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Veröffentlicht am 16.10.2018

Victoria - ein königliches Menschenleben, Victoria - ein menschliches Königsleben

Queen Victoria
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Dieses Buch, geschrieben von der australischen Historikerin Julia Baird, läßt tief in Victorias Leben blicken.

Als junges Mädchen wird Victoria Königin. Sie heiratet ihre große Liebe Albert ...

Dieses Buch, geschrieben von der australischen Historikerin Julia Baird, läßt tief in Victorias Leben blicken.

Als junges Mädchen wird Victoria Königin. Sie heiratet ihre große Liebe Albert und schenkt ihm 9 Kinder.
Sie ist sehr liebesbedürftig, sucht immer den "Vater", den sie früh verloren hat, ihrer Mutter steht sie nur zeitweise nahe.
Als Albert immer mehr ihre Staatsgeschäfte übernimmt, konzentriert sie sich auf ihre Familie, will aber trotzdem immer über alles am Laufenden gehalten werden.
Nach Alberts Tod fällt sie in eine tiefe Depression, fängt sich aber so weit, daß sie
wieder ihre Macht als Königin einsetzt und sich in die Regierungsgeschäfte
einmischt.
Victoria ist etwas naiv, was Kriegshandlungen der Briten in der ganzen Welt betrifft. Nicht alles, was man sie wissen lässt, entspricht der harten Realität, aber man könnte meinen, sie will es gar nicht so genau wissen.

Im Gegensatz zu anderen Biografien wird hier nicht (so viel) geschönt und man bekommt ein glaubhaftes, sehr umfassendes Bild von Königin Victoria.
Nach Liebe und Verständnis suchend, aus dem Bauch und dem Herzen heraus ihre Entschlüsse treffend, in Wut ausbrechend, Mitleid heischend, hassend und liebend, tierliebend, un- bis selbstsicher, depressiv, das einfache Leben liebend, naiv und nicht berechenbar, stur, auch gütig, zäh und vor allem, niemals aufgebend war Victoria.

Das Buch ist keine leichte Lektüre, die man einmal kurz zur Hand nimmt. Der Inhalt ist komplex, zum Teil von Schreibfehlern ( nicht allzu viele ) durchsetzt, zwar chronologisch geordnet, aber trotzdem voll von Wiederholungen.
Zu Beginn des Buches findet man einen Stammbaum, den man besser versteht, wenn man auch die zugegebenermaßen recht trockene Einführung der Autorin liest.
Danach lesen sich die in 5 Teile gegliederten 30 Kapitel des Buches wie ein dichter spannender Roman.
Die Hauptfigur Victoria wird von ihrer Geburt an durch ihr vielschichtiges leben bis zu ihrem Tod begleitet.

Viele Bilder und Fotos lassen auch optisch die Zeit Victorias erscheinen.
Das Cover zeigt ein Bild der sehr jungen Victoria, die durchaus eine Schönheit war.

Im Anhang erzählt die Autorin davon, wie schwierig es war, zu dem erforderlichen
Material zu gelangen und wie sie es doch geschafft hat.
Viele Anmerkungen zu den jeweiligen Kapiteln machen klar, daß es sich um ein Sachbuch und keinen Roman handelt.
Den Abschluß macht eine Bibliographie, in der alle Quellen und Zeitschriften aufgelistet sind, die die Autorin als Grundlage und zur Erstellung des Buches genutzt hat.
Ein Bildnachweis sowie ein alphabetisch gestaltetes Register runden das Buch ab.

Bis jetzt hatte ich mein (geringes) Wissen über Königin Victoria aus dem Geschichtsunterricht (muahh, langweilig ), und aus Filmen wie " Mädchenjahre einer Königin", und "Victoria und Abdul". Aber nun weiß ich um Vieles mehr über diese wiedersprüchliche Frau und Königin.
Eigentlich war alles, was ich bisher wußte, geschönt oder schlicht und einfach frei erfunden.
Es lohnt sich, das Buch zu lesen.



Veröffentlicht am 19.08.2018

Atemberaubend

Vier Tage in Kabul
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Schon lange habe ich nicht mehr ein Buch gelesen, das mich derart gefesselt hat.
Die Autorin Anna Tell legt hier ein hohes Tempo und hohe Schreibqualität vor. Sie schreibt natürlich als Politologin ...

Schon lange habe ich nicht mehr ein Buch gelesen, das mich derart gefesselt hat.
Die Autorin Anna Tell legt hier ein hohes Tempo und hohe Schreibqualität vor. Sie schreibt natürlich als Politologin und Kriminalkommissarin von Dingen und Vorgängen, die ihr sehr vertraut sind.
In ihrem Buch beschreibt sie, wie die Protagonistin des Thrillers in Afghanistan an ihre Grenzen gehen muß, um zwei entführte Diplomaten aus den Fängen ihrer Peiniger zu befreien. Sie beschreibt auch, wie sensibel die politischen Bande sind, wie sich Diplomaten winden, um nur nach aussen hin gut da zu stehen und die politischen Verbindungen zu schützen, was bestimmt nicht einfach ist.
Die Handlung des Buches begrenzt sich auf 4 Tage, so auch der Titel, und in diesen 4 Tagen passiert wirklich unheimlich viel, einiges geht gründlich schief, einiges gelingt.
Der Leser allerdings, mit einem derartig hohen Tempo konfrontiert, sollte unbedingt darauf achten, zu atmen, es wäre schade, den Thriller nicht zu Ende lesen zu können.
Das Cover ist aussagekräftig, aber der Inhalt reisst mit.

Veröffentlicht am 05.07.2018

26 Jahre

Der englische Liebhaber
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Da ist mir ein richtiger Schatz in die Hände gefallen.
Federica de Cescos Buch:" Der englische Liebhaber " ist nicht nur einfach eine Liebesgeschichte, sondern ein einer wahren Begebenheit nachempfundener ...

Da ist mir ein richtiger Schatz in die Hände gefallen.
Federica de Cescos Buch:" Der englische Liebhaber " ist nicht nur einfach eine Liebesgeschichte, sondern ein einer wahren Begebenheit nachempfundener Roman, excellent beschriebenen Personen, und einer absolut realen Beschreibung der Kriegs-und Nachkriegszeit.
Anna, eine junge Frau aus Münster, verdient sich ihr und ihrer Famile Einkommen als Dolmetscherin bei der englischen Besatzungsmacht. Sie ist die einzige arbeitsfähige Person in der Familie und das Überleben kann im Moment eigentlich nur Anna sichern.
Eines Tages lernt sie Jeremy Frazer kennnen. Er bringt sie nach Hause, weil sie fiebert und kaum noch auf den Beinen stehen kann.
Und ganz langsam und im Geheimen baut sich eine Liebe auf, die Anna und Jeremy in Schwierigkeiten bringen könnte, wenn sie bekannt würde.
Britenschlampe ist da noch ein milder Ausdruck.
Aber die beiden sind aneinander verloren und so kommt, was kommen muß. Anna wird schwanger.
Und Jeremy verschwindet, obwohl er versprochen hat, zurück zu kommen.
Aber Jeremys Arbeitgeber, der britische Geheimdienst verhindert dies.
Anna bekommt ihr Kind, eine Tochter, Charlotte. Und Anna sorgt für die ganze Familie, was zur Folge hat, dass sie sich nicht so um Charlotte kümmern kann, wie sie sollte und wollte.
Annas Eltern sterben, sie ist mit Charlotte allein und schlägt sich tapfer durchs Leben.
Charlotte wird erwachsen, Anna wird krank und stirbt. Und ausser einigen Erinnerungsstücken hinterläßt sie ihrer Tochter Briefe und Tonbänder.
Charlotte macht sich eines Tages daran, alles zu sortieren und zu Hören, bzw. lesen.
Und da rollt sich das ganze Leben ihrer Eltern, den Vater hat sie noch kennengelernt, auch er ist verstorben, vor ihr auf und ihr wird im Nachhinein klar, wie behütet und beschützt sie trotz allem aufgewachsen ist.
Die Autorin versteht es meisterhaft, Situationen zu beschreiben, ohne bewußt auf Tränendrüsen zu drücken. Sie beschreibt das Leben Annas und zum Teil auch Jeremys, wie es durchaus hätte sein können.
Ein Lesevergnügen, das man nur mit Mühe unterbrechen mag.

Veröffentlicht am 01.07.2018

Familienbande

Familie und andere Trostpreise
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Martine McDonaghs Buch ist etwas Aussergewöhnliches.
Sie beschreibt in dem Roman die Suche Sonny Andersons Suche nach seiner Mutter.
In Briefform.
Sowohl humorvoll als auch traurig.
Sonny, ...

Martine McDonaghs Buch ist etwas Aussergewöhnliches.
Sie beschreibt in dem Roman die Suche Sonny Andersons Suche nach seiner Mutter.
In Briefform.
Sowohl humorvoll als auch traurig.
Sonny, Ex- Drogenabhängiger, lebt mit Thomas, seinem Betreuer in einem kleinen Kaff in Kalifornien. Er ist zufrieden, so wie die beiden dort leben, bis zu seinem 21. Geburtstag.
Da ändert sich für Sonny alles.
Der mit vielen Phobien behaftete junge Mann erbt nämlich das Vermögen seines Vaters. Der war ein Guru. Und sein Samenspender, denn wirklich gekümmert hat sich weder sein Vater, der Guru, noch seine Mutter, die Erleuchtete, um ihr Kind.
Also macht sich Sonny auf den Weg nach England und Schottland, um Bekannte seiner Mutter und seines Vaters zu treffen und zu befragen.
Was da alles ans Tageslicht kommt, ist nicht immer das, was sich Sonny erwartet hat.
Jeden Tag schreibt er im Brief an seine ihm unbekannte Mutter, was er alles herausgefunden hat.
Ausserdem will er so nebenbei auch noch alle Drehorte seines Lieblingsfilms " Shaun of the Death" besichtigen.
Eine Reise , die ihm viel abverlangt, ihm viel an Hintergrundwissen bringt, und ihn als gereiften Menschen dorthin führt, wo er eigentlich immer schon war.

Veröffentlicht am 14.05.2018

Märchenhaft

EDELFA UND DER TEUFEL
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Im Piemont des Jahres 1557 herrscht Krieg. Die Franzosen gegen das Haus Habsburg.
Mittendrin erzählt Caroline Sesta in gekonnter Weise ihr Märchen für Erwachsene, wie sie selbst es bezeichnet. ...

Im Piemont des Jahres 1557 herrscht Krieg. Die Franzosen gegen das Haus Habsburg.
Mittendrin erzählt Caroline Sesta in gekonnter Weise ihr Märchen für Erwachsene, wie sie selbst es bezeichnet. Sie ist eine Verfechterin der romantischen deutschen Sprache und setzt diese vortrefflich ein. So kommt der Leser in den doppelten Genuß der Handlung.
Die Hauptpersonen sind einerseits Lauro di Montemano, der erstgeborene Sohn eines piemontesischen Landgrafen und Edelfa di Frattamaggiore, eine Grafentochter aus Neapel. Beide werden von ihren Eltern zur Verehelichung gedrängt, beide wollen eigentlich nicht heiraten, sondern auf die große Liebe warten.
Allein, das Schicksal will es völlig anders.
Lauro zieht in den Krieg, sein jüngerer Bruder kommt in einem Gefecht ums Leben. Lauro und einige Mitkämpfer werden von den Franzosen gefangen genommen.
Edelfa wird währenddessen mit einem Witwer verlobt und zwecks Hochzeit auf die Reise zu ihm geschickt. Aber auch sie gerät in die Gefangenschaft der Franzosen. Diese verkaufen ihre Gefangenen aus Habgier als Sklaven.
Und so geraten sowohl Edelfa als auch Lauro und seine Kampfgefährten in die Hände eines recht mysteriösen, schwarzen Grafen namens Emanuele und seiner teufelsbesessenen Mutter.
Auf deren Schloß geht es so richtig teuflisch zu, aber zum Glück können sich die Gefangenen durch die Hilfe und Unterstützung eines alten gefangenen Mannes
befreien und sie machen sich samt Edelfa auf den Weg in die Heimat.
Viel Mystik, viel Fantasy, tolle Landschaftsbeschreibungen, gute Charakteristiken der Hauptpersonen machen das Buch zu einem gut und leicht lesbaren "Abenteuer", das 16.Jahrhundert mit seiner Dunkelheit und allem Aberglauben, aber auch harter Realität geben dafür einen wunderbar beschriebenen Hintergrund für diesen ersten Teil eines abenteuerlichen Buches ab.
Auch die von ihr so geliebte Landschaft des Piemont beschreibt Caroline Sesta wieder in bester Manier.
Auf die Fortsetzung des Romans darf man sich jedenfalls freuen.