Wer meine Blogposts regelmäßig verfolgt, weiß schon, dass mich die ersten beiden Bände der „Die Chroniken der Verbliebenen“-Reihe vollkommen überzeugen konnten und ich seither ein großer Fan der Reihe bin. Demnach konnte ich es natürlich auch kaum bis zum Erscheinungstermin des dritten Bandes „Die Gabe der Auserwählten“ abwarten und war super happy, als ich es vor ein paar Wochen endlich in den Händen halten konnte.
Erwähnenswert ist, dass der dritte und eigentlich letzte Band der Reihe im Deutschen gesplittet wurde, sodass „Die Gabe der Auserwählten“ nun der erste Teil des großen Finales ist. Eigentlich bin ich davon kein großer Fan, da ich natürlich am liebsten sofort die komplette Geschichte verschlungen hätte. Allerdings hätten wir ohne die Teilung auch auf dieses zusätzliche Cover verzichten müssen und ganz ehrlich? Für dieses Cover nehme ich die zusätzliche Wartezeit ja schon fast gerne in Kauf!
Der Beginn des Buches setzt genau dort an, wo der zweite Teil geendet hat: Lia liegt mehr tot als lebendig am Ufer des Flusses vor Venda, wo sie von Rafe gefunden wird. Zwar ist ihnen die Flucht gelungen, jedoch befinden sie sich nun ganz alleine in der Kälte und zwar verwundet, ohne Pferde und Vorräte. Eine ziemlich brenzlige Ausgangssituation, die dafür sorgt, dass schon zu Beginn des Buches ein konstantes Spannungslevel besteht und es mir sehr leicht gemacht hat, wieder zurück in die Geschichte zu finden.
Wie schon in den ersten beiden Bänden erleben wir die Geschichte vorrangig aus Lias Perspektive, daneben werden allerdings auch immer wieder Kapitel eingeschoben, die aus Rafes, Kadens oder Paulines Sichtweise erzählt werden. Durch diese intensiven Einblicke in die Gedanken und Gefühle der verschiedenen Charaktere fühlt man sich diesen natürlich noch näher und wird fast dazu gezwungen, sie alle ins Herz zu schließen.
Und wenn ich alle schreibe, dann meine ich damit auch Kaden. Ja, Kaden. Der Typ, für den ich in den ersten beiden Bänden eine tiefe und leidenschaftliche Antipathie aufgebaut habe. Ich habe auch wirklich lange versucht, diese aufrechtzuerhalten, aber ich muss mir selbst eingestehen, dass ich ihn mittlerweile lange nicht mehr so ätzend finde wie noch vor dem Lesen des dritten Teils. Kaden hat seit dem ersten Teil wirklich eine deutliche Entwicklung vollzogen. Er wird zwar bestimmt nicht mehr mein Lieblingscharakter werden, allerdings finde ich es toll, dass der Autorin mit ihm ein Charakter gelungen ist, der einige Überraschungen auf Lager hat und eine glaubwürdige Entwicklung durchgemacht hat.
Lia ist mutig und unerschrocken wie eh und je, handelt meiner Meinung nach aber immer noch zu oft zu unüberlegt. Ich mag sie sehr, das ist gar keine Frage, aber an der einen oder anderen Stelle wollte ich sie am liebsten durchschütteln. Ich hoffe ja, dass sie im letzten Band in dieser Hinsicht noch über sich hinaus wächst und öfter einen kühlen Kopf bewahrt, anstatt sich nur von ihren Emotionen leiten zu lassen.
Obwohl ich in vielen anderen Rezensionen gelesen habe, dass Rafe für einige Leser in diesem Band deutlich an Sympathie eingebüßt hat, muss ich sagen, dass ich immer noch ein großer Fan von ihm bin! Ich kann zwar verstehen, weshalb er sich bei einigen Lesern Minuspunkte eingehandelt hat, muss aber sagen, dass ich seine Beweggründe immer nachvollziehen konnte. In einigen Momenten hat er sich vielleicht zu sehr von seinen Emotionen leiten lassen, wodurch uns Lesern eine neue Seite an ihm offenbart wurde, die ihn meiner Meinung nach aber nicht unsympathischer, sondern nur menschlicher wirken lässt.
Wie schon in den ersten beiden Teilen spielt die Dreiecksgeschichte zwischen Lia, Rafe und Kaden eine nicht unbedeutende Rolle, wenn ich auch gehofft hatte, dass diese nach dem zweiten Band überwunden wäre. Daneben begleitet der Leser Lia aber auch wieder auf ihrer Reise durch die Königreiche, wobei nicht nur neue Orte entdeckt, sondern auch verschiedene Charaktere getroffen werden und etwas über die Geschichte der Königreiche ans Licht kommt. Und auch in diesem Teil konnte mich die Autorin mit dieser magischen Welt mehr als verzaubern.
Im Vergleich zu den vorangehenden Teilen kommt der dritte Band mit weit weniger Action und Handlungsentwicklung daher, jedoch ist das wohl hauptsächlich der Teilung des finalen Bandes geschuldet. Ich vermute stark, dass uns der vierte Teil dafür umso mehr vom Hocker hauen und ein Ereignis das nächste jagen wird. Nichts desto trotz hat mich „Die Gabe der Auserwählten“ wieder sehr gut unterhalten und trotz des etwas langsameren Erzähltempos keineswegs gelangweilt.
Das Ende war meiner Meinung nach stimmig, aber dafür, dass wir auf den nächsten Band noch bis Ende März 2018 warten müssen, mehr als gemein. Eins steht fest: Ich zähle die Tage bis zum Erscheinen von "Der Glanz der Dunkelheit"!
Fazit
Aufgrund dessen, dass der finale Band im Deutschen in zwei Teile gesplittet wurde, kommt „Die Gabe der Auserwählten“ mit weniger Action und einem deutlich langsameren Erzähltempo als seine Vorgänger daher. Allerdings hat mich das gar nicht so sehr gestört, da es der Autorin wieder einmal gelungen ist, mich mit ihrem absolut magischen Worldbuilding und ihren vielschichtigen Charakteren völlig zu verzaubern und für sich einzunehmen. Für mich gehört „Die Chroniken der Verbliebenen“-Reihe nach wie vor zu den besten Reihen, die ich in den letzten Jahren für mich entdecken konnte!