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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.05.2018

breitgestreute Informationen und vielfältige Rezepte

Imkereiprodukte
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In diesem Buch hat der fachkundige und erfahrene Imker Wolfgang Oberrisser zusammengestellt, durch welche eigenen Produkte der Imker seinen Honigverkauf ergänzen kann.
Dabei vermittelt er Hintergrundwissen, ...

In diesem Buch hat der fachkundige und erfahrene Imker Wolfgang Oberrisser zusammengestellt, durch welche eigenen Produkte der Imker seinen Honigverkauf ergänzen kann.
Dabei vermittelt er Hintergrundwissen, Verarbeitungshinweise samt etlicher Rezepte sowie juristische Vorgaben für Österreich, beispielsweise die Größe der Buchstaben auf dem jeweiligen Etikett des Produktes, denn auch in diesem Sektor scheint es ( gewinnbringende) Abmahnungen zu hageln und man sollte sich unbedingt vorher über die Richtlinien des „eigenen“ Landes informieren.

So werden neben verschiedenenen Honigzubereitungen auch Gewinnung und Verarbeitung von Propolis, Blüttenpollen, Bienenbrot, Gelée Royale oder Bienenwachs dargestellt; es finden sich beispielsweise Rezepte für Naturkosmetik wie Cremes, Salben, Öle, Shampoos, Seife, Met und Honigliköre. Die Rezepte wurden vom Autor erprobt, sind manchesmal anderen Büchern entnommen, die im Literaturverzeichnis aufgeführt werden.

Gerade die Auswahl der Rezepte finde ich sehr gelungen, wenngleich einige Rezepte mich nicht für sich gewinnen konnten: Da gibt es Salben, die auf Vaselinebasis hergestellt werden, jenem Abfallprodukt in der Erdölgewinnung, das in seinen ersten Jahren bezeichnender, aber nicht verkaufsfördernd „Petroleumgallert“ genannt wurde und schon seit Jahren unter dem Verdacht steht, Krebserkrankungen zu begünstigen und das, nach meinem Geschmack, nicht mit dem Wort „Naturkosmetik“ in Zusammenhang gebracht werden sollte. Aber das ist Geschmackssache....
Abgesehen davon gefällt mir die Vielfalt der Rezepte ausgesprochen gut und bietet die Möglichkeit,
breitgefächert auszuprobieren, wozu man sonst mehrere schwerpunktorientierte Bücher benötigt.

Das Buch bietet insgesamt also einen guten, breitgefächerten Überblick für Hobby-/imker oder Nichtimker, die die Rezepte mit gekauften Zutaten nacharbeiten möchten.

Veröffentlicht am 18.05.2018

jede Menge schöner Pflanz-Projekte, schön und verständlich gezeigt und erklärt

100 inspirierende Pflanzideen
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Catherine Delvaux vermittelt zunächst Grundlagenwissen über Pflanzenbedürfnisse, verschiedene Pflanzgefäße samt deren sinnvoller Verwendung.

Nach Jahreszeiten sortiert werden dann Pflanzensemle vorgestellt, ...

Catherine Delvaux vermittelt zunächst Grundlagenwissen über Pflanzenbedürfnisse, verschiedene Pflanzgefäße samt deren sinnvoller Verwendung.

Nach Jahreszeiten sortiert werden dann Pflanzensemle vorgestellt, insgesamt 106, hauptsächlich für Pflanzgefäße und Kübel aber auch einzelne direkt für das Beet. Jeder Pflanzvorschlag wird auf zwei Seiten vorgestellt, eine davon zeigt ein ganzseitiges Foto der fertigen Bepflanzung samt der, in einer weißen Blüte aufgeführten, Pflegehinweise. Auf der anderen Seite erhält man die sehr schön gestaltete Anleitung: Alles, was man benötigt, ist abgebildet und mit Untertiteln bezeichnet. Dem folgt eine punktgenau Gestaltungsanleitung samt dem genaueren Pflanzzeitpunkt, abgedruckt in einer schwarzen Blüte.
Jede dieser Anleitungen wurde äußerst schön gestaltet und ergibt eine kreative Bepflanzung, die man aber nach eigenem Gutdünken ( und vielleicht auch einer kurzen Beratung über die entsprechende Bedürfnisse anderer Pflanzen) variieren kann, denn Zusammengepflanztes sollte schon aufeinander abgestimmt sein. Mit persönlich gefallen die Arrangements, in denen auch Kräuter, Gemüse oder Obst, wie beispielsweise Petersilie oder Erdbeeren im Ensemble oder Erbsen oder Zucchini als Solitär gepflanzt werden. Für mich waren die einzelnen Anleitungen sehr interessant und auch gut nachvollziehbar; einiges hätte ich ohne Anleitung laienhafter zusammengestellt und beispielsweise auf die Verwendung von Filtervlies verzichtet.
Mir gefällt die Aufteilung nach Jahreszeiten sehr gut; manchesmal wird eine Haltbarkeitsdauer, unter anderem etwa 4 Monate, angegeben oder, welche Pflanzen man austauscht, um möglichst lange Freude an seinen Pflanzenarragements zu haben, unter denen sich auch welche für die Wohnung befinden. Ich konnte etliche pfiffige Ideen entdecken, auf die ich alleine nie gekommen wäre, die sich aber ganz leicht umsetzen lassen und sehr dekorativ aussehen, z.B. die geschnittenen Korkenzieherhaselzweige als Rankhilfe im Erbsentopf.

Insgesamt finde ich dieses äußerst schön gestaltete Buch sehr hilfreich und inspirierend; selbst Gärtner mit zwei linken Händen finden hier ganz leicht nachzuarbeitende Pflanzanleitungen, die unterschiedlich groß und aufwändig, aber jedesmal sehr ansprechend wirken.

Veröffentlicht am 15.05.2018

wunderschön erzählt

Wie Arthur Pepper sich vor seiner Nachbarin versteckte und am Ende doch sein Herz fand
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Arthur Pepper, seit einem Jahr verwitwet, hat sich zurückgezogen, scheut den Kontakt zu anderen Leuten und findet in seinen strikt eingehaltenen täglichen Routinen Trost und Halt.
Als er den Kleiderschrank ...

Arthur Pepper, seit einem Jahr verwitwet, hat sich zurückgezogen, scheut den Kontakt zu anderen Leuten und findet in seinen strikt eingehaltenen täglichen Routinen Trost und Halt.
Als er den Kleiderschrank seiner verstorbenen Frau Miriam ausräumt, entdeckt er in einem Stiefel eine kleine Schmuckschatulle, die ein Bettelarmband mit verschiedenen Anhängern enthält.
Arthur versucht die Geschichten hinter den Anhängern aufzuspüren um mehr über Miriam herauszufinden, bevor sie einander begegnet waren, zweifelt zwischendurch an sich und dem Sinn seiner Nachforschungen und erlebt Abenteuer und nette Kontakte. Dabei verändert er sich selber und findet immer mehr in ein bejahendes Leben zurück.

Phaedra Patrick hat Arthurs Geschichte wunderschön erzählt; von Beginn an kann man sich gut in seine Lage versetzen, in seine Trauer um seine verlorene Liebe, mit der er 40 Jahre verheiratet war und die ihm so sehr fehlt. Immer wieder erinnert er sich an Erlebnisse mit ihr und ihren beiden Kindern, fragt sich, ob er ihr ein guter Ehemann war, der ihre Wünsche und Träume erfüllt hat und auch ihre große Liebe war – oder hat sie mit ihm ein langweiliges Leben geführt, ganz anders als das, das sie in der Zeit vor ihm geführt und nie erwähnt hat? Stets steht er zu ihr, auch während seiner Ermittlungen, eine redliche und treue Seele... Und, hat er als Vater alles richtig gemacht oder wäre da mehr möglich gewesen?

Der Roman liest sich so leicht, ist dabei so gefühlvoll ohne kitschig zu sein, bietet spannende Szenen und jede Menge Aspekte, die zum Nachdenken anregen und vielleicht nicht nur Arthurs, sondern auch des Lesers Sicht auf das Leben inspirieren können.
Mich hat der Roman ein klein wenig an „Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen“ erinnert, welches ich sehr schätze. Genauso geht es mir auch mit „Arthur Pepper“ und ich empfehle diesen Roman unbedingt weiter.

Veröffentlicht am 03.05.2018

Geschichten über Traditionen und Wertschätzung, Informationen und Rezepte

Brot backen, wie es nur noch wenige können
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Die Autorinnen erzählen Geschichten über Müller, Mühlen, das Korn, die Muße bei der Herstellung und Backen eines Brotes, von alten Traditionen und auch von neuem Wissen. Dabei kommen auch andere zu Wort ...

Die Autorinnen erzählen Geschichten über Müller, Mühlen, das Korn, die Muße bei der Herstellung und Backen eines Brotes, von alten Traditionen und auch von neuem Wissen. Dabei kommen auch andere zu Wort und schildern ihre Erinnerungen oder Erlebnisse, beispielsweise Kindheitserinnerungen an frisches Brot oder über die Tätigkeit als BrotbäckerIn heutzutage, auch mit Backkursen und Brotbackclub.

Der Schwerpunkt dieses schön illustrierten Buches liegt eindeutig in der Vermittlung der Freude am Backen, dem Wertschätzen des alten Handwerks samt aller damit verbundenen Tätigkeiten, die man im Idealfall mit Hingabe bewältigt.
Ungefähr in der Mitte des Buches finden sich Portraits verschiedener Getreide und Pseudogetreide sowie ausführliche Anleitungen zur Herstellung für Hefe- und Sauerteig. Besonders gut gefallen mir die darauf folgenden 17 besten ( und erprobten) Rezepte.

Ich habe das Buch vor Jahren schon einmal durchgeblättert, allerdings hatte es damals ein anderes Cover, so dass mir das Buch beim Lesen sehr vertraut vorkam.

Insgesamt gefällt mir dieser Mix aus Geschichten, Hintergrundinformationen und einigen, ansprechenden Rezepten gut, vermittelt eine besondere Wertschätzung dieses Grundnahrungsmittels samt seiner handwerklichen Zubereitung.

Veröffentlicht am 01.05.2018

Entmythologisierung der Ulrike Meinhof, den 68ern und der RAF

„Die RAF hat euch lieb“
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Bettina Röhl, eine der 1962 geborenen Zwillingstöchter des Ehepaares Klaus Rainer Röhl ( Herausgeber des linken Blattes „konkret“) und Ulrike Meinhof, beschreibt, wie sie als Kind in ihrer Familie und ...

Bettina Röhl, eine der 1962 geborenen Zwillingstöchter des Ehepaares Klaus Rainer Röhl ( Herausgeber des linken Blattes „konkret“) und Ulrike Meinhof, beschreibt, wie sie als Kind in ihrer Familie und in ihrem Umfeld die Auswirkungen der 68 und Entstehung und Aktionen der RAF erlebte oder durch ein Puzzle vielfältiger Textquellen zusammensetzte. Sie selbst gibt an, dass ihr kaum Fotos, Briefe oder andere Unterlagen geblieben waren und, dass sie vieles in diesem Buch Geschriebene anhand ihr ausgehändigter Anwaltsakten, Briefe und Dokumenten sowie selbst geführter Interviewas mit damals tätigen Anwälten und Weggefährten ihrer Eltern akribisch zusammengefügt hat, was auch durch die 439 angehängten Quellenangaben deutlich untermauert wird.

Ihr Buch ist gegliedert in drei große Kapitel ( 1. Auf dem Höhepunkt von 68, 2. Die Entstehung der RAF, 3. Mythos Meinhof sowie zwei Essays.

Bettina Röhl stimmt zunächst ein in die Zeit der 68er, in der Drogen und wilde Musik zu überbordernden Protestphantasien und politischer Selbsterhöhung geführt hätten. Sie beschreibt die dunklen Begleitumstände der Kulturrevulotionen, die als Vorbilder dienten und in Umerziehungslagern zu Massenvernichtung führten und deren Anstreben sie als Horrorvision empfindet. Energisch betont sie, dass man schon sehr naiv sein mußte, um dieses auszublenden und als Ideal anzustreben. Sie beschreibt die 60er Jahre als eine Zeit, in der Protest in Mode kam und man sich in den folgende Jahren immer mehr einfallen lassen mußte, um in den Protest-Charts plaziert zu sein, so wie beispielsweise Gudrun Enslin und Andreas Baader mit ihrem Kaufhausbrand. Wichtig ist der Autorin immer wieder an die Opfer solcher Anschläge und Tötungen zu erinnern, die ihrer Meinung nach leider viel zu wenig bis gar keine Beachtung in der Öffentlichkeit fanden, ganz im Gegensatz zu den „Berufsrevolutionären“, denen ihrer Meinung nach von Beginn an viel zu viel durchgehen gelassen wurde. Im Alter von sechs Jahren liebte sie alles Bürgerliche, das ihre Mutter nun bekämpfte...

Selbstverständlich handelt es sich um eine persönliche Darstellung der Zeit, die auch gleichzeitig ein Stück ihrer eigenen Biographie enthält. Sehr interessant fand ich unter anderem die von ihr beschriebenen Erziehungsstrategien und Maxime in ihrer frühen Kindheit, als sie mit ihrer Schwester und Mutter in Berlin lebte, beispielweise die Statements zu Kleidern, langen Haaren oder Vorkommnissen im Kinderladen, die Entführung nach Sizilien sowie die abgewendete Abschiebung in ein palästinensisches Waisenlager mit Waffenausbildung. Auch die ausführliche Korrespondenz der Ulrike Meinhof an ihre Anwälte und die einzelnen Briefe an ihre Kinder aus ihrer Haft heraus, ihre Gedanken und weiterentwickelten Pläne fand ich sehr aussagekräftig.

Zu Beginn des Buches hatte ich den Eindruck, dass Bettina Röhl mit harter Wortwahl, viel Wut und Hass mit ihrer Mutter und ihren politischen Begleitern abrechnet und bei vielem hatte ich vorher einen anderen Eindruck. Doch mit der Zeit wurde der Ton ruhiger und sachlicher und ihr Bemühen, den Mythos Ulrike Meinhof, die ihrer Meinung und Darstellung nach zur Ikone und Märtyrerfigur der Linken stilisiert wurde, hat sie sehr ausführlich, reichlich belegt, klar dargestellt.
Zudem war es ihr ein großes Bedürfnis mit „selbst ausgedachten Fakten“ anderer, um ihre Erlebnisse und Erinnerungen als Buch oder Film gewinnbringend zu veröffentlichen aufzuräumen und richtigzustellen.

Insgesamt fand ich Bettina Röhls Analyse und Teilbiographie bis ins Jahr 1974 äußerst interessant und aufschlußreich und empfehle es unbedingt weiter.