gerecht. Im Zeitraffer bekommt man einen kleinen Einblick in ihr Leben und ihr Schaffen, dessen Fokus sich viel zu sehr auf ihre männlichen Weggefährten festfährt. Bei den grob skizzierten Bildern sticht nur Hannah mit ihrem Grün hervor, alle anderen sind weniger detailliert gezeichnet.

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Veröffentlicht am 06.03.2020

Hautnahe Begegnungen

Hautfreundin. Eine sexuelle Biografie
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Dies ist die sexuelle Biografie einer Frau. (Die Geschichte ist fiktiv, also nicht (offensichtlich) autobiografisch) Das heißt, in kurzen Episoden beschreibt sie als konstante Ich-Erzählerin - man erfährt ...

Dies ist die sexuelle Biografie einer Frau. (Die Geschichte ist fiktiv, also nicht (offensichtlich) autobiografisch) Das heißt, in kurzen Episoden beschreibt sie als konstante Ich-Erzählerin - man erfährt ihren Namen nicht - ihre sexuellen Begegnungen mit Männern. (Leider ausschließlich mit Männern.) Darunter sind ihr erstes Mal, Affären, One-Night-and-Day-Stands, wie sie sich Sex in der Zukunft vorstellt und noch einiges mehr.
Anfangs hat man natürlich noch keine Ahnung von dieser Frau, erst mit der Zeit ergibt sich ein großes Ganzes, aber sie blieb mir bis zum Schluss doch fremd. Sie nimmt in ihren Texten immer wieder Bezug auf frühere Erlebnisse, die in anderen Texten vorkommen, wenige bauen aufeinander auf. Trotzdem steht jedes Kapitel für sich, mit Anfang und Ende und neuen Nebencharakteren. Das Buch will zeigen, dass eine Frau, die genau weiß, was sie will, auch mit wechselnden Partnern ein glückliches Leben leben kann.
Ich mochte diesen weiblichen Blick, den die Autorin auf die sexuellen Abenteuer gerichtet hat. Ihre Sprache ist schön, sinnlich und vor allem nicht pornografisch, jedoch konnte sie mich mit ihrem erotischen Schreiben nicht immer so erreichen. Aber das ist sicher Geschmacksache. Die einzelnen Storylines sind mal langweilig, mal interessant. Manche stechen auch aus der Menge hervor, leider sind diese in der Unterzahl und ein Großteil ist einfach nicht hängen geblieben. Die ersten Kurzgeschichten habe ich fast in einem Rutsch durchgelesen, ich war neugierig auf die Protagonistin, was sie alles erlebt, wie sie einfach das macht, auf das sie Lust hat und frei durchs Leben geht. Leider verlaufen viele der Geschichten nach einem ähnlichen Muster ab und es hat mich irgendwann gelangweilt. (Ich habe mich - rein um mir eine eigene Meinung zu bilden - durch 50 Shades of Grey gequält. Anselms Buch ist hier um Welten besser.)

Fazit
Erotische Kurzgeschichten, die frei von jeden Erwartungen von einer normalen Frau erzählt werden, die einfach nur Spaß haben möchte und ihre sexuelle Befriedigung bei Männern findet, mit denen sie keine weitere tiefergehende Beziehung führt. "Hautfreundin" kann man gut lesen, schon allein wegen der Sprache ist es einen Versuch wert, bei mir blieb aber ein unbefriedigender Nachgeschmack.

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