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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.07.2018

Sehr gelungene, abwechslungsreiche Wohlfühlgeschichte

Wo die Dünen schimmern
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INHALT
„Solange du etwas bewegst, lebst du. Solange du etwas bewegst, gehen die Dinge voran, und es gibt Hoffnung.“ S. 76
Jessieanna lebt in Kalifornien. Sie arbeitet in der Kosmetikfirma ihrer Großmutter. ...

INHALT
„Solange du etwas bewegst, lebst du. Solange du etwas bewegst, gehen die Dinge voran, und es gibt Hoffnung.“ S. 76
Jessieanna lebt in Kalifornien. Sie arbeitet in der Kosmetikfirma ihrer Großmutter. Ihr großes Ziel ist es, eine Lotion herzustellen, die nicht nur auf die Haut, sondern auch auf die Seele wirkt. Doch der perfekte Duft dafür will ihr nicht gelingen.
Als ihr Vater darauf besteht, dass sich Jessieanna nach einer schweren Lungenerkrankung in seiner alten Heimat auskuriert, ist sie alles andere als begeistert. Was soll sie in der Fremde auf der kalten Nordseeinsel Amrum? Dafür müsste sie ihre Hochzeit mit Ryan verschieben!
Doch auf der Insel gibt es jemanden, der ihr zu der fehlenden Komponente für ihre Lotion verhelfen könnte. Doch wie soll sie ihm sein Geheimnis entlocken? Bei ihren Bemühungen hilft ihr jemand, der sie völlig unerwartet in Verwirrung stürzt...
(Quelle Klappentext Fischer )
MEINE MEINUNG
Mit „Wo die Dünen schimmern“ ist nun nach „Wenn die Wellen leuchten“ endlich der zweite Band der wundervollen Nordsee-Trilogie von Patricia Koelle herausgekommen. Es ist die gelungene Fortsetzung einer gefühlvoll erzählten, bewegenden und vielschichtigen Familien-Saga, die im Leser ein tolles Urlaubsfeeling erweckt und ihn mühelos dem tristen Alltag entfliehen lässt.
Wie schon im ersten Band wird der Leser vom sonnigen Kalifornien in den Hohen Norden, auf die windige, urige Insel Amrum, entführt und fühlt sich dank der lebendigen, sehr bildlichen Beschreibungen von „Land und Leuten“ schon bald wie zu Hause.
Die Autorin erzählt ihre Geschichte äußerst abwechslungsreich an verschiedenen Handlungsorten und in unterschiedlichen Handlungssträngen aus den jeweiligen Perspektiven der Hauptfiguren Jessieanna und ihres Vaters Pinswin. Zudem erfolgt ein spannungsvoller Wechsel zwischen zwei verschiedenen Zeitebenen, die zum einen um 1949 sowie um 2004 - 2005 angesiedelt sind. Sehr geschickt nimmt die Autorin auch den Faden aus dem vorherigen Band wieder auf, verwebt ihn weiter mit der aktuellen Geschichte und lässt uns zugleich bereits liebgewonnene, bekannte Charaktere wiederbegegnen. Der Roman lebt von den vielen interessanten und bewegenden Lebensgeschichten rund um ihre Figuren Jessieanna, ihr Vater Pinswin, Filine und ihre sympathische Tochter Rhea. So finden sich in jedem Kapitel immer mehr Details und ergeben schließlich ein fesselndes, facettenreiches Bild von ihrem Leben und der Familie aber auch ihren Träumen, Verlusten und Enttäuschungen. Die einfühlsame, vielschichtige Figurenzeichnung der vielen, so unterschiedlichen Charaktere bis hin zu den Nebenfiguren ist der Autorin hervorragend gelungen. Sie werden derart lebensecht mit all ihren positiven und negativen Charaktereigenschaften beschrieben, dass man sich sehr schnell für sie erwärmen und ins Herz schließen kann. Mein absoluter Favorit ist übrigens der alte kauzige, aber sehr liebenswerte Skem, der uns noch so manches Geheimnis vorenthält.
Hervorragend gelingt es Koelle, ihrer wendungsreichen Geschichte mit einigen magischen Elementen wie beispielsweise der Mythos des legendären Töveree zusätzlich einen wundervollen, mystischen Touch zu verleihen und den Leser in seinen Bann zu ziehen.
Zum Ende des Romans ist man richtig traurig, dass der wunderschöne Nordseeurlaub auf Amrum schon zu Ende geht. Ich habe mich mit den sehr liebenswerten, warmherzigen Figuren sehr wohl gefühlt und bin nach dem originellen Ausklang im Epilog schon sehr gespannt auf die Fortsetzung und den letzten Band der tollen, unterhaltsamen Nordsee-Trilogie von Patricia Koelle!
FAZIT
Eine sehr gelungene, abwechslungsreiche Wohlfühlgeschichte mit vielen liebenswerten Charakteren, die ein herrliches Urlaubsfeeling aufkommen lässt und hervorragend unterhält.

Veröffentlicht am 06.07.2018

Alles rund um naturnahes Kochen!

Naturnahes Kochen – einfach, gut, gesund
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MEINE MEINUNG
In seinem im Insel Verlag erschienenen Buch “Naturnahes Kochen – Rezepte und Warenkunde“ präsentiert Autor Erwin Seitz eine gelungene Zusammenstellung vieler nützlicher Tipps, ausführlicher ...

MEINE MEINUNG
In seinem im Insel Verlag erschienenen Buch “Naturnahes Kochen – Rezepte und Warenkunde“ präsentiert Autor Erwin Seitz eine gelungene Zusammenstellung vieler nützlicher Tipps, ausführlicher Warenkunde mit allerlei Wissenswertem und einfacher Rezeptideen für tolle, abwechslungsreiche Gerichte, die schnell und unkompliziert aus saisonalen Zutaten zubereitet werden können. Seitz ist gelernter Koch, Gourmetkritiker und freier Journalist aus Berlin.
Schon die sehr ansprechende, optische Aufmachung des Kochbuchs mit vielen stimmungsvollen Fotos von Jens Gyarmaty ist ein richtiger Hingucker und macht neugierig auf all die abgebildeten Köstlichkeiten. Neben Fotos von den Gerichten und den naturnahen Zutaten finden sich auch sehr stimmungsvolle Bilder aus dem ländlichen Umfeld. Insbesondere die Bilder der fertigen Speisen wirken sehr natürlich, authentisch und sind keine vom Foodstylisten eigens aufgepeppten Kunstphotos.
Das 223 Seiten starke Kochbuch ist neben einem Inhaltsverzeichnis, einem kurzen Vorwort „An den Leser“ und einer Danksagung in insgesamt vier Abschnitte unterteilt.
In seiner lesenswerten Einleitung vermittelt uns Seitz seine Einstellung zur „naturnahen Küche“ als eine Art „zeitgenössischer Form der Hausmannskost“ und zur abwechslungsreichen, gesunden Lebensweise fernab von einseitigen, weltanschaulichen Ideologien.
Im nächsten, 70 Seiten umfassenden Abschnitt „Warenkunde“ geht es in unterschiedlichen Kapiteln um allerlei Wissenswertes zu Milch und Milcherzeugnisse, alten Getreidesorten über Kräuter, Salat, Gemüse bis hin zu Fisch und Wildgeflügel. In diesem Art Wegweiser finden sich sehr informatives Hintergrundwissen, praktische Einkaufstipps und allerlei nützliche Hinweise zu den verschiedensten Nahrungsmitteln sowie am Ende der Kapitel Beispiele für Bezugsquellen.
Im eingeschobenen Essay „Horizonte“ erläutert Seitz wie die europäisch-mediterrane Lebensart und Küche ihn bei seinen Rezept-Kreationen beeinflusst und inspiriert hat.
Äußerst gelungen ist auch der etwa 100 Seiten umfassende Abschnitt mit insgesamt 24 Rezepten, in dem Seitz eine bunte, abwechslungsreiche Mischung zu unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und Anlässen zusammengestellt hat. So finden sich neben nicht allzu aufwändigen Rezepten, auch recht einfache Gerichte für Einsteiger sowie recht anspruchsvolle und außergewöhnliche Rezepte wie beispielsweise Wachtel auf Belugalinsen mit Holunderrahm und Haselnüssen. Nach einer vorangestellten, allgemeinen Einleitung mit persönlichen Anmerkungen des Autors und hilfreichen Tipps zum jeweiligen Gericht und den Zutaten folgen eine Auflistung der Zutaten für eine Person und eine ausführliche Beschreibung der Zubereitung. Die Grundrezepte im Buch sind insgesamt gut verständlich beschrieben und laden darüber hinaus zum Variieren der Zutaten ein. In einigen Fällen ist es allerdings sehr fraglich, ob die als Limit angesetzten 30 Minuten für die Zubereitung des Essens ausreichend sind.
Neben Frühstück, Salat, verschiedenen originellen Hauptspeisen gibt es natürlich auch köstliche Leckereien für Naschkatzen – bei dieser Vielfalt sollte eigentlich für jeden Geschmack und jedes Können das Richtige dabei sein. Man nimmt das Buch einfach gerne in die Hand, lässt sich beim Durchblättern von den vielen interessanten Rezeptideen inspirieren und bekommt richtig Lust darauf, die abgebildeten Köstlichkeiten für die nächste Feier mit Familie und Freunden auszuprobieren.
Etwas unangenehm fällt allerdings ein recht penetranter Chemiegeruch auf, der einem beim Aufschlagen der Seiten entgegen strömt und der sich leider bisher noch nicht verflüchtigt hat.
FAZIT
Ein äußerst gelungenes Buch mit Rezepten und Warenkunde rund um naturnahes Kochen - mit vielen ansprechenden Fotos, nützlichen Tipps und jeder Menge neuer Anregungen.
Sehr empfehlenswert für alle, die an einer „einfachen, guten und gesunden“ Küche Interesse haben!

Veröffentlicht am 02.07.2018

Lesenswerter Abschluss der Jahrhundertsturm-Trilogie

Das Jahrhundertversprechen (Jahrhundertsturm-Serie 3)
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INHALT
Die Weimarer Republik 1921: Der Erste Weltkrieg ist seit drei Jahren zu Ende und wirft dennoch lange Schatten, auch auf die Familie von Briest. Otto und Hermine von Briest stehen kurz vor dem Bankrott. ...

INHALT
Die Weimarer Republik 1921: Der Erste Weltkrieg ist seit drei Jahren zu Ende und wirft dennoch lange Schatten, auch auf die Familie von Briest. Otto und Hermine von Briest stehen kurz vor dem Bankrott. Ihre Tochter Luisa hofft auf eine Karriere beim Film. Trotz Inflation und Wirtschaftskrise strömen die Menschen in die Varietés, die Lichtspielhäuser und auf die neu entstandenen Autorennstrecken. Dort versucht sich Max Brandow zu beweisen, der Ziehsohn der Briests. Otto und Hermine haben ihn vor einem Ende in der Gosse bewahrt. Max bindet ein Versprechen an die Briests und vor allem an Luisa, dem er alles unterordnet – auch sein persönliches Glück. Den Rausch der Geschwindigkeit sucht auch Sigurd von Cramm, dessen Familie mit den Briests seit Generationen verfeindet ist. In den extremen politischen Strömungen der Zeit findet er eine neue Heimat und eine Möglichkeit, den Untergang der Briest voranzutreiben.
(Quelle Ullstein Verlag)
MEINE MEINUNG
Mit dem historischen Roman „Das Jahrhundertversprechen“ hat der deutsche Autor Richard Dübell nun den dritten Band und zugleich sehr gelungener Abschluss seiner grandiosen Jahrhundertsturm-Trilogie herausgebracht.
Die anspruchsvolle, sehr unterhaltsame Handlung seines mitreißende Familienepos rund um die Familie von Briest ist diesmal in der Weimarer Republik drei Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs in den 1920er Jahren angesiedelt. Auch ohne die beiden ebenfalls sehr empfehlenswerten Vorgängerbände zu kennen, ist ein problemloser Einstieg in die Geschichte möglich, da die wenigen zum Verständnis wichtigen Informationen durch Rückblenden eingefügt wurden. Zum besonderen Lesevergnügen trägt natürlich das Wiederbegegnen mit manchen bekannten, liebgewonnenen Figuren bei. Und natürlich darf auch die Fortführung der seit Generationen währenden Familienfehde zu den von Cramms in Gestalt des arroganten Rennfahrers Sigurd von Cramm nicht fehlen.
Erneut ist es dem Autor hervorragend gelungen, dem Leser viele politische Hintergründe und Stimmungen in der Bevölkerung näher zu bringen, durch anschauliche Schilderungen eine authentisch wirkende Berliner Atmosphäre zu erzeugen und uns in den turbulenten Alltag der Menschen damals abtauchen zu lassen. An den informativen, geschickt platzierten Details merkt man die akribische Recherche des Autors. Die vielfältigen, fiktiven Verwicklungen der Hauptfiguren werden geschickt mit historisch verbürgten Geschehnissen und Personen der damaligen Zeitepoche verwoben wie beispielsweise den Beginn der verheerenden Inflation, Wirtschaftskrise und Verelendung der Menschen, dem Aufkommen des Antisemitismus und der nationalsozialistischen Strömungen im Land.
Trotz der vielen historischen Hintergrundinformationen ist der Roman sehr spannend, lebendig und abwechslungsreich erzählt. Als interessante Rahmenhandlung hat der Autor diesmal als bedeutsame technische Neuerung den neu aufgekommenen Automobilsport mit den bekannten Rennsportlegenden Christian Riecken oder Fritz von Opel ausgewählt sowie das Aufblühen der Filmindustrie und die Anfänge der UfA mit Stummfilmregisseur Fritz Lang und Drehbuchautorin Thea von Harbou.
Dübell versteht es, durch den Wechsel zwischen verschiedenen Handlungssträngen rasch Spannung aufzubauen und diese behutsam immer mehr zu steigern.
Der angenehme, anschauliche und mitreißende Schreibstil von Dübell wird sehr gekonnt durch einige, herrlich frische mundartliche Dialoge in der berühmten „Berliner Schnauze“ aufgelockert.
Die zahlreichen sympathischen Protagonisten sind sehr vielschichtig und einfühlsam charakterisiert, so dass man sich sehr gut in ihre Gedankenwelt und Handlungsweisen hineinversetzen kann. Sehr schön herausgearbeitet ist vor allem der junge ehemalige Gossenjunge Max Brandow, der als etwas hitzköpfiger, aber sehr loyaler Ziehsohn der von Briests für so manche ungewollte Überraschung sorgt, und den ich schon bald in mein Herz geschlossen habe.
FAZIT
Ein äußerst gelungener Abschluss der grandiosen Jahrhundertsturm-Romantrilogie – mitreißend geschrieben und gut recherchiert!
Eine unterhaltsame, lehrreiche und lesenswerte Geschichtsstunde mit einer glaubwürdigen Handlung und sympathischen Charakteren!

Veröffentlicht am 21.06.2018

Fesselndes, mysteriöses Krimi-Debüt

Der Kreidemann
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Mit ihrem Debüt „Der Kreidemann” hat die Engländerin C.J. Tudors einen fesselnden Thriller mit Mystery-Elementen verfasst, der zeitweise eher an einen Coming-of-Age-Roman erinnert, und in dem nichts so ...

Mit ihrem Debüt „Der Kreidemann” hat die Engländerin C.J. Tudors einen fesselnden Thriller mit Mystery-Elementen verfasst, der zeitweise eher an einen Coming-of-Age-Roman erinnert, und in dem nichts so ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.
Erzählt wird die sehr komplexe Geschichte von der Hauptfigur Eddie auf zwei verschiedenen Zeitebenen, die zum einen im Jahr 1986 und zum anderen 2016 angesiedelt sind. C.J. Tudors versteht es mit ihrer mitreißenden, atmosphärisch dichten Erzählweise zunehmend eine unterschwellige Spannung aufzubauen, auch wenn die Handlung oft gemächlich voranschreitet. Durch den Wechsel zwischen den allmählichen Enthüllungen des Ich-Erzählers, über die ihn als 12-jährigen prägenden Ereignisse in seiner Kleinstadt, und den Verwicklungen in der Gegenwart entwickelt sich eine vielschichtige Geschichte um Freundschaft, Liebe, Hass, Rivalität, fatalen Begierden und den finsteren Abgründen der menschlichen Psyche. Schon bald wird deutlich, dass die Geschehnisse aus der Vergangenheit noch keinen Abschluss gefunden haben. Nach einigen überraschenden Wendungen zieht die Spannung zum Ende hin noch einmal enorm an und die Geschichte gipfelt in einem packenden, recht kurzen Showdown. Zum Ende hin werden allerdings die vielen offenen Fragen von der Autorin recht schnell und unspektakulär abgehandelt, um dem Leser abschließend eine schlüssige Auflösung zu liefern. Mich konnte diese allerdings nicht vollkommen überzeugen.
Neben der Hauptfigur Eddie hat die Autorin viele der Nebenfiguren abhängig von ihrer Rolle in der Handlung entsprechend vielschichtig ausgearbeitet, andere hingegen blieben etwas farblos. Insbesondere Eddies Freunde Mickey, Hoppo und Fat Gav und natürlich Nicky, das einzige Mädchen der Clique, sind mit ihren Geheimnissen und ihren dynamischen Beziehungen untereinander aber hervorragend getroffen und geben genug Anhaltspunkte für Spekulationen. In beiden Handlungssträngen ist der Autorin mit Eddie ein sympathischer, aber zugleich auch sehr ambivalenter Charakter gelungen, der mit seinem teilweise unheimlichen und undurchsichtigen Verhalten Skepsis an der Aufrichtigkeit und Vertrauenswürdigkeit als Erzähler aufkommen lässt.
FAZIT
Eine fesselnde, mysteriöse Geschichte - mit interessanten, gut ausgearbeiteten Charakteren aber wenig Thrill und einigen Ungereimtheiten. Trotzdem ein sehr unterhaltsames und lesenswertes Debüt!

Veröffentlicht am 09.06.2018

Über die endlose Jagd nach der perfekten Welle

Barbarentage
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INHALT
Vor fünfzig Jahren verfällt William Finnegan dem Surfen. Damals verschafft es ihm Respekt, dann jagt es ihn raus in die Welt – Samoa, Indonesien, Australien, Südafrika –, als Familienvater mit Job ...

INHALT
Vor fünfzig Jahren verfällt William Finnegan dem Surfen. Damals verschafft es ihm Respekt, dann jagt es ihn raus in die Welt – Samoa, Indonesien, Australien, Südafrika –, als Familienvater mit Job beim New Yorker dient es der Flucht vor dem Alltag …
Barbarentage erzählt die Geschichte dieser lebenslangen Leidenschaft, sie handelt vom Fernweh, von wahren Abenteuern und den Versuchen, trotz allem ein Träumer zu bleiben. Ein Buch wie das Meer, atemberaubend schön.
(Quelle: Klappentext Suhrkamp Verlag)

MEINE MEINUNG
William Finnegan hat mit „Barbarentage“ einen wundervollen, fesselnden autobiographischen Roman über seine lebenslange unstillbare Leidenschaft für das Surfen geschrieben. Die Erinnerungen an sein bewegtes Leben umfassen neben authentischen Berichten über Surfabenteuer auch sehr persönliche und emotionale Einblicke und sind zugleich ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte. Zu Recht wurde dieses Buch 2016 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.
Für den New Yorker Journalisten und Schriftsteller ist die Jagd nach Wellen stets weit mehr als nur ein Sport gewesen, sondern auch ein ganz einzigartiges Lebensgefühl. Es war für ihn auch eine sehr individuelle Art des Auslotens und Überwinden von persönlichen Grenzen, der Sehnsucht nach Abenteuern aber auch der Suche nach dem Sinn des Lebens.
Der Autor ist ein hervorragender Geschichtenerzähler. Er versteht es, den Leser mit seinem anschaulichen, abwechslungsreichen und authentischen Schreibstil zu fesseln sowie mit tollen humorvollen und selbstironischen Einschüben zu unterhalten. Zudem gelingt es ihm ausgesprochen gut, uns seine lebenslange Faszination für das Wellenreiten zu vermitteln und bewegende, magische Momente beim Spiel mit den Wellen und den Naturgewalten in sehr eindrucksvolle, poetische Worte zu fassen. Natürlich gehört zu den Beschreibungen von Wellenkunde, Spots, Surfboards und –techniken auch jede Menge Fachvokabular, das aber am Ende des Buches in einem „Glossar typischer Surfbegriffe“ aufgelistet ist und bei Bedarf von Nicht-Surfern nachgelesen werden können. So kann der Leser problemlos in die faszinierende Welt der Surfer eintauchen und kann sich dem Zauber des Surfens schon bald nicht mehr nicht entziehen. Schonungslos realistisch beschreibt Finnegan aber auch die Risiken, die mit dem Surfen verbunden sind, und enthält uns auch lebensgefährliche Situationen nicht vor, bei denen er in die Turbulenzen der Wellen geraten ist, unvorstellbare Kräfte ihn gegen Felsen schleuderten oder er fast ertrunken ist.
Finnegan hat für seine Autobiographie eine mehr oder weniger chronologische Darstellung seines Lebens gewählt, die in bestimmte ortsgebundene Zeitabschnitte untergliedert ist. Abgerundet wird das Ganze durch einige kleinere, in den Text eingestreute Schwarz-weiß Fotografien des Autors zeigen.
Neben witzigen und skurrilen Anekdoten schildert Finnegan auch berührende und nachdenklich stimmende Episoden aus seinem spannenden Leben. Aufgewachsen in Kalifornien und Hawaii hat er mit dem Surfen schon früh begonnen. Sehr mitreißend erzählt Finnegan von seinen ersten Begegnungen mit den Wellen vor der kalifornischen Küste und seiner Jugend in Hawaii, wo restlos dem Surf-Fieber verfällt. Neben ganz alltäglichen Themen wie Freundschaften, Familie, Beziehungen erfahren wir auch von seinen Surftrips, von einsamen, versteckten Spots, Begegnungen mit Big Waves und endlosen Wellenritten.
Als junger, abenteuersuchender Mann bricht er auf in ferne Länder getrieben von der ewigen Jagd nach der perfekten Welle, die ihn niemals mehr losgelassen hat. Seine Reisen bringen ihn auf alle Kontinente der Welt vom Südpazifik, Australien, Asien und Afrika und bescheren ihm unvergessliche Begegnungen mit außergewöhnlichen und skurrilen Menschen. Nebenbei erfahren wir aber auch einiges über sein Schriftstellerleben, seine frühen Jahre als Autor bis hin zu seiner bemerkenswerten Karriere als ausgezeichneter Journalist und Kriegsberichterstatter.
FAZIT
Beeindruckende Erinnerungen an eine lebenslange Surfleidenschaft und ein bewegtes Leben – abwechslungsreich, anschaulich und sehr fesselnd geschrieben!
Ein ganz besonderes Lesevergnügen nicht nur für Fans des Surfens! Sehr empfehlenswert!