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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2018

Ohne Mann wäre auch nix

Ohne meinen Mann wär ich glücklich verheiratet
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Monika Bittl schreibt keinen schnöden Ratgeber. Nein, die bringt die spannenden Themen eines Lebens mit Anhang Mann sehr direkt zur Sprache. Aber ich meine immer auch ein kleines Zwinkern in ihren Augen ...

Monika Bittl schreibt keinen schnöden Ratgeber. Nein, die bringt die spannenden Themen eines Lebens mit Anhang Mann sehr direkt zur Sprache. Aber ich meine immer auch ein kleines Zwinkern in ihren Augen lesen zu können.

Egal ob es um die Liebe auf den 97. Blick geht, das Schenkverhalten des Mannes oder ob ein Dekoobjekt plötzlich ganz anders eingesetzt wird. Immer erkenne ich mich auch ein bisserl selbst in ihren Abhandlungen wieder. Bei den jeweiligen Bedienungsanleitungen für die Frau und den Mann merkt man gleich, wie Mann tickt. Das Rezept für die Hochzeitssuppe hat mir sehr gut geschmeckt. Und die männliche Sichtweise auf uns Frauen aus den unterschiedlichesten Lebensphasen im Alter von 18 Jahren bis 78 Jahren hat meine Wundwinkel recht weit nach oben gezogen.

Ein tolles Buch, ein witziger, unterhaltsamer Ratgeber mit einem zwinkernden Auge. Mir hat das Lesen bis auf ganz wenige Passagen, die ich etwas langatmig finde, wieder richtig Spaß gemacht.
Ein Buch, dass auch die Herren der Schopfung gerne lesen dürfen!

Veröffentlicht am 30.07.2018

Tragik, Satire und Humor toll vereint

Guten Morgen, Genosse Elefant
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"Es gibt Schlimmeres im Leben"

1953 ist Juri Zipit zwölfeinhalb Jahre alt, hat aber in seinem Leben schon viel mitgemacht, was ihn auch geprägt hat. Er wurde vor sechs Jahren von einem Milchlaster angefahren ...

"Es gibt Schlimmeres im Leben"

1953 ist Juri Zipit zwölfeinhalb Jahre alt, hat aber in seinem Leben schon viel mitgemacht, was ihn auch geprägt hat. Er wurde vor sechs Jahren von einem Milchlaster angefahren und anschließend von einer Straßenbahn überfahren. Er hat einen, wie er es beschreibt, beschädigten Körper und geschädigten Verstand, aber eine starke ungebrochene Seele. Vor allem sagt er immer, was er gerade denkt. Er wird immer anders sein. Aber gerade diese Andersartigkeit, der Ausdruck, der auf seinem Gesicht liegt, macht ihn zu etwas ganz Besonderem. Die Menschen lieben ihn und dieses Gesicht und vertrauen ihm ihre geheimsten Gedanken an. Obwohl sie dies oft nicht wollen. Und Juri hat gelernt, damit umzugehen.
Zusammen mit seinem Vater Doktor Roman Alexandrowitsch Zipit, einem weltberühmten, allseits respektierten Veterinärarzt lebt er in einer Personalwohnung des Zoos in Moskau gegenüber dem Elefantengehege. Als sein Vater eines Tages zu einer geheimen Behandlung eines geheimen Kranken abgeholt wird und Juri mitnimmt, gerät der Junge als Stalins Vorkoster bald mitten hinein in die Machtkämpfe und politischen Intrigen auf Stalins Datscha.

Christopher Wilson lässt Juri in seiner altersmäßig einfachen, kindlich naiven und langsamen Sprache erzählen. Sich selbst beschreibt Juri sehr intensiv und richtet auch immer mal wieder das Wort an uns, den Leser. "Das was ich erzähle, ist alles wahr. Absolut, komplett, total wahr. Bis auf ein paar Kleinigkeite, die ich ändern musste. Aber nur, was Zeiten, Orte, Namen und Ereignisse angeht." Kennt man die Geschehnisse um Stalins letzte Wochen herum, so kann man diese Änderungen aber schnell zuordnen.

Obwohl immer wieder auch von Greuel und Schrecklichem erzählt wird – durch die Erzählung von Juri nimmt es an Schrecken ab und wirkt wie leicht daher erzählt. Diese Leichtigkeit durchzieht die ganze Geschichte. Trotzdem empfand ich es beim Lesen schon hier und da als schwere Kost, eingewickelt in einen Mantel aus Humor, Satire und Tragik, die nachwirkt und genügend Spielraum für eigene Gedanken lässt.

Ich habe hier und da schmunzeln müssen, einige Male auch laut gelacht, an anderen Stellen nicht glauben wollen, was dort steht. Aber durch die vielen Dialoge, die sich manchmal über Seiten hinziehen, war ich auch mal etwas gelangweilt.

Ein tolles Buch voller Tragik, Satire und Humor, aber auch mit einem tiefen Ernst. Ich habe es sehr gerne gelesen.

Veröffentlicht am 26.07.2018

Der 2. Fall für die Staatsanwältin und den Kommissar aus Kiel

Schwarze Roben
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Bombenattentat in Kiel. 12 Mitarbeiter der Anwaltskanzlei "Bartelsen & Partner", die mit dem Kleinbus in den Schwarzwald in ein exclusives Golfhotel fahren wollten, werden in der Tiefgarage kurz vor der ...

Bombenattentat in Kiel. 12 Mitarbeiter der Anwaltskanzlei "Bartelsen & Partner", die mit dem Kleinbus in den Schwarzwald in ein exclusives Golfhotel fahren wollten, werden in der Tiefgarage kurz vor der Abfahrt in die Luft gesprengt. Markus Lohmann, der sich etwas verspätet hat, kommt mit lebensgefährlichen Verletzungen in die Klinik. Alle anderen Mitarbeiter sind tot.
Staatsanwältin Elena Karinoglous will diesen Fall unbedingt selbst übernehmen. Zusammen mit Hauptkommissar Sven Fricke, mit dem sie schon mal einen Fall gelöst hat, macht sie sich auf Spurensuche. Fricke, der sich nach Eckernföhrde hatte versetzen lassen, kehrt zusammen mit Lars Oppermann, seinem kurzfristigen Partner, nicht nur wegen dem neuen Fall nach Kiel zurück.

Bei ihrem Fall "Blutvilla" habe ich Elena Karinoglous und Sven Fricke schon über die Schulter schauen dürfen und ihre kleinen Reibereien mitbekommen. Das ist auch bei diesem Fall nicht anders. Immernoch finden sie Gefallen aneinander, schleichen um einander herum, wie die Katze um den heißen Brei. Aber wer weiß, dieser Fall scheint sie wieder ein Stück näher zueinander geführt zu haben. Ich habe die Beiden richtig lieb gewonnen.
Ich lerne sehr viele verschiedene Menschen kennen, die in diesen Fall in irgendeiner Form verstrickt sind. Manche werden sehr detailliert beschrieben. Sie habe ich sofort gut im Kopf. Bei anderen kann ich meine Fantasie spielen lassen um sie mir vorzustellen. Das gefällt mir besonders gut.
Bei den Fahrten durch den Kieler Stadtteil Düsternbrook und bei denen Blicken aus den Fenstern der Anwaltskanzlei kommt der Lokalkolorid richtig gut rüber. Ich würde gerne stundenlang dort am Fenster stehen und über die Ostsee schauen.
Frust, Wut oder wenn Fricke eine Riesenlaus über die Leber gelaufen ist – die verschiedenen Gefühle der Protagonisten kommen sehr gut vorstellbar rüber. Sie scheinen richtiggehend auf mich überzuschwappen.
Stefanie Gregg und Paul Schenke haben sich auch bei dieser Geschichte einen spannenden Plott und interessante Protagonisten ausgedacht. Leider kommt bei dem ganzen Auf und Ab für mich die Spannung etwas zu kurz. Trotzdem habe ich gut mitfiebern und mit recherchieren können. Die absolut schlüssige Auflösung kam mit einem Täter, den ich nicht auf dem Flipchart hatte, für mich etwas unverhofft um die Ecke.

Wer Krimis mag, die nicht vor Blut strotzen; mit einem Ermittlerpärchen, das sich nicht entscheiden kann, aber sehr gut zusammen arbeitet; einer interessanten Geschichte und einer sehenswertenb Umgebung – der ist hier genau richtig. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall der Staatsanwaltschaft und der Kripo Kiel.

Ein interessanter, unterhaltsamer Krimi, der mir 4,5 Sterne wert ist.

Veröffentlicht am 20.07.2018

Witzig, humorvoll und spannend

Kluntjemord
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Elli Vogel, eine Kellnerin mit schriftstellerischen Ambitionen

Eleonore "Elli" Vogel, 31, gibt ihren schlecht bezahlten Job auf, nimmt einen Teilzeitjob als Kellnerin im Marlowe in Aurich an und hat nun ...

Elli Vogel, eine Kellnerin mit schriftstellerischen Ambitionen

Eleonore "Elli" Vogel, 31, gibt ihren schlecht bezahlten Job auf, nimmt einen Teilzeitjob als Kellnerin im Marlowe in Aurich an und hat nun die Zeit sich schriftstellerisch zu betätigen. Männertechnisch läuft auch alles bestens. Mit Sebastian Beck und Phil Winter hat sie zwei Männer, die um ihre Gunst buhlen. Doch dann verschwindet ihre Arbeitskollegin Lisa und ihr Freund der Penner Karl ist auch plötzlich weg. Elli wittert ein Verbrechen und macht sich auf Spurensuche...

Elli, mit ihrer Angst vor Ratten und Clowns oder vor´m lebendig begraben sein, hat mir von Anfang an sehr gut gefallen. Ein bisserl chaotisch, ein bisserl zuviel Drama für ihr Alter, das Herz am rechten Fleck handelt sie oft sehr spontan, kann ihr Mundwerk nicht zügeln und begibt sich damit selbst in unangenehme Situationen und in allerhöchste Gefahr.
Ihre Cousine Alexa, die sich in einer Begegnungsstätte für Ex-Knackis einsetzt und ihre Freundin Diana, die einen Frisiersalon leitet, halten immer zu ihr und stehen ihr zur Seite, wenn´s mal brenzlig wird. Sie sind so ganz anders wie ihre gemeinsame Freundin, aber auch sehr sympathisch – jede auf ihre Art. So wie man sich gute Freundinnen halt vorstellt.
Alle anderen Protagonisten sind farbig und mit viel Liebe zum Detail mit manchmal unverwechselbaren Merkmalen gezeichnet und sie waren für mich schnell und gut vorstellbar.
Mein erklärter Star und Liebling in der Geschichte ist Kater O´Malley, der bei Elli einzieht, als Karl verschwunden ist. Wenn ich so an ihn denke, meine ich ihn um meine Beine streifen zu spüren. Ein tolles Katzenmännchen, dass ich sofort lieb gewonnen habe.
Durch die Beschreibungen von Aurich und Greetsiel, Orte ich ich beide kenne, kommt der Lokalkolorit von Friesland und der Nordseeküste sehr gut rüber. Es macht richtig Spaß mit Elli und Alexa am Hafen an den Fischkuttern lang zu spazieren, sich die salzige Luft um die Nase wehen zu lassen und drei Tassen Ostfriesentee zu trinken.

Die Spannung setzt in dieser Geschichte ganz langsam und schleichend ein. Zuerst fühle ich mich in Aurich auf Urlaub, bin auf einer Lesung zu Gast, gerate dann immer weiter in den Sog von Ellis Handeln und bin plötzlich mittendrin in einer kriminellen Geschichte. Gerade zum Schluss hin wird es richtig spannend und ich habe mit Elli gelitten und mit gefiebert. Aber wie es sich für eine taffe "Ermittlerin" gehört, geht ja alles noch mal gut aus. Nochmal zum Ende der Geschichte: das hatte ich so ganz bestimmt nicht erwartet.

Es gibt hier und da eine Stelle, wo der Humor, den ich richtig genossen habe, in Klamauk umschwenkt. Das ist, auch wenn es um Cosy Crime geht, nicht so mein Fall. Ein kleines bisserl ernster hätte mir schon besser gefallen.

Trotz dieses kleinen Kritikpunktes hat mir die Geschichte mit ihrem Witz, ihrem Humor, mit ihrer spannenden Seite sehr gut gefallen. Ich konnte mit rätseln und mitfiebern, verschiedene Wendungen mitmachen, lachen, grinsen, dass sich meine Mundwinkel bis zu den Ohren hoch gezogen haben. Und ich hoffe sehr, dass ich Elli bald mal wieder auf einem ihrer Recherchegänge begleiten darf.

Für ihre erste Geschichte um Elli Vogel bekommt Martina Aden von mir 4,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 14.07.2018

Die Geschichte eines Wiener Grantlers

Horak hasste es, sich zu ärgern
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Der Dackel auf dem Cover ist nicht Horak. Nein, das wird Moritz vom Hern Oberndorfer sein. Der lebt, genau wie Professor Erwin Horak in der Wiener Josefstadt, dem 8. Bezirk in der Pfeilgasse 28. Horak, ...

Der Dackel auf dem Cover ist nicht Horak. Nein, das wird Moritz vom Hern Oberndorfer sein. Der lebt, genau wie Professor Erwin Horak in der Wiener Josefstadt, dem 8. Bezirk in der Pfeilgasse 28. Horak, der alte Griesgram, lehrt am Gymnasium Albertgasse Mathematik und Physik, mag keine Hitze, keinen Schweiß auf der Stirn, keine gurrenden Tauben auf den Dächern ringsum, keine Autos, die sich durch die Gassen quälen. Er kann seine Nachbarn nicht leiden, seine Schüler erst recht nicht. Nur mit Kurt Gruber, den er seit über 30 Jahren kennt, spielt er einmal in der Woche im Cafe Hummel Karten. Aber würde er Kurt als seinen Freund bezeichnen? Bestimmt nicht. Ausserdem ist Kurt nun in Rente und will mit seiner Frau Resi das Leben genießen. Horaks Leben ändert sich von einem Tag auf den Anderen, als sich Elfriede Steiner, die eine Trafik führt, zu ihm an den Tisch setzt und versucht mit ihm ein Gespräch zu beginnen...

Mir hat die Geschichte der beiden Menschen, die Karoline Cvancara hier erzählt und die ca. eine Woche dauert, sehr gut gefallen. Der Professor wird hier trotz seiner ruppigen, humorlosen, abweisenden und unfreundlichen Art so liebevoll gezeichnet, dass ich Elfriede Steiner gut verstehen kann, dass sie unbedingt zu seinem, wie sie hofft, weichen Kern durchdringen will. Die beiden sehe ich immer mal wieder wie Loriots Müller-Lüdenscheid und Doktor Kloebner in der Badewanne sitzen und über Nichtigkeiten diskutieren. Horak und Elfriede sitzen in einem Wiener Traditionscafe, dem Hummel, das sich beide als ihr "Wohnzimmer" für den Abend auserkoren haben. Horak will hier in Ruhe essen, seine Zeitung lesen, eine Zigarre rauchen und vor allem in Ruhe gelassen werden. Elfriede will sich nach des langen Tages Mühen einfach nur entspannen und landet, als sie keinen freien Tisch findet, ausgerechnet am Tisch von Horak.

Ganz langsam entspinnt sich, naja ein Gespräch kann man es nicht nennen, ein minimaler Dialog und Gedankenaustausch zwischen den Beiden, der anfangs eigentlich nur von Elfriede am laufen gehalten wird. Sie ist nicht gewillt, Horak in seiner selbst gewählten Grimmigkeit zu belassen und setzt sich von nun an jeden Abend an Horaks Tisch. Ich habe das Gefühl, direkt neben den Beiden zu sitzen, Mäuschen zu spielen und ich warte darauf, was gleich geschieht.
Aber eigentlich geschieht nichts. Ausser, dass Elfriede jeden Abend ein ganz klein wenig näher an den Griesgram heran kommt. Und er scheint es zu genießen. Denn Elfriede lässt sich nicht von ihm einschüchtern und das scheint Horak zu gefallen.

Eine ganz wunderbare Geschichte über zwei so unterschiedliche Menschen, die doch ganz langsam zueinander finden. Und das alles in einem wunderbaren Cafe, wo ich bei meinem nächsten Wien-Besuch auf alle Fälle mal eine Wiener Melange trinken und das einzigartige Wiener Flair genießen werde.