Das Schicksal in die Hand nehmen
Was für immer zähltSeit Yvonne ihren Mann vor 5 Jahren bei einem schlimmen Autounfall verloren hat, stürzt sie sich mit Leib und Seele als Lehrerin in die Arbeit an einer Klinikausbildungsstätte, um die Schuldgefühle, die ...
Seit Yvonne ihren Mann vor 5 Jahren bei einem schlimmen Autounfall verloren hat, stürzt sie sich mit Leib und Seele als Lehrerin in die Arbeit an einer Klinikausbildungsstätte, um die Schuldgefühle, die sie beherrschen, zu verdrängen, denn sie hat damals den Wagen gesteuert, als es zu dem Unglück kam. Sie lebt mit ihrer 15-jährigen Tochter Leonie, die seit dem Unfall an einen Rollstuhl gefesselt, ist allein und denkt nicht an eine neue Liebe. Doch das Schicksal macht ihr einen Strich durch die Rechnung, als mit Patrick ein neuer Lehrer seine Arbeit in der Klinik aufnimmt. Zwischen den beiden funkt es sofort, was Yvonne dazu veranlasst, Patrick aus dem Weg zu gehen. Auch Patrick hat mit Dämonen aus der Vergangenheit zu kämpfen, aber Yvonne geht ihm nicht aus dem Kopf. Als die beiden sich doch näher kommen, ist es ausgerechnet Leonie, die den neuen Mann im Leben ihrer Mutter nicht akzeptieren will und ihr Steine in den Weg legt. Gibt es Hoffnung für Patrick und Yvonne?
Nelly Fehrenbach hat mit ihrem Buch „Was für immer zählt“ einen sehr gefühlvollen und fesselnden Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur gut unterhält, sondern auch nachdenklich stimmt bei der Frage, wie man selbst wohl handeln oder fühlen würde. Der Schreibstil ist flüssig und nimmt den Leser schnell mit in die Geschichte hinein, um sowohl Yvonne als auch Leonie und ihr Schicksal durch wechselnde Perspektiven kennenzulernen. Durch einen Schicksalsschlag sind sie über das Verhältnis Mutter-Tochter hinaus miteinander eng verbunden, was die Autorin innerhalb ihrer Geschichte behutsam auch als Konfliktfeld herausgearbeitet hat. Nicht nur Schuldgefühle, sondern auch das Abhängigkeitsverhältnis lässt manchem keinen Raum für eigene Wünsche, oder sie werden durch den Gegenpart untergraben. Sehr gefühlvoll lässt die Autorin den Leser die Gedanken, Wünsche und Gefühle von Mutter und Tochter kennenlernen, so dass dieser für beide Seiten Verständnis aufbringen kann, geht es doch um Trauer und deren Bewältigung.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit den nötigen Ecken und Kanten versehen, die sie facettenreich und authentisch wirken lassen. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen. Yvonne ist eine sympathische Frau, die ihre Arbeit liebt und sich gleichzeitig auch mit Hingabe um ihre Tochter kümmert. Sie leidet darunter, dass sie den Unfallwagen gefahren hat und als einzige unverletzt geblieben ist. Yvonne träumt insgeheim davon, nochmals wieder glücklich zu sein, erlaubt sich diese Gedanken aber nur selten. Sie ist stark, mutig und doch achtet sie zu wenig auf sich selbst. Yvonnes Tochter Leonie ist ein Teenager, sie ist an den Rollstuhl gefesselt und kann mit ihren Freunden nicht mehr so agieren, wie noch vor einigen Jahren. Leonie möchte ihre Mutter mit niemandem teilen und reagiert sehr eifersüchtig, es ist fast so, als will sie Yvonne kein eigenes Leben zugestehen. Patrick ist ein attraktiver Mann, der allerdings etwas farblos bleibt. Er suhlt sich zu sehr in seiner Vergangenheit und ist daher für Yvonne nicht gerade eine starke Schulter zum Anlehnen.
„Was für immer zählt“ ist ein anrührender Roman, in dem es um eine enge Mutter-Tochter-Beziehung, die Liebe, Schicksalsschläge und Vergangenheitsbewältigung geht. Wer etwas fürs Herz sucht, ist hier genau richtig. Verdiente Leseempfehlung!