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Veröffentlicht am 28.07.2018

Lesenswerter, gesellschaftskritischer Roman

Der Sprengmeister
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INHALT
Als junger Mann wird der Sprengmeister Oskar Johansson bei einer fehlgeleiteten Zündung schwer verletzt. Seine Freundin bricht ihm die Treue, und er heiratet ihre Schwester Elvira. Die beiden führen ...

INHALT
Als junger Mann wird der Sprengmeister Oskar Johansson bei einer fehlgeleiteten Zündung schwer verletzt. Seine Freundin bricht ihm die Treue, und er heiratet ihre Schwester Elvira. Die beiden führen ein bescheidenes, entbehrungsreiches Leben, damit der knappe Lohn auch für drei Kinder reicht. Trotz seiner Verwundungen kehrt Oskar zurück in seinen Beruf. Er wird politisch aktiv und glaubt an eine Revolution, die nie kommt. Als sein Wohnblock abgerissen wird, kauft er auf einer Schäre ein Saunahäuschen, wo er im Sommer leben kann.
Henning Mankells erster Roman erzählt ein Arbeiterleben in der aufblühenden Industrie in Schweden und gibt den Benachteiligten eine unverwechselbare, eindrucksvolle Stimme.
(Quelle Zsolnay Verlag)
MEINE MEINUNG
Bei dem bereits 1973 veröffentlichte Debütroman „Der Sprengmeister“ des schwedischen Schriftstellers Henning Mankell, der nun endlich auch in deutscher Übersetzung vorliegt, handelt es sich um einen meisterlich komponierten, sehr stimmungsvollen und leisen Roman voller subtiler Gesellschaftskritik. Mankell ist in seinem Roman ein gelungenes, einfühlsames Portrait eines bewegten, harten Arbeiterlebens im Schweden des letzten Jahrhunderts gelungen am Beispiel des bescheidenen Sprengmeisters Oskar Johansson, der nach einem tragischen Arbeitsunfall als Invalide sein Schicksal meistern muss. Zugleich zeichnet er behutsam und anschaulich das spannende Bild einer sich schleichend wandelnden Gesellschaft im Laufe der politisch unruhigen Zeiten.
Sehr außergewöhnlich ist der verwendete Erzählstil der Geschichte, die oftmals einen unfertigen, fragmentarischen Eindruck hinterlässt. Ein nicht näher benannter Erzähler widmet sich aus Sicht eines unbeteiligten Dritten Oskars interessanter, ereignisreicher Lebensgeschichte und gibt aus seiner neutralen Außenansicht immer mehr Details über diesen Menschen preis. Mankell versteht es, mit viel Feingespür und einem warmherzigen Blick Oskars Leben mit all seinen Enttäuschungen und Entbehrungen aber auch faszinierender Zufriedenheit und innerem Frieden nachzuzeichnen. Bisweilen kommt die Geschichte ohne viele Worte und Beschreibungen aus – vieles wird mit Stichworten, Aufzählungen oder Gegenüberstellungen nur notizenhaft skizziert und szenisch angerissen, so dass dem Leser viel Raum zur Deutung bleibt. Während die einfache Sprache zum eher schlichten, wortkargen Protagonisten hervorragend passt, haben mich seine sinnschweren, poetischen Gedanken zum Leben schnell gefangen genommen. Sehr gelungen ist auch das Ineinanderfließen der scheinbar ungeordneten Rückblenden, der neutralen, prägnanten Beschreibungen und Oskars nüchternen Betrachtungen aus der Gegenwart zu einem stimmigen Gesamtbild eingebettet in einen politischen Kontext. In seinem Nachwort geht der Autor noch kurz auf die Entstehungsgeschichte seines Debütromans in damals politisch sehr bewegten Zeiten ein. Auch wenn sich in den zurückliegenden 25 Jahren viel ereignet hat, so hat sich die Situation für die Armen und Ausgebeuteten am Rande der Gesellschaft nicht wesentlich verbessert. Die Hoffnung auf ein Schweden mit einer modernen Industriegesellschaft ohne soziale Ungerechtigkeit ist leider ein Traum geblieben.
FAZIT
Mankells interessantes Debüt ist mit seinem gefühlvollen, berührenden Porträt eines Arbeiterlebens somit ein lesenswerter, gesellschaftskritischer Roman, der nichts an seiner Aussagekraft und Aktualität verloren hat. Einmal ein ganz anderer Mankell!

Veröffentlicht am 23.07.2018

Packendes Debüt

Zu nah
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INHALT
Die angesehene Wissenschaftlerin Eleanor Costello ist tot. Erhängt in ihrem Schlafzimmer. Frankie Sheehan, Detective im Dubliner Police Department und schwer gezeichnet von ihrem letzten Fall, ...

INHALT
Die angesehene Wissenschaftlerin Eleanor Costello ist tot. Erhängt in ihrem Schlafzimmer. Frankie Sheehan, Detective im Dubliner Police Department und schwer gezeichnet von ihrem letzten Fall, glaubt nicht an Selbstmord. Jemand war bei Eleanor, als sie starb. Jemand, der sadistische Lust an brutalen Spielchen hat. Schon bald wird eine zweite Leiche gefunden: eine junge Frau - zu Tode gefoltert. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, und für Frankie geht es erneut um Leben und Tod.
(Quelle Klappentext Harper Collins Germany)
MEINE MEINUNG
Mit ihrem Debüt „Zu nah“ ist der irischen Autorin Olivia Kiernan ein vielschichtiger und unglaublich fesselnder Spannungsroman rund um die taffe Ermittlerin Detective Frankie Sheehan in Dublin gelungen.
Durch einen stetigen Wechsel der Erzählstränge baut sich schon bald Spannung auf. Der auf den ersten Blick als Suizid erscheinende Todesfall der attraktiven Wissenschaftlerin Eleanor Costello gibt dem Ermittlerteam rund um Frankie Sheehan bald Rätsel auf und erweist sich als ein perfider Mord. Die Autorin konfrontiert uns in ihrem Debüt mit einem raffiniert angelegten Geflecht aus Betrug, Intrigen, dunklen Geheimnissen und schockierenden Abgründen der menschlichen Psyche und entführt uns zugleich in die finstere Parallelwelt des Darknet, in der perverse Todesfantasien und sadomasochistische Praktiken ausgelebt werden. Geschickt legt die Autorin viele falsche Fährten an und überrascht uns mit unerwarteten Wendungen, denn bei diesem verzwickten, packenden Fall ist nichts so, wie es anfangs scheinen mag. Neben den umfangreichen Ermittlungen nehmen ausführliche Einblicke in Frankies persönliche Probleme großen Raum in der Geschichte ein, resultieren sie doch in einer Traumatisierung während eines zurückliegenden Einsatzes und beeinträchtigen mit Flashbacks und Panikattacken zuweilen ihre aktuelle Arbeit. Je weiter die Hintergründe der damaligen Vorgänge in Rückblenden enthüllt werden, desto deutlicher wird es, dass es möglicherweise beunruhigende Zusammenhänge zu aktuellen Morden gibt und der wahre Täter noch auf freiem Fuß ist. So erhält der Fall immer weitreichendere Dimensionen.
Die Protagonistin Frankie ist als ein vielschichtiger, authentischer Charakter angelegt, die als hartnäckige, äußerst taffe Ermittlerin eine faszinierende, aber keineswegs einfache Persönlichkeit ist. Überaus glaubwürdig hat die Autorin umgesetzt, wie sie nach ihrem Trauma verzweifelt versucht, ihr Leben in den Griff zu bekommen und möglichst rasch in ihren geliebten Job zurückzukehren, um ihre vielleicht letzte Chance auf eine Rückkehr nicht zu verspielen. Dabei ist sie mit ihrer raubeinigen, bissigen Art anfangs keine sehr sympathische Figur, so dass es etwas dauert mit ihr warm zu werden und ihr schroffes Verhalten ihren Kollegen gegenüber zu verstehen.
Auch die übrigen Charaktere sind sehr plastisch und lebensnah ausgearbeitet, so dass ihre Handlungen für mich weitgehend nachvollziehbar waren. Sehr schön hat die Autorin mit ihren anschaulichen Beschreibungen auch Dublin mit seiner etwas düsteren, unwirtlichen winterlichen Stimmung eingefangen, die hervorragend zur bedrückenden Atmosphäre des Thrillers passt.
Richtig packend wird die wendungsreiche Handlung dann zum Ende hin, wenn man so langsam ahnt, wie die verwirrenden Details aus der Vergangenheit mit dem aktuellen Fall zusammenhängen und wer sich schließlich hinter den abscheulichen Taten verbergen könnte. Der Thriller gipfelt in einem sehr packenden, dramatischen Showdown. Die Aufklärung des verwobenen Falls war insgesamt schlüssig und nachvollziehbar. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Frankie in Dublin weitergehen wird.
FAZIT
Ein gelungenes Debüt und ein vielschichtiger, zum Ende hin unglaublich packender Thriller!

Veröffentlicht am 07.07.2018

Sehr gelungene, abwechslungsreiche Wohlfühlgeschichte

Wo die Dünen schimmern
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INHALT
„Solange du etwas bewegst, lebst du. Solange du etwas bewegst, gehen die Dinge voran, und es gibt Hoffnung.“ S. 76
Jessieanna lebt in Kalifornien. Sie arbeitet in der Kosmetikfirma ihrer Großmutter. ...

INHALT
„Solange du etwas bewegst, lebst du. Solange du etwas bewegst, gehen die Dinge voran, und es gibt Hoffnung.“ S. 76
Jessieanna lebt in Kalifornien. Sie arbeitet in der Kosmetikfirma ihrer Großmutter. Ihr großes Ziel ist es, eine Lotion herzustellen, die nicht nur auf die Haut, sondern auch auf die Seele wirkt. Doch der perfekte Duft dafür will ihr nicht gelingen.
Als ihr Vater darauf besteht, dass sich Jessieanna nach einer schweren Lungenerkrankung in seiner alten Heimat auskuriert, ist sie alles andere als begeistert. Was soll sie in der Fremde auf der kalten Nordseeinsel Amrum? Dafür müsste sie ihre Hochzeit mit Ryan verschieben!
Doch auf der Insel gibt es jemanden, der ihr zu der fehlenden Komponente für ihre Lotion verhelfen könnte. Doch wie soll sie ihm sein Geheimnis entlocken? Bei ihren Bemühungen hilft ihr jemand, der sie völlig unerwartet in Verwirrung stürzt...
(Quelle Klappentext Fischer )
MEINE MEINUNG
Mit „Wo die Dünen schimmern“ ist nun nach „Wenn die Wellen leuchten“ endlich der zweite Band der wundervollen Nordsee-Trilogie von Patricia Koelle herausgekommen. Es ist die gelungene Fortsetzung einer gefühlvoll erzählten, bewegenden und vielschichtigen Familien-Saga, die im Leser ein tolles Urlaubsfeeling erweckt und ihn mühelos dem tristen Alltag entfliehen lässt.
Wie schon im ersten Band wird der Leser vom sonnigen Kalifornien in den Hohen Norden, auf die windige, urige Insel Amrum, entführt und fühlt sich dank der lebendigen, sehr bildlichen Beschreibungen von „Land und Leuten“ schon bald wie zu Hause.
Die Autorin erzählt ihre Geschichte äußerst abwechslungsreich an verschiedenen Handlungsorten und in unterschiedlichen Handlungssträngen aus den jeweiligen Perspektiven der Hauptfiguren Jessieanna und ihres Vaters Pinswin. Zudem erfolgt ein spannungsvoller Wechsel zwischen zwei verschiedenen Zeitebenen, die zum einen um 1949 sowie um 2004 - 2005 angesiedelt sind. Sehr geschickt nimmt die Autorin auch den Faden aus dem vorherigen Band wieder auf, verwebt ihn weiter mit der aktuellen Geschichte und lässt uns zugleich bereits liebgewonnene, bekannte Charaktere wiederbegegnen. Der Roman lebt von den vielen interessanten und bewegenden Lebensgeschichten rund um ihre Figuren Jessieanna, ihr Vater Pinswin, Filine und ihre sympathische Tochter Rhea. So finden sich in jedem Kapitel immer mehr Details und ergeben schließlich ein fesselndes, facettenreiches Bild von ihrem Leben und der Familie aber auch ihren Träumen, Verlusten und Enttäuschungen. Die einfühlsame, vielschichtige Figurenzeichnung der vielen, so unterschiedlichen Charaktere bis hin zu den Nebenfiguren ist der Autorin hervorragend gelungen. Sie werden derart lebensecht mit all ihren positiven und negativen Charaktereigenschaften beschrieben, dass man sich sehr schnell für sie erwärmen und ins Herz schließen kann. Mein absoluter Favorit ist übrigens der alte kauzige, aber sehr liebenswerte Skem, der uns noch so manches Geheimnis vorenthält.
Hervorragend gelingt es Koelle, ihrer wendungsreichen Geschichte mit einigen magischen Elementen wie beispielsweise der Mythos des legendären Töveree zusätzlich einen wundervollen, mystischen Touch zu verleihen und den Leser in seinen Bann zu ziehen.
Zum Ende des Romans ist man richtig traurig, dass der wunderschöne Nordseeurlaub auf Amrum schon zu Ende geht. Ich habe mich mit den sehr liebenswerten, warmherzigen Figuren sehr wohl gefühlt und bin nach dem originellen Ausklang im Epilog schon sehr gespannt auf die Fortsetzung und den letzten Band der tollen, unterhaltsamen Nordsee-Trilogie von Patricia Koelle!
FAZIT
Eine sehr gelungene, abwechslungsreiche Wohlfühlgeschichte mit vielen liebenswerten Charakteren, die ein herrliches Urlaubsfeeling aufkommen lässt und hervorragend unterhält.

Veröffentlicht am 06.07.2018

Alles rund um naturnahes Kochen!

Naturnahes Kochen – einfach, gut, gesund
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MEINE MEINUNG
In seinem im Insel Verlag erschienenen Buch “Naturnahes Kochen – Rezepte und Warenkunde“ präsentiert Autor Erwin Seitz eine gelungene Zusammenstellung vieler nützlicher Tipps, ausführlicher ...

MEINE MEINUNG
In seinem im Insel Verlag erschienenen Buch “Naturnahes Kochen – Rezepte und Warenkunde“ präsentiert Autor Erwin Seitz eine gelungene Zusammenstellung vieler nützlicher Tipps, ausführlicher Warenkunde mit allerlei Wissenswertem und einfacher Rezeptideen für tolle, abwechslungsreiche Gerichte, die schnell und unkompliziert aus saisonalen Zutaten zubereitet werden können. Seitz ist gelernter Koch, Gourmetkritiker und freier Journalist aus Berlin.
Schon die sehr ansprechende, optische Aufmachung des Kochbuchs mit vielen stimmungsvollen Fotos von Jens Gyarmaty ist ein richtiger Hingucker und macht neugierig auf all die abgebildeten Köstlichkeiten. Neben Fotos von den Gerichten und den naturnahen Zutaten finden sich auch sehr stimmungsvolle Bilder aus dem ländlichen Umfeld. Insbesondere die Bilder der fertigen Speisen wirken sehr natürlich, authentisch und sind keine vom Foodstylisten eigens aufgepeppten Kunstphotos.
Das 223 Seiten starke Kochbuch ist neben einem Inhaltsverzeichnis, einem kurzen Vorwort „An den Leser“ und einer Danksagung in insgesamt vier Abschnitte unterteilt.
In seiner lesenswerten Einleitung vermittelt uns Seitz seine Einstellung zur „naturnahen Küche“ als eine Art „zeitgenössischer Form der Hausmannskost“ und zur abwechslungsreichen, gesunden Lebensweise fernab von einseitigen, weltanschaulichen Ideologien.
Im nächsten, 70 Seiten umfassenden Abschnitt „Warenkunde“ geht es in unterschiedlichen Kapiteln um allerlei Wissenswertes zu Milch und Milcherzeugnisse, alten Getreidesorten über Kräuter, Salat, Gemüse bis hin zu Fisch und Wildgeflügel. In diesem Art Wegweiser finden sich sehr informatives Hintergrundwissen, praktische Einkaufstipps und allerlei nützliche Hinweise zu den verschiedensten Nahrungsmitteln sowie am Ende der Kapitel Beispiele für Bezugsquellen.
Im eingeschobenen Essay „Horizonte“ erläutert Seitz wie die europäisch-mediterrane Lebensart und Küche ihn bei seinen Rezept-Kreationen beeinflusst und inspiriert hat.
Äußerst gelungen ist auch der etwa 100 Seiten umfassende Abschnitt mit insgesamt 24 Rezepten, in dem Seitz eine bunte, abwechslungsreiche Mischung zu unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und Anlässen zusammengestellt hat. So finden sich neben nicht allzu aufwändigen Rezepten, auch recht einfache Gerichte für Einsteiger sowie recht anspruchsvolle und außergewöhnliche Rezepte wie beispielsweise Wachtel auf Belugalinsen mit Holunderrahm und Haselnüssen. Nach einer vorangestellten, allgemeinen Einleitung mit persönlichen Anmerkungen des Autors und hilfreichen Tipps zum jeweiligen Gericht und den Zutaten folgen eine Auflistung der Zutaten für eine Person und eine ausführliche Beschreibung der Zubereitung. Die Grundrezepte im Buch sind insgesamt gut verständlich beschrieben und laden darüber hinaus zum Variieren der Zutaten ein. In einigen Fällen ist es allerdings sehr fraglich, ob die als Limit angesetzten 30 Minuten für die Zubereitung des Essens ausreichend sind.
Neben Frühstück, Salat, verschiedenen originellen Hauptspeisen gibt es natürlich auch köstliche Leckereien für Naschkatzen – bei dieser Vielfalt sollte eigentlich für jeden Geschmack und jedes Können das Richtige dabei sein. Man nimmt das Buch einfach gerne in die Hand, lässt sich beim Durchblättern von den vielen interessanten Rezeptideen inspirieren und bekommt richtig Lust darauf, die abgebildeten Köstlichkeiten für die nächste Feier mit Familie und Freunden auszuprobieren.
Etwas unangenehm fällt allerdings ein recht penetranter Chemiegeruch auf, der einem beim Aufschlagen der Seiten entgegen strömt und der sich leider bisher noch nicht verflüchtigt hat.
FAZIT
Ein äußerst gelungenes Buch mit Rezepten und Warenkunde rund um naturnahes Kochen - mit vielen ansprechenden Fotos, nützlichen Tipps und jeder Menge neuer Anregungen.
Sehr empfehlenswert für alle, die an einer „einfachen, guten und gesunden“ Küche Interesse haben!

Veröffentlicht am 02.07.2018

Lesenswerter Abschluss der Jahrhundertsturm-Trilogie

Das Jahrhundertversprechen (Jahrhundertsturm-Serie 3)
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INHALT
Die Weimarer Republik 1921: Der Erste Weltkrieg ist seit drei Jahren zu Ende und wirft dennoch lange Schatten, auch auf die Familie von Briest. Otto und Hermine von Briest stehen kurz vor dem Bankrott. ...

INHALT
Die Weimarer Republik 1921: Der Erste Weltkrieg ist seit drei Jahren zu Ende und wirft dennoch lange Schatten, auch auf die Familie von Briest. Otto und Hermine von Briest stehen kurz vor dem Bankrott. Ihre Tochter Luisa hofft auf eine Karriere beim Film. Trotz Inflation und Wirtschaftskrise strömen die Menschen in die Varietés, die Lichtspielhäuser und auf die neu entstandenen Autorennstrecken. Dort versucht sich Max Brandow zu beweisen, der Ziehsohn der Briests. Otto und Hermine haben ihn vor einem Ende in der Gosse bewahrt. Max bindet ein Versprechen an die Briests und vor allem an Luisa, dem er alles unterordnet – auch sein persönliches Glück. Den Rausch der Geschwindigkeit sucht auch Sigurd von Cramm, dessen Familie mit den Briests seit Generationen verfeindet ist. In den extremen politischen Strömungen der Zeit findet er eine neue Heimat und eine Möglichkeit, den Untergang der Briest voranzutreiben.
(Quelle Ullstein Verlag)
MEINE MEINUNG
Mit dem historischen Roman „Das Jahrhundertversprechen“ hat der deutsche Autor Richard Dübell nun den dritten Band und zugleich sehr gelungener Abschluss seiner grandiosen Jahrhundertsturm-Trilogie herausgebracht.
Die anspruchsvolle, sehr unterhaltsame Handlung seines mitreißende Familienepos rund um die Familie von Briest ist diesmal in der Weimarer Republik drei Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs in den 1920er Jahren angesiedelt. Auch ohne die beiden ebenfalls sehr empfehlenswerten Vorgängerbände zu kennen, ist ein problemloser Einstieg in die Geschichte möglich, da die wenigen zum Verständnis wichtigen Informationen durch Rückblenden eingefügt wurden. Zum besonderen Lesevergnügen trägt natürlich das Wiederbegegnen mit manchen bekannten, liebgewonnenen Figuren bei. Und natürlich darf auch die Fortführung der seit Generationen währenden Familienfehde zu den von Cramms in Gestalt des arroganten Rennfahrers Sigurd von Cramm nicht fehlen.
Erneut ist es dem Autor hervorragend gelungen, dem Leser viele politische Hintergründe und Stimmungen in der Bevölkerung näher zu bringen, durch anschauliche Schilderungen eine authentisch wirkende Berliner Atmosphäre zu erzeugen und uns in den turbulenten Alltag der Menschen damals abtauchen zu lassen. An den informativen, geschickt platzierten Details merkt man die akribische Recherche des Autors. Die vielfältigen, fiktiven Verwicklungen der Hauptfiguren werden geschickt mit historisch verbürgten Geschehnissen und Personen der damaligen Zeitepoche verwoben wie beispielsweise den Beginn der verheerenden Inflation, Wirtschaftskrise und Verelendung der Menschen, dem Aufkommen des Antisemitismus und der nationalsozialistischen Strömungen im Land.
Trotz der vielen historischen Hintergrundinformationen ist der Roman sehr spannend, lebendig und abwechslungsreich erzählt. Als interessante Rahmenhandlung hat der Autor diesmal als bedeutsame technische Neuerung den neu aufgekommenen Automobilsport mit den bekannten Rennsportlegenden Christian Riecken oder Fritz von Opel ausgewählt sowie das Aufblühen der Filmindustrie und die Anfänge der UfA mit Stummfilmregisseur Fritz Lang und Drehbuchautorin Thea von Harbou.
Dübell versteht es, durch den Wechsel zwischen verschiedenen Handlungssträngen rasch Spannung aufzubauen und diese behutsam immer mehr zu steigern.
Der angenehme, anschauliche und mitreißende Schreibstil von Dübell wird sehr gekonnt durch einige, herrlich frische mundartliche Dialoge in der berühmten „Berliner Schnauze“ aufgelockert.
Die zahlreichen sympathischen Protagonisten sind sehr vielschichtig und einfühlsam charakterisiert, so dass man sich sehr gut in ihre Gedankenwelt und Handlungsweisen hineinversetzen kann. Sehr schön herausgearbeitet ist vor allem der junge ehemalige Gossenjunge Max Brandow, der als etwas hitzköpfiger, aber sehr loyaler Ziehsohn der von Briests für so manche ungewollte Überraschung sorgt, und den ich schon bald in mein Herz geschlossen habe.
FAZIT
Ein äußerst gelungener Abschluss der grandiosen Jahrhundertsturm-Romantrilogie – mitreißend geschrieben und gut recherchiert!
Eine unterhaltsame, lehrreiche und lesenswerte Geschichtsstunde mit einer glaubwürdigen Handlung und sympathischen Charakteren!