Profilbild von sommerlese

sommerlese

Lesejury Star
offline

sommerlese ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sommerlese über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.04.2018

Witzig, unterhaltsam und herrlich wie Opas und Enkel eine positive Symbiose eingehen!

Ein Baby und zwei Opas
0

Dieses Buch ist eine heitere, vielleicht etwas überzogene Geschichte aus dem Alltag eines Babys und seiner Aufpasser. Wer selbst Kinder hat, wird bei vielen Szenen vergnügt schmunzeln und sich dabei an ...

Dieses Buch ist eine heitere, vielleicht etwas überzogene Geschichte aus dem Alltag eines Babys und seiner Aufpasser. Wer selbst Kinder hat, wird bei vielen Szenen vergnügt schmunzeln und sich dabei an eigene Erlebnisse erinnern. Wer selbst Enkelkinder hat, wird eine ganz besondere Freude daran haben.

In diesem Buch ist der kleine Finn der Erzähler, das macht die Sache sehr lustig. Man sieht die Welt ein wenig aus der Kinderperspektive, wobei Finn allerdings schon sehr reif für sein Alter zu sein scheint.

Es wird schnell klar, dieser Enkel tut seinen Großvätern einfach nur gut. Zwar geraten sie in einen Wettstreit, wer den Kleinen mehr verwöhnt oder ihm die größere Freude macht, doch das ist total witzig und man muss es auch als realistisch einstufen. Schließlich sind die Großeltern immer diejenigen, die die Enkel am meisten verwöhnen. Dabei gefällt mir die Tatsache, dass die Opas durch Finn am Leben wieder intensiv teilnehmen. Für Finn vergessen sie ihr sogar ihr Alter, ihr Rückenleiden und aus der Eifersucht auf den anderen Opa wird schliesslich eine innige Freundschaft. Denn es ist eine neue Liebe ist in ihr Leben getreten: ihr gemeinsames Enkelkind. Dabei werden sie von Kinder-erfahrenen-Frauen unterstützt, die Haushälterinnen der Opas sorgen für eine angemessene Versorgung des Kleinkindes und sie versuchen die Männern mit Babyschwimmen und Kinderturnen zu beschäftigen.

Finn erscheint wie gesagt manchmal etwas überreif, aber dennoch sind seine Bemerkungen niedlich und was er alles beobachtet und begreift, macht Spaß zu lesen. Gerade das Verhalten der Erwachsenen kommentiert er aus seiner kindlichen Sichtweise mit erstaunlichen Bemerkungen.

Schön ist an dieser Geschichte, dass hier nicht nur die heile Welt vorgegaukelt wird, sondern auch Probleme in der Familie aufziehen, die nur durch einen engen Zusammenhalt der Mitglieder gelöst werden.
Zum Abschluss des Buches gibt es 10 "Pflegetipps für werdende Opas“, die zeigen, wie man Opas sinnvoll pflegt und nutzt. Diese Tipps und Tricks sind ebenfalls sehr lustig angelegt.

Dieses Buch ist etwas schräg, humorvoll und eine lockere Lektüre, die die Welt ein wenig aus Kinderaugen betrachten lässt. Man kann schmunzeln, einiges wiedererkennen und sich an die eigene Zeit mit Kleinkindern zurückerinnern. Großeltern werden vielleicht die meiste Freude an diesem Buch haben.

Veröffentlicht am 19.04.2018

Dieser Roman zeigt sich zwischen Eismachertradition und Verwirklichung eines Lebens für die Literatur!

Die Eismacher
0

Dieser Roman unterhält, überrascht und erzählt. Dabei gibt es humorvolle Szenen, nachdenklich machende Begebenheiten und auch Überraschungen, die dem Inhalt eine spannende Note verleihen.
Der Grundgedanke ...

Dieser Roman unterhält, überrascht und erzählt. Dabei gibt es humorvolle Szenen, nachdenklich machende Begebenheiten und auch Überraschungen, die dem Inhalt eine spannende Note verleihen.
Der Grundgedanke dreht sich um Giovannis Leben. Er beschreibt seine Familie, erklärt seine Gedanken und Beweggründe und sucht zwischen Familientradition und Moderne Protagonist seinen Weg. Als er sich für eine literarische Karriere entscheidet, ist das auch mit dem Verlust seiner Jugendliebe verbunden. Von nun an gilt seine Liebe einzig den Büchern und der Poesie. Er jettet durch die Welt der poetry festivals und sein Vater und Luca verzeihen ihm seinen Ausbruch aus dem Familienbetrieb nicht.

Das Familienleben der Talaminis wird im Roman mit einigen Zeit- und Handlungssprüngen abgehandelt.
Es beginnt mit der fraglichen Demenz des Vaters Guiseppe, der sich im TV in eine deutsche Hammerwerferin verliebt. Trotz all der Tragik wirkt in diesem Abschnitt eine Art von Humor mit, der aber im weiteren Verlauf einer schwermütigen Stimmung weicht.

Die liebevolle und ausführliche Beschreibung der Zubereitung von Eis, der Geschmack und das Schmelzen auf der Zunge und die Aufzählung der vielfältigen Sorten sind besonders gelungen. Es wird deutlich, wie viel Ideenreichtum, Probiereifer und Arbeitskraft für die Herstellung und die Verfeinerung der Rezepte nötig ist. Luca revolutioniert die althergebrachte Eismacherszene, indem er neuartige Eissorten kreiert. Von altbekannter Vanille und Zitrone geht er über zu Grappasorbet und anderen ausgefallenen Sorten.
Giovanni beschreibt das Eis als Schneekristalle von bezaubernder Schönheit. Das ist aus seiner Sicht die poetische Umschreibung, der man seine Liebe zur Sprache anmerkt.

Wir begleiten Giovanni zu seinen Literatur-Festivals. Sein Lebensweg macht deutlich, Lyrik und Dichtkunst gehören mehr zu seinem Leben als die Eismacherei seines Bruders. Er zeigt die Welt der Verlage, den großen Druck auf Erfolg im Literaturwesen und die Schwierigkeit, auf diesem Markt Bestseller abzuliefern.
Giovanni und sein Bruder leben in zwei völlig verschiedenen Welten und so distanzieren sie sich immer mehr voneinander, auch verbal herrscht zwischen ihnen Funkstille.
Im Zitat Seite 180 sagt Giovanni über Luca: "Seine Welt war das Eiscafé, meine begann dort, wo die Terrasse aufhörte."

So dreht der Roman seine Runden, bezieht sich auf familiäre Themen wir Liebe, Leid und Alltagsleben, bis ein völlig überraschendes Anliegen von Luca an Giovanni den Leser aufrüttelt. Diese Wendung bringt neuen Schwung in die Handlung. Es wird spannend und man wird neugierig, wie dieses Problem familiär gelöst wird.


Mich haben die Einblicke in diese Familie und besonders in die Eisherstellung sehr interessiert, ich hatte dabei die Eisdynastie meiner Kindheit vor Augen. Auch hier kamen Jahr für Jahr immer wieder junge, neue Familienmitglieder im Sommer hinzu, die sich alles sehr ähnlich sahen.

Die Ausarbeitung des poetischen Teile zeigt einige Einblicke in die Welt der Dichter und Poeten. Es zeigt sich eine ganz eigene Welt, die so fern und entrückt ist vom harten Alltag der Eismacher.


Dieser Roman verspricht beim Anblick des Covers eine leichte Sommerlektüre, man erhält jedoch ein poetisches und recht tiefgründiges Buch mit vielen Facetten. Ein Werk mit vielen schönen Bemerkungen und der umfassenden Ansicht einer italienischen Familie.

Veröffentlicht am 19.04.2018

Einfach wie geschaffen für Gartenfreunde!

Mein Garten, mein Paradies
0

Susanne Wiborg schreibt Gartenkolumnen. Ihr Buch ist eine geschriebene Liebeserklärung an ihren eigenen Garten, sozusagen ihr zweites Wohnzimmer. Welche Freuden und Widrigkeiten ihr in einem Gartenjahr ...

Susanne Wiborg schreibt Gartenkolumnen. Ihr Buch ist eine geschriebene Liebeserklärung an ihren eigenen Garten, sozusagen ihr zweites Wohnzimmer. Welche Freuden und Widrigkeiten ihr in einem Gartenjahr so zu Herzen gehen, hat sie auf wunderbare Weise mit viel Liebe und Humor zusammengefasst.

Wer selbst einen Garten hat, kann dieses Buch so richtig genießen und versteht die Begeisterung von Susanne Wiborg.

Sie läßt den Leser Anteil nehmen an ihren Streifzügen durch ihr persönliches Gartenjahr und beschreibt so manche Pflanze mit ihren Eigenheiten und Vorlieben näher, erzählt aber auch einige Anekdoten über die dort lebenden Tiere wie Eichhörnchen und Rotkehlchen und nicht zu vergessen: ihr kleiner Terrier Erbse, der wie ein Derwisch durch den Garten fegt und buddelt, was das Hundeherz hergibt.

Ihr Garten ist ihr zweites Wohnzimmer, ein kleines Paradies. Dort hat sie neben Clematis und Stockrosen auch Wein angepflanzt und freut sich über die Pracht ihrer Rosen. Sie gibt einige nützliche Tipps für Gartenfreunde, zeigt aber auch die negativen Seiten, ihren Kummer über die riesigen schattenspendenden Fichten des Nachbarn, die auf ihrem Grundstück vielen Pflanzen schlicht das Licht zum Atmen nehmen.

Wie sich ihr Garten im Laufe eines Jahres entwickelt, welche Arbeit zu tun ist und welche tierischen Gäste er beherbergt, weiß sie im wunderschönen Plauderton zu erzählen. Man erlebt mit ihr die ersten Frühlingsboten, erfreut sich an der Rosenzeit mit ihren Blush Ramblers und ihrer Tuscany Rose und sieht im Sommer die Mauersegler am azurblauen Himmel langsausen. Sogar dem wilden Efeu weiß sie positive Seiten abzugewinnen.

Dieser Garten steckt voller Leben, was ihrem Terrier Erbse wie Fernsehen für Hunde erscheinen muss. Schliesslich ziehen auch noch Hühner ein und bringen sich mit ihren lustigen Bewegungen und Blicken zusätzlich ein. Das weckt Interesse und man möchte am liebsten gleich mal dort vorbeischauen und alles ansehen.

Dieses wunderschöne Büchlein ist ein echter Genuss für jeden Gartenfreund. Einige gelungene Illustrationen erfreuen zusätzlich und neben der spürbaren Freude der Autorin gibt es noch nützliche Tipps und Anregungen für Hobbygärtner.

Veröffentlicht am 19.04.2018

Intelligentes Hörbuch

Der Susan-Effekt
0

Dieses Buch dreht sich um die Ausnahmefamilie Svendsen, alle sind hochintelligent und zeigen ein Familienleben, das so anders ist als in einer Mainstream-Familie üblich. Selbst die Gespräche mit den 16-jährigen ...

Dieses Buch dreht sich um die Ausnahmefamilie Svendsen, alle sind hochintelligent und zeigen ein Familienleben, das so anders ist als in einer Mainstream-Familie üblich. Selbst die Gespräche mit den 16-jährigen Zwillingen erfolgen auf einem ganz anderen Level. Hier wird mit physikalischen Formeln das Leben beschrieben, selbst für die Liebe gilt für Susan eine wissenschaftliche Erklärung.

Diese abgehobene Position macht die Familie für mich zu einer irrealen Familie, die auch in einem Science Fiction Film spielen könnte. Daher kam ich zu den einzelnen Personen auch keine Beziehung aufbauen.

Auch Susans Ehemann, Laban Svendsen, hat dieses besondere Talent. Gemeinsam verstärkt sich durch ihre Verbindung der "Effekt". Was im Alltag auch ein Fluch sein kann, wird der Familie ein Rettungsanker, indem sie für einen hohen Politiker ein geheimes Protokoll der Zukunftskommission beschaffen soll. Im Gegenzug wird die Familie von verübten Verbrechen während eines Aufenthaltes in Indien rehabilitiert.
Es gestaltet sich gefährlich und schwierig und Susan erscheint als eine Art weiblicher James Bond. Die gesamte Familie steht vor Mordversuchen und man fragt sich, was an dieser Kommission so brisant sein könnte. Was Susan beim Ermitteln herausfindet, ist ein Geflecht aus weltweiten politischen Intrigen, Einflussnahme und Machtdenken und finanziellen Gründen. Was zunächst fiktiv erscheint, wird immer mehr real und existent in unserer globalen Existenz.

Peter Høeg stellt in diesem Roman die Frage, wozu die Wissenschaft fähig ist und was sie erreichen darf, auch welche Grenzen sie nicht überschreiten darf. Sein sprachliches Talent macht aus diesen Themen einen spannenden Roman, der mit einigen physikalischen Erklärungen überrascht. Genauso wie seine speziellen Ausnahmecharaktere.
Dabei löst er zum Ende zwar die Verschwörung auf, die Situation der Familie klärt sich jedoch nicht völlig auf.

Dieses Buch ist meisterhaft geschrieben, ich hatte aber so meine Schwierigkeiten mit dem Verständnis der Zusammenhänge. Auch die wissenschaftlichen Erklärungen sind nicht mein Interessengebiet, ich habe ihnen dennoch interessiert gelauscht.
Bei der Hörbuchversion hatte ich Probleme, die Personen richtig einzuordnen. Auch wenn die Sprecherin hier einen hervorragenden Job macht. Ihr ruhiger, voller Stimmklang ist angenehm zu hören und bringt ein gefälliges Hörerlebnis mit sich.


Wer sich auf ein etwas schwieriges Buch einstellen möchte, dem kann ich zu diesem Wissenschaftsthriller mit Zukunftsvisionen raten. Sprachlich ist es ein Genuss!

Veröffentlicht am 19.04.2018

Eine Frau geht ihren Weg

Die Frau, die allen davonrannte
0

Aganetha ist ein einzigartiger Charakter, sie erzählt aus ihrer bewegten Vergangenheit, von ihrer Familie, ihrem Kampfgeist und ihrem Verzicht für die Läuferkarriere. Wenn man sie als alten Menschen kennen ...

Aganetha ist ein einzigartiger Charakter, sie erzählt aus ihrer bewegten Vergangenheit, von ihrer Familie, ihrem Kampfgeist und ihrem Verzicht für die Läuferkarriere. Wenn man sie als alten Menschen kennen lernt, erkennt man, wie sie durch ihr Leben geprägt wurde. Man erlebt mit ihr die emotionalen Höhen und Tiefen ihrer Läuferkarriere fast real mit und ist neugierig, wie ihr Leben sich weiter entwickelt.

Die Autorin hat einen wunderbaren Schreibstil, der die Gefühle der Protagonisten so authentisch einfängt, dass ich begeistert gelesen habe.
Es zeigt die traditonellen Zwängen unterworfene Rolle der Frau in den letzten 100 Jahren, in denen sich Frauen selbst im Sport erst etablieren mussten, um anerkannt zu werden. Die Geschichte baut dabei auf der ersten Olympiade mit weiblichen Teilnehmerinnen in den Leichtathletikdisziplinen 1928 in Amsterdam auf. Aganetha ist allerdings eine fiktive Figur. Doch dank ihr wird anschaulich gemacht, welchen Kampfgeist und welch hartes Leben diese Karriere erforderte.

Neben der interessanten Lebensgeschichte hat mich der Schreibstil mitgerissen und auch inhaltlich wurde ich nicht enttäuscht. Wie sich hier Spannung entwickelt, die vielen Figuren zu leben beginnen und es dann noch eine große Überraschung am Ende gibt, ist schon für ein Debüt meisterlich!

Man muss sich diesem Buch schon intensiv widmen, sonst sind die zeitlichen Sprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart nicht nachvollziehbar. Gerade diese Zeitwechsel geben dem Buch seinen dynamischen Fluss. Hier geht es um die Freundschaft, Familie, Erfolg und den Tod. Davon kann Aganetha viel erzählen, denn ihr langes Leben ist geprägt vom Abschied von geliebten Menschen und ihren Opfern für sportlichen Erfolg.

Was aber am meisten berührt, steht mehr oder weniger zwischen den Zeilen. Es ist das Vergessen, wie man die eigene Vergangenheit verdrängt, aber auch von der Nachwelt vergessen wird. Das gibt der Geschichte einen melancholischen Anklang.

Mir erschien dieser Charakter der Aggie sehr lebendig und der Autorin ist es gelungen, ihn so in die Handlung und den geschichtlichen Hintergrund einzubauen, dass es ein stimmiges Ganzes ergibt. Man glaubt, die echte erste Goldmedaillen-Gewinnerin vor sich zu haben.

Eine interessante Figur, die das Rollenbild der Frau im Sport zeigt, aber auch die familiären Zwänge deutlich macht.


Dieses Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise und zeigt eine Frau, die ihren Weg geht, egal welche Schwierigkeiten sich ihr in den Weg stellen.