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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein leichter Roman, der kurzweilig unterhält

Kein Sommer ohne Liebe
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Greer Hennessy arbeitet als Location-Scout und ist im Auftrag des Hollywoodproduzenten Bryce Levy in Florida unterwegs, um einen passenden Drehort für seinen neuen Film zu finden. Ein verschlafenes Küstenstädtchen ...

Greer Hennessy arbeitet als Location-Scout und ist im Auftrag des Hollywoodproduzenten Bryce Levy in Florida unterwegs, um einen passenden Drehort für seinen neuen Film zu finden. Ein verschlafenes Küstenstädtchen soll es sein, ein wenig rückständig, mit alten Fischerbooten und einem antiken Gebäude, das am in die Luft gesprengt werden kann. Keine leichte Aufgabe und deshalb dauert es einige Zeit, bis sie mit Cypress Kay genau den Flecken Erde findet, der wie geschaffen für das Filmprojekt ist. Doch kaum haben die Dreharbeiten begonnen, häufen sich die Probleme und Greer muss sich nicht nur mit einem viel zu charmanten Bürgermeister auseinandersetzen, sondern gleichzeitig die nicht enden wollenden Wünsche der Filmcrew erfüllen. Und als wäre das nicht schon genug, taucht auch noch ihr Vater am Filmset auf und ein ganz besonderer Mann sorgt dafür, dass sie ihr Herz verliert.

„Kein Sommer ohne Liebe“ ist ein Roman der US-amerikanischen Schriftstellerin Mary Kay Andrews, der im Rahmen ihrer Sommerbuch-Reihe erscheinen ist und an der Ostküste Floridas spielt. Ein Ort, der neben viel Sonne, wunderschönen Stränden und meterhohen Palmen auch ein unvergleichliches Lebensgefühl verspricht. Hinzu kommen der Glanz und Glimmer von Hollywood und eine Liebesgeschichte, die viel Romantik verspricht. Doch leider trügt der Schein, den das wunderschöne Cover und der vielversprechende Klappentext dem Leser vermitteln. Denn anstelle einen mitreißenden Romans wird ihm hier eine kurzweilige Geschichte mit einer unspektakulären Handlung, mit flachen Figuren und mit einer Romanze geboten, die kaum das Herz des Lesers berührt. Schade. Dabei ist die Idee, die hinter dem seicht dahinplätschernden Roman steckt wirklich gut. Nur die Umsetzung des Ganzen ist wenig gelungen. So fühlt sich der Leser wie ein Beobachter, der die Ereignisse zwar verfolgt, aber wenig mitfiebern kann. Er bangt nicht um die Figuren, trauert nicht um eine verloren geglaubte Liebe oder spürt nicht die Angst, wenn ein Vorhaben zu scheitern droht. Und genau das fehlt dieser Geschichte. Das Salz in der Suppe, die aufkommenden Emotionen und das Gefühl, unbedingt weiter lesen zu müssen.

Fazit:
„Ein Sommer ohne Liebe“ ist ein leichter Sommerroman ohne viel Tiefe, der kurzweilig unterhält, mehr aber auch nicht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Erst oberflächlich, dann wunderschön und mitreißend

Nur ein Tag
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Als wohlbehütete Tochter gut situierter Eltern ist Allysons Leben wohl durchdacht. Ein Medizinstudium wird es sein, das sie nach einem hervorragenden Highschoolabschluss und der darauf folgenden dreiwöchigen ...

Als wohlbehütete Tochter gut situierter Eltern ist Allysons Leben wohl durchdacht. Ein Medizinstudium wird es sein, das sie nach einem hervorragenden Highschoolabschluss und der darauf folgenden dreiwöchigen Tour quer durch Europa in Boston beginnt. Doch die von Sehenswürdigkeiten und kulturellen Veranstaltungen nur so strotzende Reise, die genauso geordnet, wie ihre Schulzeit verläuft, endet letztendlich in einer Katastrophe. Denn anstatt die letzten Tage mit ihrer Freundin Melanie in London zu verbringen, reist Allyson spontan mit einem Darsteller aus Shakespeares Tragödie „Was ihr wollt“ nach Paris, wo sie sich mit Haut und Haaren in den smarten Niederländer verliebt. Dieser allerdings ist nach einem erlebnisreichen Tag und einer romantischen Nacht plötzlich verschwunden und Allyson steht vor den Scherben ihres kurzen Glücks.

„Nur ein Tag“ ist der erste Teil eines Roman-Duos, das die Geschichte von Allyson und Willem erzählt, die sich nach einem eintätigen Aufenthalt in Paris aus den Augen verlieren. Eine Laune des Schicksals, die aus der Sicht beider Hauptpersonen heraus geschildert wird. Und so kommt in „Nur ein Tag“ Allyson zu Wort, während im zweiten Teil mit dem Titel „Und ein ganzes Jahr“ Willem von dem verhängnisvollen Geschehen in Paris und dem Jahr danach berichtet. Doch bevor der Leser in die Welt des charmanten und gut aussehenden Willems einsteigen kann, lernt er zunächst eine naive und zurückhaltende Allyson kennen, die entgegen ihres sonstigen Naturells plötzlich spontan und mit übersprudelnder Lebenslust reagiert. Eine Wandlung, die so schnell vonstattengeht, dass sie schon fast unglaubwürdig erscheint, im späteren Verlauf der Handlung aber ihre Erklärung findet. Und genau darin liegt das Manko dieses Romans. Er beginnt mit einer Hauptprotagonistin, die undurchsichtig und launenhaft reagiert, ohne dass der Leser überhaupt weiß, warum. Deshalb quält er sich durch die ersten Kapitel, bis die Geschichte allmählich an Fahrt gewinnt und aus der oberflächlichen Plänkelei ein wunderschöner und tiefer gehender Roman über die Selbstfindung eines jungen Mädchens wird.

Fazit:
Bei einem anderen Handlungsaufbau hätte der Roman bereits von Beginn an das werden können, was er am Ende ist. Die mitreißende Geschichte eines wohlbehüteten Teenagers, der erst über Umwege erkennt, was in ihm steckt und der zum ersten Mal mit einem ungewohnt heftigen Gefühlschaos klarkommen muss.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein ungewöhnliches Jugendbuch, das sich mit Problemen des Erwachsenwerdens auseinandersetzt

Sommernachtstraum
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Als am bischöflichen St. Hubertus Gymnasium die Schule nach den Weihnachtsferien beginnt, ist alles wie immer. Der zwergenwüchsige Goofy ist mit seinem Stullenpaket beschäftigt, während sein Banknachbar ...

Als am bischöflichen St. Hubertus Gymnasium die Schule nach den Weihnachtsferien beginnt, ist alles wie immer. Der zwergenwüchsige Goofy ist mit seinem Stullenpaket beschäftigt, während sein Banknachbar Struppi öfters schläft und der Wiederholer Iva besonders cool in Erscheinung tritt. Nur ihr Englischlehrer Ben Zimmermann hat sich für dieses Halbjahr etwas Besonderes ausgedacht. Er will mit der Neunten Shakespeares Sommernachtstraum aufführen und merkt dabei nicht, wie sein Vorhaben plötzlich alles durcheinanderbringt. Denn die antike Komödie sorgt dafür, dass die Gefühle in Wallung geraten und zu verhängnisvollen Verstrickungen führen.

„Sommernachtstraum“ ist ein Roman für jugendliche Leser, der Im Rahmen der Buchreihe mit dem blauen Band erscheinen ist, die von dem FAZ-Journalisten Tilman Speckeisen herausgegeben wird. Besonders lesenswerte Bücher werden hier in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt und einem jungen Publikum vorgestellt. Dabei sind die Werke von Shakespeare nicht unbedingt die Lektüre, die jeder gerne liest. Zu schwulstig erscheint ihr Schreibstil, zu unnatürlich ihr Plot. Doch im „Sommernachtstraum“ ist alles anders. Tanya Lieske ist es gelungen mit einer moderne Shakespeare Version einen gut lesbaren Zugang zu einem der meistgespielten Bühnenstücke der Weltliteratur zu finden, in dem es um Verwechslungen verwirrter Liebespaare geht.

Aufgebaut wie ein Theaterstück in 5 Akten wird das neuzeitliche Drama erzählt, mit Figuren, die an Originalpersonen erinnern und Themen, deren Problematik an die heutige Zeit angepasst worden ist. Ob Mobbing oder schlechte Noten, Drogen oder Streit mit den Eltern. Die Bandbreite der täglichen Auseinandersetzungen ist hoch und wird von Tanya Lieske ungeschönt dargestellt. Mit einfühlsamen Worten und doch distanziert geht sie hierbei vor und so erscheint dieser Roman an manchen Stellen wie die Aneinanderreihung von Ereignissen, die ein Außenstehender beobachtet hat. Ergänzt wird das Ganze von gleichsam interessanten wie auch humorvollen Kommentaren, die als Fußnoten dargestellt sind und Anmerkungen und Meinung von Shakespeare und Oberon zum Besten geben.

Fazit:
Sommernachtstraum ist ein ungewöhnliches Jugendbuch, das sich mit Problemen des Erwachsenwerdens in einem von Shakespeare geschaffenen Rahmen auseinandersetzt. Mit einem Ende, das ganz anders verläuft, als es der englische Dichter in seinem Werk vorgesehen hat und das dadurch eine angenehme Eigenständigkeit erhält.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Kunst des gepflegten Nichtstuns

Das Beste, was wir tun können, ist nichts
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Das gepflegte Nichtstun ist das Maß aller Dinge, jedenfalls, wenn man dem Autor Björn Kern Glauben schenken kann. Einfach mal die Seele baumeln lassen, sich auf sich selbst besinnen und Unnützes weglassen. ...

Das gepflegte Nichtstun ist das Maß aller Dinge, jedenfalls, wenn man dem Autor Björn Kern Glauben schenken kann. Einfach mal die Seele baumeln lassen, sich auf sich selbst besinnen und Unnützes weglassen. Eine gute Botschaft in der heutigen, sehr hektischen Zeit. Dabei ist es nicht immer einfach, sein Tun unvoreingenommen zu betrachten und Nutzloses vom Nützlichen zu trennen. Beispiele hierfür hat der Autor genug. Und obwohl er die meisten seiner alltäglichen Episoden überspitzt darstellt, kann sich der Leser in einigen der dargestellten Erlebnisse sogar selber wiedererkennen. Denn wer hat sich nicht schon einmal über die Probleme mit einer Telefonhotline aufgeregt oder ist einem vorbeidüsenden Auto gerade noch so entkommen? Situationen, die mit einer geschickten Taktik des Nichtstuns vermieden werden können, wobei gelegentliche Rückschläge vorprogrammiert sind.

Humorvoll geschrieben und mit mehr als nur einem Augenzwinkern erzählt, nimmt der Autor keinesfalls eine Wertung vor und versucht, richtig oder falsch herauszustellen. Vielmehr geht es darum, ein gutes Maß für sich zu finden und auf Dauer glücklich zu sein. Der eine halt mit viel Gewusel, wie sein märkischer Nachbar im Oderbruch, der andere mit weniger Tamtam, wie seine glücklichen französischen Freunde. Ein humorvolles Statement also, das aber auch einige Mankos besitzt. So werden Beobachtungen oder Erlebnissen in diesem Buch wahllos aneinandergereiht, einen roten Faden gibt es nicht und deshalb erscheint die Auswahl eher konfus, als gut durchdacht.

Fazit:
Lesen oder nicht lesen, das ist hier die Frage, die ganz einfach zu beantworten ist. Diejenigen, die ein paar nette und lustige Episoden unter dem Motto „Das Beste, was wir tun können, ist nichts“ genießen möchten, die sind hier genau richtig. Die anderen aber, die vom Autor Ratschläge zur bessern Bewältigung des mit Terminen vollgestopften Alltags erwarten, die sind mit diesem Buch schlecht beraten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Blick in das schicksalhafte Leben zweier im Kindesalter entführter Frauen

The other Girl
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Die mäßig erfolgreiche Schauspielerin Chloe Savage soll die Rolle einer Ermittlerin spielen, die das Entführungsdrama um zwei 12-jährige Mädchen erfolgreichen aufklären kann. Doch kaum hat Chloe die ersten ...

Die mäßig erfolgreiche Schauspielerin Chloe Savage soll die Rolle einer Ermittlerin spielen, die das Entführungsdrama um zwei 12-jährige Mädchen erfolgreichen aufklären kann. Doch kaum hat Chloe die ersten Zeilen des Drehbuches gelesen, merkt sie, dass es ihre eigene beschissene Geschichte ist, die hier verfilmt werden soll.
Zur gleichen Zeit wir die Anglistikdozentin Lois Lonsdale von einem Studenten mit dem gut gehüteten Geheimnis ihrer Vergangenheit erpresst. Denn im zarten Alter von 12 Jahren wurde sie zusammen mit einem anderen Mädchen entführt und hat ihre tragischen Erlebnisse unter einem Pseudonym als Thriller herausgebracht.
Zwei Frauen, deren Schicksal eng verbunden ist und die nun, nach fast 18 Jahren erneut mit vergangenem Unrecht zu kämpfen haben.

„The other Girl – Du kannst niemals ganz entkommen“ ist Roman, der amerikanischen Autorin Maggie Mitchell, die den Leser tief in die Gefühlswelt zweier gepeinigter Frauen blicken lässt. Von ihnen in der Ich-Form erzählt, erhält der Leser aus erster Hand ein vollständiges Bild der Ereignisse, die sich achtzehn Jahre zuvor in einer abgelegenen Waldhütte zugetragen haben, und taucht gleichzeitig in ihr Leben nach der schicksalhaften Entführung ein. Ein Plot, der auf einer interessanten Idee beruht und hohe Erwartungen beim Leser weckt. Doch leider versteht es Maggie Mitchell das Potenzial, das in der Geschichte steckt, nicht ausreichend zu nutzen. Zu zäh präsentiert sich der Handlungsverlauf, der vorwiegend auf der Schilderung von Ereignissen und Gedanken der beiden Frauen beruht, zu unnahbar bleiben die Figuren. Und auch die Bedrohung durch den Studenten, der die Anglistikdozentin Lois Lonsdale mit ihrer Vergangenheit erpresst, verpufft im Einerlei des Geschehens ohne die Handlung richtig aufzumischen.

Fazit:
Wer ein Blick in das schicksalhafte Leben zweier im Kindesalter entführter Frauen und die schrittweise Aufarbeitung ihres Traumas wagen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen. Der Leser aber, der auf einen ausgeklügelten Psychothriller hofft, sollte sich nach anderer Lektüre umschauen.