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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2018

Szenen zwischen Mann und Frau

Ohne meinen Mann wär ich glücklich verheiratet
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Der Titel des Buches ist einfach köstlich, das Gesicht des Ehemannes wenn Frau es auf dem Nachttisch platziert ebenfalls. Herrlich!

Für mich war es die erste Lektüre eines Buches der Autorin. Vom Titel ...

Der Titel des Buches ist einfach köstlich, das Gesicht des Ehemannes wenn Frau es auf dem Nachttisch platziert ebenfalls. Herrlich!

Für mich war es die erste Lektüre eines Buches der Autorin. Vom Titel und vom Klappentext her hatte ich Szenen einer Ehe erwartet, witzige Anekdoten zum Zusammenleben von Mann und Frau. Das Buch ist aber doch etwas anders aufgebaut. Es enthält eher Kolumnen, die zwar immer die Mann/Frau Beziehung zum Thema haben, aber nicht explizit aus dem Eheleben der Autorin erzählen. Die Geschichten folgen daher auch keiner erkennbaren Reihenfolge.

Die Autorin hat einen sehr eigenen, humorvollen Schreibstil, die Geschichten lesen sich leicht und flott weg. Es gibt neben den witzigen Szenen aber auch durchaus ernstere und nachdenkliche.

Die beschriebenen Situationen zeugen von einer guten Beobachtungsgabe der Autorin. Sie hat ein Talent dafür die Momente und Gespräche zwischen den Personen auf den Punkt zu bringen, die Pointe sitzt an der richtigen Stelle und geht nie unter die Gürtellinie.

Der Humor ist nicht zu schreiend, sondern eher dezent und hintergründig, eher zum Schmunzeln als zum lauthals Lachen.

Eine kurzweilige Lektüre, die man mit einem Augenzwinkern sehen sollte, schließlich handelt es sich weder um einen Tatsachenbericht, noch um einen Ratgeber.
Obwohl die Gedankenrallye und der WhatsApp Verlauf mit Sicherheit so, oder so ähnlich, täglich irgendwo auf der Welt ablaufen.

Veröffentlicht am 05.08.2018

Kurz und gurt

Regenlichter
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Kurzgeschichten müssen es, wie der Name schon sagt, schaffen innerhalb weniger Seiten Atmosphäre aufzubauen, Nähe zu den Figuren, Sympathie und Antipathie, sie müssen eine komplett abgeschlossenes Universum ...

Kurzgeschichten müssen es, wie der Name schon sagt, schaffen innerhalb weniger Seiten Atmosphäre aufzubauen, Nähe zu den Figuren, Sympathie und Antipathie, sie müssen eine komplett abgeschlossenes Universum erschaffen, an das ich in diesem Moment glaube.


Das vorliegende Büchlein enthält neun Kurzgeschichten. Sie handeln von Verlust und dem Umgang damit, von Liebe, Familie, von Sehnsüchten, von Möglichkeiten. Sie sind melancholisch, nachdenklich, mystisch, märchenhaft, teuflisch, mysteriös. Jede von ihnen hat einen völlig anderen Charakter und sie decken verschiedene Genre ab, demzufolge hinterlässt auch jede einen anderen Eindruck bei mir.

Ich mochte die mit einem Hauch von Mysterie Thriller am meisten, wohingegen die Neuauflage eines bekannten Märchens nicht ganz so meins war.
Bei Einigen kann ich mit dem Verlauf gut leben und sie sind in sich abgeschlossen, während ich bei Anderen das Gefühl hatte, da könnte noch etwas kommen.

Zwei der Geschichten haben für mich eindeutig das Potenzial für mehr, die habe ich eher als Prolog für einen Roman empfunden und würde mich demzufolge freuen, wenn die Autorin da nochmal die Feder ansetzt.

Die Geschichten hier zeigen dem Leser, dass es manchmal lohnt einen genauen Blick auf die Dinge zu werfen, seine Sehnsüchte und Wünsche genau zu überdenken und das man es mit seinen Entscheidungen beeinflussen kann, ob die Lichter in der Dunkelheit einen ans Ziel oder in die Irre führen

Veröffentlicht am 12.07.2018

Heimat

Das Dorf oder Autonomie für Anfänger
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Im allgemeinen interessieren sich die hohen Beamten der EU wenig für die Belange einzelner Bürger aus einem winzigen Örtchen, die haben wichtige Entscheidungen zu treffen über die Wattzahl von Kaffeemaschinen ...

Im allgemeinen interessieren sich die hohen Beamten der EU wenig für die Belange einzelner Bürger aus einem winzigen Örtchen, die haben wichtige Entscheidungen zu treffen über die Wattzahl von Kaffeemaschinen und Staubsaugern, oder sich mit dem drohenden Brexit zu beschäftigen.


Die Bürger von Klein Krams, dessen Existenz schon in Kürze vom Braunkohletagebau beendet werden wird, haben also wenig Hoffnung, dass ihr Antrag auf Autonomie es überhaupt bis auf einen der wichtigen Schreibtische schaffen würde und um so erstaunter ist man dann über die Antwort aus Brüssel.

Der Autor beschreibt in seinem Buch mit einem Augenzwinkern den nicht ganz ernstzunehmenden Kampf David gegen Goliath, ein kleines Dorf gegen die große EU.

Der Kreis der Personen ist recht überschaubar, viele sind ja nicht mehr im Ort geblieben, schrullig, teils überspitzt, aber sehr liebevoll charakterisiert. Die Gruppe der Dörfler ist einem sofort sympathisch und man wünscht ihnen fast den Erfolg ihrer hahnebüchenen Aktion.
Mit viel Humor, aber ohne das Ganze ins Lächerliche zu ziehen spinnt der Autor seine Geschichte, in der es durchaus auch leise und nachdenkliche Momente gibt. Das Thema Heimat und deren Verlust ist Grundstoff für die Geschichte und die Art und Weise wie man damit umgeht. Der Autor verarbeitet dies hier mal ganz anders.

Ein Buch für zwischendurch, schnell und leicht zu lesen, ein durchaus ernster und aktueller Hintergrund amüsant und spritzig verpackt, mit einem Seitenhieb auf die teils groteske Bürokratie der EU.

Veröffentlicht am 12.07.2018

Zweite Chance

Der Flüstermann: Thriller
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Mit diesem Buch konnte ich eine andere Gedankenwelt der Autorin kennenlernen. Anders als in ihren Zorns-Thrillern wird hier ganz im Stil eines klassischen Krimi ala Tatort ermittelt.


Laura Kern, die ...

Mit diesem Buch konnte ich eine andere Gedankenwelt der Autorin kennenlernen. Anders als in ihren Zorns-Thrillern wird hier ganz im Stil eines klassischen Krimi ala Tatort ermittelt.


Laura Kern, die Hauptfigur, kam schon in zwei Vorgängerbüchern zum Einsatz. Ich kannte keines davon, bin aber trotzdem gut mit der Geschichte und den Personen zurechtgekommen. Einige Details, die in den Vorgängern behandelten Ereignisse betreffen, bleiben mir zwar unklar, aber die Autorin streut genug Hinweise in ihren aktuellen Roman, um die Hintergründe zu den handelnden Personen zu verstehen.

Auch in diesem Buch war ich wieder einmal erstaunt, welche Grausamkeiten sich gerade weibliche Krimi/Thriller Autoren ausdenken können. Die Morde werden sehr anschaulich beschrieben, sind aber nicht zu blutrünstig oder auf Effekthascherei bedacht. Die Autorin hat den Tathergang individuell auf die Intention des Täters abgestimmt, gut gelungen.

Die Geschichte wird aus der Sicht der Ermittlerin erzählt, eingestreut werden Rückblicke auf Ereignisse, die sich sechs Jahre zuvor ereignet haben und einige Szenen, in denen wir den Mörder bei seiner Tat begleiten. Der Täter ist so zwar präsent, bleibt aber unerkannt und der Leser kann gut mitermitteln und kriminalisieren.

Das Buch ist sehr angenehm zu lesen, die Spannung ist da, bleibt aber gerade im Mittelteil zu lange auf dem gleichen Level. Hier ist es gut, dass immer wieder Szenen aus dem komplizierten Privatleben der Ermittlerin eingebaut sind, die das Ganze interessant halten. Zum Ende hin geht die Geschichte dann recht flott voran, es kommt zu einer Enthüllung auf die der Leser schon länger gewartet hat, die mir dann aber zu schnell und zu unbefriedigend abgearbeitet wurde. Fast hat es den Anschein, die Autorin wollte das halt unbedingt noch irgendwo im Buch unterbringen. Schade.

Generell hat mich die Geschichte um Laura Kern stark an einen bestimmten amerikanischen Thriller erinnert. An sich nicht schlimm, nur ist hier der Funke nicht ganz übergesprungen, im Vergleich war es mir dann fast schon zu zahm. Trotzdem habe ich in Laura Kern eine interessante und innerlich sehr zerrissene Ermittlerin kennengelernt, die ich auf jeden Fall weiter im Auge behalten werde.

Veröffentlicht am 03.07.2018

Es bleiben Erinnerungen

Eine Liebe, in Gedanken
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Wenn nahe Angehörige versterben ist das natürlich immer eine äußerst emotionale und belastende Situation. Wenn die eigene Mutter stirbt verstärken sich diese Emotionen um ein Vielfaches.

Wie man diesen ...

Wenn nahe Angehörige versterben ist das natürlich immer eine äußerst emotionale und belastende Situation. Wenn die eigene Mutter stirbt verstärken sich diese Emotionen um ein Vielfaches.

Wie man diesen Moment erlebt, und durchlebt, kann man nicht vorhersagen oder planen. Besonders wenn man in den letzten Stunden nicht da gewesen ist, aus welchen Gründen auch immer.
Toni's Tochter war nicht bei ihrer Mutter, obwohl ein Besuch geplant war für diesen Abend, es ging der Mutter nicht gut, sie wollte lieber allein sein und der Tochter die lange Fahrt nicht zumuten. Am nächsten Morgen ist sie tot.

Gleich zu Beginn des Buches durchlebt die Tochter ein imaginäres Gespräch mit ihrer verstorbenen Mutter über ihre letzten Stunden und das Auffinden. Sehr leicht, fast etwas ironisch geht die Autorin durch diese Situation, in der der Charakter der Mutter auf den Punkt gebracht wird, ihre Art zu leben kommt in dieser kurzen Szene zum Ausdruck. Von der Tochter erfährt der Leser eher wenig, die Kapitel im Buch wechseln zwischen Szenen aus Toni's Leben und Momenten in denen wir die Tochter dabei begleiten, wie sie die Hinterlassenschaften ihrer Mutter auflöst.

Die Geschichte um Toni umfasst in erster Linie ihre Liebe zu Edgar. Eine Liebe, die letztlich keine Zukunft hatte, aber in Gedanken immer Bestand.
Die Autorin beschreibt diese Liebe mit wunderbar greifbaren Worten. Sehr bildhaft kann der Leser dem Geschehen folgen. Die Eigenarten der damaligen Zeit sind im Verhalten der Personen gut dargestellt. Als emanzipierte Frau der heutigen Zeit kann man manches nur mit Unverständnis und Kopfschütteln verstehen. Der Zeitgeist ist gut getroffen.
Die Liebesgeschichte wird chronologisch erzählt, unterbrochen von einzelnen Abschnitten aus der heutigen Zeit. Um es dem Leser einfacher zu machen sind die Abschnitte der Liebesgeschichte mit dem jeweiligen Datum gekennzeichnet.

Ich hatte mir bei dem Buch mehr Mutter-Tochter Erinnerungen vorgestellt. Im Prinzip gibt es zwei separate Geschichten.
Die Liebe zwischen Toni und Edgar, in der die Tochter noch nicht vorkommt, die sie aber anscheinend bis ins Detail aus den immer wiederkehrenden Erzählungen ihrer Mutter kennt, und das Auflösen der Wohnung, mit den damit verbundenen Erinnerungen an die Mutter.

Ein sehr gefühlvolles, sensibles Buch, liebevoll und leicht im Umgang mit der Situation des Verlustes. Eine romantische Liebesgeschichte bei der man nicht weiß, ob man den Figuren ein Happyend wünschen soll oder nicht. Ein Buch über die Wünsche, die man an das Leben stellt und darüber auf welche Wege es uns manchmal führt.