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Veröffentlicht am 01.11.2018

Die Schwestern vom Ku‘ damm, Jahre des Aufbaus

Die Schwestern vom Ku'damm: Jahre des Aufbaus
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Die Schwestern vom Ku‘ damm, Jahre des Aufbaus
Autor: Brigitte Riebe

Berlin im Mai 1945: Die Stunde null, die Stadt liegt in Schutt und Asche, die Menschen beginnen nun ein zweites Mal zu überleben. Auch ...

Die Schwestern vom Ku‘ damm, Jahre des Aufbaus
Autor: Brigitte Riebe

Berlin im Mai 1945: Die Stunde null, die Stadt liegt in Schutt und Asche, die Menschen beginnen nun ein zweites Mal zu überleben. Auch das Kaufhaus Thalheim am Ku‘ damm ist hoffnungslos zerstört. Fassungslos blicken die Schwestern Rieke, Silvie und Florentine in eine ungewisse Zukunft. Wie wird diese aussehen? Werden sie je wieder ein Kaufhaus eröffnen können? Werden sich die Überlebenden je wieder für Mode interessieren? Zunächst gilt es, ein Dach über den Kopf zu haben und etwas Essbares auf den Tisch zu bringen. Doch Rieke, die älteste, hält an ihrem Traum fest: Sie möchte das Kaufhaus wieder aufbauen, zu neuem Glanz verschaffen, mit raffinierten Stoffen und neuesten Modekreationen Farbe ins graue Nachkriegsberlin bringen. Es wird ein langer schwerer und steiniger Weg. Erfolgsmomente und Niederlagen wechseln sich ab, ein dunkles Familiengeheimnis kommt zutage und lastet dabei schwer auf den Wiederaufbau des Kaufhauses…

Die Schwestern vom Ku‘ damm ist der Auftaktband der großen 50 er Jahre Trilogie aus der Feder von Bestsellerautorin Brigitte Riebe. Diesen Roman habe ich schon entgegengefiebert und wurde nicht enttäuscht, nein ich bin absolut hingerissen von Seite 1 bis zum Ende. Im vorliegenden Band begleiten wir Familie Thalheim in den Jahren zwischen 1945 bis 1951 im völlig zerstörten Berlin.

Brigitte Riebe zeichnet sich durch einen brillianten Schreibstil und perfekt eingefädelter Historie aus. Dabei merkt man ihre sehr gewissenhafte Recherche. Es gelingt ihr die Nachkriegszeit im zerstörten Berlin, die extremen Bedingungen des Aufbaus so zu schildern, dass man gefühlsmäßig Teil der Geschichte wird. Die vielen Ereignisse im schwer zerstörten Berlin sind so detailgetreu beschrieben, dass man immer wieder ungläubig die einzelnen Szenen Revue passieren lässt. U. a. hat mir die Arbeit der Trümmerfrauen tief beeindruckt. Einmal mehr erinnerte ich mich an viele Erzählungen meiner Großeltern aus dieser Zeit und ließen einen völlig anderen Blickwinkel zu, als ich es als Kind empfunden habe. Geschichtsunterricht zum anfassen! Natürlich darf eine hochemotionale Story inkl. brisanter Familiengeheimnisse in einem Brigitte Riebe Roman nicht fehlen, was hier in meinen Augen meisterhaft umgesetzt wurde.

Die Charaktere waren allesamt authentisch ins Geschehen eingebettet. In diesem Band ist Rieke, die älteste Tochter, die Hauptprotagonistin und wir begleiten sie auf ihren Weg, das einstige Kaufhaus der Familie wieder aufzubauen, zunächst ein fast unerreichbares Ziel. Mit an ihrer Seite sind ihre Schwestern Silvie und Flori, ihre Stiefmutter Claire, Friedrich ihr Vater (Fluch und Segen zugleich), ihr Onkel Carl und ihre Freundin Miri aus Kindertagen. Alle sind sie mir ans Herz gewachsen und ich mochte am Ende keinen davon verlassen.

Auch das Cover des Buches ist wunderbar gelungen. In dezenten Farben erkennt man das berühmte Café Kranzler sowie das KaDeWe, im Vordergrund eine junge Frau, die Rieke für mich verkörpert. Die Zeittafel von Berlin 1945 bis 1951 am Ende des Buches finde ich sehr hilfreich und interessant.

Schon der erste Band dieser Trilogie hat mir wunderbare Lesestunden beschert, interessante Gespräche in der Familie zutage kommen lassen und Erinnerungen wachgerüttelt, so dass dieses Stück Geschichte noch lange in einem nachhallt. Vor allem die Botschaft: NIE WIEDER KRIEG! Von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung und ich fiebere schon den Fortgang der Reihe entgegen, vor allem Familie Thalheim wieder zu treffen.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Top Thriller

Rachewinter
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Rachewinter
Autor: Andreas Gruber

Mehrere Männer im besten Alter, erfolgreich und vermögend, werden grausam ermordet – und obwohl sie in verschiedenen Städten lebten, haben sich alle kurz vor ihrem Tod ...

Rachewinter
Autor: Andreas Gruber

Mehrere Männer im besten Alter, erfolgreich und vermögend, werden grausam ermordet – und obwohl sie in verschiedenen Städten lebten, haben sich alle kurz vor ihrem Tod mit einer geheimnisvollen dunkelhaarigen Frau getroffen. Doch diese bleibt ein Phantom. Das müssen auch Kommissar Walter Pulaski in Leipzig und Anwältin Evelyn Meyers in Wien feststellen, die beide in die Fälle verwickelt werden. Anders als die Polizei lassen sie sich jedoch nicht entmutigen, erst recht nicht, als sie erkennen, dass sie die Mordserie nur gemeinsam lösen können. Allerdings ist der Täter raffinierter, als sie denken – und spielt auch mit ihnen sein gefährliches Spiel ...

Rachewinter ist der dritte Teil der Thriller-Reihe mit Ermittler Walter Pulaski aus Leipzig und Anwältin Evelyn Meyers aus Wien. Beide Figuren haben mir sofort gefallen. Geschickt lässt uns Andreas Gruber an zwei wie es scheint verschiedenen Fällen in unterschiedlichen Städten und sogar unterschiedlichen Ländern teilhaben. Dabei haucht er jede Menge Charaktere Leben ein, sowohl den guten, als auch den bösen. Jede Figur ist perfekt in Szene gesetzt.

Der spannende Schreibstil lässt einem mehr als einmal die Luft anhalten und man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Rachewinter ist mein erster Thriller von Andreas Gruber und ich war sofort begeistert. Von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung plus fünf Sterne.

Veröffentlicht am 10.10.2018

Toller historischer Familienroman

Marlenes Geheimnis
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Marlenes Geheimnis
Autor: Brigitte Riebe

Marlene hat die Vertreibung aus der Heimat nach dem Krieg längst hinter sich gelassen. Vor mehr als siebzig Jahren begann sie mit ihrer Mutter Eva am Bodensee ...

Marlenes Geheimnis
Autor: Brigitte Riebe

Marlene hat die Vertreibung aus der Heimat nach dem Krieg längst hinter sich gelassen. Vor mehr als siebzig Jahren begann sie mit ihrer Mutter Eva am Bodensee ein neues Leben. Eine florierende Schnapsbrennerei, die die Früchte der Region verarbeitet, ist ihr ganzer Stolz. Erst als ihre Nichte Nane kurz nach Evas Beerdigung die Aufzeichnungen der Großmutter liest, bricht die Vergangenheit ohne Vorwarnung herein. Und ein lang gehütetes Geheimnis kommt zutage …

Mit dem historischen Roman „Marlenes Geheimnis“ versinkt man förmlich in einer wunderbaren und sehr gefühlvollen historischen Lesereise. Der brilliante Schreibstil machte es mir sehr leicht, in die Geschichte einzutauchen. Sehr bildhaft beschreibt uns Brigitte Riebe jeden Ort bzw. Schauplatz der Geschichte, man hatte stets das Gefühl, hautnah dabei zu sein.

Die Characktere sind sehr gut und authentisch gelungen. Es ist ein perfektes Zusammenspiel der einzelnen Figuren zwischen Raum und Zeit. Zu Beginn lernen wir Nane kennen. Sie und ihre Mutter Vicky sind Richtung Bodensee unterwegs, um dort Marlene, Vickys Schwester bzw. Nanes Tante, bezüglich der Beerdigung von Nanes Großmutter Eva beizustehen. Nane erhält dort Aufzeichnungen von ihrer Großmutter, über ihren weiten Weg aus Tschechien bis zum Bodensee. Wir lernen hierbei die junge Eva kennen, mit all ihren Träumen, ihrer ersten Liebe, ihrer Vertreibung aus Tschechien, ihrer Ankunft am Bodensee, ihren ständigen Kampf ums Überleben. Vieles davon hat mich sehr betroffen gemacht und wieder einmal gezeigt, wie gut unsere Generation es hat, keinen Krieg, keine Vertreibung, keine Not, kein Elend zu kennen. Aufgrund der Aufzeichnungen von Eva kommt ein höchst pikantes Familiengeheimnis ans Tageslicht. Stück für Stück lässt Brigitte Riebe Details davon einfließen und auf den letzten Seiten offenbart sich das ganze Ausmaß.

Marlenes Geheimnis hat mir höchsten Lesegenuss beschert und bekommt von mir eine klare Kaufempfehlung.


Veröffentlicht am 24.09.2018

1000 Jahre deutsche Geschichte

Land im Sturm
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Land im Sturm
Autor: Ulf Schiewe

Bayern, AD 995: Weil er zu Unrecht eines Verbrechens beschuldigt wird, flieht der junge Schmied Arnulf vor seinen Verfolgern über die Berge. Mitten im Wald trifft er auf ...

Land im Sturm
Autor: Ulf Schiewe

Bayern, AD 995: Weil er zu Unrecht eines Verbrechens beschuldigt wird, flieht der junge Schmied Arnulf vor seinen Verfolgern über die Berge. Mitten im Wald trifft er auf Hedwig, die von feindlichen Ungarn verschleppt wurde, aber entkommen konnte. Gemeinsam wandern sie nach Augsburg, wo sie in die Ereignisse um die große Ungarnschlacht König Ottos verwickelt werden. Dabei verlieben sie sich - und legen den Grundstein einer Familie, deren Nachkommen durch manchen Sturm gehen müssen, bevor sie fast tausend Jahre später die Staatsgründung des Deutschen Reiches miterleben ...

1000 Jahre deutsche Geschichte verpackt auf 928 Seiten! Ich war sehr neugierig, wie Autor Ulf Schiefe es schaffen wird, 1000 Jahre Geschichte so zu verpacken, dass sowohl Protagonisten und die historische Kulisse irgendwie im Einklang kommen und alles authentisch bleibt. Und ich muss sagen, es ist ihm hervorragend gelungen.

Den Anfang bzw. Grundstein legt Arnulf der Schmied mit Hedwig anno 955. Wir begleiten anfangs Arnulf und Hedwig in den Wirren des grausamen Ungarnfeldzuges und später die Nachkommen auf mehreren historisch belegten Ereignissen, u. a. dem Dreißigjährigen Krieg, Befreiungskrieg gegen die französischen Besatzer bis hin zur Deutschen Revolution um die Entscheidung „Fürsten“ oder Demokratie der Arbeiterklasse.

Absolut begeistert bin ich über den sehr angenehmen Schreibstil, super fließend, wunderbar bildhaft, spannend und emotionsgeladen. Ich bin sehr erstaunt, wieviel Tiefe hier in den Handlungen erreicht wird, wie schnell einem die jeweiligen Protagonisten ans Herz wachsen, bevor man sie wieder verlassen muss. Begeistert bin ich außerdem von den Beschreibungen der einfachen Leute in ihrem Alltag - sehr anschaulich dargestellt, vor allem auch im Wandel der Zeit von 955 bis hin ins Jahr 1848.

Wir begleiten immer wieder Arnulf seine Nachkommen und durch die Namensgleichheit hat man bei den handelnden Personen einen roten Faden, der sich perfekt durch das ganze Buch schlängelt.
Wie schon erwähnt, hat Ulf Schiewe wunderbare Charaktere geschaffen, die perfekt in die jeweilige Zeit in Szene gesetzt werden, die Kombination fiktiver und historisch belegter Personen ist hier außerdem hervorragend gelungen.

Optisch ist das Buch eine kleine Augenweide, ein wunderbares Cover, die einzelnen Abschnitte eines Kapitels sind durch ein kleines Bild eines Säbels geteilt, der hier seine ganz eigene Geschichte erzählt.

Land im Sturm ist uneingeschränkt empfehlenswert und bekommt von mir fünf verdiente Sterne.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Super Regionalkrimi

Adlerschanze
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Adlerschanze
Autor: Ingrid Zellner

Im Schwarzwald inmitten der Skisprunghochburg Hinterzarten wird während des Skisprung-Sommer-Grand-Prix die Leiche der jungen Moira Kerber gefunden. War es Unfall oder ...

Adlerschanze
Autor: Ingrid Zellner

Im Schwarzwald inmitten der Skisprunghochburg Hinterzarten wird während des Skisprung-Sommer-Grand-Prix die Leiche der jungen Moira Kerber gefunden. War es Unfall oder Mord? Kommissar Surendra Sinha, zufällig zu Besuch im Schwarzwald, wird in die Ermittlungen der Freiburger Kripo mit einbezogen. Die Spuren führen direkt ins Skisprunggetümmel, vor allem in den Kreis der Nachwuchsspringer. Wer hatte ein Motiv, Moira zu töten?

Adlerschanze ist ein wunderbarer Regionalkrimi der Autorin Ingrid Zellner. Diesmal ist er im Schwarzwald angesiedelt. Durch einen einzigartigen Schreibstil gelingt es der Autorin alle wichtigen Elemente eines Krimis zu vereinen. Fließender, unterhaltsamer Schreibstil, Spannung von der ersten Seite an, genügend unvorhersehbare Wendungen und Ereignisse und das vor der phantastischen Kulisse des Schwarzwaldes. Ganz nebenbei bringt sie uns den Skisprungwelt sehr nah und man hat fast das Gefühl, Größen wie Georg Thoma selbst gegenüber zu stehen und hält plötzlich die Luft an.

Die Charaktere machen den Krimi zu einem tollen Leseereignis. Allen voran Kommissar S. Sinha, der mehr oder weniger durch Zufall in die Ermittlungen gerät, ist mir sofort ans Herz gewachsen. Er hat eine tolle Art, sich auch mit leisen Tönen Gehör und Respekt zu verschaffen. Des Weiteren lässt Ingrid Zellner jede Menge Figuren auf die Krimibühne treten, alle empfand ich sehr authentisch und facettenreich beschrieben, Höhepunkt für mich immer noch Georg Thoma. Ihn durfte Ingrid Zellner persönlich kennenlernen und wie im Nachwort erwähnt, gleich noch in den Krimi mit einbauen.

Bei der Aufklärung des Mordfalls saugt man als Leser alle Details auf und fiebert mit, den Täter dingfest zu machen. Die Auflösung am Ende ist dann nochmal ein i-Tüpfelchen, kopfschüttelnd und richtig perplex über das ganze Ausmaß bleibt man zurück.

Fazit für mich: Ein Regionalkrimi, der Hochspannung verspricht ohne viel Blutvergießen. Dieses macht er dann wett mit tollen Dialogen im Schwarzwalddialekt. Und obendrein schwelgt man in Erinnerungen des Skisprungsports, denn wer kennt sie nicht, die Skisprunglegenden Thoma und Hannawald und noch so einige mehr. Von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung inkl. Fünf Sterne.