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Veröffentlicht am 16.12.2018

Ein typischer Jeffrey Archer-Roman

Traum des Lebens
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„Traum des Lebens“ ist der neueste Roman des Erfolgsautors Jeffrey Archer. Diesmal geht es um einen Jungen aus Russland, der vor eine lebensverändernde Entscheidung gestellt wird. Erschienen ist dieser ...

„Traum des Lebens“ ist der neueste Roman des Erfolgsautors Jeffrey Archer. Diesmal geht es um einen Jungen aus Russland, der vor eine lebensverändernde Entscheidung gestellt wird. Erschienen ist dieser Roman im November 2018 im Heyne-Verlag.

Leningrad, 1968: Nachdem der Vater des jungen Alexander Karpenko vom KGB umgebracht worden ist, entschließt sich dieser gemeinsam mit seiner Mutter zu fliehen. Sein Onkel Kolja hilft ihnen dabei, aber er stellt sie auch vor eine entscheidende Wahl. In welche Kiste wollen die beiden steigen? Das eine Schiff fährt nach Großbritannien, das andere nach Amerika. Wie sich das Leben in den nächsten 30 Jahren für Alexander nach diesem Ereignis entwickelt, erfahren wir im Roman.

Jeffrey Archer konnte mich mit seinen Clifton Chronicles für sich gewinnen und auch Kain und Abel habe ich sehr genossen, dementsprechend war ich sehr gespannt auf den neuen Roman aus der Feder des Autors.
Man ist sofort in der Geschichte drin und der Schreibstil ist gewohnt gut und flüssig zu lesen. Das Leben in Russland Ende der 60iger Jahre wird eindrücklich geschildert und schnell wird klar, warum Alexander mit seiner Mutter aus diesem Land fliehen muss. Der Klappentext verrät ja bereits, dass die Flucht gelingen wird, dennoch ist man sehr gespannt, für welche neue Heimat Mutter und Sohn sich entscheiden werden und welche Konsequenten diese Entscheidung birgt.
An dieser Stelle hat sich der Autor eines geschickten Tricks bedient, denn wir bekommen nicht nur die Geschichte erzählt, wie es den beiden in Amerika ergeht, sondern wir erfahren auch wie deren Leben in England verlaufen wäre. Zur besseren Unterscheidung der beiden Handlungsstränge nennt sich Alexander in England Sascha und in Amerika Alex.
Beide Geschichten lesen sich durchaus spannend, dennoch kam es durch diese Erzählweise zu einigen Überschneidungen, denn Archer lässt das Leben an den unterschiedlichen Orten nicht komplett gegensätzlich verlaufen. Im Gegenteil: Große Strecken verlaufen gleich, lediglich der Name der Schule ist anders oder ein bestimmtes Erlebnis lenkt Alexander in eine etwas andere, aber nicht weniger erfolgreiche Richtung. Dies macht das Buch teilweise recht langatmig, was zusätzlich dadurch noch verstärkt wird, dass man das Gefühl hat, dieses Buch schon mal gelesen zu haben. Es ist ein bisschen Clifton Chronicles drin, die sogar namentlich erwähnt werden, und an anderer Stelle ein bisschen Kain und Abel. Wer also eine komplett neue Geschichte erwartet wird, wird vielleicht ein wenig enttäuscht sein.
Auch die Konstellation der Personen in diesem Buch ist irgendwie typisch Archer. Alexander Karpenko ist hochbegabt, seine Mutter ist eine Frau, die sich für ihren Sohn aufopfert und versucht alles zu ermöglichen, damit dieser eine bessere Zukunft hat. Mehr möchte ich hier gar nicht erzählen, um nicht zu viel vorwegzunehmen. Ich habe dennoch mit beiden mal mehr und mal weniger mitgefiebert und es gab einige spannende Ereignisse, an denen ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Gut eingearbeitet waren auch die geschichtlichen Ereignisse in Russland. Diese sind nicht im Fokus, haben aber dennoch eine gewisse Relevanz für den gesamten Roman, die einem allerdings erst ganz zum Schluss wirklich bewusst wird. Leider gibt es kein Nachwort, das Fiktion und Wahrheit trennt, aber die Eckdaten scheinen soweit zu stimmen oder sind nach eigener Recherche nicht ganz eindeutig.

Fazit: Ein typischer Roman von Jeffrey Archer, der für Fans des Autors nicht allzu viel Neues bereit hält, aber einen dennoch irgendwie in seinen Bann zieht. Empfehlenswert für Leser, die gerne einmal etwas vom Autor lesen wollen und sich vor den Clifton Chronicles (7 Bücher) scheuen.

Veröffentlicht am 23.09.2018

Rezension: „Land im Sturm“ von Ulf Schiewe

Land im Sturm
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Mit „Land im Sturm“ hat sich Ulf Schiewe ein sehr ehrgeiziges Projekt ausgesucht. Erzählt wird die Entstehung Deutschlands über 5 Epochen hinweg. Erschienen ist der Roman bei Lübbe im August 2018.

Bayern, ...

Mit „Land im Sturm“ hat sich Ulf Schiewe ein sehr ehrgeiziges Projekt ausgesucht. Erzählt wird die Entstehung Deutschlands über 5 Epochen hinweg. Erschienen ist der Roman bei Lübbe im August 2018.

Bayern, 995: Der junge Schmied Arnulf muss seine Heimat verlassen als er eines ungeheuerlichen Verbrechens beschuldigt wird. Er begibt sich auf den Weg nach Augsburg. Hierbei begegnet er der jungen Hedwig, deren Dorf kurz zuvor von Ungarn angegriffen worden ist. In Augsburg angekommen sind sie hautnah beim Konflikt Ottos des Großen mit den Ungarn dabei. Sie verlieben sich ineinander und bilden so den Grundstein für eine Familie, die über viele Generationen Bestand haben soll und auch bei der großen Revolution 1848 dabei sein wird.

Als ich das erste Mal von diesem Buch hörte, dachte ich noch, dies wird der erste Teil einer Pentalogie und hatte mich dementsprechend schon auf fünf dicke Wälzer gefreut. Bei näherer Recherche zum Buch wurde mir allerdings schnell klar, dass fast 1.000 Jahre deutsche Geschichte in nur einem Roman abgehandelt werden sollen. Da war meine Neugierde auf dieses Buch erst recht geweckt. So eine lange Zeitspanne auf „nur“ 925 Seiten abhandeln, ist definitiv ein ehrgeiziges Projekt.
Ulf Schiewe hat sich fünf wichtige Wendepunkte in der deutschen Geschichte ausgesucht. Dies geht los im Jahre 955 als Otto der Große die Ungarn besiegt. Knapp 200 Jahre später sind wir bei der gewaltsamen Christianisierung der Slawen dabei. Danach erfolgt ein großer Zeitsprung in den 30jährige Krieg, bevor wir uns der Geschichte Preußens und Napoleons (1813) und zu guter Letzt der Deutschen Revolution 1848 zuwenden.
Der Schreibstil ist das gesamte Buch gut und flüssig zu lesen. Der Fokus liegt hierbei mal nicht bei den großen Fürsten, sondern beim einfachen Volk, dessen Leben ausführlich geschildert wird. Man erfährt wie diese gelebt haben, was ihre Sorgen waren und wie sie gedacht haben. So genau die Beschreibungen der Verhältnisse auch sind, fehlte mir dennoch ein wenig die Nähe zu den jeweiligen Protagonisten, was sicher der Kürze der einzelnen Abschnitte (pro Epoche knapp 200 Seiten) geschuldet ist und auch die Spannung blieb so manches Mal auf der Strecke.
Die Zeitpunkte wurden meiner Meinung nach gut gewählt. Dies wird einem erst im Laufe der Lektüre so richtig bewusst, denn man ist hier hautnah bei der Entstehung des gesamtdeutschen Staates dabei. Einzelne wichtige Ereignisse werden hierbei genauer geschildert. Die Informationen in den jeweiligen Abschnitten fand ich sehr interessant und konnte hier einiges an neuen Informationen, auch über meine Heimat, für mich mitnehmen.
Sehr gut gefallen hat mir der Wandel, den man über so einen langen Zeitraum miterlebt. Hierbei ist alles eingeschlossen, was das Leben betrifft. Die Lebensverhältnisse haben sich zum Beginn des Buches deutlich verändert. Immer wieder neue Denkweisen und Ansichten kommen auf und setzen sich durch. Man sieht wie die Welt sich technisch modernisiert und sich immer mehr unserem jetzigen Verständnis annähert. Selbst am Ende war das Buch noch weit entfernt von unserer heutigen modernen und schnelllebigen Welt, aber sie ist ihr doch ein ganzes Stück näher gekommen.
Das gesamte Buch über hatte ich das Gefühl, dass der Autor seine Hausaufgaben in Sachen Recherche gemacht hat. Dies ist für mich immer ein wichtiger Punkt. Sehr schade fand ich allerdings, dass es kein Nachwort in diesem Roman gab. Das fehlende Personenverzeichnis konnte ich aufgrund der besonderen Konstellation dieses Buches gut verschmerzen. Die Personenanzahl wurde in jedem Abschnitt übersichtlich gehalten. Zur Recherche und Entstehung hätte ich aber gerne noch einige Details oder Anekdoten des Autors schön gefunden.

Fazit: Ein interessanter und gut recherchierter historischer Roman, der fast 1.000 Jahre deutsche Geschichte anhand von fünf wichtigen Ereignissen erzählt. Empfehlenswert für alle, die sich für die deutsche Geschichte interessieren und dabei die Sicht des einfachen Volkes miterleben wollen.

Veröffentlicht am 09.06.2018

Rezension „Die Pranken des Löwen“ von Mac P. Lorne

Die Pranken des Löwen
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In „Die Pranken des Löwen“ verwebt Mac P. Lorne die Sage von Robin Hood mit der englischen Geschichte des 12. Jahrhunderts. Erstmals erschienen ist der Roman 2014 im Verlag Dorfmeister und wurde von Knaur ...

In „Die Pranken des Löwen“ verwebt Mac P. Lorne die Sage von Robin Hood mit der englischen Geschichte des 12. Jahrhunderts. Erstmals erschienen ist der Roman 2014 im Verlag Dorfmeister und wurde von Knaur im März 2017 als eBook neu aufgelegt und ist als Taschenbuch im Mai 2018 erschienen.

England, 12. Jahrhundert: Prinzessin Matilda wird von ihrem Vater Heinrich I. nach Deutschland geschickt, um König Heinrich V. zu heiraten. Immer an ihrer Seite ist der junge Gardist Robert Fitzooth, der sich schnell unentbehrlich macht. Er steigt zu ihrem persönlichen Leibwächter auf und erlebt so hautnah den Streit zwischen Kirche und Kurie und kämpft später viele Jahre im Bürgerkrieg. Doch auf seinem Weg findet er auch seine große Liebe Martha und sein Enkel wird Jahrzehnte später als Robin Hood gemeinsam mit seinen „Merry Men“ in die Geschichte eingehen.

Mit dem Auftaktband der fünfteiligen Robin Hood-Reihe ist dem Autor wieder einmal ein toller historischer Roman gelungen, im dem sehr viele große Namen des 12. Jahrhunderts ihren Platz gefunden haben. Die Geschichte erstreckt sich fast über das gesamte Jahrhundert und entführt uns nach England, Deutschland und Italien.
Der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen und weiß den Leser in vergangene Zeiten zu versetzen. Ich hatte die ganze Zeit Kopfkino und war hautnah an den verschiedenen Schauplätzen dabei. Doch leider hat mir ein stilistisches Mittel des Autors die Freude an dem tollem Buch deutlich vermiest. Das Vorgreifen in der Geschichte mit Sätzen a la „Er wusste nicht, wie sehr er sich irren sollte“ oder „Das sollte noch zu viel Blutvergießen führen“ gingen mir mit der Zeit immer mehr auf die Nerven und es kommt andauernd vor. Ich hab später nur noch mit den Augen gerollt. Es ist einfach so schade, weil es Informationen vorwegnimmt, die man meiner Meinung nach, an dieser Stelle überhaupt nicht braucht und so nimmt man teilweise die Spannung aus der Geschichte, weil man das Endergebnis des nachfolgenden Abschnittes schon kennt.
Die breitgefächerte Geschichte hingegen finde ich klasse. Man ist beim Investiturstreit zwischen Heinrich V. und der Kirche dabei, erlebt den Bürgerkrieg in England, da sich Matilda und Stephen um die Krone streiten und erlebt wie Henry Plantagenet den Thron besteigt. Matilda finde ich klasse dargestellt und ich habe mich sehr gefreut mal mehr von ihrer Geschichte mitzubekommen.
Die Geschichte des Gardisten Robert Fitzooths ist sehr gut und glaubwürdig in den historischen Hintergrund eingewoben. Er ist mir sehr sympathisch und so habe ich seinen Lebenslauf gerne mitverfolgt. Später verfolgen wir dann auch die Geschichte seines Enkels, der als Robin Hood bekannt wird. Ab diesem Zeitpunkt fehlen mir ein bisschen die realen historischen Ereignisse. Seine Geschichte ist auch interessant und gut erzählt, aber der erste Teil gefiel mir deutlich besser, da sich dort die historische Geschichte mit der fiktiven Robert Fitzooths abwechselt und so eine bessere Dynamik geschaffen worden ist.
Auch dieser Roman hat wieder einiges an Zusatzmaterial zu bieten. Neben einem Personenregister und Kartenmaterial am Anfang des Buches enthält dieser Roman am Ende ein Nachwort, eine Zeittafel, ein Glossar sowie eine Bibliografie.

Fazit: Ein guter historischer Roman, der das 12. Jahrhundert zum Leben erweckt. Klasse recherchiert und zu großen Teilen spannend und interessant erzählt. Das Vorgreifen in der Geschichte hat mich sehr gestört und im zweiten Teil ging mir die Dynamik verloren, da die realen historischen Ereignisse sehr in den Hintergrund rücken. Dennoch empfehlenswert für alle Liebhaber des historischen Romans und Fans der Sage um Robin Hood. 3,5 Sterne gibt es von mir.

Veröffentlicht am 31.03.2018

Rezension: „Lieber tot als Sklave“ von Udo Weinbörner

Lieber tot als Sklave
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In „Lieber tot als Sklave“ entführt uns der Autor in die Welt des Amrumer Kapitäns Hark Nickelsen und seiner letzten Fahrt auf einem Sklavenschiff. Erschienen ist der Roman im Mai 2017 im Wellhöfer Verlag. ...

In „Lieber tot als Sklave“ entführt uns der Autor in die Welt des Amrumer Kapitäns Hark Nickelsen und seiner letzten Fahrt auf einem Sklavenschiff. Erschienen ist der Roman im Mai 2017 im Wellhöfer Verlag.

Dänemark, 1746: Dem Amrumer Kapitän Hark Nickelsen wird 1746 das Kommando des Handelsschiffes „Vesuvius“ übertragen. Er soll für die Westindien-Guinea-Kompanie Sklaven von der Goldküste Afrikas nach Westindien bringen. Selber in früheren Zeiten in Algerien versklavt worden, ist dem Kapitän Hark Nickelsen diese Aufgabe zuwider und so beschließt er einen gefährlichen Plan, um sich anschließend zur Ruhe setzen zu können. Mächtige Gegner warten auf den Kapitän und so beginnt eine abenteuerliche Reise.

Dieser historische Roman hat mich interessiert, da hier die Geschichte einer historischen Persönlichkeit von Amrum, das zu jener Zeit zum Königreich Dänemark gehörte, erzählt wird. In Schleswig-Holstein bin ich zu Hause und auch auf der Insel Amrum war ich schon mal zu Gast.
Ich habe mich ein wenig schwer getan ins Buch reinzufinden. Die Einführung in das Buch, in dem der Spruch aus dem Titel erklärt wird sowie das erste Kapitel, dass den ganz jungen Nickelsen zeigt, fand ich sehr gelungen. Doch dann fängt die Geschichte für meinen Geschmack doch sehr stark an zu springen. Mal ist man beim alten Hark Nickelsen, der auf sein Leben zurückblickt und reinen Tisch mit seiner Vergangenheit machen will und im nächsten Augenblick steht man vorm Vorstand der Westindien-Guinea-Kompanie und bekommt das Kommando über die Vesuvius übertragen. Da bin ich so manches Mal nicht ganz mitgekommen und der friesische Dialekt Öömrang hat mich in dem Moment dann doch sehr erschlagen.
Sobald Hark Nickelsen beginnt seine Geschichte zu erzählen und wir zum zweiten Teil des Buches kommen, wird die Geschichte allerdings lebendig und man merkt, dass Hark Nickelsen ein Seemann durch und durch ist. Im weiteren Verlauf hat mich der friesische Dialekt auch nicht mehr gestört, da dieser über ein Fußnote schnell übersetzt werden konnte und auch nicht allzu exzessiv eingesetzt wurde. Die Fußnoten sind in einem ebook sehr komfortabel, da ich diese direkt anklicken kann. Auch andere für das Buch wichtige Begriffe werden hierüber erklärt. Ein Glossar am Ende des Buches gibt es daher nicht. Manchmal geht das Buch in einen gut lesbaren Sachbuchstil über, in dem auch Ausschnitte aus Gesetzen oder Logbüchern in die Geschichte eingebracht werden.
Den inneren Konflikt Hark Nickelsens mit der Sklaverei finde ich gut dargestellt. Dadurch, dass er selber mal Sklave war, ist ihm dieses Geschäft zuwider, man muss allerdings festhalten, dass er sich dennoch als Kapitän auf dieses Geschäft eingelassen hat. Die verschiedenen Standpunkte jener Zeit werden dargestellt und auch das schlimme N-Wort hat Eingang in diesen Roman gefunden. Dennoch wird die Sklaverei in meinen Augen zu keiner Zeit verherrlicht. Man erfährt von allen Aspekten einer Fahrt auf einem Sklavenschiff: Der Einkauf in Afrika, die Überfahrt nach Westindien, der Verkauf der Sklaven sowie kurze Einblicke auf das Leben auf einer Plantage in Westindien. Dies ist durchaus interessant, war mir aber teilweise fast schon ein wenig zu ausführlich, so dass ich mich so manches Mal doch auch ein bisschen beim querlesen erwischt habe.
Man wäre aber natürlich nicht in einem Buch über Seefahrer, wenn es nicht auch viel über das Leben an Bord eines Schiffes zu erfahren gäbe. Man erfährt darüber, wie man als Kapitän ein Schiff leitet und die Fahrt plant, wie man die Disziplin auf dem Schiff aufrecht erhält, was für Probleme (Krankheiten, Flaute, Sturm) auf einem Schiff auftreten können und noch vieles mehr. Alles natürlich gespickt mit den passenden Fachbegriffen.
Bei den Charakteren ist mir besonders der Schiffsjunge Mats und sein Schicksal sehr ans Herz gewachsen, auch die Frau des Kapitäns Hark Nickelsens fand ich sehr sympathisch. Der Kapitän selber war für mich teilweise ein bisschen unnahbar, aber so ist das wohl mit den echten Seebären. Seine Gedankenwelt wurde mir gut nahe gebracht, aber wirklich mit ihm mitfühlen konnte ich nicht.
In einem ausführlichen Nachwort erzählt der Autor, wie er zum Buch recherchiert hat und welche Quellen verwendet wurden. Gerade hier merkt man auch die Leidenschaft, die der Autor für das Thema entwickelt hat und welche Akribie in die Recherche gesteckt wurde.

Fazit: Ein historischer Roman über eine historische Persönlichkeit der Insel Amrum, der zwar einige Schwächen aufweist, aber dennoch auch viel mit Detailwissen und Liebe zur ausführlichen Recherche punkten kann. Empfehlenswert für alle, die gerne etwas über die Geschichte ihrer Heimat lernen wollen oder sich sehr für die Schifffahrt und das Leben an Bord eines Sklavenschiffes interessieren.

Veröffentlicht am 03.03.2018

Rezension: „Die Gabe der Könige“ von Robin Hobb

Die Gabe der Könige
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„Die Gabe der Könige“ ist die Neuauflage der Weitseher-Trilogie von Robin Hobb und erzählt die Geschichte des Bastards Fitz-Chivalric Weitseher. Erschienen ist der Roman erstmals 1995. Diese Neuauflage ...

„Die Gabe der Könige“ ist die Neuauflage der Weitseher-Trilogie von Robin Hobb und erzählt die Geschichte des Bastards Fitz-Chivalric Weitseher. Erschienen ist der Roman erstmals 1995. Diese Neuauflage wurde im August 2017 bei penhaligon veröffentlicht.

Fitz ist der Sohn des Thronfolgers Chivalric und eines Bauernmädchens und somit ein Bastard. Als er in jungen Jahren an den Königshof kommt, wird er alles andere als willkommen geheißen. Dennoch verspricht ihm der König ein Dach über dem Kopf sowie eine Ausbildung im Gegenzug für die unverbrüchliche Treue des Jungen. So gerät Fitz mitten in ein Netz aus Intrigen und muss versuchen nicht selbst darin umzukommen. Außerdem zeichnet sich auch eine weitere Bedrohung durch die Roten Korsaren ab. Diese rauben Menschen aus den Küstenstädten und senden diese als Entfremdete zurück…

Dieses Buch habe ich bereits im letzten Jahr auf der Frankfurter Buchmesse gesehen und das Cover sowie der Klappentext haben meine Neugier geweckt. Natürlich auch die Empfehlung, dass es für Fans von Game of Thrones ein Muss ist. Der Vergleich ist mir nach dem Lesen durchaus klar, dennoch findet man hier eine eigene Geschichte vor. Wer die Brutalität und Verderbtheit aus Game of Thrones mochte, wird bei diesem Buch eher enttäuscht sein.
Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen und war flüssig zu lesen, wenn auch ein bisschen zu ausschweifend für meinen Geschmack. So manches Mal habe ich mich beim Querlesen und dem Suchen nach dem Fortgang der Geschichte erwischt. Der Roman hat dementsprechend lange bis sehr lange Kapitel. Wir begleiten Fitz bei der Erstellung einer Chronik über die Sechs Provinzen. Auszüge hieraus lesen wir immer am Anfang jedes Kapitels in kursiver Schrift, bevor es dann in eine Ich-Erzählung aus der Sicht von Fitz übergeht.
Der Spannungsbogen der Geschichte baut sich eher langsam auf. Es gab immer mal wieder spannende Szenen zwischendrin, ansonsten folgen wir dem Lebensweg von Fitz, der als kleiner Junge von seinem Großvater verstoßen und an den Königshof nach Bocksburg gebracht wird. Man erlebt die verschiedenen Stationen seiner Ausbildung und sein Aufwachsen mit, an dessen Ende die ersten Aufträge stehen. Gerade zum Schluss hin wurde das Buch sehr spannend, so dass ich neugierig auf den zweiten Band bin.
Die wirkliche Gefahr lauert im Hintergrund und eine wirkliche Konfrontation gab es in diesem Buch noch gar nicht. Die roten Korsaren, die Menschen rauben und als entfremdete, seelenlose Menschen zurückschicken, bekommt man nur aus der Ferne mit. Das hat die ganze Geschichte irgendwie geheimnisvoll gemacht, weil ich noch überhaupt keine Ahnung habe, was da wirklich passiert und warum diese Piraten überhaupt angreifen. So richtig durchgegriffen wird in diesem Punkt allerdings auch nicht, sondern es wird stattdessen am Hof um Macht gefeilscht, wo wir wieder bei dem Vergleich mit Game of Thrones wären. Ich habe allerdings das Gefühl, das scheint an sich so ein Ding von High Fantasy zu sein.
Die Charaktere im Buch haben mir auch gut gefallen. Mit Fitz als Erzähler der Geschichte, konnte ich mich identifizieren. Burrich, ein Vertrauter seines Vaters, sowie Chade, der Assasine, waren mir sympathisch. Der Narr des Königs wurde wunderbar undurchsichtig gezeichnet. Gemeinsam mit Fitz hat man eine Abneigung gegen den Prinzen Edel oder auch Galen, dem Gabenmeister. Die Gabe ist bisher auch noch eine Sache, die eher undurchsichtig ist und wo ich gespannt bin, was in dieser Hinsicht alles ans Licht kommen wird.
Die Geschichte kommt ohne viele Fantasy-Elemente aus und ist ans Mittelalter angelehnt. Es gibt Könige, Prinzen, Stallmeister und Küchenbedienstete. Es gibt weder Trolle noch Elfen oder Zwerge. Die einzigen Fantasy-Elemente sind eine alte Macht, die Gabe und die roten Korsaren, die Menschen als Entfremdete zurückschicken. Dies hat mir ganz gut gefallen, aber ich bin gespannt, ob in dieser Hinsicht noch das ein oder andere Fantasy-Element hinzukommt.

Fazit: Ein guter Auftakt in die Weitseher-Chroniken, dessen Spannungsbogen sich eher langsam aufbaut, der es aber zum Schluss versteht auf den Folgeband neugierig zu machen. Für Fans der High Fantasy sicher sehr zu empfehlen. Fantasy-Elemente wurden sehr sparsam gesetzt. Wer also lieber Geschichten mit Trollen, Zwergen, Drachen oder Elfen mag, wird hier eher nicht auf seine Kosten kommen.