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Veröffentlicht am 06.04.2018

Großartige magische Welt

Vier Farben der Magie
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Vier Farben der Magie gibt es, vier verschiedene Welten, vier Londons: im roten London ist die Magie in Harmonie mit dem Leben, im weissen London wird sie kontrolliert und unterdrückt. Im grauen London ...

Vier Farben der Magie gibt es, vier verschiedene Welten, vier Londons: im roten London ist die Magie in Harmonie mit dem Leben, im weissen London wird sie kontrolliert und unterdrückt. Im grauen London existiert sie fast nur noch in der Erinnerung und das schwarze London hat sie einst durch ihre Macht zerstört.
Kell, einer der wenigen Antari, ist ein Weltenspringer, Botschafter der Könige und heimlich ein Schmuggler. Auf einem Botengang zwischen den Welten wird ihm ein schwarzer Stein zugesteckt, der sich herausstellt als mächtiges magisches Artefakt von großer Gefahr. Er wird verfolgt und gejagt für dieses Artefakt - und trifft auf der Flucht Delilah Bard, Trickdiebin aus dem grauen London, die ihn erst ausraubt, ihm dann doch hilft, aber eine Gegenleistung für ihre Hilfe ewartet.

Ein sprachgewaltiger Beginn einer wirklich guten Fantasy-Trilogie. Victoria Schwab hat mit den vier verschiedenen Londons eine Welt erschaffen, deren so unterschiedliche Ebenen spannend und facettenreich ineinandergreifen. Langsam entwickelt sich die Handlung - und das ist gar nicht negativ gemeint. Sprachlich sehr detailverliebt und gut herausgearbeitet entwickelt der Leser schnell einen Bezug zu den Fantasiewelten.
Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, wodurch man die einzelnen Charaktere schnell gut kennenlernen und einschätzen kann.
Lila Bard soll vermutlich den Prototyp einer selbstbewussten, emanzipierten Frau darstellen, ist mir persönlich oft aber zu anstrengend. Offensichtlich ein klein wenig neurotisch und bindungsgestört ist sie immer auf der Suche nach mehr. Abenteuer, Freiheit. Bloss keine Bindungen, keine Emotionen (außer negative, die gehen immer), immer weiter, immer schneller. Und das um jeden Preis. Schnell aufbrausend, immer das Messer zur Stelle, selten gesprächsbereit. Für die Dramen um den schwarzen Stein sehr hilfreich, für die zwischenmenschlichen Beziehungen etwas anstrengend.

Ihr Gegenpol Kell, eher ruhig, emotionaler, gleichzeitig auch pragmatischer hat er keine Probleme mit Bindungen, Freundschaften - und natürlich verliebt er sich in Lila.
Die Geschichte nimmt mit Kells Erhalt des schwarzen Steins Fahrt auf, es gibt spannende Wendungen, es wird zwischen den einzelnen Welten gesprungen und gewandelt. Es gibt selten Momente der Ruhe und alles läuft auf ein dramatisches - aber offenes - Ende hinaus.

Veröffentlicht am 06.04.2018

Magische Welt Teil 2.

Die Verzauberung der Schatten
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Kell hat gegen die dunkelste Form der Magie gekämpft und vermeintlich gewonnen. Vier Monate sind vergangen und Lila Bard geht ihm nicht aus dem Kopf.
Sie jedoch hat sich ihren Traum von Freiheit erfüllt ...

Kell hat gegen die dunkelste Form der Magie gekämpft und vermeintlich gewonnen. Vier Monate sind vergangen und Lila Bard geht ihm nicht aus dem Kopf.
Sie jedoch hat sich ihren Traum von Freiheit erfüllt und segelt mit einem Piratenschiff über die Meere.

Das Spiel der Elemente, ein Turnier, bei dem Magier aus aller Welt gegeneinander antreten, wird im roten London ausgetragen. Gäste und Einheimische machen aus der Stadt ein Spektakel - und bemerken nicht, dass ein anderes London, das schwarze, aus seinem Schlaf erwacht und das vermeintlich tote Böse wiederkehrt.

Und wieder tue ich mir schwer mit Lila Bard. Furchtbar neugierig, abenteuerlich ist sie. Ein sehr spannender Charakter. Aber ich kann mich nicht identifizieren mit Jemanden, der einen Teilnehmer des Magierturniers absichtlich ausser Gefecht setzt um sich selber zu beweisen, dass er (bzw. sie) mithalten kann. Um jeden Preis setzt sie ihre Wünsche durch, geht mit dem Kopf durch die Wand ohne Rücksicht auf andere Menschen. Hat der schachmatt gesetzte Magier sich nicht auf das Turnier gefreut, sich vorbereitet? Egal. Lila Bard steht an seiner Stelle weil sie es so will.

Dieser Egoismus stört mich - und macht sie für mich zwar als Charakter in diesem Buch spannend, nicht aber sympathisch.
Mitleiden und mitfühlen wiederum kann ich mit Holland, dem zweiten Antari neben Kell, buchstäblich versklavt im weissen London. Er ist der tragische Charakter des Buches, von Beginn an chancenlos. Für mich der Charakter, für den ich mir am Ende der Trilogie doch noch ein gutes Ende erhoffe.

Die Handlung bleibt vielschichtig, spannend, schnell und konsequent erzählt. Das Turnier sehr lebhaft und gut vorstellbar inszeniert, die einzelnen Kämpfe sehr detailreich und phantasievoll ausgearbeitet.

Bündnisse werden geschlossen, Verrat wird begangen, Vertrauen gebrochen und Freundschaften geschlossen. Alle Elemente eines guten Fantasyromans sind vorhanden, die Handlung spitzt sich immer weiter zu und gipfelt in einem dramatischen Ende, das den dritten Teil der Trilogie unumgänglich macht.

Veröffentlicht am 06.04.2018

Sehr spannender Wirtschaftsthriller

Offshore
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Paul Margis, seines Zeichens Experte im Auftrage der Bundesregierung avanciert zum gefeierten Wirtschaftstaktiker, nachdem er erfolgreich eine internationale Partnerschaft zur Gewinnung von Manganknollen ...

Paul Margis, seines Zeichens Experte im Auftrage der Bundesregierung avanciert zum gefeierten Wirtschaftstaktiker, nachdem er erfolgreich eine internationale Partnerschaft zur Gewinnung von Manganknollen in die Wege leiten konnte. Doch in der Nacht seines größten Triumphs bricht das Chaos über ihn herein: er wird verdächtigt, einen Wissenschaftskollegen ermordet zu haben und landet in Untersuchungshaft.
Dank Anwalt und Alibi ist er nach kurzer Zeit wieder in Freiheit, wo ihm jedoch eine Festplatte mit geheimen Daten über die Erforschung des Manganabbaus zugespielt wird.
Bei dem Versuch, sich selbst und seinen Ruf zu retten begibt sich Paul in höchste Gefahr - denn der Mord war einzig eine Verschleierungstaktik von Wirtschaftsspionage, die sich bis in die höchsten Regierungskreise zieht.

——

Ein hochkomplexer Wirtschaftsthriller zu einem Thema, das nicht die Norm ist. Till Berger mischt Umwelt- und Finanzthemen mit Politik und Technik zu einem vielschichtigen und rasant erzählten Krimi.
Viele der Themen für mich bis dato böhmische Dörfer - aber vom Autor so fundiert und geschickt in der Handlung erklärt, dass es sich auch für einen Laien erschließt.

Der Plot ist logisch und sehr realistisch-erschreckend oft die politisch motivierten Manipulationen von Menschen und ganzen Konzernen.

Große geografische Sprünge von Chile über Deutschland nach Frankreich ziehen sich durch das Buch. Ebenso stakkatoartig die Handlung - wo es mit Wertstoffgewinnung und Umweltthemen beginnt ist man plötzlich in der Hochfinanz und den obersten politischen Kreisen.

Auch die Charaktere sind komplex - und oft nicht so, wie sie zu Beginn scheinen. Spannende Wendungen und charakterliche Abgründe, wo man es oft am wenigsten erwartet.
Manchmal verliert man ein bisschen den Überblick über Freund und Feind - findet die Fäden aber in der Regel kurze Zeit später wieder.

Bis zum großen Showdown - übrigens wirklich filmreif dargelegt - kommt man selten zum Luftholen, mein Tipp: das Buch starten, wenn man etwas Zeit mitbringt.
Ich habe ungern Pausen gemacht, einmal weil die Komplexität doch etwas erschlägt, aber auch und vor Allem, weil ich wissen wollte, wie es weiter- und ausgeht.

Ein wirklich „anderes“ Buch. Ein Thema, das es so eher selten (oder gar nicht?) gibt und eine wahnsinnig spannende Handlung.
Sehr empfehlenswert.

Veröffentlicht am 28.05.2018

Die Schöne und das Biest ... mal ganz anders.

Räuberherz
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Ella ist 17 und lebt als Ausreisser nach dem Tod ihrer Grosseltern und einem Zwischenfall mit ihrem Vater alleine in einer Ruine von einem Haus.
Sie versucht, trotz der widrigen Umstände, ein normales ...

Ella ist 17 und lebt als Ausreisser nach dem Tod ihrer Grosseltern und einem Zwischenfall mit ihrem Vater alleine in einer Ruine von einem Haus.
Sie versucht, trotz der widrigen Umstände, ein normales Leben mit Schule und Alltag auf die Reihe zu kriegen, ist aber ein Aussenseiter, dessen ungepflegtes Äusseres sie zur Zielscheibe ihrer Mitschüler macht.

Urplötzlich wird sie von einem Fremden aus ihrem Haus gerissen und in eine alte Villa entführt. Ihr Entführer - Crys - verlangt von ihr, dass sie den Haushalt führen, kochen und putzen soll, einen Fluchtversuch würde sie mit dem Leben bezahlen.

Ella will sich mit ihrer Lage nicht abfinden, wehrt sich verbal und gerät immer wieder mit Crys aneinander - im Gegensatz zu seiner Freundin Summer, mit der sie sich ungeahnt gut verseht. Summer ist bildhübsch, freundlich und schwer verliebt in Crys.

Doch sie verändert sich, ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich über die Monate, sie wirkt verwirrt, wird aggressiv … um schliesslich zu verschwinden und durch Honey, eine neue Freundin, ersetzt zu werden.
Ella, die als „Hausmädchen“ alles mitansehen muss befürchtet das Schlimmste: gibt Crys den Mädchen Drogen, macht er sie süchtig um sie gefügig zu halten? Was haben seine geheimnisvollen Freunde, die ab und an in der Villa auftauchen mit der Situation zu tun?

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„Räuberherz“ ist eine etwas andere Version von „die Schöne und das Biest“. Ganz anders um genau zu sein.
Wir haben das Biest, wir haben die Schöne (gut, zu Beginn noch sehr verpickelt), wir haben Bücher und wir haben sprechende Mitbewohner (keine Uhren, aber Tiere).

Aber ansonsten geht es anders zu bei Julianna Grohe. Modern, eingängig und mit so manchen Überraschungen, die man nicht erwartet hätte.

Ella - oder Bella, wie Crys sie gerne nennt - hat eine spitze Zunge, ist schlagfertig, witzig und intelligent. Sie bringt nicht nur ihn, sondern auch den Leser mit ihren ironischen und oft derben Äußerungen laut zum Lachen und bleibt das gesamte Buch über ein liebenswerter und interessanter Charakter.
Sie ist zwar noch ein halbes Kind, hat aber Feingefühl und ein großes Herz, mehr, als so mancher in ihrem Alter.

Crys wiederum braucht, um zu wirken. Positiv meine ich. Er ist aggressiv, brutal, fordernd und egoistisch. Er bedroht, er schreit, er verängstigt Ella.
Es braucht, um mit ihm warm zu werden, nur langsam funkeln kleine positive Momente durch, geschickt eingeflochten in das Gesamtbild. Es werden mehr, seine Fassade bröckelt und man lernt nach und nach den wahren Menschen kennen hinter dem „Biest“, das er vorgibt zu sein (oder besser gesagt: sein muss).

Sein „Räuberherz“ ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte - und das, was das große Fragezeichen in der ersten Hälfte des Buches ist. Lange bleibt die Frage offen, warum er sie entführt hat, was es mit dem gesundheitlichen Verfall seiner Freundinnen auf sich hat, warum er ist wie er ist.
Die Lösung ist ebenso überraschend wie ungewohnt - ich möchte hier nichts vorweg nehmen, daher nur soviel: diese Art von „Biest“ gab es bisher noch nicht.

Seine und Bellas Geschichte ist eingängig geschrieben, gut strukturiert, mit interessanten Wendungen und für Jemanden, der gerne romantische Fantasy mag sehr geeignet.


Veröffentlicht am 08.05.2018

Eine andere Liebesgeschichte

Ich fühle so tief ich kann
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Lilly (Liane) ist 57 und gesundheitlich angeschlagen.
Nach mehreren Operationen landet sie bei Andreas, einem knapp 30jährigen Physiotherapeuten, der ihr helfen soll.
Trotz des Altersunterschieds entsteht ...



Lilly (Liane) ist 57 und gesundheitlich angeschlagen.
Nach mehreren Operationen landet sie bei Andreas, einem knapp 30jährigen Physiotherapeuten, der ihr helfen soll.
Trotz des Altersunterschieds entsteht eine Verbindung zwischen den Beiden und Lilly fühlt schnell mehr, als sie sich selber eingestehen möchte.

Zwischen den Beiden entwickelt sich eine seelische Verbindung auf einer Ebene, die nicht alltäglich ist; jedoch stößt Andreas sie immer wieder von sich.
Beide haben zu kämpfen mit Problemen aus der Vergangenheit und tragen emotionalen Ballast mit sich, der ihnen die Situation erschwert, sie aber gleichzeitig miteinander verbindet.

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Ein ungewöhnliches Buch mit einem ungewöhnlichen Thema. Eine Beziehung auf einer Ebene, die nicht alltäglich ist.
Man muss sich einlassen auf Lillys (Lianes) Geschichte, sich einfinden in das, was sie uns zu erzählen hat.

Und sie erzählt es uns direkt, aus ihrer Sicht, unverblümt und geradeaus. Der poetische Titel „Ich fühle so tief ich kann“ lässt eigentlich einen anderen Schreibstil erwarten, und man ist zu Beginn überrascht, wenn einem kurze, prägnante, oft sehr pragmatische Sätze entgegenkommen.
Das ist aber absolut nicht negativ zu sehen, denn genau das macht das Reiz des Buches aus. Wir erfahren die Geschichte von Lilly selbst und es wirkt, als würde sie einem gegenüber sitzen und erzählen. Man ist persönlich berührt und grade das oft kurze, pragmatische bewirkt, dass man selber emotional reagiert auf das, was sie uns zu sagen hat.

Allerdings ist das Erzählen „frei von der Leber weg“ manchmal auch etwas verwirrend, Lilly springt in ihren Gedanken, verwickelt, verschachtelt, wechselt das Thema. Es fällt nicht immer leicht, ihr zu folgen. Manchmal bleibt man auf der Strecke, muss den Faden neu suchen, was etwas schwierig im Lesefluss ist.

Es sind teils schlimme Dinge, die man erfährt, grade in der Retrospektive. Beide, Lilly und Andreas haben ihre Dämonen, die sie verfolgen, Traumata, die sie zu verarbeiten haben.

Dabei ist es faszinierend zu beobachten, welch starke Persönlichkeit sich bei Lilly vielleicht auch aus diesen Erfahrungen gebildet hat. Eine Frau, die immer wieder auf Hindernisse trifft aber eine innere Stärke hat, sie zu meistern und an ihnen zu wachsen.

Andreas wiederum ist ein schwieriger Fall. Das nicht nur aus Sicht eines Therapeuten vermutlich, sondern auch aus Sicht des Lesers. Natürlich wird einem schnell klar, was ihm alles aufgebürdet wurde in seiner Vergangenheit und man versteht, dass so manches an seinem Verhalten Resultat daraus ist. Jedoch rechtfertigt keine Vergangenheit der Welt das Manipulieren anderer Menschen zum eigenen Vorteil.

Die Beziehung der beiden findet auf einer Ebene statt, die für mich faszinierend aber nicht immer greifbar ist. Vermutlich fehlt mir das Hochsensible, um mich einfühlen zu können. Nichtsdestotrotz sind es spannende Aspekte, die einem beim Lesen bewusst und näher gebracht werden.

Ein gänzlich andere „Liebesgeschichte“, dieses Buch. Nicht für jedermann vermutlich, aber eine faszinierend Lektüre.