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Veröffentlicht am 21.06.2018

Fesselndes, mysteriöses Krimi-Debüt

Der Kreidemann
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Mit ihrem Debüt „Der Kreidemann” hat die Engländerin C.J. Tudors einen fesselnden Thriller mit Mystery-Elementen verfasst, der zeitweise eher an einen Coming-of-Age-Roman erinnert, und in dem nichts so ...

Mit ihrem Debüt „Der Kreidemann” hat die Engländerin C.J. Tudors einen fesselnden Thriller mit Mystery-Elementen verfasst, der zeitweise eher an einen Coming-of-Age-Roman erinnert, und in dem nichts so ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.
Erzählt wird die sehr komplexe Geschichte von der Hauptfigur Eddie auf zwei verschiedenen Zeitebenen, die zum einen im Jahr 1986 und zum anderen 2016 angesiedelt sind. C.J. Tudors versteht es mit ihrer mitreißenden, atmosphärisch dichten Erzählweise zunehmend eine unterschwellige Spannung aufzubauen, auch wenn die Handlung oft gemächlich voranschreitet. Durch den Wechsel zwischen den allmählichen Enthüllungen des Ich-Erzählers, über die ihn als 12-jährigen prägenden Ereignisse in seiner Kleinstadt, und den Verwicklungen in der Gegenwart entwickelt sich eine vielschichtige Geschichte um Freundschaft, Liebe, Hass, Rivalität, fatalen Begierden und den finsteren Abgründen der menschlichen Psyche. Schon bald wird deutlich, dass die Geschehnisse aus der Vergangenheit noch keinen Abschluss gefunden haben. Nach einigen überraschenden Wendungen zieht die Spannung zum Ende hin noch einmal enorm an und die Geschichte gipfelt in einem packenden, recht kurzen Showdown. Zum Ende hin werden allerdings die vielen offenen Fragen von der Autorin recht schnell und unspektakulär abgehandelt, um dem Leser abschließend eine schlüssige Auflösung zu liefern. Mich konnte diese allerdings nicht vollkommen überzeugen.
Neben der Hauptfigur Eddie hat die Autorin viele der Nebenfiguren abhängig von ihrer Rolle in der Handlung entsprechend vielschichtig ausgearbeitet, andere hingegen blieben etwas farblos. Insbesondere Eddies Freunde Mickey, Hoppo und Fat Gav und natürlich Nicky, das einzige Mädchen der Clique, sind mit ihren Geheimnissen und ihren dynamischen Beziehungen untereinander aber hervorragend getroffen und geben genug Anhaltspunkte für Spekulationen. In beiden Handlungssträngen ist der Autorin mit Eddie ein sympathischer, aber zugleich auch sehr ambivalenter Charakter gelungen, der mit seinem teilweise unheimlichen und undurchsichtigen Verhalten Skepsis an der Aufrichtigkeit und Vertrauenswürdigkeit als Erzähler aufkommen lässt.
FAZIT
Eine fesselnde, mysteriöse Geschichte - mit interessanten, gut ausgearbeiteten Charakteren aber wenig Thrill und einigen Ungereimtheiten. Trotzdem ein sehr unterhaltsames und lesenswertes Debüt!

Veröffentlicht am 09.06.2018

Über die endlose Jagd nach der perfekten Welle

Barbarentage
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INHALT
Vor fünfzig Jahren verfällt William Finnegan dem Surfen. Damals verschafft es ihm Respekt, dann jagt es ihn raus in die Welt – Samoa, Indonesien, Australien, Südafrika –, als Familienvater mit Job ...

INHALT
Vor fünfzig Jahren verfällt William Finnegan dem Surfen. Damals verschafft es ihm Respekt, dann jagt es ihn raus in die Welt – Samoa, Indonesien, Australien, Südafrika –, als Familienvater mit Job beim New Yorker dient es der Flucht vor dem Alltag …
Barbarentage erzählt die Geschichte dieser lebenslangen Leidenschaft, sie handelt vom Fernweh, von wahren Abenteuern und den Versuchen, trotz allem ein Träumer zu bleiben. Ein Buch wie das Meer, atemberaubend schön.
(Quelle: Klappentext Suhrkamp Verlag)

MEINE MEINUNG
William Finnegan hat mit „Barbarentage“ einen wundervollen, fesselnden autobiographischen Roman über seine lebenslange unstillbare Leidenschaft für das Surfen geschrieben. Die Erinnerungen an sein bewegtes Leben umfassen neben authentischen Berichten über Surfabenteuer auch sehr persönliche und emotionale Einblicke und sind zugleich ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte. Zu Recht wurde dieses Buch 2016 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.
Für den New Yorker Journalisten und Schriftsteller ist die Jagd nach Wellen stets weit mehr als nur ein Sport gewesen, sondern auch ein ganz einzigartiges Lebensgefühl. Es war für ihn auch eine sehr individuelle Art des Auslotens und Überwinden von persönlichen Grenzen, der Sehnsucht nach Abenteuern aber auch der Suche nach dem Sinn des Lebens.
Der Autor ist ein hervorragender Geschichtenerzähler. Er versteht es, den Leser mit seinem anschaulichen, abwechslungsreichen und authentischen Schreibstil zu fesseln sowie mit tollen humorvollen und selbstironischen Einschüben zu unterhalten. Zudem gelingt es ihm ausgesprochen gut, uns seine lebenslange Faszination für das Wellenreiten zu vermitteln und bewegende, magische Momente beim Spiel mit den Wellen und den Naturgewalten in sehr eindrucksvolle, poetische Worte zu fassen. Natürlich gehört zu den Beschreibungen von Wellenkunde, Spots, Surfboards und –techniken auch jede Menge Fachvokabular, das aber am Ende des Buches in einem „Glossar typischer Surfbegriffe“ aufgelistet ist und bei Bedarf von Nicht-Surfern nachgelesen werden können. So kann der Leser problemlos in die faszinierende Welt der Surfer eintauchen und kann sich dem Zauber des Surfens schon bald nicht mehr nicht entziehen. Schonungslos realistisch beschreibt Finnegan aber auch die Risiken, die mit dem Surfen verbunden sind, und enthält uns auch lebensgefährliche Situationen nicht vor, bei denen er in die Turbulenzen der Wellen geraten ist, unvorstellbare Kräfte ihn gegen Felsen schleuderten oder er fast ertrunken ist.
Finnegan hat für seine Autobiographie eine mehr oder weniger chronologische Darstellung seines Lebens gewählt, die in bestimmte ortsgebundene Zeitabschnitte untergliedert ist. Abgerundet wird das Ganze durch einige kleinere, in den Text eingestreute Schwarz-weiß Fotografien des Autors zeigen.
Neben witzigen und skurrilen Anekdoten schildert Finnegan auch berührende und nachdenklich stimmende Episoden aus seinem spannenden Leben. Aufgewachsen in Kalifornien und Hawaii hat er mit dem Surfen schon früh begonnen. Sehr mitreißend erzählt Finnegan von seinen ersten Begegnungen mit den Wellen vor der kalifornischen Küste und seiner Jugend in Hawaii, wo restlos dem Surf-Fieber verfällt. Neben ganz alltäglichen Themen wie Freundschaften, Familie, Beziehungen erfahren wir auch von seinen Surftrips, von einsamen, versteckten Spots, Begegnungen mit Big Waves und endlosen Wellenritten.
Als junger, abenteuersuchender Mann bricht er auf in ferne Länder getrieben von der ewigen Jagd nach der perfekten Welle, die ihn niemals mehr losgelassen hat. Seine Reisen bringen ihn auf alle Kontinente der Welt vom Südpazifik, Australien, Asien und Afrika und bescheren ihm unvergessliche Begegnungen mit außergewöhnlichen und skurrilen Menschen. Nebenbei erfahren wir aber auch einiges über sein Schriftstellerleben, seine frühen Jahre als Autor bis hin zu seiner bemerkenswerten Karriere als ausgezeichneter Journalist und Kriegsberichterstatter.
FAZIT
Beeindruckende Erinnerungen an eine lebenslange Surfleidenschaft und ein bewegtes Leben – abwechslungsreich, anschaulich und sehr fesselnd geschrieben!
Ein ganz besonderes Lesevergnügen nicht nur für Fans des Surfens! Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 09.06.2018

Düstere, abgründige Krimi-Fortsetzung

Der einsame Bote
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INHALT
Kommissar Tommy Bergmann steht am Abgrund. Bis heute gibt es keine Spur von der 13-jährigen Amanda, die er schon seit Monaten sucht. Jetzt wurde das Mädchen für tot erklärt, der Mörder angeblich ...

INHALT
Kommissar Tommy Bergmann steht am Abgrund. Bis heute gibt es keine Spur von der 13-jährigen Amanda, die er schon seit Monaten sucht. Jetzt wurde das Mädchen für tot erklärt, der Mörder angeblich beerdigt und der Fall offiziell abgeschlossen. Gibt Bergmann seine Ermittlungen nicht auf, wird er suspendiert. Doch er kann nicht anders, er muss weitergraben in diesem hoffnungslosen Fall und wird dafür von seinen Kollegen isoliert. Als er fast aufgeben will, stößt er auf die Spuren einer Sekte. Ihr Anführer sieht sich als weiser Hirte, der das einfache Leben liebt. Er glaubt, dass ein Mörder erlöst werden kann, wenn ein junges Mädchen geopfert wird. Wie Amanda. Oder wie die Tochter von Susanne Bech, Bergmanns Kollegin. (Quelle: Klappentext List)
MEINE MEINUNG
„Der einsame Bote“ vom norwegischen Bestseller-Autor Gard Sveen ist bereits der 3. Band seiner Krimi-Serie um den Osloer Kommissar Tommy Bergmann. Ohne die Vorgängerbände zu kennen, ist es allerdings nicht sehr ratsam den neuesten Band zu lesen. Er enthält sehr viele Querverweise zu den vorangegangenen Fällen und früheren Ermittlungen, so dass einige fesselnde Verwicklungen und Andeutungen ohne Kenntnis der Hintergründe nicht völlig verstanden werden können. Hier wäre ein Hinweis im Klappentext des Buchs sehr wünschenswert, um etwaigen Enttäuschungen der Leser vorzubeugen.
Sveen hat eine gelungene, komplexe Fortsetzung seines Vorgängerbands »Teufelskälte« vorgelegt und den Kriminalfall mit einem unglaublich packender Showdown zum Abschluss gebracht. Insgesamt kann dieser Band allerdings nicht mehr an den hervorragenden, atmosphärisch dichten Auftakt seiner Krimireihe mit dem Titel »Der letzte Pilger« heranreichen.
Nach einem Einstieg mit einem groben Überblick über die bisherigen Ereignisse in Form einer Pressemitteilung werden viele Fäden aus dem Vorgängerband wieder aufgegriffen, die die volle Konzentration des Lesers fordern. Durch Rückblicke und Wechsel der Erzählstränge baut sich schon bald enorme Spannung auf. Es entfaltet sich eine hochkomplexe Handlung mit typischen Elementen eines fesselnden Psychothrillers. Die vermisste 13jährige Amanda, die Opfer eines bestialischen Kinderschänders ist - ein toter Serienkiller, der von den Toten auferstanden zu sein scheint und Spuren zu einer mysteriösen, religiösen Sekte in Litauen, die grausame Rituale praktiziert – eine große Herausforderung für den genialen Ermittler der Osloer Polizei, den ernsthafte Zweifel an den Ergebnissen der damaligen Ermittlungsarbeit plagen. Obwohl Bergmann wegen einer Abmahnung im Entführungsfall von Amanda nicht mehr ermitteln darf, setzt er seine Jagd nach dem wahren Mörder auf eigene Faust und entgegen dem Willen seiner Vorgesetzten fort. Parallel hierzu ermittelt seine junge Kollegin Susanne Bech in einem anderen Fall, der mit Bergmanns Untersuchungen zusammenzuhängen scheint, und sie rasch in akute Gefahr bringt. Nach und nach lässt Sveen uns in erschreckende Abgründe der menschlichen Psyche blicken. Bergmanns Ausflug nach Vilnius nimmt uns mit auf eine nervenaufreibende Achterbahnfahrt, ein mysteriöses Katz-und-Maus-Spiel offenbart uns ein verstörendes Horrorkabinett an Perversitäten und Schrecken. Als typisch skandinavischer Krimi ist der Roman nahezu durchgehend von einer beklemmenden, düsteren Stimmung geprägt, die nur selten von einigen Lichtblicken durchbrochen wird, und die extrem dunkle Handlung unterstreicht.
Der Protagonist Tommy Bergmann ist ein sehr vielschichtiger, hochkomplexer Charakter – ein Antiheld, der mit großen psychischen Problemen zu kämpfen hat. Die Einblicke in sein Privatleben und seine persönlichen Probleme nehmen in diesem Band keinen sehr großen Raum ein. Seine inneren Dämonen und charakterlichen Defizite wie seine Gewalttätigkeit gegenüber Frauen, deren Wurzeln scheinbar in der Vergangenheit liegen und weiterhin im Dunkeln bleiben, scheint er mittlerweile besser im Griff zu haben. Seine besessene Suche nach der Wahrheit, großes Engagement und Ausdauer im Job machen ihn trotz seiner unverantwortlichen Alleingänge und dunklen Seiten zwar interessant, aber nicht allzu sympathisch. Insgesamt wirkte er auf mich sehr unnahbar und konnte mich nicht richtig mitreißen. Die übrigen Charaktere sind ausreichend plastisch und lebensnah ausgearbeitet, so dass ihre Handlungen für mich weitgehend nachvollziehbar waren.
Die teilweise verwirrenden Details aus der Vergangenheit fügen sich allmählich wie Puzzleteilchen zusammen und geben Hinweise auf Tommys aktuelle Ermittlungen. Nach einigen unvorhersehbaren Wendungen, falschen Spuren, etlichen Sackgassen und unfassbar grausamen und abstoßenden Enthüllungen, die beim Leser starke Nerven erfordern, gipfelt der Krimi in einem packenden Showdown, der an Dramatik kaum zu überbieten ist. Die Aufklärung des komplizierten Falls war insgesamt schlüssig und nachvollziehbar, und doch bleiben noch einige offene Aspekte, die den Leser verwirrt zurücklassen. Nach diesem schockierenden Ende bin ich gespannt, ob es für Bergmann überhaupt im neuen Band weitergehen kann.
FAZIT
Eine fesselnde Fortsetzung des unglaublich düsteren, abgründigen Krimis mit der noch ausstehenden Auflösung des hochkomplexen Falls aus dem Vorgängerband!

Veröffentlicht am 03.06.2018

Temporeiche, packende Fortsetzung

In den Fängen des Löwen
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INHALT
Der letzte Fall hat bei Zack Spuren hinterlassen. Wochenlang saß er am Krankenbett seines besten Freundes Abdula, bis dieser schließlich aus dem Koma erwachte. Doch zum Grübeln bleibt keine Zeit, ...

INHALT
Der letzte Fall hat bei Zack Spuren hinterlassen. Wochenlang saß er am Krankenbett seines besten Freundes Abdula, bis dieser schließlich aus dem Koma erwachte. Doch zum Grübeln bleibt keine Zeit, denn sein Job verlangt erneut seine ganze Konzentration. Auf einem alten Fabrikgelände in Stockholm wurde die Leiche eines elfjährigen Jungen entdeckt. Festgebunden auf einem Schornstein in grausigen Höhen. Niemand kann sich erklären, wie das Kind dorthin gekommen ist, doch dann spüren Zack und seine Partnerin Deniz einen wichtigen Zeugen auf. Ein alter Mann hat beobachtet, wie Ismail aus dem Asylbewerberheim geflohen ist, in dem er untergebracht war. Die Spur führt zu einem Mann namens Lejonet, der Löwe, der unter falscher Identität in Schweden lebt. Deniz und Zack sind sich sicher, dass er an der Entführung mehrerer Kinder beteiligt ist, doch als sie bei seiner Wohnung ankommen, eröffnet jemand das Feuer auf die Polizisten. Die Jagd hat begonnen.
(Quelle: Klappentext Klett Cotta Verlag)
MEINE MEINUNG
„In den Fängen des Löwen“ aus der Feder des schwedischen Autorenduos Mons Kallentoft und Markus Lutteman ist bereits der 2. Band der Krimi-Reihe um den Stockholmer Ermittler Zack Herry. Auch ohne den Auftakt der Reihe zu kennen, kann man den neuesten Fall problemlos lesen, denn wichtige Hinweise zur Vorgeschichte von Zack und seiner Kollegin Deniz wurden geschickt in die Handlung eingebaut.
Den Autoren ist erneut ein solider, zum Ende hin unglaublich packender Thriller gelungen, der alle typischen Komponenten für gute skandinavische Spannungsliteratur in sich vereint und in dem auch gesellschaftskritische Themen angesprochen werden.
Der gelungene Einstieg mit einem rätselhaften Prolog zu Zack Herrys neuestem Fall hat mich sehr gefesselt und mit vielen Fragen zurückgelassen. Ein Mann mit messerscharfen Krallen in einem Löwenkostüm, ein verängstigter Junge in einem Käfig und Zack, der mal wieder ziemlich neben der Spur zu sein scheint, beim Russisch Roulette-Spiel – wie mag dies nur alles zusammenhängen?
Durch sehr kurze Kapitel und schnelle Wechsel der temporeichen Handlungsstränge baut sich schon bald enorme Spannung auf. Extrem beunruhigend sind auch die eingeschobenen, kurzen Textpassagen aus Tätersicht, die Schlimmstes ahnen lassen. Die Autoren haben ihren düsteren und teilweise recht blutigen Thriller äußerst abwechslungsreich, nervenaufreibend und mit sehr hohem Tempo gestaltet, so dass für den Leser kaum Zeit zum Verschnaufen bleibt. Perfekt passt hierzu auch der kurze, knackige Schreibstil der Autoren.
Neben den fesselnden Ermittlungen nehmen Einblicke in Zacks problematische Vergangenheit und seine persönlichen Probleme großen Raum in der Geschichte ein. Der junge, ziemlich durchgeknallte Protagonist ist als ein sehr hochkomplexer Charakter angelegt, der sich durch seinen Drogenkonsum auf einer stetigen Abwärtsspirale befindet, die auch seine Arbeitsfähigkeit zunehmend zu beeinträchtigen scheint. Sehr glaubwürdig präsentieren die Autor uns einen psychisch angeschlagenen, traumatisierten Ermittler, der seine inneren Dämonen nur noch zeitweise im Griff hat, stets am Limit ist und durch Stress schnell in alte Muster zurückfällt. Bisweilen ist es nicht ganz klar, auf welcher Seite des Gesetzes er eigentlich steht. Mit seiner Loyalität zu seinem Jugendfreund und Dealer Abdula, seiner Fürsorglichkeit für das kleine Nachbarmädchen Ester und sein großes Engagement im Job wirkt er darüber hinaus aber sehr sympathisch und authentisch. Auch die übrigen Charaktere vor allem die Figuren des recht außergewöhnlichen, recht schrägen Ermittlerteams sind mit ihren Ecken und Kanten interessant ausgearbeitet, so dass ihre Handlungen für mich größtenteils nachvollziehbar waren.
Das Spezialteam wird bei ihren unter Hochdruck laufenden Ermittlungen auf so manche falsche Fährte geschickt und gerät in lebensbedrohliche Situationen, bis sich schließlich eine heiße Spur aufzutun scheint.
Richtig packend wird die Handlung, als man zu ahnen beginnt, wie die vielen verwirrenden Details und neuen Entwicklungen mit dem Fall zusammenhängen und welches Motiv sich dahinter verbergen könnte. Nach einigen unvorhersehbaren Wendungen inklusive einiger riskanter Alleingänge gipfelt die Jagd nach dem Täter in einem sehr rasanten Showdown, der an Dramatik kaum zu überbieten ist. Die Aufklärung des komplizierten Falls war insgesamt schlüssig und nachvollziehbar. Dennoch bleiben einige offene Aspekte aus der Nebenhandlung und aus Zacks rätselhafter Vergangenheit, die einen neugierig machen und viel Raum für Spekulationen lassen. Nach diesem mysteriösen Ausklang bin ich schon sehr gespannt, wie es im neuen Band weitergehen wird.
FAZIT
Eine temporeiche, packende Fortsetzung der Thriller-Reihe rund um Stockholms jungen, durchgeknallten Ermittler Zack Herry!

Veröffentlicht am 03.06.2018

Nichts als Lügen

Fake
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INHALT
Während im Nahen Osten Friedensverhandlungen laufen, wird in Syrien ein hochrangiger IS-Kämpfer per Drohnenangriff ausgeschaltet. Als bekannt wird, dass auch die IS- Geisel Catherine Finch zu den ...

INHALT
Während im Nahen Osten Friedensverhandlungen laufen, wird in Syrien ein hochrangiger IS-Kämpfer per Drohnenangriff ausgeschaltet. Als bekannt wird, dass auch die IS- Geisel Catherine Finch zu den Opfern des Anschlags gehört, beginnt für die US-Regierung ein Wettlauf gegen die Zeit. Für eine geheime Vertuschungsaktion wird CIA-Agent Pete Town zurück ins Agentengeschäft beordert. Sein Auftrag: Catherine Finch in den Medien so lange am Leben zu erhalten, bis die Friedensverhandlungen abgeschlossen sind. Ein nahezu unmögliches Unterfangen. Doch das ist nicht sein einziges Problem. Berüchtigte Warlords, die vom Krieg in Syrien profitieren, wollen Catherine Finch tot sehen. Und Town steht ihnen dabei im Weg….
(Quelle: Klappentext Tropen Verlag)
MEINE MEINUNG
Dem unter dem Pseudonym „James Rayburn“ schreibenden, südafrikanischen Autor Roger Smith ist mit „Fake“ ein äußerst action- und temporeicher Geheimdienst-Thriller gelungen, der mich durch seine Realitätsnähe von Beginn an fesseln konnte.
Der Autor hat sich für seinen Page Turner eine rasante und sehr packende Hintergrundstory zu den sehr aktuellen Themen Terrorismus, undurchsichtige Geheimdienstaktivitäten, Manipulation durch Fake-News und skrupellosem Waffenhandel im Nahen Osten ausgedacht. Mit seiner sehr angenehm zu lesenden Geschichte entwirft er ein beklemmendes Machtspiel zwischen unkontrollierbaren Geheimdiensten, geldgierigen Waffenhändlern und scheinheiliger Politik, das keineswegs so weit hergeholt oder unrealistisch erscheint.
Der Autor versteht es hervorragend, so abwechslungsreich und fesselnd zu schreiben, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen kann. Hierbei geizt er auch nicht mit recht brutalen, schonungslos beschriebenen Szenen. Schon der rasante, schockierende Einstieg, kurz gehaltene Kapitel mit geschickt gesetzten Cliffhangern und rasche Perspektivwechsel sorgen für eine enorme Spannung. Das extrem hohe Tempo und einige filmreife Actionszenen lassen das Kopfkino schnell anspringen. Darüber hinaus garantieren im Hintergrund agierende finstere Bösewichte und einige unerwartete Wendungen einen packenden, unterhaltsamen Lesespaß mit viel Raum zum Spekulieren. Natürlich bedient sich der Autor bisweilen auch einiger Klischees, die in diesem Genre recht verbreitet sind, sich aber nicht negativ auf die Glaubwürdigkeit seiner Geschichte auswirken.
Der Autor hat mit seinem Protagonisten Pete Town einen faszinierenden, recht glaubwürdigen Charakter geschaffen. Der ehemalige CIA-Agent, der wegen einer Verletzung seinen vorzeitigen Ruhestand genießt, ist eine faszinierende, vielschichtig angelegte Figur, die sehr sympathisch wirkt. Allmählich gibt der Autor aber auch sehr stimmige Einblicke in seine professionelle, recht abgebrühte Vorgehensweise und lässt seine dunkle, skrupellose Seite zum Vorschein kommen. So dauert es auch gar nicht lange, bis Town bei seiner geheimen Mission zwischen alle Fronten gerät und in einem undurchsichtigen Interessenskonflikt seinen eigenen Weg gehen muss. Ein atemberaubendes Verwirrspiel beginnt, bei dem die Grenzen zwischen Gut und Böse oftmals verwischen und Ethik und Moral dem Machtspiel um das große Ganze zum Opfer zu fallen drohen. Zum Ende hin gewährt uns der Autor bei der überraschenden Enthüllung seines clever konstruierten Verwirrspiels einige sehr schockierende Einblicke in die Abgründe der menschlichen Existenz und zugleich in die üblen Maschenschaften der Geheimdienste, die angesichts aktueller Vorfälle sogar sehr realistisch erscheinen.
FAZIT
Ein äußerst packender und unterhaltsamer Geheimdienstthriller mit einer glaubwürdigen Hintergrundstory, hohem Tempo, filmreifen Actionszenen sowie unerwartete Wendungen!