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Veröffentlicht am 30.10.2018

Humorvolle, fesselnde Krimiunterhaltung vom Feinsten

Null-Null-Siebzig, Truthahn, Mord und Christmas Pudding
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Schon lange freue ich mich auf die Fortsetzung dieser Krimireihe und auf das Wiedersehen mit den sympathischen Protagonisten. Besonders James mit seinem trockenen englischen Humor und die lebenslustige ...

Schon lange freue ich mich auf die Fortsetzung dieser Krimireihe und auf das Wiedersehen mit den sympathischen Protagonisten. Besonders James mit seinem trockenen englischen Humor und die lebenslustige Sheila mit ihrem großen Herz habe ich richtig gern gewonnen.

Auch in diesem Buch ist es Marlies Ferber erneut gelungen, die Charaktere sehr lebensnah und realistisch zu zeigen. Die Figuren sind vielfältig und auch die dreijährige Nervensäge Jamie sorgt wieder für allerhand Unfug und Aufregung. Ich finde es schön, dass die Autorin zeigt, wie auch Menschen gehobenen Alters noch agil sein können.

Dabei kommt in diesem Band der Humor nicht zu kurz. Die Dialoge strotzen nur so vor intelligenten Wortspielereien, die mich häufig schmunzeln liessen. Auch die britische Lebensart wird gut eingebunden, sie gibt dem Krimi einen stimmungsvollen Rahmen, der harmonisch zu den Personen und der Geschichte passt. Man fühlt sich fast wie in England, denn der weihnachtliche Plumpudding, der Truthahn und der typische Punsch gehört einfach dazu.

Die Handlung ist wohldurchdacht, logisch aufgebaut und mit raffinierten Wendungen versehen, die den Täter erst am Schluss präsentieren.
Auch gibt es einige raffinierte Agentenmethoden zu bestaunen, die sicherlich auch der Fachwelt neu sind. Ich sage nur: ein ganz spezieller Rollator.

Das liebenswürdige Verhältnis zwischen James und Sheila gefällt mir auch hier wieder sehr gut und am Ende gönne ich ihnen ein friedliches Fest. So stellt man sich eine harmonische Partnerschaft im Alter vor.

Obwohl hier bereits der vierte Band dieser Reihe erschienen ist, kann man durchaus hiermit einsteigen und ist sofort über alle Personen im Bilde. Dennoch lohnt es sich auch die Vorgängerbücher zu lesen.

Diesen Krimi kann ich nur allen Lesern ans Herz legen. Er ist humorvoll, enthält spannende Szenen und vermittelt ein vorweihnachtliches Bild aus der englischen Metropole.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Dorfleben im Wandel der Zeit

Mittagsstunde
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In Brinkebüll, einem Geestdorf, ticken die Uhren wie in allen Dörfern. Der Alltag der Bauern wird durch die Viehhaltung bestimmt. In den 1970ern sorgte die Flurbereinigung für eine entscheidende Veränderung, ...

In Brinkebüll, einem Geestdorf, ticken die Uhren wie in allen Dörfern. Der Alltag der Bauern wird durch die Viehhaltung bestimmt. In den 1970ern sorgte die Flurbereinigung für eine entscheidende Veränderung, die auch das Höfesterben nach sich zog und die Jugend in die Städte abwandern lässt. Nur die großen Höfe überleben. Ingwer Feddersen kehrt für ein Sabbatical ins Heimatdorf zur Pflege seiner alten Großeltern zurück.

"Es war ein großes Missverständnis. Die Leute aus der Großstadt suchten die Natur und das Ursprüngliche, und in den Dörfern wurde es gerade abgeschafft." Zitat Seite 268


In diesem Roman entwickelt sich die Geschichte eines alten Bauerndorfs im Wandel der Zeit über sechzig Jahre. Von kleinen Bauernhöfen bis hin zur Flurbereinigung und ihren ökologisch fragwürdigen Veränderungen der Landwirtschaft. Wir lernen die Dorfbewohner näher kennen, "Dörpsminschen", die Feste feiern und hart anpacken können und von der Natur und den Jahreszeiten abhängig sind. Die ihre eigenen Geheimnisse hüten, die besondere Angewohnheiten haben oder zu solchen Unikaten zählen, wie man sie früher in jedem Dorf finden konnte.

"Marret war verdreiht, schon vor der Klapperlatschenzeit und vor den Untergängen, sie war noch nie normal gewesen. ... Ein Knäuel Mensch, verfilzt, schief aufgerollt. 'Es gab die Sorte überall, in jedem Dorf. ...Halfbackte, wunderliche Menschen." Zitat Seite 35


Marret ist so ein schrulliger Charakter, der mich berührt, verwundert, weil sie in ihrer ganz eigenen Welt lebt. Als sie 17-jährig ein Kind erwartet, weiß sie nichts damit anzufangen. Ihre Eltern, die Gastwirte Sönke und Ella Feddersen, nehmen ihr diese Aufgabe ab und ziehen Ingwer groß. Er geht zum Studium nach Kiel, promoviert in Archäologie und lebt in einer Dreier WG. Lange führt er dieses Leben zu dritt, doch es füllt ihn nicht aus und mit 47 macht er ein Sabbatical, um in Brinkebüll seine demente Großmutter und seinen betagten Großvater zu pflegen.

Ingwer lässt das Dorfleben Revue passieren, zieht eine Bilanz seines Lebens und die Autorin fügt als Erzählerin einige Vorkommnisse hinzu.

Das Buch liest sich fantastisch. Dörte Hansen zeichnet ihre Figuren mit viel Einfühlungsvermögen und ihr eingestreutes Platt sorgt für authentische Figuren. Dank der perfekt beschriebenen, knorrigen Charaktere taucht man mit ins Dorfleben ein und erlebt einen Wandel der Zeiten, der den Dörflern seine Spuren aufdrückte.


Ein wunderbarer Roman mit besonderen Charakteren, deren Geschichte man gern verfolgt. Figuren und Unikate, die sich dem Leser ins Herz graben, als wären es alte Bekannte. Ein Dorfleben im Wandel der Zeit und ein ganz besonderer Heimatroman, den man unbedingt lesen sollte.

Veröffentlicht am 29.10.2018

Genießen und die Seele der Toskana erleben

Toskana
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Das erste Kapitel "Toskanische Küchengeheimnisse" beschreibt das Alltagsleben in der Toskana, es enthüllt nicht nur Küchengeheimnisse, sondern gibt einen authentischen Einblick in die Entstehung der Küche ...

Das erste Kapitel "Toskanische Küchengeheimnisse" beschreibt das Alltagsleben in der Toskana, es enthüllt nicht nur Küchengeheimnisse, sondern gibt einen authentischen Einblick in die Entstehung der Küche der Toskana, bei der einfache Zutaten benutzt werden und vor allem regionale Produkte. Die Küche hat ihren Ursprung in den ländlichen Familien der Acker-, Vieh- und Weinbauern und einfachen Leute. Es wird Wert gelegt auf die Qualität der regionalen Produkte.

Der Rezeptteil startet mit Vorschlägen für Frühstück, Mittagessen, Aperitivo, Hauptgerichte (Primo und Secondi) und Abendessen mit Pasta und Gnocchi und Dolci.
Die Auswahl ist vielfältig, die Zutatenliste umfasst neben Gemüse und Salaten auch Fleisch- und Fischsorten. Es ist kein Kochbuch, bei dem sich Vegetarier oder Veganer angesprochen fühlen werden. Die Rezepte reichen von Kaninchentopf über Steinpilz-Risotto und Bistecca Fiorentina bis hin zu Florentiner Pfannkuchen. mit Ricotta-Creme kommen hier alle Genießer auf ihre Kosten.

Schon von der Optik her ist dieses Buch eine Augenweide. Die äußere, geprägte Hülle in modernem Design wirkt edel, das Format ist trotz der Größe sehr handlich.

Neben den vielen, schön in Szene gesetzten Rezept- und Küchenfotos gibt es einige Bilder, die das echte Leben in der Toskana authentisch zeigen und mit den Landschaften und Momentaufnahmen beim Betrachter Sehnsucht wecken.
Dieses Kochbuch ermöglicht eine besondere kulinarische Reise in die Toskana. Es ist ein persönlich anmutendes Buch über die Familie Caldesi, denn auch Familienrezepte und private Fotos werden hier gezeigt.

Der Rezeptteil ist aufgebaut nach den täglichen Mahlzeiten. Ob Blätterteigpastete mit Tomatensauce, Schinken und Käse zum Frühstück oder eher die süßen Vorschläge, im Frühstücksteil gibt es eine Einführung in die typisch italienische Kaffeeauswahl, eine Wissenschaft für sich.

Eine tolle Geschmacksexplosion versprechen die gefüllten Auberginen nach Art von Tiziana mit Ricotta, auch einfache Zutaten können einfach wunderbar schmecken.

Später am Tag folgen verschiedene Crostini als Aperitivo und machen den Weg frei für
selbstgemachte Pasta. Die Ravioli mit Tomaten-Brot-Füllung in warmer Mozzarella-Sahne sind schon vom Anblick her ein echtes Wohlfühlessen.
Typische Gerichte sind neben der "Pasta mit gerösteten Tomaten, Chili und Knoblauch" auch "Kalbsleber mit Salbeibutter" und "geschmortes Kaninchen".

Regionalität und frische Zutaten sind hier die Zauberworte für gute Kochergebnisse.

Die Gerichte sind ohne große Anforderungen an die eigene Kochkunst zu schaffen, es ist aber wichtig, den Gerichten die nötige Zeit zum Köcheln und Entfalten der Geschmacksnoten zu geben. Die Aromen müssen Zeit haben, sich miteinander zu verbinden.
Die Zutatenliste ist übersichtlich, die besondere Zubereitung genau erklärt und das Gericht wird durch ein Foto dargestellt.

Hier wird der Appetit schon beim Blättern durch das Buch geweckt und setzt italienische Sehnsuchtsmomente in Gang.

Dieses Buch zeigt ein authentisches Bild dieser Gegend und seiner Küche. Hier wird Profis in der Zubereitung der einfachen Landküche über die Schulter geschaut. Sehr bodenständig und ohne großes chichi kommt diese Küche aus, einfach kann eben auch sehr gut sein.


Dieses Buch ist eine Einladung in die Toskana und eine ganz besondere kulinarische Reise.

Veröffentlicht am 26.10.2018

Kopfkino pur

Onkel Hassans wundersame Wiederauferstehung in einem alten Mercedes
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Kreuzberg, 1984. Die Familie Özer bereitet ihre Urlaubsreise in die türkische Heimat vor. Eigentlich ist das Auto schon randvoll gepackt, doch dann quartiert sich in ihrem alten Mercedes auch noch der ...

Kreuzberg, 1984. Die Familie Özer bereitet ihre Urlaubsreise in die türkische Heimat vor. Eigentlich ist das Auto schon randvoll gepackt, doch dann quartiert sich in ihrem alten Mercedes auch noch der recht unbeliebte Onkel Hassan ein – der allerdings ausgerechnet in der DDR das Zeitliche segnet. Da sie aber zu fünft eingereist sind, müssen sie auch zu fünft wieder ausreisen. Die Lösung kommt ihnen in Person von Walter wie gerufen. Er möchte gern die DDR verlassen und wird als Onkel Hassan verkleidet und auf die tagelange Reise nach Karasu mitgenommen, um dort die Hochzeit von Emines Schwester zu feiern.


Dieser Roman zeigt Einblicke in die türkische Kultur, macht die Zeit der Bespitzelung in der DDR vor dem Mauerfall deutlich und beschreibt eine ganz besonders erlebnisreiche Reise der türkischen Familie Özer in ihre Heimat. Dort soll die Hochzeit von Emine Özers Schwester gefeiert werden, das Brautkleid im Stil von Lady Diana spendiert die vermeintlich reiche Gastarbeiterfamilie. Yilmaz Özer packt den alten Mercedes randvoll, mit seiner Frau und den zwei Kindern wollen sie gerade losfahren, als Onkel Hassan auftaucht. Er will mitfahren, was der Familie zwar nicht passt, aber was will man machen, Verwandtschaft ist eben Verwandtschaft. Unterwegs in der DDR stirbt Onkel Hassan, die Familie beerdigt ihn so gut es geht und findet einen Ersatz - Walter Eschek, der nichts gegen eine Reise aus diesem Bespitzelungsstaat einzuwenden hat.


Die Fahrt über gibt es einige typische Vorkommnisse zu belachen, man sitzt selbst mit im Wagen und erlebt alles hautnah mit.

Familie Özer ist gastfreundlich und versorgt Walter mit selbstgemachten türkischen Leckereien, Walter erlebt seine erste große Reise und schaut endlich mal über den Rand seiner sozialistischen Heimat, die ihn nie groß begeistern konnte. Die Chance hier rauszukommen nutzt er liebend gern. In der DDR wird sein Verschwinden bemerkt, Republikflucht ist strafbar und die verscharte Leiche von Onkel Hassan wird Walter angehängt.

Währenddessen schaukelt er, der Einzelgänger, zig Tausend Kilometer bis ins kleine Städtchen Karasu, wo das Wasser noch aus dem Brunnen geholt werden muss und die Özers von ihrer Großfamilie für reiche Leute gehalten werden.

Dabei sind sie in Deutschland noch nicht reich geworden, Emine arbeitet als Putzfrau und Yilmaz Traum ist eine eigene Imbissbude. Auf der Reise erzählen sie sich gegenseitig von ihren Heimatländern, werden zu Freunden und die Özers zu Fluchthelfern.

Mit Walter im Schlepptau bürden sie sich auch Schwierigkeiten auf, ihn durch diverse Grenzübergänge zu mogeln, erfordert nicht nur Nerven wie Drahtseile, sondern auch Mut und Entschlossenheit.

Die Kinder Selma und Cem sind sehr westlich geprägt, die Sprachschwierigkeiten zwischen Walter und der türkischen Familie in Karasu wird zwischenmenschlich gelöst und man kommt sich schnell näher.


Der Erzählstil ist locker, lebensnah wird die Geschichte beschrieben und die lustigen Szenen sorgen für Kopfkino pur. Es würde mich nicht wundern, wenn dieser Roman die Vorlage für einen Spielfilm bilden würde.


Dieses Buch hat mir schöne Lesestunden geschenkt, es hat mich sehr gut unterhalten, ich konnte oft lachen und mir wurde diese Reise in die Türkei der 80er Jahre sehr authentisch nahegebracht.

Man erlebt die üblichen Gebräuche rund um Hochzeit, Todesfall mitsamt den kulinarischen Speisen mit und erlebt sogar einen Besuch in Istanbul mit den bekanntesten Sehenswürdigkeiten.


Wer sich auf eine abenteuerliche und lustige Reise machen will, mehr über die DDR und die Türkei lernen will, sollte dieses Buch lesen. Ich hatte großen Spaß dabei.


Veröffentlicht am 17.10.2018

Weihnachtsstimmung zum Miterleben

Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder
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Wer die weihnachtliche Hundereihe von Petra Schier kennt, wird sie lieben und sich auch schon auf diesen neuen Band freuen. Mir ging es jedenfalls so und ich durfte in eine verschneite, romantische Weihnachtsatmosphäre ...

Wer die weihnachtliche Hundereihe von Petra Schier kennt, wird sie lieben und sich auch schon auf diesen neuen Band freuen. Mir ging es jedenfalls so und ich durfte in eine verschneite, romantische Weihnachtsatmosphäre eintauchen und eine romantische Liebesgeschichte erleben.



Dieser Roman ist süß, zuckersüß, doch es ist kein kitschig, schnulziges Buch, sondern eine einnehmende Geschichte mit liebenswerten und sympathischen Figuren, die zu einer herzlichen und aufgeschlossenen Familie gehören und die ihre neue Mitarbeiterin Laura mit offenen Armen empfangen. Lauras Gefühle sind damit überfordert, denn sie hat keine Familie und wurde im Heim groß.

Petra Schier erzählt in einem lebhaft, mitreißenden Stil, man folgt ihr durch die Handlung auf Erden und in den Himmel.

Diese Orte wechseln sich miteinander ab, das Vorhaben der Himmelsfiguren zielt auf Laura ab, sie bekommt extra viel winterliche Stimmung geboten. So findet sie Gefallen an der duftenden Weihnachtsbäckerei mit der Familie, dem Besuch auf einem Weihnachtsmarkt mit funkelnden Lichtern und der fröhlichen Stimmung und der glitzernde Schnee hat auch seine besondere Wirkung auf sie. Da könnte etwas magischer Sternenstaub im Spiel sein, denn Laura ist auf einmal empfänglich für diese besondere Zeit. So wie sie taucht man ebenfalls in diese zauberhaft schöne winterliche Gemütlichkeit, genießt den selbstgemachten Kakao (ein Rezept gibt es dazu im Buch) und verfolgt voller Erwartung die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Laura und Justus. Sollte das Vorhaben der Himmelsfiguren erfolgreich verlaufen?



Wem das noch nicht reicht, der bekommt aus Lizzies Hundesicht noch andere, manchmal lustige Einsichten geschildert. Hundefreunde werden begeistert sein und dieses weiße Hündchen lieben.

Als winterliche Lektüre bietet dieses Buch eine reizende Liebes- und Familiengeschichte, die den Zauber der Weihnacht in den Fokus rückt. Es sorgt für eine wunderbare Einstimmung auf Weihnachten, indem es die winterlichen Freuden zeigt und den Leser auf das Fest einstimmt.