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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2018

Wie ein intensiver Redeschwall

Fünf Kopeken
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mit dem man überschüttet wird und den es unmöglich ist, abzustellen - beziehungsweise im Falle dieses Buch nur durch Abbrechen. Ja, daran fühlte ich mich bei der Lektüre dieses Buches ständig erinnert ...

mit dem man überschüttet wird und den es unmöglich ist, abzustellen - beziehungsweise im Falle dieses Buch nur durch Abbrechen. Ja, daran fühlte ich mich bei der Lektüre dieses Buches ständig erinnert und dabei hatte ich mich so sehr darauf gefreut! Das Debüt der jungen, sympathischen Autorin Sarah Stricker - unbedingt wollte ich dabei sein und dieses mich so sehr anziehende Buch schnellstmöglich lesen, nein, verschlingen!

Es kam leider alles ganz anders - gut geschrieben, aber für meinen Geschmack zu geschwätzig wird diese Familiengeschichte transportiert; eine Geschichte, in der es um unangepasste Familienmitglieder geht. Die Tochter bzw. Enkelin erzählt: von ihrer auf dem Sterbebett liegenden Mutter, die noch nicht einmal die Fünfzig erreicht hat - der Krebs ist es, der sie stoppen will. Ein Wunderkind war sie, aber ein potthässliches, so zumindest aus der Sicht des Opas, also ihres Vaters. Auch er und die Oma sind verschrobene Charaktere, die es kennenzulernen lohnt - wenn man sich auf diesen - mal schmeichelhaft ausgedrückt - sehr intensiven Erzählstil einzulassen vermag. Ich konnte es nicht: mich hat er dermaßen umgehauen, dass ich langfristig aus den Pantinen gekippt bin und mich lesetechnisch noch lange nicht erholt habe. Es soll mir eine Lehre sein: nicht alles, was über Gebühr gelobt wird, ist auch für mich geeignet bzw. ertragbar...

Aber Sie, werter Literaturfreund, Sie sind nicht ich - und genau deswegen sollten Sie dem Buch eine Chance geben: Vielleicht ist es ja genau die Lektüre, nach der Sie sich seit Jahren sehnen und dies wird Ihr neues Lieblingsbuch!

Veröffentlicht am 28.07.2018

Gewagte Thesen

Blutsbande
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beziehungsweise sehr, sehr einseitige stellt die Autorin, die Journalistin Beate Krafft-Schöning hier auf - aus meiner Sicht ganz klar investigativer Journalismus, wie er nicht sein sollte! Ich hatte gehofft, ...

beziehungsweise sehr, sehr einseitige stellt die Autorin, die Journalistin Beate Krafft-Schöning hier auf - aus meiner Sicht ganz klar investigativer Journalismus, wie er nicht sein sollte! Ich hatte gehofft, dieses doch sehr aktuelle Thema von allen Seiten beleuchtet zu bekommen - aber .... Pustekuchen!

Die Polizei, das sind wahlweise böse Buben, Angsthasen oder Witzfiguren, die die Problematik einfach nicht raffen, der Miri-Clan zwar gefährlich, die Mitglieder im Grunde ihres Herzens aber doch liebenswert. Die Autorin selbst - ja, das ist die schlaue Spürnase, die sich á la Wallraff mitten ins Geschehen begibt und Interviews mit den wildesten Gestalten zustandebringt.

Wow! Das zumindest ist offenbar die gewünschte Reaktion der Leserschaft, wobei mir dieser Begeisterungsruf bereits beim ersten "W" im Halse steckenbleibt. Nö, definitiv kein Buch, das die Welt braucht: viel zu naiv, viel zu einseitig, viel zu undifferenziert - finde jedenfalls ich und rate jedem vom Kauf dieses Buches ab!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Shiny happy people holding hands

Glückliche Menschen küssen auch im Regen
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singen REM: der Titel hätte lange Zeit für Dianes Leben stehen können, hat sie doch mit Mann Colin und Tochter Clara eine wunderbare Familie gehabt und dann noch mit Félix, ihrem besten Freund, der immer ...

singen REM: der Titel hätte lange Zeit für Dianes Leben stehen können, hat sie doch mit Mann Colin und Tochter Clara eine wunderbare Familie gehabt und dann noch mit Félix, ihrem besten Freund, der immer für sie da ist, ein Literaturcafé betrieben. Naja, eigentlich hat es Félix betrieben, genauso wie Colin das gemeinsame Leben geregelt hat, denn Diane ist eigentlich lebensunfähig: war sie schon immer, aber nun, nachdem sie durch einen Verkehrsunfall Mann und Kind verloren hat, ist sie es noch mehr. Dennoch beschließt sie, für unbestimmte Zeit nach Irland zu gehen, was eigentlich Colins Traum war. Dort ändert sich einiges für sie...

Das alles klingt, als hätte man es schon mal gehört, schon mal gelesen und glauben Sie mir, genauso ist es: wenig originell verfährt die franzöische Autorin Agnès Martin-Lugand mit ihren Charakteren und mehr noch mit ihren Lokalitäten - das typisch Irische beginnt und endet mit Guiness, das typisch Französische.... keine Ahnung, das hat sich mir nicht offenbart. Atmosphärisch ist hier rein gar nichts, auch nicht die Figuren, die sich nur im Ansatz erfassen lassen.

Außerdem wird im Romänchen, denn mehr ist es nicht, quasi durchgehend geraucht - sowohl in Frankreich als auch in Irland - ohne Fluppe in der Hand scheinen die Figuren nicht funktionstüchtig zu sein. Man fragt sich, was das in einem Werk der 2010er eigentlich soll? Davon sind wir doch - in allen europäischen Ländern - inzwischen weit entfernt.

Die Geschichte enthält aus meiner Sicht keine richtige Botschaft: es soll wohl darstellen, wie sich Diane nach dem Schock ganz langsam wieder berappelt und ins Leben zurückfindet, aber glauben Sie mir: nach der Lektüre werden Sie mit ziemlicher Sicherheit genau wie ich dasitzen und sich fragen, was das hier eigentlich sollte. Warum hat sich die Autorin die Mühe gemacht, etwas so wenig Interessantes, Kluges und Wesentliches überhaupt aufzuschreiben und vor allem: warum hat der Verlag, vor allem das namhafte Verlagshaus Blanvalet, es überhaupt publiziert. Wenn zumindest Stil und Sprache aufrührend oder doch zumindest vielversprechend wären - aber auch das ist nicht der Fall.

Also: besser Finger weg und eine andere, wahrscheinlich bessere Auswahl treffen!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss

Das Haus am Fluss
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heißt ein französischer Film aus den 1980ern, der alles andere als das ist. Auf das vorliegende Buch trifft die Formulierung schon viel eher zu: ein langer, ruhiger Fluss der Langeweile! Irgendwie kommen ...

heißt ein französischer Film aus den 1980ern, der alles andere als das ist. Auf das vorliegende Buch trifft die Formulierung schon viel eher zu: ein langer, ruhiger Fluss der Langeweile! Irgendwie kommen Marie und die Geschichte aus längst vergangenen Zeiten nicht in die Puschen - und der Leser ertrinkt in einem Fluss der Langeweile. So zumindest ist es leider mir ergangen, wobei dies - nach "Das Geheimnis des Walfischknochens" schon die zweite Chance war, die ich der Autorin gab. Die zweite und letzte - leider habe ich nun nicht mehr das Gefühl, dass hier noch großes Entwicklungspotential vorhanden ist, obwohl ich mir - und vor allem Tanja Heitmann - genau das wünschen würde.

Ein interessanter Plot: wie im Vorgängerband spielt sich die Geschichte auf zwei Zeitebenen ab - in der Gegenwart und in den 1920er und 40er Jahren, eigentlich liebe ich so etwas über alles! Doch ein umständlicher Schreibstil und leider auch sehr steif geschilderte Charaktere haben mir den Roman leider schnell madig gemacht und die Lektüre zu einer Pflichtaufgabe werden lassen. Vieles ist vorhersehbar, zudem ergeht sich die Autorin in zahlreichen Klischees - und vor allem hätte das meiste um mindestens ein Drittel gekürzt werden können - dann wäre die Geschichte auch griffiger gewesen. So bleibt es beim "gewollt, aber nicht gekonnt". Guten Gewissens kann ich diesen Roman eigentlich nur tausendprozentigen Norddeutschlandfans empfehlen, die vor nichts zurückschrecken.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Rückkehr des Condor - ein bisschen träge, aber sehr gut übersetzt

Die letzten Tage des Condor
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"Die drei Tage des Condor" ist ein durchaus vielbeachteter Film aus den 1970ern, der reich an Komplexität, Ideen und neuen Blickrichtungen ist: Robert Redford als Condor war ein Held, bei dem die Grenze ...

"Die drei Tage des Condor" ist ein durchaus vielbeachteter Film aus den 1970ern, der reich an Komplexität, Ideen und neuen Blickrichtungen ist: Robert Redford als Condor war ein Held, bei dem die Grenze zwischen gut und böse keine Rolle mehr spielte und andere Gesetzmäßigkeiten im Vordergrund standen. Dieser Film basierte auf der nicht minder vielschichtigen Romanvorlage von James Grady, die damals ungeheuer innovativ war.

Jetzt, mehr als 40 Jahre später, hat der Autor die Sache rund gemacht und einen hinterhergeschoben. Einen weiteren Fall aus dem Leben des Condor, eines Literaturagenten, der ins Kreuzfeuer der Geheimdienste geraten war. Naja, einer reicht, muss man fast sagen. Oder auch nicht, denn es ist immer wieder ein Genuss, die wunderbare Übersetzung von Zoe Beck, selbst auch als Autorin herrlich spannender Thriller bekannt, zu lesen. Ich habe fast den Eindruck, als müsste ich froh sein, die deutsche Übersetzung, die ja quasi das Sahnetüpfelchen ist, lesen zu dürfen.

Also - der Condor ist ein wenig träge geworden: Besonders viel Innovatives bzw. Spannendes bringt er uns nicht gerade, doch ein sprachlicher Genuss ist er allemal!