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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2018

Gut gemacht

MadBrickMotion: BrickTube
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Matt möchte ein erfolgreicher BrickTuber werden. Er besorgt sich die nötige Ausrüstung und lädt die ersten Videos hoch. Die aber werden kaum aufgerufen.
Das gesamte Buch ist auf humorvolle Art mit Legofiguren ...

Matt möchte ein erfolgreicher BrickTuber werden. Er besorgt sich die nötige Ausrüstung und lädt die ersten Videos hoch. Die aber werden kaum aufgerufen.
Das gesamte Buch ist auf humorvolle Art mit Legofiguren gestaltet.
Ich als Leser erlebe Matts Aufstieg in die Reihen der erfolgreichsten BrickTuber. Dann aber muss er eine Entscheidung fällen.
Das Buch vermittelt auf humorvolle Weise eine ganze Menge an Faktenwissen und technischen Informationen für das Erstellen und Hochladen von Videos. Andererseits werden ziemlich ironisch die Schattenseiten und Geschäftspraktiken auf die Schippe genommen.
Amüsant sind ebenfalls die von Zeit zu Zeit eingeblendeten Kommentare von Followern.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 27.10.2018

Ein Buch, das berührt

Näher als du denkst
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„...Der Sklave wurde frei, stand einen kurzen Moment in der Sonne und kehrte dann wieder in die Sklaverei zurück...“

Die 36jährige Nan Stockton hat ihren Mann durch einen Autounfall verloren. Der Anwalt ...

„...Der Sklave wurde frei, stand einen kurzen Moment in der Sonne und kehrte dann wieder in die Sklaverei zurück...“

Die 36jährige Nan Stockton hat ihren Mann durch einen Autounfall verloren. Der Anwalt kämpfte gegen Mädchenhändler und setzte sich für Sexsklavinnen ein. Ein plötzlicher anruf hatte ihn an jenem Abend aus dem Haus gerufen. Als Nan sechs Monate nach dem Tode ihres Mannes wieder an der Unfallstelle steht, fragt sie sich, was wirklich geschehen ist. Zu viel ist inzwischen passiert.
Die Autorin hat einen fesselnden Roman geschrieben. Sie verknüpft darin die Handlung der Gegenwart mit einer Geschichte aus der Vergangenheit.
Nan hat der Tod ihres Mannes völlig aus der Bahn geworfen. Sie hadert mit Gott, hat ihr Vertrauen verloren und kann nicht mehr beten. Was sie am Leben erhält, sind die Bedürfnisse ihrer drei kleinen Töchter.
Doch dann findet sie im Facebook-Account ihres Mannes die Nachricht eine jungen Frau.namens CeeCee. Es stellt sich heraus, dass es eine Schülerin ist, die ihn um Hilfe gebeten hat. Sie will über eine ihrer Vorfahren einen Zeitungsartikel veröffentlichen. Diese war Sklavin auf der Farm von Stocktons Vorfahren. Deshalb hat er ihr Material versprochen. Die Sklavin hieß Clara, war eine Mulattin und hat ein Tagebuch hinterlassen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Das Thema des Buches allerdings ist nicht einfach. Einerseits erfahre ich durch das Tagebuch und die Zeitungsausschnitte eine Menge über die letzten Jahre der Sklaverei, andererseits geht es um junge Mädchen der Gegenwart, die in die Hände sogenannter Loverboys gelangen und von ihnen in die Prostitution gedrängt werden. Außerdem darf ich einen tiefen Blick in Nans zerrissene und trauernde Seele werfen. Cee Cee fasst deren Problem gut zusammen:

„...Der Tod lähmt einen. Er lähmt einen total, besonders wenn er plötzlich kommt und jemand noch nicht alt ist...“

Das Tagebuch macht betroffen. Es zeigt die ganze Grausamkeit der Sklavenhalter, die selbst vor der eigenen Familie nicht Halt machte. Nach der Befreiung kam es zu einem kurzen Lichtblick, einer Zeit der Hoffnung, bevor der Ku Klux Klan mit einer Politik aus Angst und Schrecken für neue Versklavung und Ungerechtigkeit sorgte. An Claras persönlichen Schicksal, die eine sehr helle Haut hatte, deren Mutter eine Sklavin, der Vater aber der Besitzer der Farm war, wird in Tagebuchform die Entwicklung sehr genau geschildert. Dass Clara lesen lernen durfte, hat sie der Frau des Farmers zu verdanken, der das nicht wissen durfte. Sie gibt Clara auch eine wichtige Erkenntnis mit auf den Weg.

„...Du bist ein Mensch und du bist in Gottes Augen genauso viel wert wie jeder andere Mensch, ob er schwarz, weiß oder braun ist. Vergiss das nie, Clara!...“

Währenddessen arbeitet CeeCee in einer Bar, um sich das Geld fürs Studium zu verdienen. Erst nach und nach wird ihr persönlicher Hintergrund aufgedeckt. Sie ahnt nicht, dass sie in Gefahr ist und dadurch auch Nan und ihre Familie in Gefahr bringt.
Nan findet in den Hinterlassenschaften ihres Mannes einige Notizzettel, die ihr Hinweise geben, wie sie CeeCee helfen kann. Durch diese neue Aufgabe findet sie nach und nach aus ihrer Trauer. Geduldige Freundinnen beten für sie und hoffen, dass sie zum Glauben zurückfindet. Der Anwalt Travis bietet ihr seine Hilfe an. Sie weiß aber nicht, ob sie ihm trauen kann.
Das Buch hat mich erschüttert und bewegt. Es verknüpft gekonnt unterschiedliche Lebensschicksale und zeigt, wie der Glaube tragen hilft.

Veröffentlicht am 26.10.2018

Ein Kind der Erde

Ich, Santa
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„...Ein seltsames Gefühl beschlich mich. Wir sind alle Zeitreisende. Das Dumme ist, dass wir immer nur in eine Richtung reisen können, voran und das Tempo können wir auch nicht bestimmen...“

Der Ich-Erzähler ...

„...Ein seltsames Gefühl beschlich mich. Wir sind alle Zeitreisende. Das Dumme ist, dass wir immer nur in eine Richtung reisen können, voran und das Tempo können wir auch nicht bestimmen...“

Der Ich-Erzähler ist 16 Jahre alt, als er am Grab seiner Mutter steht. Er wird ab sofort bei seinem Onkel Frank und den Cousins Bastian und Tobias wohnen. Bastian ist einige Jahre jünger als er, nett und hilfbereit. Tobias ist älter. Er gibt sich cool. Die Jungen haben viel Freiheit, müssen aber drei Regeln beachten: Pünktlichkeit, Sauberkeit, Verschwiegenheit. Auf der Kirmes beobachten sie Jules bei einem Motorradstunt. Der junge Mann lädt sie ein, ihn zu besuchen. Ab diesem Moment vermischen sich Realität und Fantasy.
Der Autor hat einen spannenden und abwechslungsreichen Roman geschrieben. Besonders den zweiten Hälfte des Buches sollte man mit Bedacht lesen, damit sich die komplexen Handlungsabläufe erschließen.
Der Schriftstil des Buches ist gehoben und ausgefeilt. Eingeflochten in die Handlung sind häufig fast philosophische Gedanken. Dazu gehört das Eingangszitat. Auch in einem tiefgreifenden Gespräch mit Jules geht es um solche Themen.

„...Vieles ist wichtig, Liebe, Freude, Glück, was auch immer du erfährst. Doch sie stehen alle draußen im Regen, wenn die Hoffnung dich verlässt. So lange noch da letzte Fünkchen da ist, wirst du leben und weitermachen...“

Anfangs ist der Ich-Erzähler ein ganz normaler Junge. Er versteht sich gut mit seinen Cousins. Sie unternehmen viel gemeinsam und bringen sich dabei selbst in Gefahr. Ihr Onkel wirkt seit Beginn eigenartig. Er sammelt alte Artefakte und benimmt sich wie ein Einzelgänger, der nur mit Seinesgleichen verkehrt. Dem Jungen gibt er eine Warnung mit auf den Weg:

„...Sollte jemals etwas von den Dingen in diesem Haus nach außen dringen und ich davon erfahren, dann werden die Folgen gravierend sein...“

Lange Zeit laufen Realität und Fantasy fast nebeneinander. Dann aber verschwimmt die Realität. Die Jahreszeiten wechseln unerwartet, Bilder aus der Vergangenheit werden lebendig. Immer weiter dringt der Erzähler in den Bereich der Kinder der Erde vor. Und dann muss er eine Entscheidung treffen, die sein Leben für immer verändern wird.
Häufig kurze Sätze, die Wahl prägnanter und passender Adjektive und die gekonnte Wiedergabe von Empfindungen und Stimmungen wie Angst, Dunkelheit, Hoffnung kennzeichnen den besonderen Stil des Buches. Hinzu kommen sehr exakte Ortsbeschreibungen.
Jedes Kapitel wird durch drei Worte beschrieben, die wie Schlagworte in das Geschehen einführen und den Kern des Abschnitts charakterisieren.
Die Handlung beginnt mit einem Gedicht. Am Ende erscheint das gleiche Gedicht auf Englisch.
Dann folgt das Hierarchiemodell der Kongregation der Zeit. In diese Fantasywelt führt mich der Autor hinein.
Anschließend darf ich noch eine Vignette lesen, die die Handlung in gewisser Weise fortsetzt, aber auch Ansätze für ein Danach enthält.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Autor versteht es, auf unnachahmliche Art eine komplexe Geschichte zu erzählen.

Veröffentlicht am 25.10.2018

Ein besonderes Buch

L.i.o.S. Hinter der Welt
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„..Die Sonne schenkt allen Wesen ihr Licht. Wenn jeder ein bisschen Licht davon der Welt zurückgibt, dann entstehen Farben – dann wird die Welt hell und bunt...“


Dieser KunstBuchRoman ist etwas Besonderes. ...

„..Die Sonne schenkt allen Wesen ihr Licht. Wenn jeder ein bisschen Licht davon der Welt zurückgibt, dann entstehen Farben – dann wird die Welt hell und bunt...“


Dieser KunstBuchRoman ist etwas Besonderes. Er erzählt eine Geschichte in Worten und Bildern.

Dabei sind die Worte Bestandteil der Bilder. Gleichzeitig ist das Buch ein eigenartiges Tagebuch, das Tagebuch zweier Menschen, die nicht wissen, ob sie sich verlieren werden.

Die eigentliche Geschichte beginnt an einem freundlichen Sommertag. Ein Mann liegt im Gras und genießt die Natur. Dann reitet er ein Stück. Plötzlich verschwimmt die Schrift, die Worte zerfasern und zerfallen. Dann ist es still, bis ein anderes Gesicht erscheint.

Den Zusammenhalt der Geschichte ermöglichen die wenigen Zeilen in der Besucherschleuse der neurologischen Intensivstation.

Hier trennen sich die Erinnerungen des Kranken vom dem Buch, dass er einst geschrieben und dass ihm nun während seiner Krankheit vorgelesen wird. Im Mittelpunkt steht eine alte Legende der Indianer. Sie vermittelt Hoffnung und Kraft.

Das Buch ist in Schwarz-Weiß gezeichnet. Die Bilder malen eine ganz eigene Welt um die Geschichte. Doch ähnlich wie Vexierbilder ist nicht nur das Sichtbare wichtig, sondern all die vielen Informationen, die im Sichtbaren versteckt sind. Das geht schon bei dem Spiel mit Hell und Dunkel los, das perfekt zum Text und dem Seelenzustand der Protagonisten passt. Dann gibt es Wörter und Sätze, deren Zusammensetzung eine Figur, zum Beispiel einen Baum, formen. Andere Worte bilden sich aus Gräsern, Wellen und Vögeln.

Beeindruckend ist der Teil, wo Farben beschrieben werden und ich als Leser im Schwarz-Weiß der Bilder eine Ahnung ihrer Farbe erhalte. Aus diesem Teil stammt das Eingangszitat.

Das Buch ist ein Buch der Hoffnung in schwieriger Zeit. Es vermittelt, dass es eine Welt hinter der Welt gibt in unseren Gedanken und Gefühlen.

Die Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es gehört zu denen, die man mehrmals in die Hand nehmen muss und will, wobei man bei jeder Betrachtung neue Zusammenhänge erkennt.

Veröffentlicht am 23.10.2018

Hanna in Gefahr

Heringshappen
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„...Ich ließ sogar die Vorhänge zu,während ich frühstückte, denn ein kurzer Blick aus dem Fenster auf den Passader See zeigte mir, dass wieder einmal Grau die Farbe des Tages war: das Wasser hellgrau, ...

„...Ich ließ sogar die Vorhänge zu,während ich frühstückte, denn ein kurzer Blick aus dem Fenster auf den Passader See zeigte mir, dass wieder einmal Grau die Farbe des Tages war: das Wasser hellgrau, der Himmel steingrau und die umliegenden Felder braungrau...“


Private Eye Hanna Hemlock hat alle Hände voll zu tun. Der Wirt der Gaststätte „Heuschrecke“ wurde von eine Kuh totgetrampelt, ein Horror-Clown geht im Ort herum und ängstigt die Bewohner, Johannes erhofft ihre Teilnahme bei seiner geplanten FuckUp – Night, Schildkröterich Gustav verweigert die Nahrung und ihre Freundin Marga malt plötzlich Fische aus.

Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi, angesiedelt im hohen Norden, geschrieben. Es ist eine gekonnte Mischung aus Ermittlungsarbeit und persönlichen Befindlichkeiten.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Ich mag Hannas trockenen Humor, der sich im Eingangszitat zeigt.

In Hannas Wohnort findet gerade der Wahlkampf um das Bürgermeisteramt statt.. Wenn man so die Debatten verfolgt, haben die Einwohner die Wahl zwischen Pest und Cholera. Man belegt sich gegenseitig per Twitter.

Hannas Ermittlungen gestalten sich schwierig. Ortsbesichtigungen bringen nichts. Harry hat einen neuen Job und ist meist als Helfer nicht ansprechbar. Außerdem fehlt ihm sein Neffe Daniel, der lange Zeit bei ihm gewohnt hat. Selbst am Telefon ist Daniel kurz angebunden. Hanna deutet das so:


„...In zwei Jahren, wenn sich alles in seinem Hirn zurechtgeschraubt und neu verlötet hat, kann man wieder normal mit ihm reden...“


Zu den stilistischen Feinheiten gehören insbesondere die Dialoge. Dort werden die aktuellen Probleme auf den Punkt gebracht und mal mehr, mal weniger ausdiskutiert. Beim Thema Reichsbürger, dass Hannas Ermittlungen tangiert, kommt Johannes zu folgender Erkenntnis:


„...Ich sage ja, bei denen sind nicht nur ein, zwei Latten am Zaun locker, da wackelt das gesamte Gatter...“


Am Ende des Buches wartet eine handfeste Überraschung. Die Verbindung der Protagonisten sind weitaus komplexer, als es zu erwarten war.

Es ist erstaunlich, welche neuen Einfälle es in jedem der Krimis gibt. Das betrifft beides: die Fälle und das tägliche Leben. Wenn Hanna jemand verfolgt, ist das zum Beispiel keine trockene Angelegenheit. Sie hat einen Blick für ihre Umgebung und lässt mich an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Eine Ermittlerin mit Herz und Schnauze, die mitten im Leben steht, Fälle, die letztendlich ein gravierendes gesellschaftliches Problem als Hintergrund haben und stimmungsvolle Bilder des Nordens machen das Lesen zum Vergnügen.