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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2018

Nur er kann sie finden

Körpersammler
1

Magnus Craig, genannt Schritter, ist ein Genie: er findet Spuren, die für alle anderen unsichtbar sind. Diese Gabe wird vom FBI für die Suche nach vermissten Personen genutzt. Ein effektives und liebenswertes ...

Magnus Craig, genannt Schritter, ist ein Genie: er findet Spuren, die für alle anderen unsichtbar sind. Diese Gabe wird vom FBI für die Suche nach vermissten Personen genutzt. Ein effektives und liebenswertes Team wird ihm zur Unterstützung an die Seite gestellt.
Wunderbar, wenn Schritter Leute findet, die sich verirrt haben, schrecklich, wenn es um Menschen geht, die verunfallt sind oder ermordet wurden. Das ist noch nicht alles: der Spurensucher sieht auch den Tathergang vor seinem inneren Auge. Enorm belastend für ihn, er stösst an psychische Grenzen, aber meine Güte - was für Möglichkeiten ergeben sich! Magnus  hat zwei Fotoalben: ein weißes für Personen, die er retten konnte; ein schwarzes für die anderen. Seine Art, schwierige Emotionen zu bewältigen.
Schritter ist sehr sympathisch, sensibel, aber auch humorvoll. Problematisch die Balance, seine Fähigkeiten zu nutzen, aber nicht zu offenbaren. An einem persönlichen individuell gefärbten „Schein“ erkennt er Menschen. So kann er Spuren perfekt identifizieren und zuordnen.
Zwei Serientäter stehen im Focus: Leonardo, ein ständig wiederkehrender Schatten und Frowney, auf dessen Konto eine Vielzahl verschwundener junger Frauen gehen. Sein Kennzeichen ist ein trauriger Smiley, der sich eines Tages auch im Wohnhaus von Schritters Partner findet. Andere Spuren hinterlässt er nie. Oder?
Behutsam wird der Leser mit Schritters Fähigkeiten bekannt gemacht, sein Leben beschrieben. Man fiebert mit und möchte schnellstmöglich Fortschritte bei der Mörderjagd sehen. Eingebaute, nebensächliche Begebenheiten werden mitunter sehr ausführlich geschildert, drücken die Spannung. Einiges bleibt offen, Leonardo wird noch eine Rolle spielen. Handlungshintergründe der Gegenseite bleiben im Dunklen, schade.
Eine faszinierende und originelle Idee, kein Thriller im üblichen Stil. Fortsetzung erwünscht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Tempo
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 09.11.2017

Die Liebe macht sich Gedanken

The Romantics, oder wie Gael das mit der Liebe lernte
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Gael, Teenager, hat Kummer wegen der Trennung seiner Eltern. Zum Glück hat er seine Freundin Anika, die er liebt und der er das auch sagt. Leider. Denn sie ... bandelt hinter seinem Rücken mit seinem besten ...

Gael, Teenager, hat Kummer wegen der Trennung seiner Eltern. Zum Glück hat er seine Freundin Anika, die er liebt und der er das auch sagt. Leider. Denn sie ... bandelt hinter seinem Rücken mit seinem besten Freund an. In aller Öffentlichkeit.
Der geneigte Leser erfährt das von der Liebe höchstpersönlich, der wir diese Geschichte verdanken. Sie hat es nicht leicht; erst lässt sie die Ehe der Eltern unbeaufsichtigt, dann gerät die Beziehung der beiden Jugendlichen aus dem Ruder. Armer Gael. Er wird von Cara überfahren, im wahrsten Sinne des Wortes und glaubt, sie könnte seine neue Einzige werden. Wirklich? Was wird mit Sammy, der Babysitterin – pardon, Tutorin– seiner kleinen Schwester? Eigentlich war sie von der Liebe als Gaels Traumfrau vorgesehen.ein liebes Ding, bleibt aber etwas blass.
Die Liebe, hier als ein selbständig handelndes Wesen mit strengen Regeln zu sehen, erzählt so einiges über ihren Job. Eine ganz andere als die gewohnte Erzählstruktur eines Teeniebuches. Originell und witzig. Gut gefallen haben mir die kurzen Kapitel, ein auf den Punkt gebrachter Googlesuchverlauf, die Schilderung von Masons Freundschaftsbeweisen.
Nicht ganz so ansprechend fand ich das Cover und einige sehr ausführliche Beschreibungen. Das sonst gut und fluffig zu lesende Buch wirkte dadurch teilweise langweilig. Einen dicken Zusatzpunkt gibt es aber für das Ende. Das Resultat war zu erwarten, aber wie es dazu kam, war schon nett zu erfahren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Gefühl
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 28.08.2017

Eine Landlady mit Herz

Herzmuscheln
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Kyla lässt Dublin mit gebrochenem Herzen zurück. Sie hat keinen Job, keine Wohnung, aber ein leicht verloddertes Guesthouse in Connemara. Das ist eigentlich sehr schön, aber mit einem eigenwilligen Bewohner, ...

Kyla lässt Dublin mit gebrochenem Herzen zurück. Sie hat keinen Job, keine Wohnung, aber ein leicht verloddertes Guesthouse in Connemara. Das ist eigentlich sehr schön, aber mit einem eigenwilligen Bewohner, den sie nicht los wird. Das erweist sich später als Glücksfall. Viel verwirrender ist ein merkwürdiger Gast, der schon mal durchs Fenster einbricht, wie tot auf dem Rasen liegt oder mit Pfeil uns Bogen schießt. Das Guesthouse wird hergerichtet, Freundinnen, nette Gäste und ein Pony stellen sich ein. Und das Geheimnis des komischen Mannes wird gelüftet.
Locker flockig geschrieben, gut zu lesen. Wenig Überraschendes, aber die Figuren werden mit Wärme dargestellt. Denkanstöße zum Umgang mit älteren Menschen werden gegeben. Ein Buch zum Träumen, schöne Urlaubslektüre.

Veröffentlicht am 02.07.2017

Kleingartenidylle?

Unter allen Beeten ist Ruh (Ein Pippa-Bolle-Krimi 1)
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Pippa Bolle, Übersetzerin italienischer Fachtexte und von ihrem untreuen Mann getrennt lebend, bekommt ein ruhiges Plätzchen auf einer idyllischen Insel im Berliner Norden angeboten. Die Inselbewohner ...

Pippa Bolle, Übersetzerin italienischer Fachtexte und von ihrem untreuen Mann getrennt lebend, bekommt ein ruhiges Plätzchen auf einer idyllischen Insel im Berliner Norden angeboten. Die Inselbewohner begrüßen sie warmherzig, Pippa fühlt sich wohl, bis... eine liebenswürdige alte Dame in ihrer Badewanne ertrinkt. Unfall oder Mord? Alle vermuten Letzteres. Schmutz-Lutz könnte der Täter sein, will er doch unbedingt alle Parzellen aufkaufen, um Platz für ein weiteres Wellness-Hotel zu erlangen. Er kann sogar ein Testament, welches ihn als Erben der Verstorbenen einsetzt, vorweisen. Allerdings ein gefälschtes. Der echte Erbe, ein Halbbruder von Lutz, erleidet einen Tag später einen Badeunfall und verstirbt im Krankenhaus. Klar, dass die Polizei ermittelt und einige dunkle Geschichten aus der Vergangenheit ans Tageslicht bringt. Plötzlich ist jeder verdächtig. Pippa versucht in bester Miss Marple-Manier, den Fall aufzuklären. Sie steht zunächst aber auch vor nicht einem, sondern vielen Rätseln.

Das wenig überraschende Ende passt jedoch gut zu diesem in heiterer Schreibweise gehaltenem Krimi. Ausserdem werden auch ernste Themen wie Sterbehilfe, Hanflegalisierung als Schmerzmittel, Trends wie Geocaching und Lokalkolorit angesprochen.

Ein leicht und angenehm zu lesendes Buch mit liebevoll beschriebenen Charakteren, trotz Mord und reichlich Querelen gute Unterhaltung.

Veröffentlicht am 02.07.2017

Wunder geschehen

Das Wunder von Treviso
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Nichts, aber auch gar nichts passiert in Treviso. Flirrende Augusthitze, ein schlecht bezahlter Pfarrer, dem die Aufgaben und ein Hexenschuss über den Kopf wachsen, schläfrige Langeweile, die Jugendlichen ...

Nichts, aber auch gar nichts passiert in Treviso. Flirrende Augusthitze, ein schlecht bezahlter Pfarrer, dem die Aufgaben und ein Hexenschuss über den Kopf wachsen, schläfrige Langeweile, die Jugendlichen ziehen weg. Ein Wunder muss her!

Dank Don Antonio und einem pfiffigen Tischler gibt es tatsächlich Eines, Pilger kommen in Scharen, der Umsatz steigt, die Liebe blüht, die Nachbardörfler werden neidisch. Paradiesisch, oder? Aber: kann das Wunder auch der Vatikanischen Prüfung standhalten? Entführung, Erpressung und Fälschung folgen - so viel war hier lange nicht los.

Die liebevoll geschilderten Figuren mit Mutterwitz, bodenständig, geschäftstüchtig und ein wenig naiv wachsen Einem schnell ans Herz. Zum Teil kommen sie mir bekannt vor: die resolute ältere Dame mit Stützstrümpfen, der Kunsttischler, der in konjunkturarmer Zeit sogar ganz profan Türen richtet, der clevere Ladenbesitzer, der verliebte Neffe des Bürgermeisters und der geizige Bürgermeister selbst. Augenzwinkernd wird auch der Geist von Don Antonios Vorgänger bemüht. Kann er in höchster Not helfen?

Leicht und amüsant zu lesen, ist "Das Wunder von Treviso" passende Lektüre für einen lässigen Sommerurlaub.