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Veröffentlicht am 10.10.2018

Bildreich und ungeschönt ins Dresden 1869

Die Tote im Fechtsaal
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Mit dem Roman „Die Tote im Fechtsaal“ begeben wir uns nach Dresden, ins Jahr 1869. Helga Glaesener setzt hier ihre Protagonistin, Annie Troll, in die eher untere Schicht. Als alleinerziehende Mutter hat ...

Mit dem Roman „Die Tote im Fechtsaal“ begeben wir uns nach Dresden, ins Jahr 1869. Helga Glaesener setzt hier ihre Protagonistin, Annie Troll, in die eher untere Schicht. Als alleinerziehende Mutter hat sie es nicht einfach. Doch Annie ist eine starke Frau. So schaffte sie es in dieser unfreundlichen Zeit eine Fechtschule für Frauen aufzubauen. Ein sehr ungewöhnliches Unterfangen. Mehr schlecht als recht kommt sie mit ihrer Tochter über die Runden, muss sich mit den Vorurteilen ihrer Mitbürger und säumigen Klientinnen ärgern.

Als eine ihrer Schülerinnen, eine bekannte Tänzerin an der Oper, in ihrem Fechtsaal ermordet wird, gerät schnell Annie unter Verdacht. Doch warum soll sie eine ihrer Einnahmequellen umbringen?

Annie ist eine Frau der Tat und verlässt sich nicht auf die Polizei. Sie bittet Daniel Raabe um Hilfe. Er ist Privatdetektiv. Gemeinsam, denn Annie mischt natürlich kräftig mit, versuchen sie etwas Licht in die Angelegenheit zu bringen. Doch was hat die Freimaurerloge, die gläsernen Herzen am Grab der Tänzerin oder der Tod von Daniels Frau und Tochter mit der Sache zu tun? Immer tiefer tauchen beide in das Wirrwarr ein und beginnen ein Puzzleteil nach dem anderen zu lösen. Kann Daniel mit dieser neuartigen Ansicht, dass Fingerabdrücke jedes Menschen unterschiedlich sind, punkten oder gar den Täter überführen?

Der Roman ist kein klassischer Liebesroman, bei dem die Protagonisten von Anbeginn füreinander bestimmt und auf den Weg zueinander sind. Zwischen Annie und Daniel entwickelt sich zwar unbestreitbar ein Gefühl, aber bleibt es bei Freundschaft, oder kann sich daraus, trotz unterschiedlicher Herkunft, mehr entwickeln?

In meinen Augen zählt der Roman sehr wohl zu den historischen Romanen, auch wenn weder geschichtliche, noch politische Informationen den Leser dargebracht werden. Doch die Handlungsorte kann sich der Leser durch die klare Darstellung sehr gut vor Augen holen und auch die Lebensgewohnheiten der Menschen werden in ungeschönter Weise benannt.

Mir hat der Roman einige Stunden erfreulicher Lesezeit eingebracht. Vor allem gefiel mir die Darstellung der zwischenmenschlichen Beziehungen der verschiedensten Personen zueinander sehr gut.

Veröffentlicht am 09.09.2018

Eine emotionale, tiefgründige Reise zu sich selbst

Wie Nebel in der Sonne
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In „Wie Nebel in der Sonne“ finden wir uns mitten im Leben von Susanna und Mark wieder. Kapitelweise wird aus der Sicht von Susanna und Mark erzählt. Die Sprache ist leicht lesbar und wunderbar fesselnd ...

In „Wie Nebel in der Sonne“ finden wir uns mitten im Leben von Susanna und Mark wieder. Kapitelweise wird aus der Sicht von Susanna und Mark erzählt. Die Sprache ist leicht lesbar und wunderbar fesselnd gehalten.

Den Einstieg hat Astrid Töpfner sehr emotional aufgebaut. So begleiten wir direkt Susanna während der letzten Zeit mit ihrer krebskranken Mutter und deren Tod. Wie sie anschließend in ein tiefes Loch fällt, aber auch wie es ihr im Laufe des Buches mithilfe von Mark und ihrer Schwester Amaia gelingt, sich daraus zu befreien und ihren Weg zu finden. So ganz nebenbei entdeckt sie auch noch ein Familiengeheimnis und muss lernen damit umzugehen. Schafft es Susanna zu verzeihen?

Auch Mark sucht seinen Lebensweg. Er hat tief in seinem Inneren ein traumatisches Erlebnis verborgen. Aufgearbeitet und getrauert hat er nie. Kann er dies durch Susanna nachholen? Wird dieses verschwiegene Erlebnis; die Wahrheit rundherum, nicht doch noch zum Stolperstein für ihre aufkeimende Beziehung?

Susanna und Mark lernen sich zufällig in einer Bodega in Zürich kennen. Aus einer Laune, zu viel Wein und auch Trotz heraus, treten sie eine Reise nach Spanien gemeinsam an. Es ist faszinierend, abwechselnd erheiternd und emotional, zu lesen, wie sich die Tage und Stunden mit der unbekannten Person an der Seite für die beiden anfühlt, was der jeweils andere bei Mark und Susanna auslöst und wie sie sich unbewusst gegenseitig helfen können.

Der Titel „Wie Nebel in der Sonne“ kann für vielerlei stehen. Ich denke jeder Leser wird seine eigene Antwort darauf finden. Für mich bezieht er sich auf das Auflösen von alten Ängsten, von Trauer und Einsamkeit.

Ich kann eine Leseempfehlung für alle Romanliebhaber abgeben. Besonders, wenn sie nicht die gerade vorgezeichnete Liebesgeschichte vor sich liegen haben wollen. Ich hatte kurzweilige Stunden, da ich das Buch nicht mehr weglegen wollte.

Veröffentlicht am 20.08.2018

Farbenfrohe Liebesgeschichte zwischen Tradition und Umbruch

Die englische Fotografin
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In „Die englische Fotografin“ bewegen wir uns hauptsächlich in Indien. Eliza lebte hier als Kind mit ihren Eltern. Nachdem sie mit ansehen musste, wie ihr Vater bei einem Bombenattentat ums Leben kam, ...

In „Die englische Fotografin“ bewegen wir uns hauptsächlich in Indien. Eliza lebte hier als Kind mit ihren Eltern. Nachdem sie mit ansehen musste, wie ihr Vater bei einem Bombenattentat ums Leben kam, ging ihre Mutter mit Eliza nach England zurück.

Jahre später kehrt Eliza im Auftrag der britischen Regierung als Fotografin nach Indien zurück. Hier soll sie das Leben im Fürstenpalast und das der normalen Bevölkerung über ein Jahr hinweg dokumentieren.

Eliza lernt den Bruder des Fürsten kennen und bemerkt, dass sie für Jay Gefühle entwickelt. Kann diese Liebe zwischen einem indischen Fürsten und einer englischen Witwe eine Zukunft haben?

Dazu kommen Intrigen, Neid und die allgegenwärtigen Traditionen, die Eliza das Leben nicht gerade erleichtern. Auch ihre Mutter hat eine schwer zu verdauende Überraschung für Eliza. Kann Jay ihr eine Stütze sein? Gibt es eine Möglichkeit für die Liebenden auf ein gemeinsames Leben?

Dinah Jefferies beschreibt Indien´s Landschaft, die Traditionen und Lebensweise in diesem fernen Land mit farbenfrohen, plastischen und bildgewaltigen Worten. Der Schreibstil lässt ein flüssiges und leichtes Lesen zu.

Auch sind die Charaktere gut gelungen. So wird Eliza als junge Frau dargestellt, die an ihrer Aufgabe, in dieser männerdominierten Welt, wächst, manche Ansichten aber überdenken muss. Jay, der verantwortungsbewusste Fürstenbruder, muss seinen Weg inmitten zweier Welten, deren Traditionen, Achtung, Respekt und Liebe finden.

Der Leser wird mit dem einen oder anderen Nebenstrang und seiner interessanten Wendung überrascht und die Neugierde wie es weitergeht, immer weiter entfacht. Am Ende runden sich die verschiedenen Stränge zu einem harmonischen Ganzen, wenn auch mit vielleicht ungewöhnlichem Richtungswechsel.

Auch wenn wir uns im Jahr 1930 bewegen, so ist dieser Roman nicht mit Daten und Fakten zugetextet. Der Leser bekommt Einblick in die Geschichte Indiens damals, aber ohne durch geschichtliche Fakten die Handlung des Buches zu überdecken. In meinem Augen wunderbar gelöst. Von mir gibt es für „Die englische Fotografin“ eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
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  • Charaktere
  • Gefühl
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 27.07.2018

Ein eingespieltes Paar bis ins hohe Alter

Ein Fiebelkorn
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Johanna und Wilfried lassen uns abwechselnd an ihrem Leben teilhaben. Gemeinsam verbrachten sie beinahe ein ganzes Leben mit seinen Höhen und Tiefen. Krieg, Flucht, Tod der gemeinsamen Tochter musste ebenso ...

Johanna und Wilfried lassen uns abwechselnd an ihrem Leben teilhaben. Gemeinsam verbrachten sie beinahe ein ganzes Leben mit seinen Höhen und Tiefen. Krieg, Flucht, Tod der gemeinsamen Tochter musste ebenso gemeistert werden, wie die kleinen Freuden des Alltags einen erfreuen durften.

Wilfried der ruhige, aber anscheinend ständig präsente Mann, zeigt seiner Johanna mit kleinen zärtlichen Gesten seine Liebe. Und Johanna, die ewig starke Kämpferin lernt in all den Jahren sich mit ihm wortlos, einfach mit Blicken, verständigen zu können.

Je älter die beiden werden, desto eingespielter läuft ihr Alltag. Man weiß wie der andere tickt, sodass sich viele Worte in die Gedanken verabschieden können. Doch genau dieses Denken, Grübeln, Sinnieren wird im Alter immer sprunghafter. Auch weil sich bei beiden die Angst vor der Zukunft bemerkbar macht. Beide merken, dass manches nicht mehr so einfach von der Hand geht. Wollen den anderen aber nicht verunsichern oder beunruhigen und behalten es für sich.

Die Besuche der Töchter werden zwar begrüßt, aber es beschneidet sie in ihrem Alltag. Auch sprechen sie nicht wirklich über ihre Wünsche und Sorgen mit den Kindern. Diese verstehen nicht, was in ihren Eltern vorgeht. Wie so oft im realen Leben.

Als Wilfried unerwartet aus dem Leben gerissen wird, findet sich Johanna in ihrer Rolle der starken Frau gefangen. Sie will mit geradem Rücken all dies durchstehen und sehnt sich nach der Ruhe danach. Wie wird sie mit dem Alleinsein umgehen können?

Gekonnt springt Matthias Lanin vom Heute ins Gestern, von Johanna zu Wilfried. Anfangs war der Schreibstil für mich mehr als gewöhnungsbedürftig. Doch mit fortschreitenden Kapiteln fand ich immer mehr Gefallen daran. Einfach weil dieses Hin und Her so sehr deutlich macht, wie es im Kopf alter Menschen zugehen kann. Ich empfehle dieses Buch all jenen die das außergewöhnliche suchen. Kein typisches Buch für zwischendurch. Aber interessant und einfühlsam verfasst, sodass ich jede Seite mit Neugierde gelesen habe.

Veröffentlicht am 18.07.2018

Alltagsgeschichten mit Spaß und lehrreichem Kern

Jule weiß das noch genau
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Kathrin Eimler lässt in „Jule weiß das noch genau“ das Kindergartenmädchen Jule selbst erzählen. Sie berichtet uns von verschiedenen Abenteuern, oder einfach nur Alltagsgeschichten, die sie alleine oder ...

Kathrin Eimler lässt in „Jule weiß das noch genau“ das Kindergartenmädchen Jule selbst erzählen. Sie berichtet uns von verschiedenen Abenteuern, oder einfach nur Alltagsgeschichten, die sie alleine oder mit ihrer Freundin Emma erlebt. Ob wir an einem Cafebesuch mit Oma, an einem Zirkusbesuch, im Freibad oder aber an einem ganz tollen Tag teilnehmen dürfen; viele der Geschichten machen einfach Spaß, während andere, wie der Zahnarztbesuch, ein total doofer Tag oder eine schreckliche Radtour, durchaus auch einen lehrreichen Kern besitzen.

Jule ist ein aufgewecktes, liebenswertes Mädchen, das gerade seine Welt entdeckt. Dazu gehören Spaß und Neuigkeiten entdecken genauso wie Angst bezwingen und Frust verarbeiten, Streit mit der Freundin beenden und sich in eine andere Welt träumen.

Das Buch beinhaltet 15 Vorlesegeschichten in kindgerechter Sprache. Die Länge der einzelnen Geschichten ist so gewählt, dass auch jüngere Kinder, oder auch ein Zappelphilipp, nicht die Geduld verlieren werden.

Die Illustrationen sind im Buch schwarz-weiß gehalten, aber im selben Stil wie am färbigen Cover. Das finde ich ganz passend, da sich so jedes Kind die Bilder in seinen eigenen Farben vorstellen kann.

Auch die Altersgruppe ab 5 Jahre ist, meiner Meinung nach, passend gewählt. Die einzelnen Geschichten eignen sich durchaus als Abendgeschichte oder als kleine Hilfsgeschichte bei ersten Problemchen der Kinder, um anschließend mit dem Kind darüber zu sprechen. Insgesamt sehr empfehlenswert.