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Veröffentlicht am 03.10.2018

Gelungener Roman mit Einblicken in Malerei und das Leben des 16. Jahrhundert

Die Madonna von Saronno
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Der Künstler Bernardino Luini, ein Schüler da Vincis, flieht aufgrund eines unehrenhaften Verhältnisses aus Florenz nach Saronno. Als er die Kirche von Saronno aufsucht, in der er Fresken anbringen soll, ...

Der Künstler Bernardino Luini, ein Schüler da Vincis, flieht aufgrund eines unehrenhaften Verhältnisses aus Florenz nach Saronno. Als er die Kirche von Saronno aufsucht, in der er Fresken anbringen soll, sieht er die betende Witwe Simonetta und verliebt sich in sie. Gegen Bezahlung willigt Simonetta ein, für den Künstler Modell für ein Madonnenbild zu sitzen. Langsam entwickelt sich zwischen den beiden eine heimliche Liebe.

Marina Fiorato gelingt es in ihrem Roman, das Zeitgeschehen in der Lombardei angemessen zu beschreiben und bringt das sehr bildhaft mit ihrer Sprache zum Ausdruck. Dabei geht es in dem Buch nicht nur um eine Liebesgeschichte, sondern auch um das Judentum und die damals herrschenden Sittenvorstellungen. Die Kirchenoberen leiden an religiöser Verblendung, ihre Gier und persönliche Interessen führen zu Judenhass, den sie offen auf den Kanzel predigen. Aber auch Frauen werden zu Opfern unter den strengen Massstäben der Kirchenherren.

Mit leisen Tönen und wunderbar angelegten Charakteren schafft die Autorin hier den Spagat zwischen lebhafter und spannender Handlung und einfühlsamer Liebesgeschichte, ohne ins Kitschige abzugleiten. Es werden hier viele Themen angeschnitten, wie die Malerei und die Person Leonardo da Vinci, die Beschreibung der Fresken Bernadinos und auch die Entstehung des bekannten Mandellikörs Amaretto geben dem Roman einen vielschichtigen Anstrich.

Ein wunderbar vielschichtiger Roman aus der Lombardei, der mit einer gelungenen Handlung die historsche Zeitreise ins 16. Jahrhundert dokumentiert.
Unterhaltsam und spannend geschrieben!

Veröffentlicht am 03.10.2018

Eine spannende Familiensaga

Das Haus der Harmonie
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Charlotte Lee erbt von ihrer Großmutter das Pharmazieunternehmen Harmony Biotec in San Francisco. Die Firma stellt heilpflanzliche Medizin nach chinesischer Tradition her. Als eines der Produkte für den ...

Charlotte Lee erbt von ihrer Großmutter das Pharmazieunternehmen Harmony Biotec in San Francisco. Die Firma stellt heilpflanzliche Medizin nach chinesischer Tradition her. Als eines der Produkte für den Tod dreier Frauen verantwortlich ist, deuten die Indizien auf Charlotte als Täterin hin. Doch der Saboteur geht noch weiter, er trachtet Charlotte nach dem Leben. Wer steckt hinter dieser Aktion? Charlotte findet die Lösung in der Familienvergangenheit in Singapur. Dort lebte ihre Urgroßmutter und langsam erfährt Charlotte bei ihrer Recherche auch etwas über ihr eigenes Leben.

Barbara Wood versteht es wunderbar, eine Familiengeschichte so bildhaft darzustellen, das man ihr als Leser verfällt. Ihr Erzählstil ist brillant und die Handlung wohldurchdacht. Der Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit sorgt für fesselnde Unterhaltung und führt in die Geschichte der chinesischen Familie Anfang des 20. Jahrhunderts ein.
Es wird dargestellt, mit welchen Problemen eine Chinesin in Amerika zu kämpfen hatte. Als Arbeitskräfte genutzt, als Menschen diskriminiert und später im zweiten Weltkrieg durch die japanische Bombardierung Pearl Harbours als Asiaten gehasst.

Dieser Roman verbindet Familiengeschichte mit Liebesgeschichte und Krimiaufklärung. Er gibt darüberhinaus auch Einblicke in die chinesische Kultur und informiert über die Nutzung traditioneller chinesischer Medizin und Heilmittel. Diese Vielschichtigkeit macht Barbara Woods Romane zu Bestsellern und zu einem echten Lesevergnügen.

Diese Familiensaga ist sehr unterhaltsam und nur da ich schon noch bessere Barbara Wood Bücher gelesen habe, vergebe ich für dieses Buch lediglich 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2018

Ein vielversprechendes Debüt einer neuen Krimireihe

Der Schmetterling
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Hudiksvall, Nordschweden: Henna, die Frau eines Fußballstars öffnet am Heiligabend dem Weihnachtsmann die Tür, sie ist im Glauben, es sei ihr Ehemann Måns Sandin. Ein fataler Irrtum, denn er tötet sie ...

Hudiksvall, Nordschweden: Henna, die Frau eines Fußballstars öffnet am Heiligabend dem Weihnachtsmann die Tür, sie ist im Glauben, es sei ihr Ehemann Måns Sandin. Ein fataler Irrtum, denn er tötet sie während ihre Kinder dabei zusehen müssen.

Kommissar Johan Rokka ist nach zwanzig Jahren in Stockholm wieder in seiner Heimatstadt Hudiksvall. Måns, der Ehemann der getöteten Frau war ein Bekannter aus seiner Jugendzeit. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, denn zu den Verdächtigen zählen Freunde von früher. Als ein zweiter Mord geschieht, steht Rokka unter Druck, kennt er den Mörder und wird es weitere Opfer geben?


Dieser Krimi lässt sich flüssig lesen, die Spannung ist am Anfang noch extrem hoch, lässt aber im weiteren Buchverlauf etwas nach.

Mit der winterlichen Stimmung im dunklen und verschneiten Hudiksvall sorgt die Autorin für authentisches Krimifeeling, der zum schrecklichen Mordgeschehen passt. Der Fall weitet sich allmählich immer weiter aus, die Ermittlungen führen bis nach Italien und ein neues Mordopfer weist in die Pferdewettszene.


Der Ermittler Johan Rokka kehrt nach langer Abwesenheit zurück in seine Heimat. Immer noch nimmt ihn eine alte Geschichte mit schlechten Erinnerungen mit. Das Geschehen wird mehr oder weniger angedeutet. Rokka ist direkt und locker, trotzdem nicht gerade ein sympathischer Typ, doch als Kommissar ist er sehr fähig und gibt alles. Seine Kollegin Janna Weissman ist sportbegeistert, etwas distanziert und schwer zu durchschauen. Insgesamt sind alle Charaktere authentisch und übersichtlich gezeichnet.


Die Handlung erweist sich immer komplexer, je mehr Rokka die Verknüpfungen zu den Mordopfern herstellt. Irgendwie hängt hier eine Vielzahl von Personen mit den Fällen in Verbindung

Dadurch kann man die Hintergründe auch recht schwer erkennen. Die Hauptspur ist ein ominöser Schmetterling, der mit großzügigen Überweisungen an Henna in den Augenmerk der Polizei rückt.


Die anfänglich sehr hohe Spannung setzt sich leider nicht in dem Maße weiter fort. Erst zum Ende hin gibt es wieder einen Anstieg in der Spannungskurve und die vielen Erzählstränge werden logisch verbunden. Sprachlich konnte mich der Krimi mit bildhaften Beschreibungen fesseln.


Ein vielversprechendes Debüt einer neuen Krimireihe, die mit einem interessanten Ermittler und dem schwedischen Winter für eiskalte Grundstimmung sorgt.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Macht, Intrigen und Pest im Mittelalter

Die Eifelgräfin
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1147 teilen sich drei Männer im Heiligen Land ein Beutestück und schwören sich ewige Verbundenheit und Treue.

200 Jahre später wird Elisabeth von Küneburg auf die Eifelburg Kempenich in die Obhut des ...

1147 teilen sich drei Männer im Heiligen Land ein Beutestück und schwören sich ewige Verbundenheit und Treue.

200 Jahre später wird Elisabeth von Küneburg auf die Eifelburg Kempenich in die Obhut des befreundeten dortigen Grafen gegeben. Ihr Vater befürchtet eine Familienfehde auf seiner eigenen Burg. Sein Stiefbruder stellt Ansprüche auf den Besitz und den Grafentitel.
Elisabeths Magd Luzia, Tochter eines freien Bauern, begleitet sie dorthin. Überrascht stellen sie fest, daß sie beide ein Teil eines alten Amulett s besitzen. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich eine Freundschaft. Doch dann hält die Pest Einzug und eine schwere Zeit beginnt.


In diesem Roman wird das Burgfräulein Elisabeth von Küneburg in den Mittelpunkt gestellt. Dadurch lernt man die für die adlige Frau damals übliche Ausbildung kennen, wozu gutes Benehmen, Lesen und Schreiben und natürlich Sticken gehören. Man erkennt die totale Abhängigkeit der jungen Frau von ihrer Familie oder ihrem zukünftigen Gemahl. Elisabeth ist allerdings eine etwas sture Person, die jedoch nicht durch Standesdünkel auffällt, sondern dem Personal respektvoll gegenüber tritt und sogar ihrer Magd Luzia Schreiben beibringt.

Petra Schier zeigt in ihrem sehr bildhaften Erzählstil eine bunte Beschreibung des damaligen Lebens auf einer Burg. Ich fühlte mich wie in ein Mittelalterspektakel versetzt, so deutlich sah ich die Gaukler, Bewohner und das Gesinde vor mir. Auch die Örtlichkeiten kann man sich gut vorstellen und bekommt einen umfassenden Eindruck des Lebensalltags präsentiert.

Die Handlung ist gut recherchiert, sie kommt erst langsam in Gang, zieht dann aber gewaltig an und endet in einem sehr spannenden Ende.
Auch der Ausbruch der Pest ist sehr eindrucksvoll dargestellt, die Krankheit wütet und hinterlässt viele Tote und Chaos unter den Menschen. Die Ängste und die Hilflosigkeit der Menschen sind eindringlich beschrieben, sie berühren mich und zeigen die schwierige Situation der Bevölkerung zur damaligen Zeit klar auf.

Zu den historischen Darstellungen baut die Autorin eine mystische Note ein, das Amulett soll außergewöhnliche Kräfte besitzen. Das mag aus heutiger Sicht merkwürdig wirken, aber damals glaubten die Menschen an die Wirkung von heiligen Reliquien und auch heute werden diese in Kirchen verehrt.
Die obligatorische Liebesgeschichte, die zunächst aussichtslos erscheint und die bösen Widersacher machen diesen Roman zu einer runden Sache.


Ein schöner historischer Roman, der auch schon mit den Fortsetzungsbänden Die Gewürzhändlerin und Die Bastardtochter von der Autorin weiter geführt wurde. Diese Reihe sorgt für gute Unterhaltung und versetzt in eine andere Zeit. Wirklich empfehlenswert!

Veröffentlicht am 06.09.2018

Der schwarze Tod geht um

Der Pestreiter
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Trier 1652: Auch vier Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg kommen die Menschen in Kurtrier nicht zur Ruhe. Der Pestreiter verbreitet Angst und Schrecken, angeblich bringt er die Pest zurück.
Um die Krankheit ...

Trier 1652: Auch vier Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg kommen die Menschen in Kurtrier nicht zur Ruhe. Der Pestreiter verbreitet Angst und Schrecken, angeblich bringt er die Pest zurück.
Um die Krankheit zu bekämpfen, versuchen mutige Männer wie der Heiler Bendicht und sein Neffe Urs ein Heilmittel zu finden und dazu begeben sich inmitten der Infizierten.
Auch Karl Kaspar von der Leyen, Kurfürst und Erzbischof möchte, dass seine durch den Krieg und Hungersnöte stark dezimierte Einwohnerschaft nicht auch noch durch die Pest dahingerafft wird.

Dieser Roman zeigt das Leben und Arbeiten der einfachen Leute, dafür stehen die Protagonistin Susanna und ihr Freund Urs mit seiner Familie. Aber auch die Interessen der Adligen und des Klerus werden anschaulich gezeigt. So ist es dem Kurfürsten ein besonderes Anliegen, die Pestkranken von den Gesunden zu trennen, um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Aber auch die Beschaffung einer bedeutenden Reliquie soll Gläubige von fern anziehen und damit den Wert Kurtriers attraktiver machen.

Deana Zinßmeister gelingt es sehr eindrucksvoll, die Schrecken und Probleme der damaligen Zeit einzufangen. Zu den einfachen Lebensverhältnissen machten den Menschen unheilbare Krankheiten wie die Pest zu schaffen und auch unter der Hexenverfolgung litten unbescholtene Bürger, die von neidischen Nachbarn denunziert wurden. Hier gab es keine objektiven Prozesse, oft wurde unter Folter ein Geständnis erpresst.

Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte von Susanna und Urs, die unter einigen Widerständen zu leiden hat. Wie sie schliesslich zusammenfinden, macht den eigentlichen Reiz aus.

Mir hat nicht so gut gefallen, wie die Figur der Susanna als einfache Frau über finanzielle Mittel verfügte, die es ihr ermöglichten, eine eigene Wohnung zu nehmen. Das war damals sicherlich alles andere als normal. Auch wirkt Susanna auf mich schon recht emanzipiert und das passt nicht so gut zu einer Frau im Mittelalter.

Die Geschichte baut sich auf der Grundlage mehrerer Handlungsstränge auf, die man erst allmählich genau zuordnen kann. Von wem gerade die Rede ist, wird häufig erst im Konsens der Handlung klar.
Dennoch hat mir die Geschichte gefallen und besonders die Mischung aus Aberglauben, herrschenden Denkweisen und der Angst vor dem schwarzen Tod verleihen dem Roman eine authentische Tragweite, die die Schwierigkeiten der damaligen Zeit gut aufzeigen.

Die Schauplätze muss ich extra erwähnen, so sind die Gebäudebeschreibungen, Marktplätze und besonders die Flüsterkirchen, in denen Pestkranke beichten durften, informativ und anschaulich in den Roman eingebaut.

Sprachlich kann man dem Roman gut folgen, es gibt viele, manchmal zu umfangreiche Dialoge, die die Verbindungen der Figuren genauer erklären und auch zu der Geschichte passen. Man bekommt aber dadurch ein besseres Verständnis für die Belange der Personen. Dazu dient auch das umfangreiche Nachwort der Autorin, in dem sie reale Personen erklärt und Bezug nimmt auf die Schwierigkeiten der Zeit in Trier.


Wer sich auf diesen Roman einlässt, erlebt unterhaltsame, aber auch informative Lesestunden, die die Schrecken der Pest deutlich vor Augen führt, mit einer Liebesgeschichte einen Schuss Romantik in das Geschehen bringt und den Leser mitten ins 17. Jahrhundert katapultiert.