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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2018

Abenteuer in Chile

Sharpes Teufel
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Man schreibt das Jahr 1820. Seit der finalen Schlacht in Waterloo und der endgültigen Verbannung Napoleons sind fünf Jahre vergangen. Richard Sharpe hat seinen Säbel an den Nagel gehängt und lebt mit seiner ...

Man schreibt das Jahr 1820. Seit der finalen Schlacht in Waterloo und der endgültigen Verbannung Napoleons sind fünf Jahre vergangen. Richard Sharpe hat seinen Säbel an den Nagel gehängt und lebt mit seiner Frau Lucille in der Normandie. Fernab vom Schlachtenlärm führen die beiden ein beschauliches Leben. Das hat ein jähes Ende als eine alte Bekannte ihn beauftragt, ihren Ehemann Don Blas Vivar in Chile zu suchen. Doch Blas ist nicht irgendwer: Er ein Kampfgefährte aus Spanien, ein Freund und zu allem Überfluss der Generalkapitän von Chile.
Ausgestattet mit einer Menge Gold reisen Sharpe und sein Freund Patrick Harper auf der „Espiritu Santo“ nach Chile. Unterwegs machen sie Halt auf einer einsamen Insel mitten im Atlantik: St. Helena. Die Begegnung mit dem wohl berühmtesten Gefangenen dieser Zeit birgt Zündstoff für die weiteren Ereignisse in Südamerika.

Meine Meinung:

In dem nun 21. Abenteuer schließt sich langsam der Kreis. In ihrem aktuellen Abenteuer begegnen Sharpe und Harper Napoleon ein letztes Mal.

Der historische Roman beginnt recht spannend mit der Suche nach dem Vermissten. Zunächst scheint alles recht glatt zu gehen – doch wer Bernard Cornwell und die „Sharpe-Reihe“ kennt, weiß, dass das lediglich die Ruhe vor dem Sturm ist. Und wirklich geraten die beiden in den Aufstand der Chilenen gegen das Mutterland Spanien. Söldner aller Herren Länder, die nach den Napoleonischen Krieg arbeitslos sind, versuchen in Südamerika ihr Glück. Und es wäre nicht Richard Sharpe, wenn er nicht mit einem verwegenen Handstreich, wieder ein wenig Ordnung ins Chaos brächte.

Das Geheimnis um Don Blas Vivars Verschwinden wird bravourös gelöst, der Schurke findet in Sharpe seinen Herrn und Meister und letztendlich den Tod.
Auf ihrer Rückfahrt nach Europa machen sie abermals in St. Helena Halt, doch „Boney“ ist in der Zwischenzeit an Magenkrebs verstorben. Wenigstens die Gefahr der Rückkehr des Kaisers ist gebannt und die Vereinigten Staaten von Südamerika mit „Boney“ an der Spitze bleiben eine Utopie.

Ich finde es immer wieder echt toll, wie Bernard Cornwell fiktive Gestalten mit historischen Figuren in spannende Romane verquickt. Lord Thomas Chochrane ist eine schillernde historische Persönlichkeit, der wirklich Valdivia erobert hat.
Für uns Europäer sind Unabhängigkeitskriege in Südamerika nicht ganz so geläufig, wie die Napoleonischen Kriege, in denen wir tausende Kilometer/Meilen mit Richard Sharpe & Co. kreuz und quer durch Europa marschiert sind. Und nicht zu vergessen, die Abenteuer zu Beginn seiner Karriere als er in Indien geschunden worden ist und reihenweise Pech mit den Frauen hatte.

Wer sich noch ein wenig mit „Sharpes Teufel“ Lord Chochrane beschäftigen möchte, dem sei C.S. Foresters Serie „Horatio Hornblower“ (11 Bände) empfohlen. Diese Romanfigur enthält einige Wesenszüge von Chochrane und von Lord Horatio (!) Nelson.

Fazit:

Nicht der allerbeste „Richard Sharpe“, aber trotzdem ein gelungenes Wiedersehen mit dem alten Haudegen. 4 Sterne.

Veröffentlicht am 17.07.2018

Wieder ein gelungener Krimi

Commissario Pavarotti kam nie nach Rom
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Comm. Pavarotti hat abgespeckt, und sonnt sich, nun mit teurer Markenkleidung bekleidet, in seinen Erfolgen. Seine Beziehung zu Lissie von Spiegel ist in die Brüche gegangen bevor sie noch so richtig Fahrt ...

Comm. Pavarotti hat abgespeckt, und sonnt sich, nun mit teurer Markenkleidung bekleidet, in seinen Erfolgen. Seine Beziehung zu Lissie von Spiegel ist in die Brüche gegangen bevor sie noch so richtig Fahrt aufnehmen konnte. Eigentlich wollten sie sich nie wieder sehen, weil sie einander Herzschmerzen verursacht haben. Doch dann wird ein deutsches Ehepaar, Lex und Anna Santer, in Meran ermordet, und Pavarotti übernimmt den Fall. Seine Ermittlungen führen ihn nach Deutschland und als sich herausstellt, dass Lissie die Tote kannte, sind plötzlich die alten Dämonen wieder da.

Lissie wird zur Verdächtigen, weil sie, ebenso wie Anna Santer als Buchautorin tätig ist und das im selben Verlag. Dummerweise ist Annas letztes Manuskript verschwunden und der Verleger in Zugzwang, ist doch der Veröffentlichungstermin bekannt und die Marketingmaschinerie angeworfen. Lissie soll das Manuskript beschaffen oder schnell eines im Stil der Anna Santer schreiben. Der Inhalt? Eine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg über die Fluchtroute der Nazi-Bonzen durch Südtirol. Bei ihren Recherchen gerät Lissie in akute Lebensgefahr und Pavarotti in Gewissensnöte.

Wer will die Geheimnisse der Vergangenheit um jeden Preis wahren?

Meine Meinung:

Wie wir es von Elisabeth Florin gewöhnt sind, sind einfache Geschichten nicht ihre Sache. Jeder ihrer Krimis ist ein dicht gewobenes Netz von aktuellen und tief in die Vergangenheit reichenden Ereignissen. Wir haben es wieder mit zwei Handlungssträngen zu tun, die sich unmittelbar bedingen. Diesmal sind nicht alle Fäden restlos verknüpft, sodass die berechtigte Hoffnung auf einen neuen Fall besteht.

Die Charaktere sind wieder ausgefeilt, im Guten wie im Bösen. Pavarotti hat mit seinem Übergewicht ein wenig an Liebenswürdigkeit verloren und wirkt auf mich diesmal nicht ganz so sympathisch. So als müsste er sich erst mit seinem neuen Erscheinungsbild anfreunden. Doch Kollege Emmenegger wäscht ihm noch rechtzeitig den Kopf. Mit diesem „neuen“ Pavarotti musste ich mich erst anfreunden, was mir leider erst ein wenig später gelungen ist.

Der Schreibstil ist wie immer gut zu lesen. Elisabeth Florin lockt ihre Leser immer wieder auf falsche Fährten und erhöht dadurch die Spannung.

Das Cover aus dem Hause Emons passt wieder hervorragend zum Krimi. Das mag ich sehr!

Fazit:

Wieder ein gelungener Krimi von Elisabeth Florin.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Kollaborateure, Kriegsgewinnler und Kunstraub

Die Toten von Paris
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Paris 1944 – die Alliierten sind längst in der Normandie gelandet, die Deutschen verlassen die französische Hauptstadt. Das ist der historische Hintergrund, vor dem Michelle Cordier ihren Krimi ansiedelt.

Jean ...

Paris 1944 – die Alliierten sind längst in der Normandie gelandet, die Deutschen verlassen die französische Hauptstadt. Das ist der historische Hintergrund, vor dem Michelle Cordier ihren Krimi ansiedelt.

Jean Ricolet, ein junger Polizist ist voll Tatendrang aus den Cevennen nach Paris gekommen, um dem Verbrechen die Stirn zu bieten. Sein erster Fall mutet enttäuschend an, soll er doch den Lynchmord an einem Fleischhauer, der seinen Kunden Hundefleisch verkauft haben soll und daher von der aufgebrachten Menge erschlagen worden ist, aufklären. Zusätzlich soll er den Mord an einem mutmaßlichen Nazi untersuchen, der wertvolle Kunstwerke nach Deutschland verschoben haben soll. Doch dieser Fall soll so schnell wie möglich zu den Akten gelegt werden. Dem ehrgeizigen Neuling kommen die Anweisungen seines Chefs, Commissaire Brulait seltsam vor. Als er dann noch der Kunstexpertin Pauline Drucat begegnet, die für das Mordopfer gearbeitet hat, verbeißt er sich in den Fall des Kunsträubers. Was Jean noch nicht weiß ist, dass Pauline eigentlich für die Résistance gearbeitet hat und ein höchst persönliches Interesse an einem der verschwundenen Gemälde hat.

Je tiefer Ricolet in die Kunstszene einsteigt, desto mehr beschleicht ihn das Gefühl, dass auch im Morddezernat Kollaborateure und Sympathisanten des Nazi-Regimes sitzen.

Seite für Seite deckt Michelle Cordier die unterschiedlichsten Verwicklungen und persönlichen Verstrickungen der handelnden Personen auf. Nichts ist so wie es scheint, nicht einmal der so einfach aussehende Fall des getöteten Fleischhauers.

Meine Meinung:

Michelle Cordier schafft es sehr gut, die historischen Hintergründe von 1944 einfließen zu lassen. Die Deutschen räumen das Feld und in ihrem Fahrwasser versuchen die Anhänger der Vichy-Regierung noch schnell ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen. Sehr geschickt sind auch die Verbrechen des Marcel Petiot eingeflochten, der angibt, über ein weitverzweigtes Fluchthilfenetzwerk zu verfügen, um Menschen zu retten. In Wahrheit ist er ein geisteskranker Massenmörder, der belegte 27, aber vermutlich über 60 Menschen, aus reiner Habgier ermordet hat.

Habgier ist überhaupt eine starke Triebfeder im Paris von 1944. Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs sind rar, weil die Produkte an die Deutschen abgeliefert werden müssen. Der Schwarzmarkt blüht, einige wenige bereichern sich. Sehr gut ist der oft vergebliche Kampf der Polizei gegen die Verbrecher, die sich von Kleinkriminellen bis hin zu Kollaborateuren und Kriegsgewinnlern in den eigenen Reihen erstreckt.

Die Figur des jungen, unbedarften und beinahe schon naiven Jean Ricolet gefällt mir recht gut. Er wirkt ein wenig verloren in der Großstadt Paris. Doch mit jedem Tag, den er dem Moloch abtrotzt, wird er sattelfester in seinem Beruf. Es ist ihm zu wünschen, dass er seinen Enthusiasmus behalten darf. Hin und wieder wirkt er in seinen Alleingängen und Aktionen überheblich. Seine Kollegen scheinen resigniert zu haben und versuchen ein wenig durch zu tauchen. Das scheint mir angesichts der miesen Bezahlung und des schlechten Images der Polizei durchaus authentisch.

Pauline Drucat ist für mich eine widersprüchliche Figur. Auf der Suche nach dem Bild geht sie fast buchstäblich über Leichen. Das hat sie mir ein wenig unsympathisch gemacht. Allerdings muss man die Zeit mitberücksichtigen. Alles, was sie sich erträumt hat, ist verloren. Jeden Tag danach trachten, auch den nächsten zu erleben. Ihr Engagement für die Résistance bleibt mir ein wenig zu blass. Ihre persönliche Familiengeschichte ist mir jetzt ein Haucherl „too much“. Der verbissene Nazi-Halbbruder hätte jetzt nicht unbedingt sein müssen. Der Gefahren sind ohnehin genug, das hätte es diese tiefe persönliche Verstrickung nicht unbedingt mehr gebraucht.

Der flüssige Schreibstil ist mir bekannt, da ich die beiden Krimis der Reihe „Pomelli & Vidal“ kenne. Die atmosphärische und hautnahe Beschreibung vom Paris um 1944 haben mir gut gefallen. So streifen wir an der Seite des staunenden Ricolet durch Paris und bewundern die verschiedensten Sehenswürdigkeiten.



Fazit:

Ein historischer Krimi, der im Paris von 1944 angesiedelt ist und der durchaus Potential für eine Fortsetzung hat. Gerne gebe ich 4 Sterne.

Veröffentlicht am 07.06.2018

Unheilvolle Verbindungen zwischen dem Kongo und der Schweiz

Höllgrotten
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Mit diesem Krimi, der Auftakt zu einer neuen krimi-Reihe sein soll, spricht Monika Mansour einige aktuelle Probleme direkt an. Zum einem die Ausbeutung von Bodenschätzen in den ehemaligen Kolonien in Afrika ...

Mit diesem Krimi, der Auftakt zu einer neuen krimi-Reihe sein soll, spricht Monika Mansour einige aktuelle Probleme direkt an. Zum einem die Ausbeutung von Bodenschätzen in den ehemaligen Kolonien in Afrika und deren, oft nicht absehbare, Folgen. Zum anderen die Krankheit Epidermolysis bullosa (EB), die jene Menschen, die daran leiden zu Ausgestoßenen macht. Durch einen Gendefekt ist die Haut der Betroffenen so empfindlich wie ein Schmetterlingsflügel, daher auch der Name „Schmetterlingskind“.

Warum geht’s?

Im Lorzentobel wird die Leiche einer jungen Schwarzafrikanerin gefunden. Relativ bald ist klar, dass die Frau aus dem Kongo stammen muss, hat sie doch zwischen den Zehen einen kleinen Hinweis hinterlassen, der die Polizei zu Natalie führt. Doch das ist nicht das Einzige, was von Emeline bleiben wird. Sie hat nämlich erst kürzlich ein Kind zur Welt gebracht, das nun verschwunden ist.
Die Polizei, allen voran Sara, die Chefin der Zuger Kripo, suchen fieberhaft nach dem Baby. Natalie weiß mehr als sie zugibt, betreibt sie doch via Darknet eine Plattform, mit der sie Frauen und Männern in Not hilft.

Wird es gelingen Emelines Baby zu finden?

Meine Meinung:

Die brutale Lebensgeschichte Emelines wird durch Zwiegespräche mit ihrem noch ungeborenen Baby geschickt als Rückblende in die Handlung eingebettet.

Gut gefällt mir, dass Monika Mansour ihre Leser anregt, weitere Recherchen über das Thema EB und/oder den Kongo anzustellen. So lernt der interessierte Leser immer wieder etwas dazu.

Die Charaktere polarisieren. Besonders mit Natalie haben es weder der neue Bodygard Tom, die Ermittlerin Sara noch die Leser leicht. Sie ist auf Grund ihrer Krankheit EB einsam und wird von ihrem reichen Vater über Gebühr beschützt. Leider manipuliert sie ihre Umgebung und nutzt den Status, den ihr ihre unheilbare Krankheit verleiht, ziemlich aus. So versteigt sie sich zu vielen Alleingängen und bringt damit nicht nur sich selbst, sondern auch andere Menschen in akute Lebensgefahr. Das macht sie mir sehr unsympathisch. Doch auch Natalies Gegenspielerin muss erst Sympathiepunkte erarbeiten, hat sie doch eine etwas ruppige Art mit ihren Mitarbeitern umzugehen.

Einzig Tom scheint empathisch zu sein, was ihn aber nicht daran hindert, hin und wieder körperliche Gewalt anzuwenden.

Wie wir es von der Autorin gewöhnt sind, ist die Spannung extrem hoch. Diesmal ist mir nur der Showdown in den Titel gebenden „Höllgrotten“ ein wenig zu viel. Natürlich kann auch die schwerkranke Natalie in dieser Extremsituation über sich hinauswachsen, doch für mein Empfinden, ist dieses Szenario ein bisschen unglaubwürdig. Aber, das ist meine persönliche Einschätzung.

Fazit:

Ein rasanter Auftakt einer neuen Krimi-Serie, der ich wegen des etwas überzeichneten Abschlusses diesmal nur 4 Sterne geben kann.

Veröffentlicht am 01.06.2018

Einstein zum Kennenlernen

Albert Einstein
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Hubert Goenner, Physiker und Buchautor hat sich mit Albert Einstein auseinandergesetzt. In elf Kapiteln erzählt das Leben des berühmten Wissenschaftlers. Diese sind wiie folgt gegliedert.

1. Der junge ...

Hubert Goenner, Physiker und Buchautor hat sich mit Albert Einstein auseinandergesetzt. In elf Kapiteln erzählt das Leben des berühmten Wissenschaftlers. Diese sind wiie folgt gegliedert.

1. Der junge Einstein
2. Beruf und Familiengründung
3. Früchte des Nachdenkens und Diskutierens
4. Auf dem Weg nach ganz oben
5. Weltruhm
6. Hoch geschätzt und angefeindet
7. Erst gefeiert, dann vertrieben
8. Neuanfang in Princeton
9. Anstoß zur Atombombe, ethischer Mahner, einsamer Forscher
10. Der nicht ganz abgeklärte Altersweise
11. Das Einsteinbild

Allerdings halt sich Goenner nicht immer sklavisch an die Chronologie der Ereignisse. Häufig hüpft er durch Zeit und Raum. Doch das ist ihm, der sich intensive mit Einsteins Relativitätstheorie beschäftigt hat, nicht zu verdenken. Als angesehener Wissenschaftler der “alten Schule” verneint er den Anteil den Einsteins erste Frau Mileva Malic an seinen wissenschaftlichen Arbeiten hat. Das finde ich ein bisserl schade.
Die letzten Jahre im Exil in Princeton gestalten sich nicht mehr ganz so glamourös. Einsteins Erkenntnisse werden von Jüngeren in Zweifel gezogen und manch einer belächelt ihn und seine Theorien wahrscheinlich. Eher unbekannt ist, dass er vielen gefährdeten Juden durch Ausstellen von sogenannten “Affedavits” die Einreise in die USA ermöglicht hat.

Der Schreibstil ist dem Thema angemessen – sachlich.

Fazit:

Ein guter Einstieg in das Leben und Werk Albert Einsteins.