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Veröffentlicht am 15.09.2016

Fesselnd und mystisch

Loney
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Der Roman „The Loney“ von Andrew Michael Hurley spielt in Irland und erzählt die Geschichte von zwei Brüdern, die von den verdrängten Erinnerungen an Geschehnisse auf einer in ihrer Jugendzeit vorgenommenen ...

Der Roman „The Loney“ von Andrew Michael Hurley spielt in Irland und erzählt die Geschichte von zwei Brüdern, die von den verdrängten Erinnerungen an Geschehnisse auf einer in ihrer Jugendzeit vorgenommenen Pilgerreise eingeholt werden und sich entscheiden müssen, welche Version der Wahrheit sie preisgeben.

Als ein Erdrutsch auf Coldbarrow ein altes Haus in die Tiefe stürzt, kommt ein lange gehütetes Geheimnis zum Vorschein. Der Erzähler, der Tonto genannt wird, wird dadurch an die verdrängten Ereignisse einer 30 Jahre zurückliegenden Pilgerreise erinnert. Er erzählt in Rückblicken von den damaligen Geschehnissen, als seine Familie und weitere Gemeindemitglieder mit Father Wilfred einmal im Jahr für eine Woche intensives Gebet und Einkehr nach The Loney reisten. Bei der letzten Reise veränderte sich Father Wilfreds Verhalten auf unerklärliche Weise. War er zuvor ein strenger Verfechter des Katholischen Glaubens gewesen, der mit Drohungen von Fegefeuer und göttlichen Strafen gegen vermeintliche Sünden und Verfehlungen gegen die christlichen Gebote vorging, so schien ihn dies plötzlich nicht mehr zu interessieren. Weitere Pilgerreisen finden nicht mehr statt, bis nach dem Tod von Father Wilfred die früheren Pilger beschließen, mit dem neuen Priester Father Bernard nochmals eine Reise nach The Loney zu unternehmen.

Tonto hat eine tiefe Bindung zu seinem älteren Bruder Hanny, der nicht sprechen kann und schon fast erwachsen von kindlichem Gemüt ist. Vor allem die Mutter sieht die „Krankheit“ von Hanny als eine Prüfung an und ist überzeugt davon, dass Hanny in The Loney geheilt werden kann.

Bei dieser letzten Pilgerreise geschehen unerklärliche Dinge. Das Verhalten der Dorfbewohner lässt Schlimmes ahnen und durch unglückliche Umstände werden die Brüder Zeugen von unheimlichen Vorgängen. Hanny bringt durch seine unbedarfte Art Tonto, der sich für ihn verantwortlich fühlt, in eine gefährliche Situation und sie werden Zeugen einer schrecklichen Tat.

Der Autor schafft es, eine unheimliche Atmosphäre zu schaffen und die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu erhalten.

„In The Loney lebten die Dinge so, wie es ihnen bestimmt war. Der Wind, der Regen, das Meer befanden sich allesamt in ihrem Rohzustand, stets neugeboren und ungezähmt. Die Natur kam allein zurecht. Ihre Prozesse von Tod und Regeneration fanden statt, ohne dass irgendjemand ihnen Beachtung schenkte, abgesehen von Hanny und mir.“

Das Buch kann ich wärmstens empfehlen, die Geschichte fesselt von Anfang bis zum Schluss. Ich hoffe, dass es noch weitere Bücher des Autors geben wird.


Veröffentlicht am 15.09.2016

Britt-Marie räumt auf

Britt-Marie war hier
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„Britt-Marie war hier“ von dem schwedischen Autor Fredrik Backman erzählt die Geschichte einer Frau, die aus ihrem unglücklichen Leben ausbricht und ihren Mann verlässt. Britt-Marie ist 63 und hat ihr ...

„Britt-Marie war hier“ von dem schwedischen Autor Fredrik Backman erzählt die Geschichte einer Frau, die aus ihrem unglücklichen Leben ausbricht und ihren Mann verlässt. Britt-Marie ist 63 und hat ihr Leben damit verbracht, sich um den Haushalt, ihren Mann und die Kinder ihres Mannes zu kümmern. Als er sie betrügt, verlässt sie ihn. Da Britt-Marie nichts schlimmer findet, als zu sterben, ohne dass jemand es merkt, sucht sie sich Arbeit. Sie findet eine Stelle in Borg, ein Dorf, das von der Wirtschaftskrise arg gebeutelt ist. In Borg gibt es keine Arbeit mehr, niemand will dort noch leben. Bis Britt-Marie dort für Ordnung sorgt und Coach der Fußballmannschaft wird. Eigentlich mag sie Fußball nicht und hat auch keine Ahnung davon. Sie weiß aber, wie man saubermacht und das tut sie in Borg. Sie findet dort eine Wohnung und Freunde. Nach und nach wird sie sich bewusst, was ihr bisher im Leben gefehlt hat, auch wenn sie ihr altes Leben sehr vermisst. Und am Ende passiert ein schreckliches Unglück und Britt-Marie muss eine schwere Entscheidung treffen.

Britt-Marie scheint zunächst ein schwieriger, nicht sehr sympathischer Mensch zu sein. Im Laufe der Geschichte gewährt der Autor Einblick in das bisherige Leben von Britt-Marie und sie wächst einem immer mehr ans Herz. Genauso die Bewohner von Borg, die wirklich nicht kurioser sein könnten.

Fredrik Backman erzählt eine Geschichte von Freundschaft, Tapferkeit und Menschen, die nicht aufgeben. Er erzählt humorvoll und mit viel Gefühl. Es macht Spaß, dieses Buch zu lesen. Die Charaktere sind so liebenswert, vor allem Britt-Marie mit ihrem Putzwahn und meist unfreiwilligem Humor ist mir ans Herz gewachsen. „Britt-Marie war hier“ ist ein wunderschönes Buch, weil es so echt wirkt und man mit den Menschen mitfühlen kann. Ich kann den Roman nur empfehlen.

Veröffentlicht am 16.09.2018

Münchner Krimi

Das Ludwig Thoma Komplott
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Das „Ludwig Thoma Komplott“ ist der zweite Roman von Sabine Vöhringer und spielt im Herzen von München. Hauptperson des Romans ist Tom Perlinger, ein Münchner Hauptkommisar bei der Mordkommision.

Tom ...

Das „Ludwig Thoma Komplott“ ist der zweite Roman von Sabine Vöhringer und spielt im Herzen von München. Hauptperson des Romans ist Tom Perlinger, ein Münchner Hauptkommisar bei der Mordkommision.

Tom ist mit der Ermittlung in einem Cold Case befasst. In den 60er Jahren hatte ein Serienmörder fünf Prostituierte ermordet. Nun wurden Informationen in der Presse veröffentlicht, wonach der damals für die Morde Verurteilte zu Unrecht ins Gefängnis kam. Als plötzlich Tom's Vorgesetzter anordnet, in diesem Fall nicht weiter zu ermitteln, kann Tom das nicht hinnehmen, sein Misstrauen ist geweckt. Zusammen mit seiner Kollegin Jessica widersetzt er sich seinem Vorgesetzten und ermittelt auf eigene Faust. Die Ereignisse überschlagen sich, als eine gute Freundin und ehemalige Schulkameradin vor seinen Augen auf offener Straße erschossen wird. Julia wollte sich mit Tom treffen und ihm etwas zeigen, doch Tom kommt zu spät.

Die Ermittlungen in diesem Mordfall führen Tom in seine Vergangenheit. Wer aus seiner früheren Clique hat mit dem Mord an Julia etwas zu tun? Und welche Rolle spielt Claas, der frühere Kollege von Tom, der nach einem gemeinsamen Einsatz gegen die russische Mafia verschwunden ist. Und was steht in dem bisher unbekannten Manuskript von Ludwig Thoma, das Julia hatte und das von ihren Mördern mitgenommen wurde? Gibt es in dem Manuskript tatsächlich Hinweise auf die Morde in den 60er Jahren? Tom und seine Kollegen stehen vor einem Rätsel. Zu viele einzelne Fäden müssen verstrickt werden.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Auf der einen Seite steht Tom und seine Familie, die sehr sympathisch gezeichnet werden. Die Geschichte vermittelt hier Kleinstadtflair. Auf der anderen Seite geht es um brutale Serienmorde und die russische Mafia, die vor nichts zurückschreckt. Teilweise waren es sehr viele verschiedene Handlungsstränge, was zeitweise schwierig zu verstehen war. Die Autorin hat es jedoch gut verstanden, die offenen Fragen am Ende zufriedenstellend zu beantworten und die Handlungen zu verknüpfen. Ein spannender Krimi, den ich mit Freude gelesen habe.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Treibt ein Kindermörder sein Unwesen?

Geschürte Angst
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Der Roman „Geschürte Angst“ von Anna Snoekstra gewährt uns tiefe Einblicke in die Abgründe der Menschen in dem Ort Colmstock. Rose Blackey, eine junge Frau, wünscht sich nichts sehnlicher, als Journalistin ...

Der Roman „Geschürte Angst“ von Anna Snoekstra gewährt uns tiefe Einblicke in die Abgründe der Menschen in dem Ort Colmstock. Rose Blackey, eine junge Frau, wünscht sich nichts sehnlicher, als Journalistin zu werden und dem trübsinnigen Ort den Rücken zu kehren. Dafür ist ihr jedes Mittel recht.

Rose wohnt zusammen mit ihren jüngeren Halbgeschwistern, den Zwillingen Scott und Sophie und dem Nesthäkchen Laura, bei ihrer Mutter und ihrem Stiefvater. Sie arbeitet bei Eamon's, einer Polizistenkneipe. Verzweifelt versucht sie, ein Volontariat in der Stadt zu bekommen, erhält aber eine Absage nach der anderen. Als auch noch ihr Stiefvater und ihre Mutter von ihr verlangen, dass sie auszieht, ist Rose verzweifelt. Ihre beste Freundin Mia scheint die einzige zu sein, die zu ihr hält.

Als mehrere Kinder im Ort geheimnisvolle Puppen erhalten, die den Kindern zum Verwechseln ähnlich sehen, nutzt Rose ihre Chance. Sie verfasst einen reißerischen Artikel und schickt diesen an ein Revolverblatt. Zu ihrer Freude wird der Artikel angenommen und veröffentlicht. Ganz schnell wird klar, dass sie sich damit im Ort keine Freunde macht. Was zunächst ganz harmlos schien, erhält durch den Artikel von Rose auf einmal eine andere Bedeutung. Die Menschen in Colmstock haben plötzlich Angst um ihre Kinder, der Polizei wird vorgeworfen, dass sie Informationen zurückhält.

Im Laufe der Ermittlungen wegen der Puppen kommen zwangsläufig Informationen über Bewohner von Colmstock ans Licht, die diese lieber nicht preisgegeben hätten. Rose muss erkennen, dass auch in ihrer eigenen Familie dunkle Geheimnisse lauern. Trotzdem scheinen die Ermittlungen nicht weiterzukommen, Rose fürchtet um ihren Erfolg. Da greift sie zu Mitteln, die sie sehr bald bitterlich bereuen wird, auch wenn sie zunächst scheinbar zum Erfolg führen.

Viele Menschen im Umfeld von Rose zeigen im Laufe der Geschichte ihren wahren Charakter. Bei manchen zeigt sich überraschend eine gute Seite, andere enttäuschen.

Die Geschichte ist sehr spannend erzählt. Vor allem am Schluss konnte ich das Buch überhaupt nicht mehr weglegen. Die Autorin schafft es , die schlechte wirtschaftliche Lage in Colmstock und die trostlose Situation der Bürger dort gut darzustellen und Spannung aufzubauen. Leider war die Handlung teilweise aber sehr verworren, auch unglaubwürdig. Zu viele verschiedene Erzählstränge, ich hatte manchmal Mühe, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Ich habe das Buch trotzdem sehr gern gelesen und kann es auch weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 29.05.2018

Lüge zerstört Familie

Der rote Swimmingpool
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Natalie Buchholz erzählt in „Der Rote Swimmingpool“ die Geschichte von dem Jugendlichen Adam, dessen perfekte Familie von einem Tag auf den anderen auseinanderbricht. Für Adam bricht eine Welt zusammen, ...

Natalie Buchholz erzählt in „Der Rote Swimmingpool“ die Geschichte von dem Jugendlichen Adam, dessen perfekte Familie von einem Tag auf den anderen auseinanderbricht. Für Adam bricht eine Welt zusammen, er weiß nicht, was passiert ist.

Adam's Mutter ist Französin und wird von all seinen Freunden bewundert. Auch sein Vater liebt seine Frau abgöttisch und liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Da er viel auf Geschäftsreisen ist, baut er ihr zusammen mit Adam einen Swimmingpool, in dem sie jeden Tag schwimmt. Als sein Vater eines Tages von einer Geschäftsreise zurückkommt, spürt Adam, dass etwas anders ist. Von da an überstürzen sich die Ereignisse. Adam muss erfahren, dass sein Vater eine andere Frau hat und seine Familie verlässt. Sein Vater spricht nicht mehr mit ihm. In Adam staut sich eine unheimliche Wut auf seinen Vater und die neue Familie auf. Er will ihnen weh tun, so wie sie ihn verletzt haben, und als sich ihm eine Gelegenheit dazu bietet, überlegt er nicht lange. Sehr bald schon bereut er seine Tat, da ist es schon zu spät.

Am Anfang des Buches steht ein Auszug aus einer Urteilsbegründung. Daraus sieht man, dass Adam zu Arbeitsstunden in der Altenpflege verurteilt wurde. Was er angestellt hat und wie es dazu kam, erfährt man nach und nach in Rückblenden.

Adam ist ein normaler Jugendlicher mit den normalen Problemen des Heranwachsens. Das Verhalten seiner Eltern wirft ihn komplett aus der Bahn. Man merkt aber an seinem Mitgefühl und seinem Verhalten, den alten Menschen gegenüber, dass er kein schlechter Mensch ist. Und als er Tina kennenlernt, verliebt er sich Hals über Kopf in sie.

Das Buch hat mir gut gefallen. Man kann sich in Adam gut hineinversetzen, die Gefühle und Handlungsweisen sind nachvollziehbar. Es ist teilweise eine traurige Geschichte, die aber auch hoffen lässt.

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