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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.06.2018

Spannender Harzkrimi

Drei freundliche Tage und ein Todesfall
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„...Worte sind für uns da, durchleuchtet und zu Nachrichten aufbereitet zu werden. Wir führen kein einziges Gespräch unbefangen, wir suchen stets nach verwertbaren Informationen darin...“

Carina und Rico ...

„...Worte sind für uns da, durchleuchtet und zu Nachrichten aufbereitet zu werden. Wir führen kein einziges Gespräch unbefangen, wir suchen stets nach verwertbaren Informationen darin...“

Carina und Rico haben ihren ersten Auftritt bei einem Rock-Festival. Doch Carina ist nicht bei der Sache. Sie hat ein Plakat der Rock-Band „Paper Plane“ gesehen. Laut Informationen ihrer verstorbenen Mutter ist deren Bassist ihr Vater.
Ohne Rico Bescheid zu geben, reist Carina wenige Tage später nach Osterode. Dort hofft sie, ihren Vater zu treffen. Auf den Marktplatz wird sie von dem Journalist Holger Diekman gesehen. Sie erinnert ihn an eine junge Frau, die er vor 24 Jahren kennengelernt hat. Doch diese war später mit einer Rockband verschwunden.
Carina ruft ihren Vater Torsten Dreyer an. Beide vereinbaren ein Treffen. Dazu wird es allerdings nie kommen. Carina ist verschwunden, und Torsten wird erhängt in einer Scheune gefunden wenige Tage vor dem erneuten Auftritt der „Paper Plane“.
Der Autor hat einen spannenden Kriminalroman geschrieben.
Holger Diekmann glaubt nicht an einen Selbstmord von Torsten. Hauptkommissar Ingo Beherend allerdings hat nicht viel Lust zu ermitteln. Als man dann die Leiche der jungen Frau findet, ist Ingo gezwungen, zusammen mit Naima Azzouzzi ein Ermittlungsteam zu bilden. Gezwungen deshalb, weil Naima die Leiterin ist. Gleichzeitig verfolgt Holger eigene Spuren.
Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Zwar ist schnell klar, wer im Hintergrund die Fäden zieht, doch er ist zu clever, um sich selbst die Hände schmutzig zu machen oder sich erwischen zu lassen. Nicht nur die Vorgänge vor 24 Jahren bergen Gefahren, auch die aktuellen Geschäfte scheuen das Licht der Öffentlichkeit.
Aufgelockert wird die Geschichte durch die Eskapaden des Hundewelpen, den sich Ingo zugelegt hat. Er sorgt für amüsanten Szenen und hält den Herrn Hauptkommissar auf Trab.
Nach und nach darf ich einen Blick in die Vergangenheit einiger Akteure werfen. Außerdem erfahre ich, was vor 24 Jahren wirklich passiert ist. Der Prolog zeigt ja nur einen kurzen Ausschnitt davon.
Als Eingangszitat stammt von Ingo in einem Gespräch mit Holger. Die Dialoge zwischen beiden bringen die Handlung voran, denn Holger versteht es, die richtigen Fragen zu stellen und Menschen zum Reden zu bringen. Dadurch werden auch die Spannungen in der Rockband und die komplexen Beziehungen der Mitglieder untereinander thematisiert.
Dem Autor gelingt es, den Spannungsbogen hochzuhalten. Gleichzeitig wartet er am Ende mit einer handfesten Überraschung auf.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es wird konsequent logisch zu Ende geführt und lässt keine Frage offen.

Veröffentlicht am 10.06.2018

Fesselnder Krimi

Hügeltreffen - Konrad von Kamms 5. Fall
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„...Wahrscheinlich suchte noch jemand verzweifelt nach der Taste, wo er den Daumen nach oben setzen konnte, wenn er am Fenster gegenüber einen Mord beobachtete...“

Nach einer italienischen Nacht werden ...

„...Wahrscheinlich suchte noch jemand verzweifelt nach der Taste, wo er den Daumen nach oben setzen konnte, wenn er am Fenster gegenüber einen Mord beobachtete...“

Nach einer italienischen Nacht werden in einem Doppelhaus zwei Frauen erschossen. Der Fall landet bei Ilga und Ralf. Letzterer ist aber zur Zeit überhaupt nicht auf der Höhe.
Im Team wird Konrad von Kamm schmerzhaft vermisst. Nachdem er in letzten Fall und damit im Vorgängerband von seinem Schwiegervater niedergestochen wurde, kamen zwei Schlaganfälle hinzu. Nun erholt er sich bei seinem Onkel Franz auf dem Gut. Dort hat er auch ein altes Hobby wieder in Angriff genommen. Doch seine linke Hand will noch nicht so, wie sie soll.
Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben, der mich auf eine Reihe alter Bekannter treffen lässt.
Der Schriftstil ist wie gewohnt ausgewogen. Konrad hat trotz allem seinen trockenen Humor nicht verloren, wie das Eingangszitat zeigt. Auch die Gespräche mit seiner Mutter sind nach wie vor amüsant. An Schlagfertigkeit nehmen sich beide nichts. Konrad fast das gekonnt zusammen:

„...Er fragte sich erneut, wie es seine Mutter immer wieder schaffte, ihr Lob in Tadel zu packen, gab ihr allerdings im Stillen recht...“

Ralf verlässt aus privaten Problemen von einen Tag auf den anderen das Team. Plötzlich muss Ilga lernen, die Gruppe zu leiten. Sehr schön wird sprachlich herausgearbeitet, dass dies für sie keine einfache Zeit ist. Es ist ein Unterschied, ob man Anweisungen erhält oder selbst geben muss. Auch die Koordination der Aufgabenn will gelernt sein. Einer allerdings nutzt auf seine eher stille Art die Chance, sich mit seinen Fähigkeiten zunehmend im Team einzubringen. Das ist Huber. Er gefällt mir auch deshalb, weil er von seinem Tun nicht viel Aufhebens macht, sondern seine Ideen mit Fleiß und Konsequenz einbringt..
Der Fall erweist sich als schwierig, zumal sich Dr. Klever, einer der Ehemänner, eine Menge Feinde gemacht hat. Nachbarschaftliche Rücksichtnahme ist für ihn ein Fremdwort. Allerdings steht er selbst ebenfalls auf der Liste der möglichen Täter. Das ergibt sich aus den komplizierten Verflechtungen der Familien in dem Doppelhaus.
Konrads Ratschlag ist nicht nur des Nachdenkens wert, er zeugt auch von den sprachlichen Fähigkeiten der Autorin beim Spiel mit Wörtern:

„...Ein schwer aufzuklärender Mord im Familienkreis ist wie ein Dschungel. Es hilft nicht, blindlings mit der Machete ins Geäst zu schlagen. Man muss vorsichtig und mit Bedacht die einzelnen Blätter zur Seite schieben, Blatt für Blatt, bis man die Wahrheit vor sich liegen sieht....“

Als Konrad anbietet zu helfen, und bekommt einen alten Fall auf das Auge gedrückt. Der wird für ihn ungeahnte Konsequenzen haben.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie beantwortet die offen Frage des letzten Teils und gibt mehreren Protagonisten die Möglichkeit eines Neuanfangs.

Veröffentlicht am 07.06.2018

Späte Rache

Mord an der Algarve
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„...Sie hatte weniger Zeit, als sie gedacht hatte. Keine Zeit mehr zum Reden. Es machte keinen Unterschied, er würde sowieso nichts verstehen...“

Anabela Silva ist Journalistin und schreibt Kolumnen für ...

„...Sie hatte weniger Zeit, als sie gedacht hatte. Keine Zeit mehr zum Reden. Es machte keinen Unterschied, er würde sowieso nichts verstehen...“

Anabela Silva ist Journalistin und schreibt Kolumnen für Frauen. Doch eigentlich hat sie ihre Arbeit ziemlich satt. Außerdem lebt sie in Scheidung von ihrem Mann Justus. Da erhält sie einen Anruf aus Portugal. Dort leben ihre Eltern und weitere Verwandte. Ihre Mutter hatte einen Unfall, hat sich den Arm gebrochen und könnte ihre Hilfe gebrauchen. Kurz entschlossen fährt Anabela an die Algarve.
Dort fällt ihr bei einem Besuch des Friedhofs auf, das es in der letzten Zeit etliche Beerdigungen gab. Drei davon betrafen Angehörige der Familie Alves. Das weckt Anabelas Interesse, denn sie glaubt nicht an Zufälle.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte wird von Anabela erzählt und hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Detailliert beschreibt die Autorin das eher beschauliche Leben in Anabelas Heimatort. Dass es erhebliche Unterschiede zu ihrem bisherigen Leben in Hamburg gibt, zeigt das folgende Zitat:

„...Eine anständige portugiesische Frau trinkt nicht in der Öffentlichkeit, sagt meine Mutter. Allenfalls ein Glas Wein zum Essen ist erlaubt. Weshalb ich mir eigens eine Tüte Chips gekauft hatte...“

Gleichzeitig wird dabei Anabelas feiner Humor deutlich. Mit ihren Fragen zu den Toten allerdings läuft Anabela lange Zeit ins Leere. Sie stößt auf eine Mauer des Schweigens, sobald der Name Alves fällt. Selbst Luis, ihr Cousin und Polizist, blockt ab.
Im Gegensatz zu Anabela weiß ich als Leser schon nach den ersten 10 Seiten, dass die Angehörigen der Familie Alves gezielt getötet worden sind. Dazu hat ein besonderes Stilelement der Autorin beigetragen. In kursiver Schrift erfahre ich nicht nur, wie die Morde ausgeführt werden, sondern auch, worin das Motiv liegt. Das Eingangszitat stammt von der Täterin.
Ab und an werden Sätze in portugiesischer Sprache eingefügt, die anschließend übersetzt werden. Meist sind es Sprichwörter. Eines davon lautet:

„...Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird...“

Doch nicht nur der Fall, auch familiäre Probleme bringen Anabelas Leben durcheinander und zwingen sie zu einer Entscheidung.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie zeigt, warum ein Opfer zum Täter wird. Auch Anabela hat die Frage gestellt, warum die Todesfälle gerade jetzt auftreten. Selbst darauf gibt es eine schlüssige Antwort.

Veröffentlicht am 05.06.2018

Die Jagd nach dem Schwert

Geheimakte / Geheimakte Excalibur
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„...Hätte ich mir denken können, die Briten haben noch nie einen ordentlichen Geheimdienst gehabt, der vernünftige Informationen liefert...“

Wir schreiben das Jahr 1958. Max Falkenburg und sein Freund ...

„...Hätte ich mir denken können, die Briten haben noch nie einen ordentlichen Geheimdienst gehabt, der vernünftige Informationen liefert...“

Wir schreiben das Jahr 1958. Max Falkenburg und sein Freund Patrick sind auf den Weg nach London. Dort wird Max einen Vortrag im British Museum über seine letzten Ausgrabungen halten. Während Patrick im Hotel eincheckt, begibt sich Max auf das Gut des Viscount Wellesley. Seine Freundin Jody möchte ihn ihren Eltern vorstellen.
Doch die Situation im Hause Wellesley eskaliert. Max ist Deutscher und damit für den Viscount nicht akzeptabel. Der Lord hatte sich über Max` Familie informiert. Max` Reaktion darauf gibt das Eingangszitat wieder.
Max und Jody wollen am nächsten Morgen abreisen. Doch in der Nacht wird in das Herrenhaus eingebrochen. Die Einbrecher legen einen Brand. Charlotte Wellesley, Jodys Mutter, und Jodys Bruder Eddie werden schwer verletzt. Der Viscount ist verschwunden.
Der Autor hat einen fesselnden Abenteuerroman geschrieben. Hintergrund der Geschichte sind die Geheimnisse um Excalibur, dem legendären Schwert von König Arthus.
Im Prolog wird schon auf dieses Schwert Bezug genommen. Der junge Ritter Tankred erhält es von König Löwenherz und bringt es trotz mancher Widrigkeiten nach England zurück. Nun vermutet eine jahrhundertealter Orden, dass Viscount Wellesley den Ort kennt, an dem sich das Schwert befindet.
Der Schriftstil unterstützt die rasante Handlung. Der Autor führt mich quer durch England an viele mythische und historisch mit König Arthus verbundene Stätten. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Dabei beseitigt der Orden jeden, der sich ihm in den Weg stellt und für die Erreichung des Zieles nicht gebraucht wird. Trotz aller Schwierigkeiten haben Max, Patrick und Eddie ihren Humor nicht verloren.
Zu den stilistischen Höhepunkten gehören für mich die ersten Gespräche zwischen Max und Charlotte bzw. den Viscount. Charlotte stellt kurz angebundene Fragen und akzeptiert nur Ein-Wort- Antworten.
Das Gespräch mit dem Viscount strotzt von Spitzfindigkeiten. Max` Schlagfertigkeit trifft oft den Punkt, wie das folgende Zitat zeigt:

„...Wenn dein Vater möchte, kann er doch gerne kommen. Ich glaube, es kann ihm nicht schaden, auch mal mit der Realität konfrontiert zu werden...“

Geschickt in die Handlung eingebettet werden verschiedene Informationen über die Geschichte des Schwertes. Dabei wird nochmals das Thema des Prologs aufgegriffen und vertieft. Ab und an findet sich im Geschehen eine Spur Mystik.
Der hohe Spannungsbogen ergibt sich auch dadurch,dass ich als Leser nicht weiß, wer welche Rolle spielt. Das Oberhaupt des Ordens muss sich in der Nähe des Viscount aufhalten. Doch wer ist es? Es gibt eine Reihe von Kandidaten.
Das Buch hat mich ausgezeichnet unterhalten.

Veröffentlicht am 04.06.2018

Eine andere Sicht auf Syrien

"Weil die Hoffnung niemals stirbt"
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„...Wenn Sie mich fragen, wer ich bin, antworte ich Ihnen leidenschaftlich: Ich bin Syrerin. Ich bin Ordensschwester mit verletztem Herzen, einer unbezwingbaren Liebe zur Heimat und eine Botschaft der ...

„...Wenn Sie mich fragen, wer ich bin, antworte ich Ihnen leidenschaftlich: Ich bin Syrerin. Ich bin Ordensschwester mit verletztem Herzen, einer unbezwingbaren Liebe zur Heimat und eine Botschaft der Hoffnung, die ich mit Ihnen teilen möchte...“

Mit dem Eingangszitat hat sich Schwester Marie-Rose, die Autorin selbst charakterisiert. In ihrem Buch gewährt sie mir als Leserin einen Einblick in das heutige Syrien. Das ist aber nur die eine Seite. Sie zeigt mir auch, wie Syrien noch vor wenigen Jahren war.

„...Syrien gilt seit jeher als eine der historischen Heimaten des frühen Christentums. Vor dem syrischen Krieg 2011 betrug der Anteil der Christen an der Gesamtbevölkerung etwa 12 bis13 Prozent...Obwohl sie nur eine Minderheit waren, wurden sie nie als solche behandelt...“

Das Buch beginnt mit einem Vorwort von Dr. John Eibner. Er ist Leiter der CSI, einer christlichen Menschenrechtsorganisation, die die Arbeit des Konvents in der Küstenstadt Tartus unterstützt. Die Gegend ist weitgehend vom Krieg verschont geblieben. Dort finden Flüchtlinge eine Heimat, die Syrien nicht verlassen wollen oder können.
Nach einem Kapitel, in der die Autorin sich und ihre Arbeit vorstellt, kommen eine Reihe von Überlebensgeschichten. Die Erzählungen sind kurz und prägnant, beschränken sich auf das Wichtigste und sind in einem eher einfachen und sachlichen Schriftstil gehalten. Letzteres aber macht sie besonders eindringlich und bewegend.
Es geht um Verlust von Heimat und Angehörigen, um Schmerz und Trauer, aber auch um Mut zum Neuanfang und Überlebenswille. Die Geschichten erzählen vom Menschenhandel, Kindersoldaten und sexueller Vergewaltigung. Eines wird dabei deutlich. Die körperlichen Wunden können heilen. Für finanzielle Probleme ist der Konvent eine Anlaufstelle. Er bietet Hilfe, indem sich die Mitarbeiter unter anderen um Arbeit kümmert, die Kinderbetreuung organisiert und Unterricht anbietet. Die tiefen psychischen Wunden aber werden lange Zeit brauchen, um zu heilen, wenn es überhaupt geschieht.
Zwischen den Erlebnisberichten gibt es kurze Einblendungen zur syrischen Geschichte oder zum Erleben von Marie - Roses eigener Familie.
Deutlich wird, dass die Autorin ihre Kraft und ihren Mut aus ihrem tiefen Glauben nimmt. Mit politischen Bemerkungen hält sie sich weitgehend zurück. Nur unterschwellig ist eine leise Kritik vor allem an der westlichen Welt spürbar, denn viele der Gruppen, die mit Waffen und Logistik unterstützt werden, dulden in ihrem Einflussbereich danach keine christlichen Glaubensgemeinschaften mehr. Für die Christen beginnt dann die Zeit der Unterdrückung und Verfolgung.
Eine Zeittafel und die Karte Syriens vervollständigen das Buch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt eine andere Sicht auf die syrischen Verhältnisse als die üblichen Massenmedien. Das Zitat einer 28jährigen syrischen Mutter von drei Kindern möge meine Rezension abschließen:

„...Wenn die Welt für uns hier zu klein wird, dann haben wir immer noch den Himmel – wir werden nicht verzweifeln...“