Profilbild von moni2506

moni2506

Lesejury Star
offline

moni2506 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit moni2506 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2017

Das Reich der heiligen Esche erwartet euch

Ein Reif von Eisen
0

In „Die Königschroniken – Ein Reif von Eisen“ entführt uns Stephan M. Rother ins Kaiserreich der heiligen Esche, dem tiefgreifende Veränderungen bevorstehen. Erschienen ist der Roman im Oktober 2017 bei ...

In „Die Königschroniken – Ein Reif von Eisen“ entführt uns Stephan M. Rother ins Kaiserreich der heiligen Esche, dem tiefgreifende Veränderungen bevorstehen. Erschienen ist der Roman im Oktober 2017 bei Rowohlt. Es handelt sich hierbei um den ersten Band einer Tetralogie.

Der Norden befindet sich in Aufruhr. Morwa, Sohn des Morda, hat fast alle Völker des Nordens unter seiner Herrschaft vereint, doch ein Volk wehrt sich noch. Morwa muss sich beeilen, denn er ist schwer krank und nur Ildris, eine geheimnisvolle Fremde aus dem Süden, hält ihn mit ihren ungewöhnlichen Kräften am Leben und auch seine Nachfolge muss noch geregelt werden. Welchem seiner Söhne soll er den Reif von Eisen anvertrauen?
Pol, ein Dieb, weder vom Vater gezeugt noch von der Mutter geboren, wird auf eine abenteuerliche Reise geschickt, um die zürnenden vergessenen Götter zu besänftigen.
Und eine junge Frau aus dem Wüstenvolk, die den Namen Leyken trägt, macht sich auf den Weg, um die Ehre ihres Volkes wieder herzustellen. Sie wird gefangen genommen und landet letztendlich in der Rabenstadt auf der heiligen Esche. Eine völlig neue Welt voller Intrigen und höfischer Sitten öffnet sich ihr, in der sie sich erst einmal zurechtfinden muss.

Wie ihr an der kurzen Inhaltsübersicht sehen könnt, gibt es drei unterschiedliche Handlungsstränge. Die Welt, in die uns Stephan M. Rother entführt, ist groß angelegt. Der Norden ist kühl und rauh und wird von barbarischen Stämmen beherrscht, die Leittiere haben. Im Süden gibt es freie Handelsstädte, die sich ihre eigenen neuen Götter erschaffen haben und mit Münzen bezahlen. Es gibt aber auch Völker, die der Hitze der Wüste trotzen und dann gibt es das Kaiserreich auf der heiligen Esche auf der alles perfekt zu sein scheint.
Für mich eine äußerst interessante Welt, in der aber auch vieles noch im Unklaren bleibt, auch wenn ich am Ende des ersten Bandes nun doch eine Ahnung habe, wie alles zusammenhängen könnte. Es gibt viele Parallelen zur echten Welt, die den Roman für mich authentischer machen, auch wenn hier natürlich keine wahre Geschichte erzählt wird. Man findet Motive aus der nordischen Geschichte. Namen wie Sölva erinnern mich an Skandinavien. Worte wie Kebsweib oder Tross lassen mich an einen historischen Roman denken. Aber auch moderne Themen, wie z.B. die Erderwärmung und das man nicht mehr mit der Natur im Einklang lebt, werden aufgegriffen. In diesem Roman steckt also sehr viel mehr als nur eine erfundene Geschichte und ich habe hier nur einige Beispiele genannt.
Auch die Szenen wurden sehr bewusst ausgewählt und sind sehr ausführlich beschrieben. Das Buch ist aus unterschiedlichen Perspektiven geschrieben und diese geben den Kapiteln ihre Namen. Wir nehmen an wichtigen Ereignissen teil, die für den Fortgang der Geschichte wichtig sind. Bei der nächsten Begegnung mit der selben Person ist möglicherweise schon etwas Zeit vergangen und diese befindet sich mittlerweile in einer ganz anderen Situation.
Was mir bisweilen etwas Schwierigkeiten bereitet hat, ist der Schreibstil. Diesen empfand ich nicht als so gut und flüssig zu lesen wie ich es sonst aus anderen Romanen gewohnt bin. Ich musste mich wirklich auf das Lesen und das Gelesene konzentrieren. Erst mit der Zeit hatte ich ein richtiges Gefühl für diesen Schreibstil entwickelt und konnte diesen dann auch genießen.
Auch die Geschichte an sich entfaltet ihren Sog erst über die Zeit. In der ersten Hälfte das Buches war sehr viel noch unklar und verwirrend. Mit Fortschreiten der Geschichte fand ich die Welt und die Geschichte immer faszinierender. Es wurde spannender und ich habe richtig mit den Personen mitgefiebert. Ich habe die Welt durch deren Augen gesehen und mit ihnen entdeckt. Besonders die heilige Esche und das Leben auf diesem Baum fand ich sehr interessant. Alles ist sehr geheimnisvoll und ich bin sehr gespannt, was es dort noch alles zu entdecken gibt. Aber auch die restlichen Orte werden sicher noch mit einigen Überraschungen aufwarten können.
Da dies der erste Teil einer Reihe ist, endet das Buch natürlich mit einem fiesen Cliffhanger, bei dem man am liebsten sofort weiterlesen möchte.

Fazit: Ein guter Auftakt für eine interessante und spannende Fantasy-Reihe, die mit ihrer Dichte und den Parallelen zur echten Welt zu überzeugen weiß, die aber auch noch Potenzial nach oben hat und den Leser anfangs ein wenig verwirrt.

Veröffentlicht am 06.10.2017

Die Jugendzeit Harald Hardradas spannend erzählt

Herrscher des Nordens - Thors Hammer
0

Ulf Schiewe entführt uns mit „Herrscher des Nordens – Thors Hammer“ in die Zeit von Harald Hardrada im 11. Jahrhundert. Der historische Roman ist im September 2017 als Taschenbuch im Knaur-Verlag erschienen ...

Ulf Schiewe entführt uns mit „Herrscher des Nordens – Thors Hammer“ in die Zeit von Harald Hardrada im 11. Jahrhundert. Der historische Roman ist im September 2017 als Taschenbuch im Knaur-Verlag erschienen und der erste Teil einer Trilogie.

Norwegen, 1027: Hringaríke ist die Heimat des 12jährigen Harald. Sein Leben ist vorausbestimmt. Er möchte Krieger werden und an der Seite seines Halbbruders Olafs, des Königs von Norwegen, kämpfen. Doch sein Leben wird auf den Kopf gestellt als der Däne Knut Olaf besiegt und dieser ins Exil zu den Rus fliehen muss. Von da an bereitet sich Harald noch intensiver auf sein Dasein als Krieger vor, um im entscheidenden Moment seinem Halbbruder bei der Rückeroberung des Thrones helfen zu können.

Über das 11. Jahrhundert und die Wikinger im Norden ist nicht viel bekannt. Es gibt nur mündliche Überlieferungen, die irgendwann Jahrhunderte später aufgezeichnet wurden und uns so Aufschluss über die Zeit Harald Hardrada geben. Ulf Schiewe hat hieraus geschickt einen interessanten historischen Roman geschaffen, der sich wieder mal flüssig lesen lässt und einen gut unterhält. Thors Hammer ist der erste Teil einer Trilogie, der sich mit der Jugendzeit und dem Heranwachsen Haralds zum Krieger beschäftigt. Wir erleben einen Teil seiner Ausbildung und sind bei seiner ersten Schlacht und den ersten verwegenen Unternehmungen dabei, die Harald viele Spitznamen eingetragen haben.
Auch wieder ein historischer Roman, in dem ein Religionskonflikt Thema ist. Dieser steht zwar nicht im Vordergrund, aber der christliche Glauben hat in Norwegen erste Anhänger gefunden, auch wenn die alten Traditionen und Bräuche noch stark sind. Die Einblicke in die nordische Mythologie mit Odin, Loki und den Nornen fand ich wieder sehr interessant, aber auch die Versuche der Mönche den christlichen Glauben zu verbreiten, habe ich mit Aufmerksamkeit verfolgt.
Der Roman ist aus der Perspektive Haralds und im Präsens geschrieben. Dies hat sehr dazu beigetragen, dass man direkt beim Geschehen dabei ist und einen persönlicheren Einblick in Haralds Denken bekommt. Zuweilen war mir Harald ein bisschen zu impulsiv und naiv, aber dies ist dem jungen Alter des Protagonisten geschuldet. Die Entwicklung Haralds in den wenigen Jahren, die wir in diesem Band miterleben, hat mich beeindruckt. Er wächst zu einem Krieger und Anführer mit seinen eigenen Vorstellungen heran, der aber dennoch nicht, die Sicht der Älteren außer Acht lässt. Er ist klug und handelt mit der Zeit besonnener, auch wenn er seine etwas kindliche Art nicht vollkommen bis zum Schluss des ersten Teiles ablegen kann. Hier bin ich auf jeden Fall gespannt, wie er sich in den beiden weiteren Teilen verändert.
Dennoch konnte mich der Roman nicht vollends mitnehmen, was aber eher meinem persönlichen Geschmack geschuldet ist. Ich hätte gerne mehr über andere Orte des Geschehens erfahren, an denen Harald nicht ist. Dies ist aufgrund der Erzählperspektive natürlich nicht möglich. Darüber hinaus war mir das Ende zu abrupt. Da hat mir die Normannen-Reihe, in denen die Geschichte in den einzelnen Teilen in sich abgeschlossen ist, besser gefallen. In diesem Buch ist es so, dass das Buch mittendrin einfach mit einem Cliffhanger aufhört und im nächsten Teil nahtlos weitergeht. Zum Glück folgen die weiteren Teile recht schnell aufeinander, so dass man nicht allzu lange warten muss, aber ich hätte wahrscheinlich lieber gewartet bis alle Teile draußen sind, wäre mir das bewusst gewesen. Ich bin tatsächlich von einer Reihe, ähnlich wie die Normannen, ausgegangen.
Positiv kann ich noch anbringen, dass es ein kurzes Nachwort gibt, sowie ein Glossar und ein Personenverzeichnis. Dinge, die mir persönlich sehr wichtig sind. Gerade im Nachwort erfährt man viel über die Recherche des Autors. Im Glossar werden die alt-norwegischen Begriffe erklärt, die im Buch benutzt werden. Diese sind im Text kursiv gedruckt und haben dem Roman zusätzliche Authentizität verliehen.

Fazit: Ein kurzweiliger und interessanter historischer Roman aus der Feder Ulf Schiewes. Auf jeden Fall empfehlenswert, wenn ihr die anderen Bücher des Autors gelesen habt. Wenn ihr Schlachtengetümmel, eine etwas derbere Sprache und nicht allzu viel Kitsch mögt, dann seid ihr bei dem Autor auf jeden Fall genau richtig.

Veröffentlicht am 02.07.2017

Willkommen in Junktown, der Stadt der Drogen

Junktown
0

„Junktown“ von Matthias Oden ist ein Science-Fiction Krimi, in dem es um einen Mord an einer Brutmutter in einer Welt voller Drogen geht. Erschienen ist der Roman im Mai 2017 im Heyne Verlag.

Solomon ...

„Junktown“ von Matthias Oden ist ein Science-Fiction Krimi, in dem es um einen Mord an einer Brutmutter in einer Welt voller Drogen geht. Erschienen ist der Roman im Mai 2017 im Heyne Verlag.

Solomon Cain, ein Polizist im Dienste der Gemapo (Geheime Maschinenpolizei), wird zu einem Mord an einer jungen Brutmutter gerufen. Ihr Tod ist mysteriös und anfangs ahnt Cain nicht in was er da hineingeraten ist. Er lebt in einer Zukunft in der der Konsum von Drogen oberste Bürgerpflicht ist. Eine Diktatur in der bei monatlichen Drogentests überprüft wird, ob man seinen Pflichten nachkommt. Abstinenz gilt als Hochverrat und wird hart verfolgt. Das öffentliche Leben ist fast gänzlich zum Erliegen gekommen und Maschinen bestimmen den Alltag.

Auch wenn ich normalerweise nicht so der Krimi-Fan bin, hat mich der Klappentext des Buches neugierig gemacht auf eine Welt oder eine Zukunft in der alle Menschen Drogen nehmen müssen.
Für mich eine echte Horrorvorstellung, da man in Junktown ja auch keine Wahl hat. In monatlichen Drogentests wird überprüft, ob man auf das geforderte Level an Drogenkonsum kommt. Reisen in andere Städte oder Länder gibt es nicht mehr. Die Menschen pflanzen sich nicht mehr selber fort, sondern dafür gibt es Zuchtreihen und sogenannte Brutmütter. Man kann auch Beziehungen zu diesen Brutmüttern haben, die sehr große Maschinen mit mehreren Stockwerken sind. Das Buch hat mir eine ganz schöne Bandbreite an Absurditäten geboten, die ich gar nicht alle aufzählen kann und die mich teilweise ein wenig verstört haben.
Diese Neugierde auf die Welt hat mich durch die erste Hälfte des Buches getragen. Für mich war das Buch zu dem Zeitpunkt nicht wirklich spannend, da es eben nur ein einfacher Mordfall war, der gelöst werden musste und die Lösung erschien recht offensichtlich und einfach. Der Fall entwickelt sich allerdings doch noch weiter und bekommt eine viel größere Dimension, die den ganzen Staat umfasst. Hier wurde es für mich dann auch spannend und interessant und gerade in der zweiten Hälfte wurde ich sehr schnell durchs Buch getragen. Solomon Cain ist mir als Ermittler mit seinem Schicksal letztendlich doch noch irgendwie ans Herz gewachsen und so wollte ich dann natürlich auch wissen wie es ausgeht.
Zum Schreibstil kann ich gar nicht so viel sagen, da ich so von den Absurditäten dieser Welt abgelenkt war. Dieser lies sich aber durchaus gut lesen. Von der Wortwahl her kommen natürlich viele Drogen vor. Von vielen habe ich schon mal gehört, von vielen wiederum auch nicht. Es ist daher möglich, dass in dem Buch ein paar neue Drogen erfunden worden sind. Die Zusammenhänge wurden aber gut und verständlich erklärt, so dass man dem Geschehen gut folgen konnte.
Ich denke wer viele Krimis liest, ahnt das Ende schon voraus. Für mich ist es dann oftmals so, dass ich im Nachhinein feststelle, ach ja stimmt, da habe ich nicht ganz aufgepasst, da hätte ich auch drauf kommen können. Ein guter Ermittler wäre aus mir also mit Sicherheit nicht geworden. Beim Ende hatte ich eine gewisse Vorahnung, dennoch hatte die Geschichte auch einige unvorhergesehene Wendungen für mich zu bieten.

Fazit: Ein solider Science-Fiction Krimi, der sich schnell zu mehr entwickelt und mich mit seinen Absurditäten sowohl geschockt als auch unterhalten hat. Wer Krimis mag und die Welt, die im Klappentext beschrieben wird, interessant findet, sollte das Buch auf jeden Fall lesen.

Veröffentlicht am 07.05.2023

Eine solide Neuinterpreatation derArthus-Sae

Lancelot
0

„Lancelot“ von Giles Kristian ist ein historischer Fantasy-Roman, der Lancelot aus der König Arthur-Sage in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Als Taschenbuch ist das Buch im Mai 2019 bei Corgi erschienen. ...

„Lancelot“ von Giles Kristian ist ein historischer Fantasy-Roman, der Lancelot aus der König Arthur-Sage in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Als Taschenbuch ist das Buch im Mai 2019 bei Corgi erschienen.

Britannien: Uther Pendragon liegt im Sterben. Seine Zeit ist vorüber und unstetige Zeiten beginnen. Alle Hoffnungen liegen auf Arthur, Sohn des Uther, dem vorausgesagt wird Britannien wieder zu vereinen. Herein geboren in diese Zeit wird Lancelot. Ein Junge, der seine gesamte Familie verloren hat und auf einem vergessenen Landflecken zum Krieger erzogen wird. Dort verbindet sich sein Schicksal mit dem Guineveres und Merlins. Als er Arthur das erste Mal sieht, weiß er sofort, dass er sein Leben für ihn geben würde und so wird er zum größten Krieger Britanniens.

Ein Buch, dass mir mal wieder gezeigt hat, das auf englisch lesen auch echt anstrengend sein kann. Letztes Jahr bei einer Angebotsaktion habe ich dieses Buch auf englisch erworben und als auf instagram zu einer Leserunde aufgerufen wurde, dachte ich mir, dass ich die Gelegenheit gleich beim Schopfe packe. Ich lese sehr gerne Bücher in einer Leserunde, weil dies nochmal andere Perspektiven eröffnet.
Giles Kristian erzählt sehr imposant. Trotz meiner Schwierigkeiten mit dem Englisch entstand ein lebhaftes Bild vor meinem Auge. Es ist halt wirklich sehr ausführlich. Da geht es nicht nur in einen Wald, sondern die Bäume, Tiere und Pflanzen werden benannt. Ich kenne so die Standardsachen, aber wenn Tiere wie Rebhuhn oder Pflanzen wie Schafsgarbe vorkommen, komme ich mit meinen Englisch-Kenntnissen an meine Grenzen. In diesem Punkt braucht ihr also wirklich einen breit gefächerten Wortschatz oder Durchhaltevermögen so wie ich.
Das Buch hat sich sehr wie ein historischer Roman gelesen, aber es hat auch eindeutige Elemente aus der High Fantasy. Es geht sehr mittelalterlich zu, es gibt einige mystische Elemente und die Geschichte lässt sich Zeit. Ich habe Lancelots Kindheit miterlebt, war dabei wie er ausgebildet wurde und wie seine Ausbildung später zum Tragen kommt. Es gibt immer wieder spannende Ereignisse und Lancelot ist an einigen Schlachten beteiligt, die recht genau beschrieben werden. Dies ist alles natürlich fiktiv, da es sich bei König Arthur und seinen Rittern um Sagengestalten handelt. In dieser Hinsicht fand ich das Buch sehr gelungen. Es hat die Sage zum Leben erweckt.
Hierbei steht allerdings Lancelot im Mittelpunkt und das legt natürlich den Fokus deutlich anders. Mir hat es im Großen und Ganzen gefallen, weil ich dadurch dabei war, wie Lancelot zu dem wurde, der er ist. Diese Geschichte wurde für mich glaubwürdig erzählt. Andere Dinge sind dafür allerdings zu kurz gekommen. Morgana taucht nur kurz auf und auch die anderen großen Ritter an der Seite Arthurs erleben wir nur sporadisch, meist bei Schlachten und eben aus der Sicht Lancelots.
Giles Kristian hat sich recht frei an der Sage bedient und so weicht einiges natürlich vom Bekannten ab. Für mich war das ok, weil es ziemlich lange her ist, dass ich etwas mit Arthur und seinen Rittern gelesen habe. Es war eher so, ach ja, dieser Charakter gehört ja auch noch zur Arthus-Sage, daher hatte ich in dieser Hinsicht auch keine besonderes Erwartungen, sondern war einfach gespannt auf die Geschichte an sich.
Mit Lancelot habe ich die meiste Zeit mitgefiebert. Manches ist ihm ein bisschen zu sehr zugeflogen, bei seinem Training zum Kämpfer wurde dies glücklicherweise noch ein wenig korrigiert. Seine Freundschaft und Liebe zu Guinevere habe ich auf jeden Fall sehr gefühlt, aber auch da gab es die ein oder andere Szene, die eher weniger meinem Geschmack entsprach. Gerade zum Ende hin mit den Zeitsprüngen hatte ich Probleme. Es waren meist Zeitsprünge von mehreren Jahren und Lancelot befand sich damit auch an einem anderen Punkt im Leben und war dann anders. Beim Sprung vom Kind zum Erwachsenen hat das noch gepasst, aber der Sprung zu einem erfahrenen Kämpfer, der mittlerweile genug vom Kämpfen hat, war mir dann zu abrupt.
Merlin ist in diesem Buch ein sehr zwiespältiger Charakter, aber es ist gut gemacht. Ich wusste manchmal nicht so recht, was ich von ihm halten sollte. Denn auf der einen Seite steht er auf Arthurs Seite und unterstützt Lancelot auf seinem Weg, andererseits holt er die Menschen oftmals nicht ins Boot bei seinen Plänen, sondern platziert sie einfach auf seinem imaginären Schachbrett, dass er sich selber zurecht gelegt hat. Hiermit entspricht er dem typischen Druiden, dessen Wege manches Mal unergründlich erscheinen und der sehr geheimnisvoll rüberkommt.
Arthur und seine glorreiche Zeit kam mir in diesem Buch viel zu kurz. Als man ihm das erste Mal begegnet, ist die Begeisterung Lancelots greifbar und ich war da voll dabei, doch dieses Bild verändert sich recht schnell, weil es eben diese Zeitsprünge gibt. Wir bekommen alles wichtige von Arthurs Weg mit, aber es ist eben wie ein Schnelldurchlauf. Der zweite Teil dieser Reihe beschäftigt sich dementsprechend gar nicht mehr mit Lancelot und Arthur, sondern der nächsten Generation.
In einem kurzen Nachwort erfahren wir etwas zu den Beweggründen Giles Kristians die Arthus-Sage erneut zum Leben zu erwecken, obwohl es schon viele Bücher hierzu gibt. Diese Ausführungen fand ich äußerst interessant und runden den Roman wunderbar ab. Darüber hinaus gibt es noch ein kurzes Personenverzeichnis und eine kurze Leseprobe aus dem zweiten Band.

Fazit: Ein solider Roman über Lancelot und König Arthur, der mit seiner imposanten Kulisse zu punkten weiß. Das Ausführliche hat mir das Lesen dieses Buches auf englisch allerdings etwas beschwerlich gemacht. Empfehlenswert für alle, die Lust auf eine Neuerzählung der Arthus-Sage aus einer anderen Perspektive haben und die gerne epische Erzählweisen mögen.

Veröffentlicht am 15.04.2023

Trotz spannender Welt und Themen leider das Potenzial nicht voll genutzt

Der dunkle Schwarm 2 - Der stille Planet
0

„Der stille Planet“ von Marie Graßhoff ist der zweite Teil oder die zweite Staffel von „Der dunkle Schwarm“. Wir begleiten Atlas bei der Aufklärung eines länger zurückliegenden Mordes. Zuerst ist dieses ...

„Der stille Planet“ von Marie Graßhoff ist der zweite Teil oder die zweite Staffel von „Der dunkle Schwarm“. Wir begleiten Atlas bei der Aufklärung eines länger zurückliegenden Mordes. Zuerst ist dieses Buch als Hörbuch bei Audible erschienen und ich habe diesmal das Buch, das am 31. März 2023 bei Lübbe erschienen ist, gelesen.

Achtung! Zweiter Teil einer Reihe, daher Spoilerwarnung!

Nach den Enthüllung von Oracle alias Atlas ist das Syndikat zusammengebrochen. Die Welt befindet sich in einem Schwebezustand. Unruhen und Demonstrationen brechen aus. Beim Großkonzern Hypermind, der die Hives kontrolliert, wird ein neuer Vorstand eingesetzt und die Sicherheit der Technik soll in diesem Zuge erhöht werden. Doch dann gesteht Bennie Haloren einen Mord, den er nicht begangen haben kann. Atlas macht sich zusammen mit Noah daran, den Fall aufzuklären. Hilfe hierbei erhält sie von unerwarteter Seite und sie schafft sich neue sehr mächtige Feinde. Denn sie stößt auf Geheimnisse, die sehr weit in die Vergangenheit reichen und ein System aufdecken, dass tief in die Abgründe der Menschheit reicht.

Ich war sehr gespannt auf die Fortsetzung dieser Reihe, die etwas hat auf sich warten lassen und die mich zum ersten Mal so richtig in ein Hörbuch hat abtauchen lassen. Diesmal habe ich allerdings das Buch als Medium meiner Wahl gewählt. Wer der Autorin auf instagram folgt, weiß welche Herausforderungen das Schreiben eines Buches mit sich bringt, dass in Folgen eingeteilt ist, die genau 1 Stunde gehen.
Der Stoff wurde für die Umsetzung als Buch nochmals überarbeitet, ist aber weiterhin in Folgen unterteilt, die als Buch dann wiederum Kapitel haben. Im Buch kann man sehr gut die Struktur des Hörbuches erkennen, was ich sehr spannend fand. Diese Erfahrung hat mir aber gezeigt, dass diese Reihe als Hörbuch mit 10 Stunden für mich persönlich besser passt.
Ich bin gut ins Buch hineingekommen, allerdings habe ich nach der langen Pause durchaus gemerkt, dass mir einige Einzelheiten aus dem Vorgänger fehlen. Letzten Endes konnte ich der Geschichte dennoch gut folgen. Es ist eine direkte Fortsetzung des Vorgängers und es ist nicht all zu viel Zeit vergangen.
Neben Science-Fiction-Elementen bietet das Buch auch wieder Elemente aus einem Krimi. Ein Mordfall möchte endgültig aufgeklärt werden. In der düsteren Welt der Zukunft kommen allerdings andere Ermittlungsmethoden zum Tragen, die nicht immer legal sind. Und auch die allgemeine Situation im Buch trägt nicht unbedingt zur Erleichterung des Falles bei. Weitere Themen in diesem Buch sind der Handel mit Erinnerungen und dessen Einpflanzung in andere Menschen, Hive-Technologie und Supercomputer. Dabei wird es allerdings niemals zu technisch. Es geht um die Ideen dahinter und die sind gut erklärt.
Die Veränderung Atlas‘ ist in diesem Teil deutlich zu spüren. Ihr negativer Blick auf die Welt ist noch immer vorhanden und dennoch flucht sie nicht mehr so viel und sie hat gelernt, Menschen in gewissen Maße an sich heranzulassen. Dieser Teil hatte eine neue Herausforderung für sie parat, bei der sie sich noch mehr auf andere Menschen sowie ihre eigenen Instinkte verlassen muss und weniger auf die Errungenschaften der Technik setzen kann.
Noah ist auch wieder Teil der Geschichte. Dieser hat seinen Glauben an das Gute im Menschen noch immer nicht verloren und meiner Meinung nach, muss er die fast noch größere Herausforderung als Atlas bestehen. Wer den ersten Teil bereits gelesen hat, weiß was Noah passiert.
Das Gefüge zwischen Gut und Böse wird in diesem Buch auf den Kopf gestellt. Hier wäre glaube ich noch mehr möglich gewesen, wären hier nicht die Vorgaben für das Hörbuch gewesen. Das zwingt einen zur Kürze und ich denke hier hätte die philosophische Stärke der Autorin sehr zum Tragen kommen können.
Die Zukunftsversion in diesem Buch ist sehr düster. Wer am falschen Ende geboren worden ist, muss Verbrechen begehen, um zu überleben. Die Reichen wiederum nutzen ihren Reichtum teilweise sehr zu ihrem eigenen Nutzen aus. Dadurch das wir die Welt durch Atlas Augen betrachten, sind wir zusätzlich noch sehr auf ihre Sichtweise der Dinge beschränkt. Dies gibt dem Leser allerdings auch die Möglichkeit die eigene Sichtweise gemeinsam mit ihr zu hinterfragen.
Der Fall wird in diesem Buch abgeschlossen, dennoch gibt es ein Ende das auch eine Fortsetzung erlaubt. Zusatzmaterial wie ein Personenverzeichnis oder eine Danksagung gibt es keine. Die Personenanzahl ist übersichtlich, so dass man gut zurecht kommt. Gegen eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse aus dem Vorgänger hätte ich nichts gehabt. Mir hätte es den Einstieg glaube ich noch etwas erleichtert.

Fazit: Eine Geschichte, die sehr viel Potenzial hatte, das jedoch nicht ganz ausgereizt wurde. Die Themen und die Welt fand ich wieder spannend, dennoch fehlte mir das gewisse Etwas, dass einem ein Buch im Gedächtnis behalten lässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung