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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2018

Gefühlstiefe ohne Kitsch

Dein Bild für immer
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Für die Lektüre dieses Buches habe ich außerordentlich viel Zeit benötigt. Was nicht daran lag, dass das Buch schlecht ist. Im Gegenteil, es lag daran, dass mich die erzählte Geschichte vollkommen verführte. ...



Für die Lektüre dieses Buches habe ich außerordentlich viel Zeit benötigt. Was nicht daran lag, dass das Buch schlecht ist. Im Gegenteil, es lag daran, dass mich die erzählte Geschichte vollkommen verführte. Sie verführte mich dazu, zeitintensiv in meinen eigenen Bali-Erinnerungen zu schwelgen. Und sie verführte mich dazu, mehrere Filme, die im Buch von Filmfreak Niklas angesprochen werden, auch noch einmal mit „Niklas“-Augen anzuschauen.
Worum geht es? Sophie‘s Verlobter Maximilian stirbt durch einen Unfall, und Sophie verliert sich nun in unendlicher Trauer, aus der sie nicht herausfindet. Eine von Maximilian gebuchte Bali-Reise tritt sie nach einigem Zögern allein an und begegnet dabei Niklas, einem jungen, begabten Fotografen, dessen Leben nach einem Trauma ebenfalls aus den Fugen geraten ist. Schließlich verlässt Sophie ihr Luxushotel und reist mit Niklas auf einer Fototour über die Insel. Zwei vom Schicksal verletzte Menschen, die sich mit einer Schutzmauer umgeben haben…
Man könnte sicher sagen, dass die Geschichte vorhersehbar ist. Stimmt. Man könnte auch sagen, dass die ziemlich schlichte Geschichte lebt durch die perfekt gelungenen, lebendigen, bildhaften Schilderungen der unglaublich schönen Naturkulisse auf Bali. Auch das stimmt. Was aber den Schreibstil der Autorin auszeichnet und sie damit die Grenzwanderung zum Kitsch ohne Absturz erfolgreich bestehen lässt, ist der Humor, sind die witzigen Dialoge, die genau an den richtigen Stellen dem Buch eine gewisse Würze geben. Kurzum: Eine leicht lesbare Geschichte mit Gefühlstiefe und Humor.
Schön wäre es allerdings, wenn die Autorin nicht regelmäßig scheinbar und anscheinend verwechseln würde.

Veröffentlicht am 21.12.2018

Herzzerreißend und hoffnungsfroh gleichermaßen

Die Liebesbriefe von Montmartre
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Dieses Buch bricht dem Leser das Herz – und setzt es ganz neu wieder zusammen.
Julien Azoulay ist Autor von humorvollen Liebeskomödien. Doch als seine Frau Hélène im Alter von nur dreiunddreißig Jahren ...


Dieses Buch bricht dem Leser das Herz – und setzt es ganz neu wieder zusammen.
Julien Azoulay ist Autor von humorvollen Liebeskomödien. Doch als seine Frau Hélène im Alter von nur dreiunddreißig Jahren an Krebs stirbt, kann Julien nicht mehr schreiben. Sein Verleger zeigt lange Zeit Verständnis und wartet geduldig auf das neue Manuskript, aber Julien ist ein gebrochener Mann, der nichts als Schmerz empfindet. Dennoch hatte er seiner Frau ein Versprechen gegeben. Er soll ihr nach ihrem Tod 33 Briefe schreiben, für jedes gelebte Lebensjahr einen. Nach einer Zeit der Erstarrung in Trauer beginnt Julien mit diesen Briefen. Er berichtet Hélène von seiner abgrundtiefen Verzweiflung, von seinem alltäglichen unglücklichen Leben, vom gemeinsamen Söhnchen Arthur, von der gemeinsamen Freundin Cathérine, von all dem, was ohne sie, ohne Hélène, sinnlos erscheint. Die Briefe legt er in ein geheimes Fach in Hélènes Grabstein auf den Friedhof am Montmartre. Eines Tages sind die Briefe verschwunden. Stattdessen findet Julien seltsame symbolhafte Antworten, ein Herz aus Stein zum Beispiel oder Kinokarten, ein Blumensträußchen… Julien klammert sich an den Glauben, dass ihm Hélène auf wundersame Weise aus dem Jenseits antwortet.
Es rankt sich ein Geheimnis um den Autor Nicolas Barreau. Es gibt keine Vita, kein Foto, nur Mutmaßungen, wer sich hinter diesem erfolgreichen Autorennamen verstecken könnte. Mir gefällt der Gedanke sehr, dass es sich um eine dem Verlag nahestehende Person handeln könnte, denn ich bin absolut sicher, dass nur eine Frau in dieser subtilen, feinsinnigen, ergreifenden, humorvollen, einfühlsamen Weise schreiben kann.
Die einzelnen Briefe, die Julien an seine verstorbene Frau schreibt, sind wie einzelne Schritte der Seele, zu Beginn im Dunkeln, in abgrundtiefer Traurigkeit, in der Vergangenheit verhaftet. Dann aber Schritt für Schritt beginnt sich der Weg zurück ins Leben abzuzeichnen. Diese Entwicklung ohne Kitsch, ohne Larmoyanz, aber bewegend-tröstlich zu gestalten, ist große Schreibekunst. Die vielen klugen Verweise in die Literatur und Musik verlocken zum Nachforschen, Nachlesen, Nachhören und dadurch Mitempfinden dessen, was uns Barreau an Gefühlen vermitteln will. Das Buch hat eine geradezu magische Wirkung in seiner Intensität, in dem es uns das Leben zeigt in seiner ganzen Fülle, traurig und komisch, ungerecht und erschreckend, und doch voller Wunder und unsagbar schön, um den Leser ein Stück weit mutiger, hoffnungsfroher und gestärkter zurückzulassen. Ich kann es nicht besser sagen: Dieses Buch bricht dem Leser das Herz und setzt es ganz neu zusammen.

Veröffentlicht am 25.11.2018

Wohlig, witzig, weihnachtlich

Weihnachten wird wunderbar
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Hinter dem weihnachtlich geschmückten Cover, Schneeflocken inklusive, steckt zwar in der Tat ein Buch, das seine Handlung rund um die Festtage ausbreitet, aber es ist kein Weihnachtsbuch im klassischen ...


Hinter dem weihnachtlich geschmückten Cover, Schneeflocken inklusive, steckt zwar in der Tat ein Buch, das seine Handlung rund um die Festtage ausbreitet, aber es ist kein Weihnachtsbuch im klassischen Sinn. Es ist, um es kurz zu sagen, ein zauberhaftes Buch, das es verdient, mit Kuscheldecke, Zimtsternen und einem mit orientalischen Kräutern versetzten Tee auf dem Sofa gemütlich gelesen zu werden. Und wenn der Tee bereits kalt geworden ist und die Zimtsterne aufgegessen sind, bleibt nach Lektüre der Geschichte ein wunderbar gemütlich-wohlig-warmes Gefühl zurück, irgendwie in der Tat weihnachtlich…
Zum Inhalt: Als die beiden Schwestern Scarlett und Mélanie die Weihnachtstage bei ihrer verwitweten Mutter in der Bretagne verbringen wollen, legt ein Schneesturm den Flugverkehr lahm und die beiden sitzen im Flughafen von Heathrow fest. Über Stunden. Und weil bei Scarlett stets alles schiefgeht, was schiefgehen kann, landet sie aus Versehen in der Herrentoilette und trifft dort auf einen englischen Gentleman, dessen distinguierte und ironische Art Scarlett sowohl herausfordert als auch verunsichert. Als schließlich klar wird, dass an diesem Tag kein Flugzeug mehr starten wird, lädt William, besagter Gentleman und Kunsthändler, die beiden Schwestern höflich dazu ein, vorerst in seinem Haus in Kensington zu bleiben. Dass dort unerwarteter Weise plötzlich auch noch Williams gesamte englische Familie vor der Tür steht, mit all ihren Schrullen und Verrücktheiten, schafft ein Chaos an Gefühlsverwirrungen und ungeahnten Überraschungen, wie sie turbulenter gar nicht sein könnten.
Die Autorin erzählt diese lebendige Geschichte über verrückt-liebenswerte Menschen gekonnt mit ganz leichter Hand. Für mich standen absolut im Vordergrund die brillanten Dialoge, spritzig und mit geistreichem Witz versehen. Sie geben der Geschichte die richtige Würze, damit sie nie ins Kitschige abgleitet. Aber auch eine leise Melancholie hat zwischen den Zeilen Platz. Sie ist besonders geeignet, „Fäden zwischen die Seelen zu knüpfen“. Natürlich ist das Geschehen vorhersehbar, aber bis es zum erhofften Finale kommt, hat der Leser viel Vergnügen mit all den so schwungvoll und frisch erzählten Fettnäpfchen, Missverständnissen und Komplikationen, mit den mit englischer Vornehmheit gepaarten Verrücktheiten, mit all dem Wortwitz, aber auch mit den leiseren Passagen. Ich kann mir kein besseres Weihnachtsbuch vorstellen!

Veröffentlicht am 21.11.2018

Dieses Buch ist ein Kleinod!

Vielleicht tanzen wir morgen
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Die letzte Seite ist gelesen und ich schließe langsam das Buch. Dieses Buch, das mich so tief berührt hat wie schon lange keines mehr. Und ich weiß nicht, wie ich die passenden Worte finden kann, um von ...

Die letzte Seite ist gelesen und ich schließe langsam das Buch. Dieses Buch, das mich so tief berührt hat wie schon lange keines mehr. Und ich weiß nicht, wie ich die passenden Worte finden kann, um von diesem Buch zu erzählen.
Mascha lebt nach dem Tod ihres Sohnes über viele Jahre hinweg wie unter Wasser. Die einzigen „Freunde“, die sie näher an sich heranlässt, sind die Toten auf dem Friedhof, denen sie ihren täglichen Besuch abstattet. Erst die Begegnung mit der obdachlosen Sally Red Shoes bewirkt eine vorsichtig-langsame Veränderung in Mascha. Und mit der inneren Veränderung bekommt auch die äußere Wirklichkeit neue Chancen, ins Leben von Mascha zu treten.
Diese kurze Inhaltsangabe klingt nach dem Inhalt zahlloser anderer Bücher: eine trauernde Mutter, die durch eine besondere Begegnung neuen Lebensmut erhält. Soweit richtig und doch meilenweit entfernt. Denn die Einmaligkeit des Buches liegt nicht im Inhalt, sondern in der Schreibekunst der Autorin, in den unzähligen feinen und feinsten Details, die sich auf jeder Seite finden lassen, in den feinsinnigen Beobachtungen und Erinnerungen, in den wunderschönen, bilderreichen, geradezu lyrischen Beschreibungen, in der faszinierenden Gabe der Autorin, mit wenigen Worten innere Bilder entstehen zu lassen so intensiv verdichtet, als würde man Lyrik lesen. So beschreibt sie zum Beispiel den Teil des Friedhofs mit alten, nicht mehr gepflegten Grabstätten, auf denen die Grabsteine schief und krumm dastehen, als das „Feld der Trunkenheit“, und Mascha stellt sich vor, wie sich die Begrabenen an die Ränder ihrer schiefen Särge klammern, um nicht vollends den Halt zu verlieren. Und nur diese großartige Autorin kann den ständigen Begleiter von Mascha, den riesigen Wolfshund Haizum, so liebevoll-treffend beschreiben als einen Hund „mit den Augen eines Engels und dem Atem eines Kobolds“. Überhaupt möchte ich ständig aus dem Buch zitieren. Wie könnte man die Erstarrung, die manche Trauernde erfasst, besser ausdrücken als die Autorin: „Wir wickelten unsere Trauer fest ein in erstickende Selbstbeherrschung“. Überhaupt liegt über dem ganzen Buch, abgesehen vom überraschenden Ende, so etwas wie ein feiner glänzender, grauer Organzastoff, nämlich die Lebenstraurigkeit, nicht heilbar, duftig zwar, ganz leicht, aber dennoch jede Minute des Lebens mit einem grauen Schleier überziehend. Gleichzeitig aber liegt unter diesem grauen Schleier auch eine dicke Schicht Humor, bissig und schrullig. Wenn ich noch wie früher Kurse in Kreativem Schreiben geben würde, wäre „Vielleicht tanzen wir morgen“ ein Lehrbuch, eine Pflichtlektüre, insbesondere zur besonderen Kunst der Autorin, Menschen zu schildern, skurril-liebevoll, kreativ, wie Karikaturen auf ihr Wesentliches reduziert. Ein dickes Lob auch an die Übersetzerin, die es schaffte, die Einzigartigkeit der Sprache von Ruth Hogan samt der „verhuddelten“ Wörter von Sally Red Shoes kongenial wiederzugeben.
Ich wünsche diesem Buch viele einfühlsame, empfindsame Leser, die Freude haben an der überreichen poetisch-sprachlichen Kunst der Autorin, denn dieses Buch ist ein wahres Kleinod!

Veröffentlicht am 17.11.2018

Absolut empfehlenswert!

Neue Socken mit dem CraSyTrio stricken
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Vorangeschickt sei, dass auch die klassischen Nadelspiel-Fans unter den Sockenstrickerinnen dieses Büchlein gewinnbringend nutzen können. Wobei ich jedoch von ganzem Herzen dafür werben möchte, doch mal ...


Vorangeschickt sei, dass auch die klassischen Nadelspiel-Fans unter den Sockenstrickerinnen dieses Büchlein gewinnbringend nutzen können. Wobei ich jedoch von ganzem Herzen dafür werben möchte, doch mal vom jahre- oder jahrzehntelang Gewohnten des 5-Nadel-Strickens abzuweichen und sich dem CraSyTrio zuzuwenden. Nach einer kurzen Zeit des Umgewöhnens werden Sie die Nadeln nicht mehr missen mögen, das garantiere ich (und ich werde NICHT von der Firma addi für diesen Satz bezahlt)! Ich persönlich genieße diese geniale Erfindung, da ich als Locker-Strickerin immer wieder mit herausrutschenden Nadeln zu kämpfen hatte. Dieses Elend hat dank addi ein Ende. Und allen Neu-Socken-Strickerinnen lege ich ebenfalls die CraSyTrio-Nadeln sehr ans Herz, weil es keine verkrampften Finger und Nadel-Kuddelmuddel mehr gibt.
In dem vorliegenden Büchlein finden sich 15 sehr unterschiedliche Socken-Variationen, teils mit besonderen Strickmustern, teils mit mehrfarbigen Mustern, gut verständlich beschrieben. Schön und hilfreich finde ich, dass in der Mitte des Büchleins ein leicht heraustrennbarer Vorlagenbogen enthalten ist zur Veranschaulichung der in den Anleitungen angegebenen Muster. Natürlich fehlt auch nicht eine grundsätzliche Anleitung, wie mit dem addiCraSyTrio Socken gestrickt werden incl. Bumerangferse. Nicht zu vergessen der im Buch enthaltene Sockenkompass speziell für die CraSyTrio-Nadeln, und zwar sowohl 4-fädig als auch 6-fädig.
Einziger Kritikpunkt: Nicht korrekt finde ich, dass das auf dem Titel gezeigte Modell nicht im Büchlein enthalten ist.
Fazit: Das ideale Büchlein für alle, ob Neueinsteiger, ob Strick-Routiniers, die aufgeschlossen dafür sind, sich mit dieser genialen Nadel-Erfindung zu befassen und gleichzeitig gerne neue Musterideen ausprobieren wollen.