Cover-Bild Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
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17,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 23.07.2018
  • ISBN: 9783446260498
  • Empfohlenes Alter: ab 12 Jahren
Ali Benjamin

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren

Petra Koob-Pawis (Übersetzer), Violeta Georgieva Topalova (Übersetzer)

Dieses preisgekrönte Debüt erforscht, was es heißt, am Leben zu sein. Dass Dinge einfach passieren, kann Suzy nicht akzeptieren. Sie macht sich über vieles Gedanken: den Schlafrhythmus von Schnecken, die jährliche Zahl der Quallenstiche oder wie alt man ist, wenn das Herz 412 Millionen Mal geschlagen hat – gerade mal 12 Jahre. In dem Alter ist Suzys Freundin Franny im Sommer ertrunken, obwohl sie eine gute Schwimmerin war. Suzy muss herausfinden, wie das geschehen konnte. Es ist ein weiter, erkenntnisreicher Weg in einer Welt voller Wunder, bis sie begreift, dass der einzige Trost manchmal ist, Dinge anzunehmen, die man nicht ändern kann. Eine ergreifende Geschichte der Selbstfindung und ein großer Blick auf unsere Existenz.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.07.2018

4,5 Sterne: Wundervolles, einzigartiges, berührendes Jugendbuch

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Spoilerfreie Rezension


Inhalt

Suzy kann es nicht glauben: Ihre ehemals beste Freundin soll ertrunken sein? Obwohl sie eine der besten Schwimmerinnen war, die sie kannte? Nein, so etwas kann doch ...

Spoilerfreie Rezension


Inhalt

Suzy kann es nicht glauben: Ihre ehemals beste Freundin soll ertrunken sein? Obwohl sie eine der besten Schwimmerinnen war, die sie kannte? Nein, so etwas kann doch nicht einfach so passieren! Wo ist der Sinn dahinter, das Muster? Suzy setzt es sich zum Ziel, herauszufinden, woran Franny wirklich gestorben ist. Und sie hat auch schon eine Vermutung: Die Irukandij, die gefährlichste Qualle der Welt, muss es gewesen sein…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Verlag: Hanser
Seitenzahl: 240
Altersempfehlung: 12-15 Jahre
Erzählweise: Ich-Erzähler, Präsens und Präteritum
Perspektive: aus weiblicher Perspektive (Suzy)
Kapitellänge: kurz bis sehr kurz (teilweise nur eine Seite)
Tiere im Buch: +/- Es wird ein Frosch gequält und getötet, jedoch wird dies von der Hauptfigur aufs Schärfste verurteilt. Auch tierquälerische Tierversuche werden erwähnt und kritisiert. Außerdem werden immer noch in Schulklassen Tiere seziert. Dieses ganz und gar sinnlose Töten muss endlich aufhören! In einem Film, den ich einmal gesehen habe, war die Freundin schockiert, als sie sah, wie ihr Freund, ein Wissenschaftler, forschte. Sie nannte sein Tun „Tierquälerei“, er korrigierte sie unangenehm berührt mit dem Satz: „Ich forsche!“ Was er nicht verstanden hat, Suzy aber schon, ist, dass beides dasselbe ist. Der Zweck heiligt nicht die Mittel, wenn die Mittel dazu führen, dass ein Lebewesen leiden muss. An dieser Stelle wieder mein Verweis – für alle Menschen, denen Tierversuche ein Dorn im Auge sind – zum Verein „Ärzte gegen Tierversuche“, der teilweise schon recht erfolgreich gegen Tierversuche (die aus verschiedenen Gründen sinnlos sind) und für tierversuchsfreie Forschungsalternativen kämpft.

Warum dieses Buch?

Dieses Buch klang gleich von Anfang an so vielversprechend: Es hat ein traumhaftes Cover, lockt mit einer emotionalen Geschichte und Lobreden auf der Rückseite und wird von Reese Witherspoon Produktionsfirma verfilmt werden (das verspricht auf jeden Fall starke, weibliche Figuren). Für mich führte an diesem Buch daher kein Weg vorbei!

Meine Meinung

Einstieg (♥)

Bevor das Buch überhaupt beginnt, verzaubert die Autorin schon mit ihrer ermutigenden Widmung. „Für alle Neugierigen überall“, schreibt sie. Dann geht es auch direkt los, und zwar mit einem beinahe magischen Besuch in einem Unterwassermuseum, der die ganze Geschichte in Gang setzt. Bereits der Prolog ist derart rührend und intensiv geschrieben, dass man beim Lesen zugleich begeistert und traurig ist. Ich befand mich sofort mitten in der Geschichte und fand Suzys Erzählstimme sehr sympathisch und mitreißend.

„Und die ganze Zeit über schlägt dein Herz. Es tut, was es tun muss, es vollbringt einen Schlag nach dem anderen, bis sein Auftrag erledigt ist und es innehält. Das mag bereits in ein paar Minuten der Fall sein, und du weißt es noch nicht einmal.
Denn manche Herzen schlagen nur ungefähr 412 Millionen Mal.
Das hört sich viel an. Aber tatsächlich reicht es nur gerade so aus, um zwölf Jahre alt zu werden." Seite 8

Schreibstil (♥)

Der Schreibstil ist ein Traum. Er ist angemessen komplex, flüssig und sehr angenehm (auch für Jugendliche) zu lesen, gleichzeitig aber unglaublich intensiv, eindringlich und emotional. Mich hat er von der ersten Seite an gleich erreicht und berührt. Es gibt viele wunderschöne Zitate, die ich mir markiert habe. Die Sprache enthält teilweise gezielte Wiederholungen und ebenso interessante, treffende Beobachtungen menschlicher Verhaltensweisen. Richtig begeistert hat mich jedoch, wie viele interessante, erstaunliche Informationen über Quallen und generelle die Naturwissenschaften die Autorin eingebaut hat. Jugendliche (und auch Erwachsene) können hier so viel dazulernen, die Faszination für die Natur um uns herum wird ganz nebenbei geweckt! Googeln lohnt sich hier übrigens oft: Schaut euch zum Beispiel mal Bildern von der Atolla Qualle an – ihr werdet es nicht bereuen!

„Lange Sonnenstrahlen drangen durchs Fenster herein wie Geister, die durch Wände gehen. Sie legten sich auf den Teppich und hielten still.“ Seite 17

Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (♥)

Abwechselnd folgen wir Suzy in der Gegenwart, in der sie verzweifelt versucht, mit dem Tod ihrer ehemals besten Freundin zurechtzukommen, und in der Vergangenheit. Die Rückblenden (in denen der Schreibstil kindlicher wird) lassen die LeserInnen einen nostalgischen Blick auf die Kindheit der Hauptfigur werfen und begreifen, wie nahe sich Suzy und Franny lange Zeit waren. Obwohl ich eigentlich kein Fan von Rückblenden bin (da sie schnell ausufern), fand ich die Struktur sehr organisch, fließend und angenehm.

Die Autorin hat ihre tolle Idee wunderbar umgesetzt: Sie verbindet das schwierige Leben der Hauptfigur geschickt mit wissenschaftlichen Informationen und dem im Naturwissenschaftsunterricht geforderten Laborbericht. Hier erkannte ich eine Parallele zu einem meiner absoluten Lieblingsjugendbücher, „So wüst und schön sah ich noch keinen Tag“ von Elizabeth LaBan. Oft steckt ganz viel zwischen den Zeilen und Suzys Nachforschungen lassen Rückschlüsse auf ihre Psyche ziehen. Es ist ein Buch der leisen Töne und großen Emotionen (manchmal musste ich echt schlucken), angenehm zurückhaltend, und es wird trotz eher wenig Handlung niemals langweilig. Die Autorin hat die im Buch prominenten Themen wie Trauer(verarbeitung), Schule, Mobbing, Anderssein, Erwachsenwerden, Freundschaft, Veränderungen und Einsamkeit tiefgehend und gelungen behandelt, jedoch fand ich, dass die ersten 60 Seiten die stärksten waren. Besonders in der zweiten Hälfte hatte ich das Gefühl, dass mir manche Dinge zu schnell zu einem Ende geführt und zu wenig ausgebaut wurden. Hier hätten meiner Meinung nach dem Buch noch einige Seiten mehr gutgetan, um alle Aspekte so auszugestalten, wie sie es verdient hätten. Zum Ende: Ich fand es sehr plausibel und hoffnungsvoll, aber das Kind in mir war ziemlich enttäuscht.

Wer allerdings auf beruhigende Antworten, erleuchtende Wahrheiten oder Tipps hofft, wie man mit dem Leben und Sterben generell umgehen kann, der wird leider enttäuscht werden. Weswegen ich mir durchaus vorstellen könnte, dass das Buch so manchen Teenager auf der Suche nach dem Sinn des Lebens in eine kleine Krise stürzen könnte (auch wenn das Buch durchaus nicht deprimierend ist).

Protagonistin (♥)

Suzy ist eine starke, komplexe aber stille Protagonistin. Sie hat ein sehr gutes Herz, macht interessante Beobachtungen, aber auch schwerwiegende Fehler und ist sehr intelligent. „Leider“ (finden zumindest ihre Kolleginnen) macht sich Suzy nichts aus Mode, Make-up und oberflächlichem Small-Talk, daher wird sie von ihren MitschülerInnen ausgeschlossen und auch immer wieder gemobbt. Sie beginnt, sich in den Tod von Franny und das Finden ihrer Todesursache hineinzusteigern und versucht verzweifelt einen Sinn und ein Muster zu erkennen in den schrecklichen Dingen, die immer wieder auf der Welt geschehen. Diese Suche nach der Wahrheit wurde sehr intensiv und emotional beschrieben, so dass manche bestimmt Taschentücher benötigen werden, wenn das Mitleid mit Suzy zu groß wird. Mich hat die Protagonistin so stark an June von „Sag den Wölfen, ich bin zu Hause“ von Carol Rifka Brunt erinnert, dass die beiden beim Lesen für mich fast zu einer Person verschmolzen sind. Also hier mein Tipp: Lest UNBEDINGT beide Bücher, aber lieber nicht parallel oder direkt hintereinander!

„Das heißt, es hat eine Zeit gegeben, in der du schon nicht mehr bei uns warst und niemand auf der Welt wusste davon. Nur du ganz allein. Du bist im Wasser verschwunden, und keiner hat es bemerkt.
Was für ein unglaublich einsamer Moment muss das gewesen sein.“ Seite 20

Figuren (+)

Die Nebenfiguren spielen eigentlich nur eine kleine Rolle (hauptsächlich geht es um Suzys Gefühls- und Gedankenwelt und Beobachtungen), dennoch hat sich die Autorin auch hier Mühe gegeben, sie gut auszuarbeiten. Die meisten sind auch sehr gelungen, aber manches Mal hätte ich hier und da noch ein bisschen mehr über einzelne Figuren erfahren.

Spannung & Atmosphäre (♥)

Obwohl das Buch nicht wirklich viel Handlung hat, wird es niemals langweilig. Ich wollte immer wissen, wie es mit Suzy und ihrem Plan weitergeht und konnte voll und ganz ins Buch abtauchen. Es gibt in der Geschichte sowohl ernste und traurige als auch glückliche und fröhliche Momente, und es fällt leicht, mit Suzy mitzufühlen. Die kurzen Kapitel sorgen dafür, dass man schnell durch die Geschichte fliegt und verschaffen einem gleichzeitig Pausen zum Durchschnaufen nach emotionalen Abschnitten.

Geschlechterrollen (♥)

Auch hier gibt es nichts auszusetzen: Mit Suzy hat die Autorin eine starke, liebenswürdige Protagonistin mit einem großen Herzen geschaffen, die Rollenstereotypen bricht, und nichts auf gesellschaftliche Erwartungen gibt. Die Eltern von Suzy sind geschieden, ihre Mutter arbeitet, viele Nebenfiguren sind weiblich und haben wichtige Berufe (Psychologin, Wissenschafterin, Lehrerin). Besonders gefallen hat mir auch der normale, offene Umgang mit Suzys Bruder, der schwul ist. Hier wird den Jugendlichen gezeigt, wie es sein soll. Hoffentlich führt das zu mehr Toleranz.

Mein Fazit

„Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren“ ist ein Jugendbuch der leisen Töne und großen Emotionen, das trotz wenig Handlung niemals langweilig wird. Vielmehr taucht man vollkommen ab in Suzys Innenwelt und ihre Versuche, mit dem Verlust ihrer ehemals besten Freundin umzugehen. Der Schreibstil ist angenehm komplex, flüssig und leicht verständlich, dabei aber auch sehr eindringlich und berührend. Ein richtiges Highlight sind die vielen interessanten Informationen über Quallen und die Natur, die Autorin geschickt einwebt. Suzys Faszination springt hierbei sehr schnell auf die LeserInnen über. Die Figuren sind liebevoll ausgearbeitet und die behandelten Themen wie Erwachsenwerden, Trauer, Verlust, Anderssein und Einsamkeit werden angemessen behandelt. Dennoch hätte ich mir vor allem in der letzten Hälfte des Buches gewünscht, dass die Autorin noch etwas mehr in die Tiefe geht und sich mehr Zeit lässt, um die Geschichte zu einem Ende zu führen. Aber auch so hat sich Ali Benjamin mit ihrer Geschichte um Dinge, die einfach passieren, in mein Herz geschrieben und sich zu einer meiner neuen LieblingsjugendbuchautorInnen gemausert.

Die Verfilmung ist für mich ein Muss! Ich freue mich schon sehr darauf!

Leseempfehlung: Uneingeschränkte Leseempfehlung (besonders für Jugendliche)!

Bewertung

Idee, Themen, Botschaft: 5 Sterne ♥
Worldbuilding: 4 Sterne
Ausführung: 4,5 Sterne
Einstieg: 5 Sterne (was für ein erstes Kapitel!) ♥
Schreibstil: 5 Sterne ♥
Protagonistin: 5 Sterne ♥
Nebenfiguren: 4 Sterne
Atmosphäre: 5 Sterne ♥
Spannung: 4 Sterne
Ende: 4 Sterne
Emotionale Involviertheit: 5 Sterne ♥
Geschlechterrollen: + (Vorbildwirkung für Mädchen!)

Insgesamt:

❀❀❀❀,5 Lilien und trotzdem ein ♥ dazu und somit den Lieblingsbuchstatus!

Dieses Buch bekommt von mir 4,5 begeisterte Lilien!

Veröffentlicht am 17.03.2019

Intensiv, einfühlsam, poetisch!

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Inhaltserzählung:
Wenn man eine Qualle lange genug betrachtet, beginnt sie irgendwann wie ein schlagendes Herz auszusehen. Es ist die Art, wie sie pulsieren, wie sie sich blitzschnell zusammenziehen und ...

Inhaltserzählung:
Wenn man eine Qualle lange genug betrachtet, beginnt sie irgendwann wie ein schlagendes Herz auszusehen. Es ist die Art, wie sie pulsieren, wie sie sich blitzschnell zusammenziehen und wieder ausstrecken. Sie sind wie ein Geisterherz - ein Herz, durch das man hindurchsehen kann, in eine Welt, in der sich alles verbirgt, was man je verloren hat. Dein Herz schlägt, wenn du schläfst, fernsiehst oder am Strand stehst und die Zehen in den Sand bohrst. In diesem Moment bist du so lebendig wie jeder andere Mensch auf der Welt. Und die ganze Zeit über schlägt dein Herz. Es tut, was es tun muss, es vollbringt einen Schlag nach dem anderen, bis sein Auftrag erledigt ist und es innehält. Das mag bereits in ein paar Minuten der Fall sein, und du weißt es noch nicht einmal. Denn manche Herzen schlagen nur ungefähr 412 Millionen Mal. Das hört sich viel an. Aber tatsächlich reicht es nur gerade so aus, um zwölf Jahre alt zu werden.
( Seite 7/8)

Du bist ertrunken.
Beim Schwimmen in Maryland.
Vor zwei Tagen.
Das heißt, es hat eine Zeit gegeben, in der du schon nicht mehr bei uns warst und niemand auf der Welt wusste davon. Nur du allein. Du bist im Wasser verschwunden, und keiner hat es bemerkt. Was für ein unglaublich einsamer Moment muss das gewesen sein.

(Seite 20)

Autorin:
Bevor Ali Benjamin mit ihrem ersten eigenen Roman einen Welterfolg landete, arbeitete die US-Amerikanerin erfolgreich als Co-Autorin und Redakteurin. Doch seit dem Erscheinen von „The Thing about Jellyfish“ (2015; dt.: „Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren“, 2018) scheint auch ihre eigene literarische Karriere besiegelt. Der Jugendroman wurde nicht nur aus dem Stand ein internationaler Bestseller. Er wurde auch für den National Book Award for Young People‘s Literature nominiert und von der New York Times zu einem der 25 bemerkenswerten Kinderbücher des Jahres 2015 erklärt. Die Filmrechte an dem Buch "Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren" hat die Produktionsfirma von Reese Witherspoon erworben. Ali Benjamin lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Williamstown im US-Bundesstaat Massachusetts.


Bewertung:
Manchmal passieren Dinge einfach, hatte Mom gesagt. Es war eine schreckliche Antwort, die schlimmste überhaupt. Manchmal passieren Dinge einfach. Dieser Satz liefert keine Erklärung, und er ist kein bisschen wissenschaftlich. Aber über Wochen hinweg hatte ich nichts anderes. (Seite 21)

Das Cover ist nicht nur wunderschön, es ist auch sehr stimmig zur Geschichte ausgesucht worden. Die blauen Farben sind um das ganze und im inneren Buch verzeichnet. Auch die Quallenzeichnung ist sowohl auf dem Cover wie auch im Innern abgedruckt. Die ganze Aufmachung ist sehr ansprechend gestaltet. Der Schreibstil ist poetisch und leicht, trotz der schweren Themen.

Bisher hatte ich immer gedacht, unsere Geschichte sei unsere Geschichte und nichts anderes. Und nun stellte sich heraus, dass du eine eigene Geschichte hast und ich ebenso. Unsere beiden Geschichten haben sich eine Weile überlappt, lange genug, dass man sie für ein und dieselbe Geschichte halten konnte. Aber das stimmte nicht. Da begriff ich: jeder hat seine eigene Geschichte, immerzu, und keine zwei Geschichten sind gleich. Man ist nie wirklich beieinander. (Seite 20)

Verlust, Freundschaft und der Sinn des Lebens ziehen sich durch die ganze Geschichte. Sie wird von Suzy erzählt, die mit 12 Jahren ihre beste Freundin Franny verliert. Franny stirbt und für Suzy ist nichts mehr wie es vorher war. Auf ihre eigene Art versucht sie den Verlust zu verarbeiten; sie spricht nicht mehr und ist besessen davon, anhand von Quallen herauszufinden, was mit Franny wirklich passiert ist. War es ein Unfall? Wurde sie von einer Qualle gestochen? Suzy tut sich sehr schwer mit dem Gedanken, Franny sei ertrunken, wo sie doch eine hervorragende Schwimmerin war.

Nichtsprechen ist nicht gleichbedeutend mit Nichtredenwollen, wie die meisten Leute meinen. Nichtsprechen ist der Entschluss, die Welt nicht mit Wörtern zu füllen, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Nichtsprechen is das Gegenteil von Dauersprechen, was ich zuvor immer gemacht hatte, und es ist eindeutig besser als Small Talk, was alles von mir erwarteten. (Seite 14)

Suzy lässt uns an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben, die manchmal sehr verirrend hin und her schwirren. Durch die sanfte und tiefsinnige Schreibweise lässt uns die Autorin die Erzählung von Suzy aufsaugen und tief nachempfinden. Wir erfahren neben der Gegenwart durch Rückblicke in die Vergangenheit, welche Ereignisse sich zwischen Suzy und Franny vor Frannys Tod ereignet haben, und welche Motivationen hinter Suzys Drang, die Wahrheit zu beweisen, stecken.

Der Trick besteht darin, fest daran zu glauben, dass man es schaffen kann. Wenn man an seine eigenen Fähigkeiten glaubt, selbst wenn es darum geht, etwas Angsteinflößendes zu tun, verleiht einem das beinahe Zauberkräfte. Selbstvertrauen ist wirklich Zauberei. Damit kann man alles durchstehen. (Seite 201)

Die Besessenheit zu den Quallen ist auf fast jeder Seite lesbar, und ab und an kann es einen etwas nerven. Jedoch lässt es sich fließend lesen und knüpft stets einfühlsam an Suzys Gedanken und Gefühlen an. Sie wirkt auf mich sehr erwachsen für ihr Alter, was ihre Art und Intensität zu denken geschuldet ist. An manchen Stellen fehlte mir das Gefühl zu ihren Gedanken und es las sich etwas hölzern.

Menschen sind zwar Neulinge auf diesem Planeten, und wir sind ganz schön zerbrechlich. Aber entscheiden, dass wir uns verändern wollen - das können nur wir. (Seite 220)

Was mir nach Ende des Buches immer noch unschlüssig erscheint, ist, dass nie Infrage stand, ob Franny nicht auch Selbstmord begangen hat. Auch, wenn es nicht ihrem Charakter entsprach, so hat doch Suzys extreme Tat, die vor dem Tot von Franny zustande kam, Franny sehr verletzt und sich von Suzy abgewendet. Tage später erfährt Suzy von Frannys Tod. Da kommt mir schon die Frage des Selbstmord auf; hat Franny es nicht mehr ausgehalten? War Suzys Aktion so erniedrigend und verletzend? Solche Fragen werden nicht einmal gestellt, von niemanden! Das erscheint mir doch unlogisch! Vor allem wundert mich, dass Suzy nicht einmal diesen Gedanken aufgreift, wo sie doch auch mal Schuldgefühle wegen dem Bruch ihrer Freundschaft empfindet, und sich auch die Frage stellt, ob es nicht einfach nur ein lapidarer Unfall war ... Das passt so gar nicht zu Suzys nachdenklichen Charakter, der alles abwägt. Diese ungeklärte Sache empfinde ich als sehr störend. Auch, dass sie am Ende plötzlich mit allen spricht, kommt auf mich sehr salopp rüber.

"Was auch immer du sagen willst, mach den Mund auf, und sag es einfach. Das rate ich dir. Lass die Welt wissen was du denkst. Du wirst eine Antwort erhalten, das kann ich dir versprechen." (Seite 102)


Fazit:
Diese zwei wichtigen Dinge sind unklar geblieben und lassen mich 4 Sterne vergeben, ansonsten wären es volle 5 Sterne. Das Buch ist ein wunderbarer Schatz über unser Sein im Leben und geht der Frage nach dem Schicksal einfühlsam nach. Die Geschichte aus Sicht eines jungen Mädchens zu begreifen und ihre Welt zu entdecken, macht es zu etwas besonderem. Suzy, die Nebencharaktere sowie der Schreibstil nehmen einem vollends ein und lassen uns nachdenklich zurück. Die Freundschaft zu Justin, die sich allmählich entwickelt, hilft Suzy nebenbei, die Dinge zu nehmen, wie sie sind. Dass sich manches nicht ändern lässt und Dinge manchmal einfach passieren. Ein wirklich poetisches und sinnerklärendes Werk, dass ich jungen und älteren Erwachsenen ans Herz legen möchte.

Wer weiss. Vielleicht ist das Ende eines Menschen nicht der Tag, an dem er stirbt, sondern der Tag, an dem man zum letzten Mal von ihm spricht. Wenn man den Namen ausspricht, weiß man nie, ob es nicht vielleicht doch das letzte Mal ist. Und dann ist es wirklich zu Ende. (Seite 194)

Veröffentlicht am 19.09.2018

Ein bewegender und ruhiger Jugendroman

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„Und die ganze Zeit über schlägt dein Herz. Es tut, was es tun muss, es vollbringt einen Schlag nach dem anderen, bis sein Auftrag erledigt ist und es innehält. Das mag bereits in ein paar Minuten der ...

„Und die ganze Zeit über schlägt dein Herz. Es tut, was es tun muss, es vollbringt einen Schlag nach dem anderen, bis sein Auftrag erledigt ist und es innehält. Das mag bereits in ein paar Minuten der Fall sein, und du weißt es noch nicht einmal. Denn manche Herzen schlagen nur ungefähr 412 Millionen Mal.“

Wie der Titel des Buches sagt gibt es manche Dinge, die einfach passieren. Es ist manchmal nicht erklärbar, warum etwas Schlimmes geschieht oder warum jemand stirbt. Vielleicht gibt es hierfür einen Grund, vielleicht ganz viele oder vielleicht aber auch gar keinen Grund. Als erwachsener Mensch ist dies schon schwer genug, jedoch als 12-jähriges Mädchen ist dies vollkommen unverständlich.

Nachdem Suzys Freundin Franny beim Schwimmen im Meer umkommt, kann sie einfach nicht glauben, dass dies ein Unfall war. Franny war immer eine gute Schwimmerin. Für Suzy, die in der Schule eher ein Außenseiter ist, bricht eine Welt zusammen. Sie begibt sich auf die Suche nach einem Grund für Frannys Tod. War dies ein Quallenstich? Oder muss sie die Wahrheit einsehen, dass manche Dinge einfach passieren?

Es ist eine ziemlich ruhige Geschichte, deren Handlung man wahrscheinlich auf wenigen Seiten zusammenfassen könnte. Das besondere ist jedoch der Schreibstil und die Liebe zu vielen Details. Suzy ist nicht eine typische 12-Jährige. Sie denkt über die Schläge des Herzens oder wie sich Quallen fortpflanzen nach. Da waren sogar einige Fakten dabei, die ich noch gar nicht kannte beziehungsweise über die ich noch nie nachgedacht habe.

Mich hat Suzys Sicht auf die Welt und ihre Geschichte sehr berührt. Es ist nicht nur der Tod ihrer Freundin, sondern auch die Probleme in der Schule. Wenn man so komplizierte Gedankengänge hat und sich nicht für Oberflächlichkeiten interessiert, dann gehört man in der Schule nicht zu den beliebten Kindern. Eine weitere Thematik ist somit der Schulwahnsinn. Wenn man nicht beliebt ist, dann kann die Schulzeit die Hölle sein und dann ist es nicht immer leicht damit fertig zu werden.

Dies ist eine ruhige, außergewöhnliche Geschichte, die absolut lesenswert ist. Von mir gibt es für dieses Buch eine definitive Empfehlung.

Veröffentlicht am 19.09.2018

Eine Geschichte, die einen nicht mehr so schnell loslässt!

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Suzy, ein 12-jähriges Mädchen, ist nicht so wie man sich ein 12-jähriges Mädchen vorstellt.
Sie ist weder an Schminke, Kleidung oder Sonstigem interessiert. Sie begeistert sich für die Wissenschaft. Als ...

Suzy, ein 12-jähriges Mädchen, ist nicht so wie man sich ein 12-jähriges Mädchen vorstellt.
Sie ist weder an Schminke, Kleidung oder Sonstigem interessiert. Sie begeistert sich für die Wissenschaft. Als ihre beste Freundin verunglückt, spricht sie mit niemandem mehr und versucht herauszufinden, wie es passieren konnte, dass Franny, ihre beste Freundin ertrinken konnte, wo sie doch eine ausgezeichnete Schwimmerin war.

Meiner Meinung nach ist der Roman „Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren“ von Ali Benjamin ein wirklich gelungenes Buch zum Nachdenken. Sich treu zu bleiben und nicht zu viel daran zu denken, was andere für einen Eindruck davon bekommen. Genau deshalb finde ich, dass Suzy, dieses Bild genau widerspiegelt, denn sie zeigt, dass man nicht das machen muss, was andere von einem erwarten.

Alle Figuren in dem Roman wurden mit so viel Liebe und ganz individuell gestaltet. Man merkt, dass sich die Autorin viele Gedanken über die einzelnen Protagonisten gemacht hat. Auch die Handlung finde ich sehr ansprechend, was daran liegt, dass der Schreibstil wirklich sehr fesselnd ist.

Wenn man die letzte Seite vollendet, kann man trotzdem noch nicht aufhören, sich über die Handlung Gedanken zu machen. Und genau das, macht es so besonders.

Den Roman „Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren“ sollte man unbedingt lesen, denn darin werden die kleinen Dinge, die man im Leben wertschätzen sollte angeführt. Sehr empfehlenswert!!!

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Veröffentlicht am 14.09.2018

Stimmt einen nachdenklich

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Suzy ist zwölf und hat schon mehr durchgemacht als die meisten anderen in diesem Alter: ihre beste Freundin ist vor kurzem ertrunken. Es sei einfach so passiert, sagt ihre Mutter - doch das kann Suzy einfach ...

Suzy ist zwölf und hat schon mehr durchgemacht als die meisten anderen in diesem Alter: ihre beste Freundin ist vor kurzem ertrunken. Es sei einfach so passiert, sagt ihre Mutter - doch das kann Suzy einfach nicht glauben. Sie will eben nicht akzeptieren, dass es einfach so passiert sein soll. Sie entscheidet sich, nicht mehr überflüssig zu reden, doch je stiller sie nach außen hin ist, desto lauter sind ihre Gedanken.

„Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren“ landete sofort auf meiner Wunschliste, als ich es das erste Mal sah. Das Cover ist ein absoluter Eyecatcher - auch wenn die Schriftfarbe meiner Meinung nach nicht ganz passt, der Rest ist einfach traumhaft.
Ich würde dieses Buch nicht als normales Buch bezeichnen. Also klar, was ist denn schon ein „normales Buch“, aber trotzdem, dieses ist definitiv etwas besonderes. Dadurch, dass die Kapitel ziemlich kurz sind und durch Definitionen, Listen und so weiter aufgelockert werden, lässt es sich gut lesen, obwohl der Schreibstil teilweise richtig poetisch und philosophisch ist.
Suzy als Charakter ist sehr interessant. Sie wurde mir zwar nicht hundertprozentig sympathisch, aber ich mochte sie schon. Einige Aktionen ihrerseits, von denen man erst später erfährt, fand ich zwar nicht richtig (ich möchte das jetzt nicht weiter erklären - keine Spoiler), aber da niemand immer alles richtig macht, kann ich darüber hinwegsehen.
Dadurch, dass die ganze Geschichte auf Suzy’s Empfindungen und Gedanken basiert, steht sie selbst natürlich sehr im Fokus der Geschichte, was durch ihr „Nichtreden“ noch verstärkt wird, aber trotzdem mochte ich viele der Charaktere, die man ansonsten kennengelernt hat, richtig gerne.
Die Lehrerin zum Beispiel sagt viele inspirierende Dinge.
Was mir besonders aufgefallen ist, ist folgendes: für mich ist das Buch kein Kinderbuch. Ich würde es wahrscheinlich eher als „ab 16“ einstufen, denn Kinder lesen vermutlich eher „zum Spaß“, und dieses Buch ist meiner Meinung nach eher etwas, was man lesen sollte, wenn man etwas zum drüber Nachdenken sucht.
Außerdem muss man es mögen, viele Informationen auf einmal zu bekommen. Nach dem Lesen weiß man über Quallen auf jeden Fall Bescheid...

Mein Fazit also: Ein sehr schönes Buch, aber keine fünf Sterne, da mir die zweite Hälfte ein wenig zu unrealistisch wurde. Ansonsten toll!

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