Cover-Bild Der Zopf
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 21.03.2018
  • ISBN: 9783103973518
Laetitia Colombani

Der Zopf

Roman
Claudia Marquardt (Übersetzer)

Der SPIEGEL-Bestseller - Drei Frauen, drei Leben, drei Kontinente – dieselbe Sehnsucht nach Freiheit
Ergreife Dein Glück - überall auf der Welt kannst Du es finden!

Die Lebenswege von Smita, Giulia und Sarah könnten unterschiedlicher nicht sein. In Indien setzt Smita alles daran, damit ihre Tochter lesen und schreiben lernt. In Sizilien entdeckt Giulia nach dem Unfall ihres Vaters, dass das Familienunternehmen, die letzte Perückenfabrik Palermos, ruiniert ist. Und in Montreal soll die erfolgreiche Anwältin Sarah Partnerin der Kanzlei werden, da erfährt sie von ihrer schweren Erkrankung.
Ergreifend und kunstvoll flicht Laetitia Colombani aus den drei außergewöhnlichen Geschichten einen prachtvollen Zopf.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2018

Drei Frauen, drei Schicksale, eine Geschichte

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Kurzmeinung:
Drei Frauen auf drei Kontinenten und drei sehr unterschiedliche Leben. Ein Buch voller Frauenpower, dass von interessanten und bewegenden Schicksalen erzählt und mich trotzdem irgendwie nicht ...

Kurzmeinung:
Drei Frauen auf drei Kontinenten und drei sehr unterschiedliche Leben. Ein Buch voller Frauenpower, dass von interessanten und bewegenden Schicksalen erzählt und mich trotzdem irgendwie nicht erreichen konnte.



Meine Meinung:
Drei Fauen auf drei Kontinenten. Eigentlich haben sie nichts miteinander zu tun. Dennoch werden ihre Geschichten nach und nach miteinander verflochten. Wie die drei Stränge eines Zopfs.

Es gibt Smita, eine Dali -eine Unberührbare, die in Indien dafür kämpft, dass ihre Tochter Bildung bekommt und es einmal besser hat, als sie selbst.
Dann gibt es Giulia in Sizilien, die versucht, die Perrückenfabrik ihrer Familie vor dem Bankrott zu retten.
Und die erfolgreiche Anwältin Sarah aus Montreal. Sie hat es geschafft, die gläserne Decke zu durchbrechen und ist Partnerin in einer angesehenen Kanzlei. Ständig muss sie sich beweisen und gegen männliche Kollegen durchsetzen. Um das zu erreichen, hat sie für sich eine strikte Trennung von Arbeit und Privatleben etabliert. Doch bald muss sie nicht nur ihre drei Kinder vor ihren Arbeitgebern verbergen, sondern auch eine schlimme Krankheit. Doch sie ist fest entschlossen, sich davon nicht in die Knie zwingen zu lassen.

Eigentlich eine sehr schöne Geschichte mit viel Potential. Trotzdem -so richtig erreichen konnte mich die Geschichte nicht. Die Schilderungen waren mit stellenweise zu knapp und zu oberflächlich.
Wirklich berührt haben mich Smitas Abschnitte. Es ist wirklich unvorstellbar, was die Frauen in Indien erleiden müssen. Und erst recht, wenn sie einer niedrigen Kaste angehören. Eine Frau ist dort nichts wert. Um einen Mann zu bestrafen, wird seine Frau oder Schwester vergewaltigt. Öffentliche Vergewaltigungen sind eine rechtlich anerkannte Strafe für bestimmte Vergehen von Frauen. Einfach absolut schrecklich und barbarisch und für mich unvorstellbar.
Auch Sarahs Abschnitte haben interessante Seiten. Sie hat mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Natürlich ist die Stellung der Frau in Kanada nicht mit der in Indien zu vergleichen. Dennoch gibt es auch für Sarah Schwierigkeiten. Als Frau muss sie in ihrem Beruf immer doppelt so viel Leisten, um sich gegen ihre männlichen Kollegen durchzusetzen. Sie beschreibt sehr anschaulich das Dilemma, dass sie hat, wenn sie für ihre berufliche Ambitionen lange Arbeitstage in Kauf nehmen muss und dafür wenig Zeit für ihre Kinder hat. Wie es sie zerreißt. Und das für ihre beiden Exmänner das nicht mal eine Frage war, sondern die Care Aufgaben ganz automatisch der Mutter zugefallen sind, obwohl beide Elternteile im selben Job arbeiten. Das alles sind Themen, an denen ich persönlich natürlich viel näher dran bin. Trotzdem (oder vielleicht auch gerade deswegen) war Sarah die Figur, die mich am wütendsten gemacht hat und mit deren Entscheidungen ich die größten Probleme hatte. Ich konnte ihre Haltung oft nicht nachvollziehen und das hat mich beim Lesen manchmal echt fuchsteufelswild gemacht.
Also auf dieser Ebene hat das Buch schon etwas in mir ausgelöst, gleichzeitig sind mir die Charaktere aber auch sehr fremd geblieben.

Oh, vollkommen verliebt bin ich aber übrigens in das wunderschöne Cover. Wie genial ist das bitte? Dafür gibt es definitiv ein paar dicke Pluspunkte! <3


Fazit:
Der Zopf von Laetitia Colombani wurde von vielen ja ganz überschwänglich gelobt. Ich kann mich dieser Begeisterung nicht so ganz anschließen.
Ich mochte es sehr, dass hier drei Frauen und ihr Schicksal im Mittelpunkt stehen. Und das (ausnahmsweise mal) ohne, dass sich ihr Handeln und ihre Gedanken um einen Mann drehen. Ein Buch voller Frauenpower. Das finde ich echt super.
Die Geschichten sind auch echt ganz nett und teilweise auch erschütternd. Sollten sie zumindest sein. Aber irgendwie hat das Buch nicht so richtig was in mir ausgelöst. Ich wurde nicht so richtig warm damit und konnte mich auch vielleicht nicht so sehr darauf einlassen. Am Ende hat mir auf jeden Fall das gewisse Etwas gefehlt.

Veröffentlicht am 13.05.2018

Idee mit Potential, Umsetzung leider mangelhaft

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Drei Frauen, drei unterschiedliche Kontinente, Leben die unterschiedlicher nicht sein könnten:
Giulia ist 19, lebt in Palermo und arbeitet in der Perückenfabrik der Familie, die letzte ihrer Art in Sizilien. ...

Drei Frauen, drei unterschiedliche Kontinente, Leben die unterschiedlicher nicht sein könnten:
Giulia ist 19, lebt in Palermo und arbeitet in der Perückenfabrik der Familie, die letzte ihrer Art in Sizilien. Doch nachdem ihr Vater nach einem Unfall im Koma lebt, entdeckt sie ein dunkles Geheimnis… Währenddessen lebt Sarah als erfolgreiche Anwältin in Montreal. Trotz der Frauenfeindlichkeit des Berufes ist es ihr immer gelungen, ihre drei Kinder und den Beruf unter einen Hut zu bringen. Sie ist schließlich hart im nehmen und bereit, für ihren Traumberuf so viel zu Arbeiten wie physisch nur irgendwie möglich. Nur zwei Scheidungen hat sie aufgrund des Berufs hinnehmen müssen. Doch unerwartet steht sie vor der Diagnose Krebs und muss herausfinden, was ihr im Leben wirklich wichtig ist. Die dritte und stärkste der Protagonistinnen ist Smita, eine junge Inderin. Sie ist eine Dalit, eine „Unberührbare“, die keiner Kaste angehört. Sie muss täglich die Latrinen reinigen, mit bloßen Händen muss sie die Exkremente ihrer Nachbarn beseitigen. Ihr Mann ist Rattenfänger auf den Feldern. Die Ratten die er fängt, darf er behalten; diese brät Smita zum Abendbrot. Doch Smita beschließt, dass sie sich mit diesem Leben nicht abfinden will. Sie will nicht wie ihr Ehemann auf die Wiedergeburt warten. Ihre Tochter soll zur Schule gehen. Und so verlässt sie das Dorf und den Ehemann, um ein neues Leben zu beginnen…

Vorab: die Idee hinter den Geschichten ist wirklich schön. Leider lässt die Umsetzung zu wünschen übrig. In einem eher distanzierten Ton wird jeweils kapitelweise jede der drei Protagonistinnen vorgestellt. Giulias Geschichte ist recht oberflächlich gehalten. Die neunzehnjährige arbeitet in der Firma des Vaters, ist sehr behütet aufgewachsen und musste bisher noch nie auf eigenen Beinen stehen, obwohl sie volljährig ist. Dies ändert sich mit einem Schlag, als der Vater einen Unfall hat. Weiterhin scheint sie jedoch nicht zu lernen, wie man auf eigenen Beinen steht, dafür findet sie einen Mann, der ihr hilft. Das Ende ist sehr kitschig gehalten.

Sarah ist um die vierzig, lebt in Kanada und scheint bis jetzt keine Probleme gehabt zu haben, als alleinerziehende Mutter ihre Kinder und ihre gut laufende Karriere unter einen Hut zu bringen, was per se schon sehr unrealistisch ist. Plötzlich sieht sie sich mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert und wird in der Folge in der Kanzlei gemobbt und langsam hinausgeekelt. Für Kranke ist kein Platz in einer vielbeschäftigen und ach so wichtigen Anwaltskanzlei. Das entspricht sicher der Wahrheit, was ich jedoch traurig finde ist, dass Sarah bis zum Schluss nicht begreift, dass Karriere nicht alles ist. Wir sehen sie fortan kämpfen, um ihren Job wiederzuerhalten, wieder ernst genommen zu werden. Anstatt dass sie ganz besonders bei der Konfrontation mit dem möglichen Tod erkennt, dass ihre Familie wichtig ist und auch ein Ursprung von Glück sein kann. Auch diese Geschichte ist sehr oberflächlich gehalten.

Smitas Geschichte ist die einzige, die wirklich tiefgründig war. Man lernt sehr viel über das Kastensystem Indiens, dass viele Inder weiterhin systematisch diskriminiert werden und in bitterster Armut am Rande der Gesellschaft leben. Smita schafft es, sich zu wehren und „darf“ schlussendlich Vishnu ihre Haare opfern, die dann in Sizilien verarbeitet werden und schließlich im Westen teuer verkauft werden. Ja, hier kommen die Geschichten zusammen, aber was will uns Colombani damit sagen? Dass Smita weiterhin ausgebeutet wird, ihre Haare geopfert hat und sogar noch für die Rasur bezahlt hat, jetzt die Haare aber teuer weiterverkauft werden? Das Buch bzw. die einzelnen Geschichten hatten sehr viel Potential, welches aus meiner Sicht leider nicht ausgeschöpft wurde.

Veröffentlicht am 23.03.2018

Modernes Märchen

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Das Buch „Der Zopf“ von Laeticia Colombani handelt von drei Frauen in drei Handlungststrängen, die alle gegen Diskriminierung und Unterdrückung kämpfen – und gewinnen!
Jede der Frauen beschreibt eine einzigartige ...

Das Buch „Der Zopf“ von Laeticia Colombani handelt von drei Frauen in drei Handlungststrängen, die alle gegen Diskriminierung und Unterdrückung kämpfen – und gewinnen!
Jede der Frauen beschreibt eine einzigartige und besondere Geschichte.
Sarah lebt in Kanada, sie ist eine bekannte Anwältin und hat allen Erfolg i leben, den man sich wünschen kann. Drei wundervolle Kinder einen Job als Partnerin der Kanzlei, einen tollen Körper. Ihre beiden Ex-Männer vermisst sie kein bisschen. Doch dann bricht sie mitten im Gerichtssaal zusammen – und ihr Leben ändert sich schlagartig. Sie erfährt, wie es ist, bereits totgeschrieben zu sein und als arbeitsunfähig betrachtet zu werden.
Giulia ist die Tochter eines erfolgreichen Besitzers einer Perückenfabrik, sie arbeitet dort und steckt ihr ganzes Herzblut in das Familienunternehmen. Eines Tages lernt sie Kamal kennen – er ist Inder und so gar nicht das, was ihre Familie sich für sie vorgestellt hat. Sie lernt für ihre Entscheidungen zu kämpfen und sich von Klischees und Vorurteilen loszusagen und rettet so, was ihr am meisten am Herzen liegt.
Smita lebt in einem kleinen Dorf in Indien. Sie gehört der untersten Kaste an, der Kaste der Unantastbaren. Ihre Tochter ist für sie alles im Leben, mit ihrem Mann hat sie es noch verhältnismäßig gut, doch sie steht einem undurchdringbaren System gegenüber, welches Leute von ihrer Abstammung als unter Wert betrachtet. Auch sie kämpft für ein besseres Leben und ihre so unverwerflichen Werte von Würde und Gleichheit.
Die Geschichten der drei Frauen werden in dieser Geschichte, die eher einem modernen Märchen gleicht als einem Roman, wunderbar und vorsichtig miteinander verknüpft. Jede der drei hat ein großes Päckchen zu tragen und ist ein wundervolles Beispiel, wie Frauen für ihre Rechte und Selbstbestimmung kämpfen können.

Der Textfluss ist immer wieder von Gedichten durchbrochen und stellt keine wörtliche Rede auf, sondern nur Wörter im Text. Das kann als gut oder schlecht angesehen werden. Für mich war dies unter anderem ein Grund, weshalb da Buch auf mich so leblos erschienen ist. Es wird eine wundervolle Geschichte erzählt – der Schreibstil der Autorin ist absolute Oberklasse – aber dennoch habe ich keine Bindung zu den Charakteren aufbauen können, sie schienen so unrealistisch.
Das Buch hat mich in seinen Bann gezogen, wie ich es mir erhofft hatte, es ist extrem kurzlebig und zieht in einem vorüber wie ein Gewittersturm. Zwar in diesem Moment aufbrausend aber danach wird das Wasser wieder klar und man wendet sich anderen Dingen zu.
Die Moral von der Geschicht‘ ist wichtig, ohne Frage. Das Buch verkörpert die Suche nach Selbstbestimmung und Würde wirklich gut und auch aufrüttelnd. Die Botschaft der Autorin, dass die Welt sich verändert hat, die Gesellschaft solle endlich zur Vernunft kommen und sich von Klischees und Vorurteilen abrücken kommt ebenfalls rüber. Trotzdem fehlt der Bezug zur Wirklichkeit.
Empfehlen würde ich dieses Buch allen, die Lust darauf haben, es zu lesen. Es wird nicht lange dauern, die Schrift ist sehr groß und es hat nur 280 Seiten, allerdings würde ich mir nicht zu viel davon erhoffen.

Veröffentlicht am 26.01.2022

Zu vorhersehbar, zu oberflächlich und zu knapp...

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Handlung: "Der Zopf" war vor ein paar Jahren in aller Munde und erhielt auch einige Auszeichnungen, sodass er sich lange Zeit ganz oben auf meiner Wunschliste gehalten hatte. Nachdem ich den Roman nun ...

Handlung: "Der Zopf" war vor ein paar Jahren in aller Munde und erhielt auch einige Auszeichnungen, sodass er sich lange Zeit ganz oben auf meiner Wunschliste gehalten hatte. Nachdem ich den Roman nun gelesen habe, bin ich aber ein wenig ernüchtert. Ich finde die Erzählung keineswegs schlecht - sie konnte mich nur einfach nicht erreichen. Die Idee mit den drei über die gesamte Welt verteilte Erzählsträngen, die immer in derselben Reihenfolge durchgegangen werden, auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun haben und zusammengebracht werden wollen, hat mich beim Lesen des Klapptextes sofort angesprochen. Leider ist hier schon von Beginn an aber schon vorhersehbar, wie die Autorin plant, die Handlungsstränge zusammenzuführen ( Schon während der ersten Kapitel wurde erwähnt, dass die eine Figur ihre Haare wachsen lässt, die nächste Perücken macht und die dritte Krebs hat - um zu kombinieren wohin das führen wir muss man wahrlich kein Genie sein ). Am meisten an der Umsetzung der Idee enttäuscht hat mich aber nicht die Vorhersehbarkeit, sondern dass die Autorin während der Verbindung ihrer drei Handlungsstränge komplett vergisst, die globale Ungerechtigkeit anzuprangern, die dahintersteckt ( Ich hatte die ganze Zeit darauf gewartet, dass Laetitia Colombani problematisiert, dass die religiöse Geste einer mittellosen Frau aus einem Entwicklungsland einer Europäerin den Betrieb rettet, nur um dann als Endprodukt einer kanadischen Frau aus der Oberschicht als inspirierendes Accessoire zu dienen. Das geschieht aber leider nie. ). "Der Zopf" hätte Ausgangspunkt und Denkanstoß für Überlegungen sein können, mit welchen über die gesamte Welt verteilten Menschen unser Schicksal unwissentlich verbunden ist. Durch die hier dargestellte Romantisierung von globalisiertem Ungleichgewicht, bekommt dieser Gedanke aber einen etwas bitteren Beigeschmack, der - so denke ich zumindest - nicht beabsichtigt war.

Schreibstil: Überrascht war ich auch, dass mich hier statt eines schwergängigen, literarischen Werks eine einfacher, schlichter Schreibstil mit vielen lebensnahen Redewendungen erwartete, der mir auf Anhieb gut gefallen hat. Obwohl der Roman viele ernste Themen anschneidet, auch unliebsame Informationen über die Lebenswelt der Figuren einfließen lässt und von persönlichen Lebenskrisen erzählt, liest sich "Der Zopf" doch eher wie eine leichte Feierabendlektüre. In Kombination mit der auffallend großen Schrift, konnte ich die 288 Seiten demnach schnell hinter mich bringen. Positiv anzumerken ist auch, dass die Autorin an einigen Stellen Beobachtungen auf der Metaebene in Gedichtform einflicht und ihrer Geschichte so einen Rahmen verschafft. Zwar ist dieser genau wie die Zusammenführung der Handlungsstränge recht offensichtlich, strukturiert den Roman aber auf angenehme Weise. Schade ist aber, dass sich gerade bei den Zeitformen der Erzählung einige Übersetzungsfehler eingeschlichen haben...

Figuren: Eine Konsequenz des mit 288 Seiten recht kurzen Romans ist, dass wir leider nur sehr oberflächlich in die drei Schicksale einsteigen können und wir alle Figuren nur für einen kurzen Ausschnitt von deren Leben begleiten können. Es fehlen Dialoge, Reflexionen, wirkliche Vertiefungen und auch viele der spannenden Entwicklungen passieren zwischen den Zeit- und Perspektivwechsel und gingen dadurch für mich als Leserin verloren. So wirklich nahbar und nachvollziehbar wirkte deshalb keine der drei Hauptfiguren auf mich. Im Gegenteil: Einiges erschien mir hier sogar ein wenig unglaubwürdig und das zieht sich durch alle Handlungsstränge. Zum Beispiel hat die bettelarme Dalit Smita plötzlich ein Fahrrad, kennt sich mit großen politischen Vorgängen aus und beginnt von heute auf Morgen, aus ihrer Erlebniswelt auszubrechen. Statt ihrem Mikrokosmos entsprechen zu denken und zu handeln, wird ihr die Denkweise unserer Gesellschaft übergestülpt. Auch Giulia konnte mich nicht immer überzeugen, ist sie doch am einen Tag eine überforderte, naive Arbeiterin, die die Schule abgebrochen hat, während sie am anderen banktaugliche Analysen für ein neues weltweites Geschäftsmodell aufstellt und sich gegen ihre Mutter und Schwestern durchsetzt. Woher kommt der plötzliche Sinneswandel? Diese Frage kann man auch auf Sarah beziehen, deren Welt aus den typischen Anwalts-Leistungsgesellschafts-Klischees aufgebaut ist, in der kein Platz für Schwäche oder Krankheit ist. Auch bei ihr ist der Zeitpunkt, an dem sie sich von ihrer Arbeit distanziert und neue Prioritäten steckt, sehr verschwommen und wenig nachvollziehbar gewählt. Klar, der Weg der drei Figuren erzählt von Stärke, Weiblichkeit, Mutterschaft, Sinnlichkeit, und zeigt auf unterschiedliche Art und Weise, dass es Frauen immer noch schwer haben auf dieser Welt. Dies geschieht aber leider auf eine mitleidheischende Art und ohne eine echte Verbindung zu den LeserInnen aufzubauen.



Die Zitate


Smita: "Niemand wird die wie einem Hund Essensreste hinwerfen. Du wirst nie wieder den Blick senken müssen. All das würde Smita ihrer Tochter so gern sagen. Aber ihr fehlen die Worte, um ihren Hoffnungen und ein wenig verrückten Träumen Ausdruck zu verleihen, um das Gefühl zu beschreiben, das sie hat, wenn dieser Schmetterling in ihrem Baum mit den Flügeln schlägt."


Giulia: "Sie kommt sich vor wie ein Seiltänzer, der bei jedem Windstoß ins Taumeln gerät. Manchmal, sagt sie sich, rückt das Leben die finstersten und die lichtesten Momente nah zusammen. Es nimmt und gibt gleichzeitig."


Sarah: "Sie lügen, allesamt. Sie sagen ihr Sei stark, sei sagen ihr Du wirst es schaffen, sie sagen ihr Wir sind bei dir, aber ihr Handeln spricht eine andere Sprache. Sie haben sie fallenlassen. Wie einen kaputten Gegenstand ausgemustert."



Das Urteil


"Der Zopf" hatte viele gute Ansätze, ein sehr interessantes Gesamtkonzept und Potential, eine kraftvolle Geschichte davon zu erzählen, was es heißt, eine Frau zu sein. Leider hat Laetitia Colombani ihren Roman aber zu vorhersehbar, zu oberflächlich und zu knapp ausgestaltet, sodass sie mich nur schwer erreichen und überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 04.10.2018

Fees schlechtestes Buch des Jahres 2018 Der Hype ist nicht gerecht

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Fee erzählt von der Geschichte

Eigentlich sind es ja drei Geschichten von 3 Frauen. Die Geschichten sind miteinander verflochten, wie ein Zopf.

Smita, lebt in Indien und möchte dass ihre Tochter lesen ...

Fee erzählt von der Geschichte

Eigentlich sind es ja drei Geschichten von 3 Frauen. Die Geschichten sind miteinander verflochten, wie ein Zopf.

Smita, lebt in Indien und möchte dass ihre Tochter lesen und schreiben lernt. Dafür opfert sie einem Gott ihre Haare und die ihrer Tochter.

Sarah, lebt in Montreal, ist erfolgreiche Anwältin, wird befördert und dann erfährt sie, dass sie schwer krank ist. Brustkrebs ist die Diagnose, sie verliert ihre Haare und bekommt aus Sizilien eine Perücke.

Giulia, lebt in Italien bzw. Sizilien (Palermo), und nach dem schweren Unfall ihres Vaters findet sie heraus, dass ihr Familienunternehmen (die letzte Perückenfabrik der Insel) fast ruiniert ist.



Fee meint zum Buch

Cover

Das Cover gefällt mir sehr gut. Der Zopf passt wunderbar zum Buch. Die Farben sind nicht zu aufdringlich (türkis mit gold, einfach schön) und so hab ich mich auf einen interessanten Roman gefreut. Auch das Lesebändchen hat mich sehr erfreut. Ich würde dem Cover, Rückentext eine 1 geben. Nachdem ich das Buch gelesen habe, fand ich die Kommentare nicht wirklich so gut, denn ich war nicht wirklich berührt. Daher gebe ich dem Buchcover eine 1 und dem Rückentext (siehe auch Spannung) eine 4.



Schreibstil

Ein Buch aus dem Koffer, :) daher hab ich das Buch zu Ende gelesen, aber ich hab mich extrem gequält, weil ich die Gefühle und Emotionen nicht wirklich nachvollziehen konnte. Das ganze war so langwierig bzw. langweilig beschrieben. Ich kam nicht wirklich gut in die Geschichte rein und hätte das Buch schon gerne sehr früh zur Seite gelegt. Ich wurde mit dem Buch und den Protagonisten nicht wirklich warm. Ich fand die Idee, als ich den Covertext gelesen habe toll, leider war die Umsetzung weniger gut. Die Schreibqualität ist, also mein Deutschlehrer hätte sie „unterirdisch“ genannt. Ich hatte auch das Gefühl, dass die Autorin oder Übersetzerin ein wenig mit den Zeiten durcheinander gekommen ist.



Hier nahmen auch die Redewendungen überhand. Wenn man alle raus streichen würde, wären es halt dann doch noch ein paar Seiten weniger wie 280 Seiten. (mal den Epilog mit schätzungsweise einer halben Taschenbuchseite ausgenommen) Auch so, die Seitenanzahl bei einem normalen Taschenbuch schätze ich dann auf 150! Und dafür 20 Euro zu verlangen finde ich persönlich schon dreist!



Charaktere

Die Protagonistinnen erschienen mir nicht sehr glaubwürdig. Es war teilweise – für mich – nicht vorstellbar oder auch nur zu glauben. Ich fand sie einfach nicht sympathisch und mit vielen Klischees zersetzt. Keine der drei Frauen wurde zu einer Freundin für mich, so lange ich das Buch gelesen habe, sie erschienen weit entfernt und so typische Frauen, die einen „langweilen“. Keine kann ich mir in Wirklichkeit vorstellen. Ich hatte nicht mal großes Mitleid für die Inderin, Smita, und das will bei mir was heißen! Sonst leide ich mit, wenn die Leute in übervollen Zügen fahren müssen (mein Kopfkino meldet sonst immer gleich Panik!) und dazu Sachen sammelt, die ich nicht aussprechen bzw. schreiben kann, weil Amazon sonst meine Bewertung nicht annimmt. Und klar, die Italienerin ist Sophia Loren oder so eine bekannte Schauspielerin, vom Aussehen her. Italienerinnen sehen alle toll aus, da sieht jeder andere blass dagegen aus. Und dann noch die Erotik, die ich als billig empfand. Fast witzig, aber solche ärgerlichen Klischees nerven und langweilen mich inzwischen. Dafür lese ich zu viel. Ich möchte einfach mal „das Andere“ lesen.



Spannung

Also Spannung fehlte – für mich gänzlich – ich fand alles zu vorhersehbar. Und der Aufbau selber war so langweilig, dass ich wochenlang an dem Buch gelesen habe (dazwischen hab ich x andere Bücher ausgelesen). Tja, und dann ist es auch so, dass man vom Rückentext eigentlich schon alles weiß. Das ist wie ein Film, das im Trailer schon die tollsten Szenen verrät und man dann aus dem Kino geht und es praktisch keinen Höhepunkt mehr gab.



Schmerz

Sollte das Buch prägen, das hat mich irgendwann geärgert. Schon alleine, dass es unglaubwürdig war und die Phrasen (dass in der Welt ein rauer Wind weht, das Leben grausam ist…) zielt ja nur darauf hin, dass man Schmerz empfinden soll.





Sonstiges, Unglaubwürdig

Wahrscheinlich bin ich doch nicht die Zielgruppe, wobei ich solche Bücher gerne lese und sie durchaus in mein Beuteschema passen. Dabei war ich so neugierig, denn ich hab so viel „gutes“ über das Buch gehört. Aber Werbung ist einfach nicht alles, das Buch selber konnte mich einfach nicht überzeugen.



Warum – frage ich mich – hat dieses Buch, das eigentlich drei so ernste Themen begleitet, keinen Tiefgang?



Wie kommt eigentlich so eine arme Inderin plötzlich an ein Fahrrad?Warum meint sie, sie könnte es dann auch noch im Bus/Zug mitnehmen? Warum verlässt sie mit ihrem Kind ihren Mann, wenn sie so arm ist? Dann erzählt sie ihre Geschichte im Zug! Das würde doch eine Inderin nie tun! Kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Mich hat diese Erzählung, die in meinen Augen eigentlich nicht wirklich zu Ende erzählt wurde einfach nicht überzeugt.



Auch bei den Geschichten der anderen beiden Frauen gab es einiges Unglaubwürdiges.



Bei manchen Autoren wünsche ich mir, dass ich die beste Freundin der Autorin wäre, damit ich die Bücher vorab lesen dürfte. Hier bin ich echt froh, dass ich kein Buch der Autorin mehr lesen muss!



Fees Fazit

Es gibt so viele Autorinnen, die tolle Bücher schreiben! Man muss sich nicht mit solchen Büchern rumkriegen, wo der Leser die Hype-Werbung teuerst mitbezahlen muss! Klischees, Phrasen, platt, leblos, nicht wirklich gut geschrieben und dann noch langweilig und quälend zum lesen. Ich bin wirklich froh, dass ich durch bin. Für mich das schlechteste Buch des Jahres 2018!