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Delena

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.03.2018

Eine Kindheit im Berlin der Nachkriegszeit

Das Sonnenkind
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Inhalt:

Der 9-jährige Carsten wächst im Berlin der 60er-Jahre auf. Er ist ein wahres Sonnenkind, von allen geliebt und zu seinem Großvater hat er eine besonders innige Beziehung. Sein grosser Bruder steht ...

Inhalt:

Der 9-jährige Carsten wächst im Berlin der 60er-Jahre auf. Er ist ein wahres Sonnenkind, von allen geliebt und zu seinem Großvater hat er eine besonders innige Beziehung. Sein grosser Bruder steht ihm beschützend zur Seite und die Nachbarn lieben ihn. Eines Tages erkrankt sein Grossvater und die heile Welt von ehemals ist nicht mehr so wie sie war.

Meine Meinung:

Detlef Meyer hat die Veröffentlichung seines Romans nicht mehr erlebt. Der Autor verstarb 1999 an einer Immunerkrankung. "Das Sonnenkind" ist 2001erstmals veröffentlicht worden und wurde nun in einer wunderschönen Ausgabe neu herausgebracht. Der leicht glänzende Leineneinband und das handliche Format machen das Buch zu einem kleinen Schmuckstück und so wird das Äußere auch dem Inhalt gerecht.

Carsten Wollin ist ein kleiner Dandy, der vieles seinem Großvater abschaut. Wie Max Wollin hat der kleine Carsten ein Faible für korrekte Kleidung und eine angemessene Ausdrucksweise. Dies führt im Buch an der ein oder anderen Stelle zum Schmunzeln, wenn er Begriffe aufschnappt, die heutzutage schon etwas altertümlich wirken.


Carsten wächst im Truseweg, einer Strasse im Berliner Stadtteil Neukölln auf. Seine Mutter ist insgeheim etwas verdorben, sein Vater kämpft noch mit den Nachwirkungen des Krieges, während die Großmutter schon längst aufgegeben hat, gegen die Zweitfrau ihres Mannes zu kämpfen. Max Wollin hat, was jedem bekannt ist, in seiner ehemaligen Sekretärin schon seit Ewigkeiten eine Zweitfrau. Else Wollin pflegt ihre angeblichen Krankheiten, während die Sekretärin dem alten Wollin aufgetakelt schöne Augen macht. Trotzdem glaubt man Max Wollin, dass er beide Frauen liebt und auch beim Lesen kann man ihm irgendwie nicht böse sein.

Als Max Wollin dann allerdings schwer erkrankt, kann er sein Liebesarrangement nicht weiter führen wie bisher, er muss eine Entscheidung treffen.

Mit ganz viel Liebe zum Detail ist "Das Sonnenkind" geschrieben. Charaktervolle Figuren und ein der Zeit angepasster Schreibstil machen das Buch zu einem wahren Lesegenuss. Schaut man ein wenig über den Buchrand hinaus, erfährt man, dass der Autor als "einziger Dandy der Gegenwartslitertaur" (DIE ZEIT) galt. Da auch Carsten Wollin bei den Besuchen im Cafe Kranzler seine Sinalco stets aus Cognacschwenkern trank und seine Kniestrümpfe (keine Socken) stets auf die Farbe der Hose abgestimmt waren, kann man den autobiographischen Bezug erkennen.

Insgesamt war "Das Sonnenkind" ein Buchgenuss der besonderen Art, der zwar federleicht aber auch mit melancholischen Tönen daherkommt.

Veröffentlicht am 02.03.2018

Eine Liebesgeschichte in New Mexico

Wie die Sonne in der Nacht
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nhalt:

Die siebzehnjährige Mara verbringt als Austauschschülerin ein Jahr in New Mexico. In den letzten Wochen ihres Aufenthaltes findet sie quasi am Strassenrand einen Indianerjungen. Kayemo erinnert ...

nhalt:

Die siebzehnjährige Mara verbringt als Austauschschülerin ein Jahr in New Mexico. In den letzten Wochen ihres Aufenthaltes findet sie quasi am Strassenrand einen Indianerjungen. Kayemo erinnert sich nur an seinen Namen. Die beiden fühlen sich zueinander hingezogen und wollen herausfinden, was Kayemo zugestossen ist.

Meine Meinung:

Eine Jugendliche aus Deutschland und ein Pueblo-Indianer treffen aufeinander. Unterschiedlicher könnte der gesellschaftliche und kulturelle Hintergrund nicht sein. Partys und Handys im Gegensatz zu Gemüseanbau und Geisterwelt. Man merkt, das Antje Babendererde für ihre Bücher ausgiebig recherchiert.

"Wie die Sonne in der Nacht" ist zwar ein Jugendbuch, aber mehr als reine Unterhaltung. Die Geschichte von Mara und Kayemo ist fesselnd, spannend und romantisch, aber die Hintergrundinformationen über das Leben und die Geschichte des Volkes der Pueblo-Indianer habe ich mit genauso viel Interesse gelesen.

Von Beginn an merkt man, dass Mara und Kayemo etwas verbindet. Die Autorin bringt die Figuren dem Leser so nah, dass man mitfiebert, und hofft, dass die Beiden zusammen sein können. Dabei ist dies nicht unbedingt klar. Die Beziehung wird nicht von allen gut aufgenommen und der ein oder andere Schurke tut ein Übriges dazu, die Liebenden von ihrem Weg abzubringen. Auch Mara und Kayemo sind nicht immer ohne Zweifel. Mara wird in Deutschland erwartet und auch der Weg von Kayemo scheint durch seine Herkunft vorbestimmt.

Nach "Isegrim" war dies mein zweites Buch der Autorin und wie das erste hat es mich voll überzeugt. Ein Jugendbuch, unbedingt auch für Erwachsene, mit einer wunderschönen Liebesgeschichte und einem Einblick in die Welt der Pueblo-Indianer, der zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 24.02.2018

Geschickt und stimmig aufgelöstes Puzzle

ONE OF US IS LYING
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Nate, Bronwyn, Addy, Cooper und Simon, fünf Highschool-Schüler, müssen im Chemieraum der Schule nachsitzen. Noch vor dem Ende der Stunde ist Simon tot. Wer von den Vieren ist der Täter bzw. die Täterin? ...

Nate, Bronwyn, Addy, Cooper und Simon, fünf Highschool-Schüler, müssen im Chemieraum der Schule nachsitzen. Noch vor dem Ende der Stunde ist Simon tot. Wer von den Vieren ist der Täter bzw. die Täterin? Geheimnisse hatten sie alle und Simon war an der Schule bekannt dafür, in seiner Gossip-App schonungslos Verborgenes ans' Licht zu zerren.

Der Klappentext des Buches hatte mich neugierig gemacht, und ich wurde nicht enttäuscht.
Ein Footballstar, ein blondes Dummchen, eine Streberin und ein Bad-Boy, jemand aus dieser Gruppe soll ein Mörder sein. Die Autorin bedient mit ihren Protagonisten alle Kischees von Typen, die es so an einer Highschool gibt. Es kann jeder den Enthüllungsprofi Simon umgebracht haben, aber irgendwie traut man es keinem so richtig zu. Alle Verdächtigen machen im Laufe der Geschichte eine Entwicklung durch. Sympathieträger sind ziemlich mies und Personen, die man anfangs nicht leiden konnte, entpuppen sich als richtig nette Leute.

Das Buch liest man abwechselnd aus der Sicht der Verdächtigen. Schon ziemlich schnell hatte ich mich an die Wechsel gewöhnt und konnte die Vier auseinanderhalten, auch ohne die Namen zu wissen. Detailliert werden die Persönlichkeiten ausgearbeitet mit ihren Denkweisen, Stärken, Schwächen und Leidenschaften. Ich habe hin und her jeden in Verdacht gehabt, das Ergebnis war dennoch überraschend aber nachvollziehbar. Die Autorin streut einzelne Hinweise, am Ende ergibt sich wie aus einzelnen Puzzleteilen zusammengesetztes stimmiges Bild.

Mir hat das Buch richtig gut gefallen. Beschrieben als Jugendbuch, empfehle ich es aber auch Erwachsenen.

Veröffentlicht am 27.06.2018

Berühren verboten

Palace of Glass - Die Wächterin
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Rea ist eine Magdalena, ein Mensch, der durch bloße Berührung der Haut in die Gedanken ihres Gegenübers eintauchen kann. In einer Welt, in der jeglicher Hautkontakt verboten ist, befriedigt sie Ihren Drang ...

Rea ist eine Magdalena, ein Mensch, der durch bloße Berührung der Haut in die Gedanken ihres Gegenübers eintauchen kann. In einer Welt, in der jeglicher Hautkontakt verboten ist, befriedigt sie Ihren Drang mit Faustkämpfen, da dort Hautkontakt an der Tagesordnung ist. Eines Tages wird der königliche Palast auf sie aufmerksam, denn der Prinz braucht eine Leibwache und Rea scheint genau die richtige Anwärterin für diesen Job zu sein. Natürlich weiss niemand, dass sie nur deshalb so gut darin ist, weil sie während des Kampfes die Gedanken ihres Gegners kennt.

Man taucht in "Palace of Glass" in ein ganz besonders Setting ein. London im Jahre 2054 ist ein spezieller Ort. Die Menschheit weiss um die Existenz der Magdalenen. Personen, die durch Hautkontakt Gedanken lesen und auch beeinflussen können. Aus Angst hat der Herrscher jeglichen Hautkontakt verboten. Lange Gewänder, Handschuhe, hohe Kragen, man fühlt, wie bedrückend, furchteinflössend und düster das Leben dort sein muss.

Als Rea in den Palast berufen wird, bangt man mit ihr, dass sie nicht entdeckt wird. Aber wer im Palast ist nun Freund oder Feind. Denn nicht jeder ist bedingsgungsloser Anhänger des Königs. Die Charaktere sind detailliert beschrieben und ausgearbeitet, sodass man das Buch schwerlich aus der Hand legen kann. Ganz besonders hat es mir hier Blanc angetan. Wer ist gut und wer ist böse, oft bin ich beim Verteilen der Sympathiepunkte hin und her geschwenkt, um am Ende von der Autorin dann doch überrascht zu werden.

"Palace of Glass - Die Wächterin" ist der Auftaktband einer Trilogie. Eine spannende, besondere Geschichte mit Action, zu lüftenden Geheimnissen und einem Schuss Romantik, die ich, auch aufgrund der tollen Idee hinsichtlich der Magdalenen empfehle.

Veröffentlicht am 11.05.2018

Othello-Adaption

Der Neue
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Osei ist wieder der Neue an der Schule. Sein Vater ist Diplomat und so sind wiederholte Schulwechsel nichts Neues. Problematisch ist dabei, dass Osei aus Ghana kommt und gemischte Schulklassen sind im ...

Osei ist wieder der Neue an der Schule. Sein Vater ist Diplomat und so sind wiederholte Schulwechsel nichts Neues. Problematisch ist dabei, dass Osei aus Ghana kommt und gemischte Schulklassen sind im Amerika der 70'er Jahre nicht alltäglich und auch nicht bei jedem gerne gesehen. Aber an dieser Schule gibt es etwas Besonderes, nämlich Dee eine Mitschülerin von Osei.

Tracy Chevalier verlegt den Schauplatz von Othello in das Washington der siebziger Jahre.

Innerhalb von nicht einmal zwei Tagen wird aus einer unschuldigen Freundschaft zwischen zwei ca. 12-jährigen Kindern eine Geschichte von Missgunst, Hass und Gewalt.

Aus Othello und Desdemona werden hier Osei und Dee. Osei versucht normalerweise in jeder neuen Schule unauffällig zu bleiben, dies misslingt, als Dee ihm offen ihre Zuneigung zeigt. Mitschüler und Lehrer sind grösstenteils entsetzt und Osei wird zum Ziel ihrer Anfeindungen. Durch ein Federmäppchen, das Dee durch Unachtsamkeit verliert, nimmt das Drama seinen Lauf.

Tracy Chevalier schafft es, dass man das Buch auf keinen Fall aus der Hand legen möchte. Eine geschliffene Sprache, ein rasanter Handlungsablauf und passgenau beschriebene Figuren machen diese Othello-Adaption zu etwas ganz Besonderem. Kennt man das Werk von Shakespeare, weiss man, auf was die Geschichte hinsteuert, trotzdem war ich am Ende fassungslos, was aus nicht gesagten Worten und Unsicherheit entstehen kann und vor allem, wieviel Bösartigkeit in Ian steckt.

Lediglich ein Aspekt der Schlusssequenz hat mir nicht gefallen. Dieser Punkt hat mich allerdings so sehr gestört, dass ich dem ansonsten perfekten Buch einen kleinen Abzug in der Gesamtwertung gebe.