Platzhalter für Profilbild

heinoko

Lesejury Star
offline

heinoko ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit heinoko über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2018

Ein grandioses Buch, das jeder lesen sollte

Die Vergessenen
0


Das vorliegende Buch ist für mich eines der wichtigsten und packendsten Romane dieses Lesejahres!
Es ist bereits viel, sehr viel darüber geschrieben worden, deshalb nutze ich ausnahmsweise für den Inhalt ...


Das vorliegende Buch ist für mich eines der wichtigsten und packendsten Romane dieses Lesejahres!
Es ist bereits viel, sehr viel darüber geschrieben worden, deshalb nutze ich ausnahmsweise für den Inhalt den Klappentext: „1944. Kathrin Mändler tritt eine Stelle als Krankenschwester an und meint, endlich ihren Platz im Leben gefunden zu haben. Als die junge Frau kurz darauf dem charismatischen Arzt Karl Landmann begegnet, fühlt sie sich unweigerlich zu ihm hingezogen. Zu spät merkt sie, dass Landmanns Arbeit das Leben vieler Menschen bedroht – auch ihr eigenes.
2013. In München lebt ein Mann für besondere Aufträge, Manolis Lefteris. Als er geheimnisvolle Akten aufspüren soll, die sich im Besitz einer alten Dame befinden, hält er das für reine Routine. Er ahnt nicht, dass er im Begriff ist, ein Verbrechen aufzudecken, das Generationen überdauert hat ...“
Grundlage des Buches ist die akribische Recherche historischer Faktoren bestimmter Örtlichkeiten, verbunden mit der fantasievollen Ausgestaltung von Geschehnissen, die dennoch auch jenseits der Fiktion in ähnlicher Weise geschehen sein könnten. Genau das hebt den Roman aus dem Romanhaften heraus und macht uns Leser schaudern, aber auch nachdenklich werden über die Frage, die uns letztlich die Protagonisten stellen: Was hätte ich in dieser oder jener Situation getan? Es ist leicht, sich heute vorzugaukeln, man hätte damals moralisch lobenswert gehandelt. Aber wie integer sind wir noch unter Angst, unter Lebensbedrohung?
Dass hinter dem Pseudonym Ellen Sandberg die erfolgreiche Autorin von Kriminalromanen Ingrid Löhnig steckt, spürt man diesem tiefgründigen Roman auf jeder Seite an. Der Handlungsaufbau ist routiniert ausgearbeitet, die Protagonisten sind psychologisch nachvollziehbar gezeichnet. Der Roman ist insgesamt so packend geschrieben, so intensiv in seiner Wirkung, dass man sich dem Buch nicht entziehen kann und geradezu atemlos von Seite zu Seite getragen wird.
Fazit: Gekonnt geschrieben und eindringlich in Szene gesetzt wird in diesem Roman ein Kapitel aus einer noch nicht so lang vergangenen Zeit des Grauens. Der Autorin ist es meisterhaft gelungen, einen außerordentlich wichtigen und gleichzeitig fesselnden Roman zu schreiben, der lange, lange über das Lesen hinaus in uns Wirkung zeigt. Ein grandioses Buch, das jeder, wirklich jeder lesen sollte!

Veröffentlicht am 27.10.2018

Magisch, verzaubernd und klug

Unendlich mal unendlich mal mehr
0


Was für ein unglaublich intensiver, ungewöhnlicher Debütroman. Er hat mich regelrecht verzaubert, in seinen Bann geschlagen und begeistert!
Die zwölfjährige Petra hat sich ihr Leben gut zurecht gelegt. ...


Was für ein unglaublich intensiver, ungewöhnlicher Debütroman. Er hat mich regelrecht verzaubert, in seinen Bann geschlagen und begeistert!
Die zwölfjährige Petra hat sich ihr Leben gut zurecht gelegt. Solange Zahlen, ihre große Liebe, aufgehen, d. h. sich teilen lassen, ohne dass sie zerstört werden, ist der Tag in Ordnung. Nicht in Ordnung ist alles, was nicht aufgeht oder nicht zu kontrollieren ist, wie z. B. Primzahlen oder Wasser, dieses unberechenbare Element. Petra ist ein ungewöhnliches Mädchen. Sie unterliegt vielen Zwängen, um ihr Leben im Griff zu halten. So müssen Schuhe immer genau parallel nebeneinander stehen, ohne sich zu berühren. Oder es muss für alles eine gerade Zahl an Wiederholungen geben. Die Mutter Malin ist alleinerziehend und muss sehr viel arbeiten, dadurch hat sie wenig Zugang zur Innenwelt von Petra. Petra wiederum besitzt eine feine Beobachtungsgabe für andere Menschen, bewertet sie dabei aber nicht, nimmt sie einfach wie sie sind. Wenn zum Beispiel Chris, ihrem treuen Freund, als Stotterer die Wörter im Hals stecken bleiben, dann wirft er stattdessen mit Radiergummis oder randaliert. Petra versteht ihn und mag seine Augen, die besser sprechen als sein Mund. Oder an Freundin Melika, aus Afghanistan geflüchtet, von der Klasse abgelehnt, liebt sie ihr Lachen. Der Schulpsychologe bemüht sich, Petra’s Zwänge, ihr magisches Denken, aufzulösen. Aber erst Thomas, der sich so selbstverständlich im Wasser bewegt, schafft den Zugang zur inneren Angstwelt von Petra und damit die Chance zur Wandlung.
So vieles kann man in diesem Buch finden: Toleranz, Sensibilität, Freundschaft, Angst, Verletzung, Verhaltensauffälligkeiten, Zwänge, Liebe, Verantwortung. Wichtige Themen, die ganz locker in die Geschichte eingebunden sind, ohne Drama, und doch sehr, sehr wirkungsvoll. Und diese nachhaltige Wirkung beruht auf dem außerordentlich feinfühligen Schreibstil der Autorin, auf die reduzierte und dadurch unglaublich intensive Erzählweise. Das Buch verzaubert, es ist magisch, es enthält nichts als magische Formeln des Lebens. Die Wörter, die knappen Sätze – alles ist magisch kraftvoll, bezaubernd, verzaubernd und dabei klug wie eine unauslotbare Primzahl.

Veröffentlicht am 24.10.2018

Ein Lehrstück für die Kraft des Willens

Verschieben wir es auf morgen
0


Auf der Rückseite des Buches steht die eigentliche Botschaft des Buches, der in meinen Augen wichtigste Satz: „Fast alles liegt in meiner Hand, mein Wille hat einen enormen Einfluss auf mein Leben.“
Miriam ...


Auf der Rückseite des Buches steht die eigentliche Botschaft des Buches, der in meinen Augen wichtigste Satz: „Fast alles liegt in meiner Hand, mein Wille hat einen enormen Einfluss auf mein Leben.“
Miriam Maertens lässt uns teilhaben an ihrer Kindheit und Jugend, an ihrem gesamten Werdegang, aber auch an ihrer Familie und ihren Freunden. Miriam Maertens ist an Mukoviszidose erkrankt, die Ärzte prognostizieren ein kurzes Leben. Und Miriam Maertens ist Schauspielerin, und zwar Bühnenschauspielerin. Ein Widerspruch in sich, eigentlich eine Unmöglichkeit!
Die Autorin schildert fast emotionslos und ohne jegliches Selbstmitleid ihren Lebens- und Leidensweg bis hin zur – fast zu späten – Lungentransplantation. Schon als Kind beschließt sie, einfach so zu leben, als sei sie gesund. Sie will am Leben teilhaben, es in vollen Zügen ausschöpfen, und vor allen Dingen will sie ihren Traum leben, nämlich Schauspielerin zu werden. Dies alles trotz körperlicher Schwäche, trotz der lebensnotwendigen Inhalationspausen, trotz der kräftezehrenden immer wiederkehrenden Kämpfe gegen Infektionen. Doch damit nicht genug! Sie will ein Kind, und sie bekommt einen Sohn. Ihr Körper unterwirft sich immer wieder neu dem unermesslich starken Willen der Autorin. Und sie schafft das Unvorstellbare, wechselt je nach Engagement zigmal den Wohnort, versorgt ihren Sohn und ihren Hund, verschweigt ihre Krankheit, widersetzt sich den Ratschlägen der Ärzte, feiert Erfolge – und ignoriert weitgehend die Zeichen, die ihr Körper setzt. Denn auf der Bühne gibt es keine Schonung und im Selbstverständnis von Miriam Maertens auch nicht. Bis es fast zu spät ist. Und noch einmal baut sie mit enormer Willensstärke die allerletzte Kraft auf, um die Lungentransplantation zu überstehen.
Das Buch hat mich tief beeindruckt und bewegt, es hat mich das Glück spüren lassen, ganz selbstverständlich atmen zu können und es hat mich gelehrt, welch immense Kraft in Disziplin und Willenskraft stecken. Ein Mut machendes, ein starkes Buch!

Veröffentlicht am 19.10.2018

Sakrisch guat!

Gschlamperte Verhältnisse
0


Ein Buch, das sakrisch viel Spaß bringt! Dass hier zwei erfolgreiche Autorinnen, nämlich Brigitte Riebe (historische Romane) und Gesine Hirsch (Dahoam is dahoam), am Werk waren, spürt man dem Buch auf ...


Ein Buch, das sakrisch viel Spaß bringt! Dass hier zwei erfolgreiche Autorinnen, nämlich Brigitte Riebe (historische Romane) und Gesine Hirsch (Dahoam is dahoam), am Werk waren, spürt man dem Buch auf jeder Seite an. Gekonnt werden Lokalkolorit und Krimikost vermischt, durchgerührt und pointiert und lautmalerisch in die spezielle Münchner Welt des Bösen plaziert. Besser geht es nicht.
Es handelt sich beim vorliegenden Buch um den 5. Band rund um die unermüdlich radlfahrenden Rechtsmedizinerin Dr. Sofie Rosenhuth, für mich eine (leider späte) Neuentdeckung! Auch ohne Vorkenntnisse und ohne zu fremdeln wurde ich sehr schnell hineingezogen in das Beziehungs- und Arbeitsgeflecht zwischen Kriminalkommissar Joe Lederer und Dr. Sofie Rosenhuth und all den anderen Protagonisten, die sich rund um die in der Isar schwimmende Leiche, merkwürdige Schädelreliquien und Beute aus Kirchendiebstählen tummeln.
Spannend-humorvoll, lebendig, detailliert-liebevoll geschrieben wirft mich das Buch mitten hinein in mein bayerisches Sehnsuchtszentrum und lässt in meinem Kopfkino eine Sequenz nach der anderen in Farbe entstehen, unterlegt mit den perfekt lautmalerisch getroffenen Dialekt-Einwürfen. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 10.10.2018

Unerschöpfliche Schatzwelt der Bücher

Das Mädchen, das im Buchladen gefunden wurde
0


Eine Frage an alle Buchliebhaber: Kann man ein Buch allein schon wegen des Titelbildes lieben? Ja, man kann, und wie. Und wenn dann der Inhalt so perfekt zum Cover passt, dann steht der persönlichen Auszeichnung ...


Eine Frage an alle Buchliebhaber: Kann man ein Buch allein schon wegen des Titelbildes lieben? Ja, man kann, und wie. Und wenn dann der Inhalt so perfekt zum Cover passt, dann steht der persönlichen Auszeichnung „besonders geliebtes Kinderbuch“ nichts mehr im Wege.
Property, ein sehr ungewöhnliches kleines Mädchen, wird eines Tages von ihren Eltern in der kleinen Buchhandlung von Netty und ihrem Sohn Michael vergessen. Michael stellt das Mädchen erst einmal ins Regal der Fundsachen, und als sie einfach nicht mehr abgeholt wird, nimmt Netty sie ganz selbstverständlich auf. Und so wächst Property mitten unter Büchern auf, lebt zwischen ihnen, mit ihnen – und das, obwohl sie nicht lesen kann! Eines Tages gewinnt die Familie bei einer Verlosung den größten und tollsten Buchladen der Welt, was für eine Aufregung! Doch dieser Buchladen birgt ein Geheimnis, und nur jemand mit viel, viel Bücherkenntnis kann das Geheimnis entschlüsseln.
Dieses anrührende Buch ist eine einerseits märchenhafte, zauberhafte Geschichte mit liebenswerten und eindrücklich ausgearbeiteten Personen, individuell, eigen-artig, und andererseits eine fantasievolle Erzählung, fesselnd, turbulent, abenteuerlich, mit lustigen Stellen aufgelockert, immer aber spannend zu lesen. Alles wird auf eine so schöne, direkte Art erzählt, als würde die Autorin mitten unter uns sitzen und uns gestenreich und lebendig von Property und all den Geschehnissen berichten. Feinfühlig, stilistisch schön geschrieben ist dieses Buch, es ist aber auch aufgrund der zauberhaften Illustrationen von Mila Marquis ein besonderer Buchschatz, den zu hüten es gilt. Denn ich wüsste mir keine bessere Möglichkeit, Kindern den Weg direkt in die unerschöpfliche Schatzwelt der Wörter, der Bücher, der Fantasie zu öffnen. Absolute Leseempfehlung!