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Veröffentlicht am 28.11.2018

Downton Abbey in Hinterpommern

Gut Greifenau - Abendglanz
1

Wir befinden uns auf einem Gut in Pommern kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges.

Wir lernen die Gutsfamilie, ihre Pächter und Angestellten, sowie einige andere Personen aus den unterschiedlichsten ...

Wir befinden uns auf einem Gut in Pommern kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges.

Wir lernen die Gutsfamilie, ihre Pächter und Angestellten, sowie einige andere Personen aus den unterschiedlichsten Kreisen kennen, deren Wege sich früher oder später kreuzen.

Die historischen Fakten sind gut recherchiert, und die Charaktere sind sehr gut angelegt.
Innerhalb von jedem Kreis gibt es gute, schlechte, und gleichgültige Personen.
Keine dieser Personen ist nur gut, oder nur böse, sondern alle sind vielschichtig und deshalb überzeugend.
Die drei 'Kinder' der Familie die auf dem Gut leben machen die größten charakterlichen Entwicklungen durch, besonders Konstantin, der älteste Sohn und zukünftige Erbe, und Katharina, seine jüngste Schwester.

Beide haben ein Geheimnis, aber natürlich ist das Leben für die unmündige Katharina wesentlich schlimmer als für ihren zehn Jahre älteren Bruder.

Die Mutter, Feodora, ist eine vom Ehrgeiz zerfressene, gewalttätige Person, der Vater, Adolphis, ist ein Schlappschwanz.

Die beiden Kinder die nicht mehr im Haus leben werden von ihren Geschwistern nicht vermisst. Sie haben denselben Dünkel wie ihre Mutter, was besonders bei Nikolaus sehr ausgeprägt ist. Er wird sicher mal ein glühender Anhänger Hitlers werden -- die Anzeichen und Anschauungen sind schon da.
Die Dienstboten sind auch interessant: im Grunde spiegeln sie die schlechtesten Eigenschaften ihrer Herrschaft wider, aber darauf kann man sie nicht reduzieren. Alle haben ihr Päckchen zu tragen, was sie mehr oder weniger würdevoll tun.
Die Pächter haben Angst vor Neuerungen, was sicher nicht zuletzt auf ihre fehlende Bildung zurückzuführen ist.
Mittlerweile schwelt es im Reich, die Arbeiter werden immer unzufriedener, und die Bürgerlichen mit Geld drängen in die Adelskreise -- zumindest versuchen sie es.
Alles steuert auf den 1. Weltkrieg zu.
Wir verlassen das Gut und Dorf kurz nach Ausbruch des Krieges -- ohne allerdings zu erfahren, wie es weitergeht. Zwei weitere Bände werden folgen, worauf man gespannt sein darf.

Das 'Downton Abbey in Hinterpommern' aus dem Klappentext ist absolut gerechtfertigt.
Es gibt Parallelen zu dieser beliebten Fernsehserie, was natürlich in der Natur der Sache liegt, denn die Lebensbedingungen der Adligen und Untergebenen waren sicher überall in Europa recht ähnlich.
Es gibt aber auch genügend Unterschiede, zum Beispiel ist der Ton im Haus hier viel schärfer als wir es von Lady Cora oder ihrem Mann Robert gewohnt sind. Es gibt auch die Thomas Barrow und Sarah O’Brien Äquivalente, aber keinen Carson.

Dieser Roman hat Spaß gemacht. Er ist gut geschrieben und zeigt die Gesamtsituation im Reich sehr schön auf, lebendig gemacht durch die doch sehr verschiedenen Charaktere und ihre äußeren und inneren Konflikte.

Veröffentlicht am 09.12.2017

Interessante Thematik

The Chosen One - Die Ausersehene
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Das Buch liest sich sehr flüssig. 
Wir werden in eine Welt geführt in der die Regentin diktatorisch das Leben aller Bewohner ihres Landes bestimmt. Da der Großteil der Frauen unfruchtbar ist und die Regentin ...

Das Buch liest sich sehr flüssig. 
Wir werden in eine Welt geführt in der die Regentin diktatorisch das Leben aller Bewohner ihres Landes bestimmt. Da der Großteil der Frauen unfruchtbar ist und die Regentin mit einem gut organisierten Zuchtprogramm dafür sorgt dass die Bevölkerung nicht ausstirbt, regt sich wenig Widerstand, und wo es ihn gibt, wird er drastisch bestraft. 
Skadi ist eine von den Auserwählten die Kinder gebären sollen. Da sie nie etwas anderes gekannt hat, zweifelt sie sehr lange nicht an ihrem Schicksal. Kurz bevor sie das erste mal begattet werden soll macht sie jedoch ein paar Erfahrungen die sie nachdenklich machen. Aufmerksam beobachtet sie daraufhin ihre Umgebung und flieht in Panik.
Sie trifft auf Leute die sie aufnehmen, und eine abenteuerliche Reise beginnt, in deren Verlauf so einiges aufgeklärt wird was man sich das ganze Buch über gefragt hat. 
Die Geschichte hat kleine Schwächen--so wirkt sie insgesamt ein bisschen übereilt, und die Charaktere sind noch nicht richtig herausgearbeitet,
aber da die Charaktere liebenswert sind (natürlich mit Ausnahmen), und die Idee sehr interessant ( die Thematik erinnerte mich an Margaret Atwoods: Der Report der Magd), konnte ich gut darüber hinwegsehen, zumal die Zielgruppe Teenager sind. 

Ich bedanke mich bei Bastei Lübbe für die Leserunde und das Rezensionsexemplar. 

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  • Cover
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Idee
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 10.07.2017

Zerrissenes Vietnam

Die Tochter des Seidenhändlers
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Inhalt: 

Vietnam in den 1950er Jahren:
Nicole, Tochter eines französischen Vaters und einer (toten) vietnamesischen Mutter, ist gerade 18 geworden. Sie bekommt einen kleinen Seidenladen, während ihre ...

Inhalt: 

Vietnam in den 1950er Jahren:
Nicole, Tochter eines französischen Vaters und einer (toten) vietnamesischen Mutter, ist gerade 18 geworden. Sie bekommt einen kleinen Seidenladen, während ihre fünf Jahre ältere Schwester Sylvie komplett in das Familiengeschäft eingebunden wird.
Nicole verliebt sich, aber durch den Krieg der Vietminh gegen die französischen Besatzer weiß sie bald nicht mehr, wem sie trauen kann, und auf welcher Seite sie steht.

Meine Meinung:

Mit 'Die Tochter des Seidenhändlers' ist Dinah Jefferies ein faszinierender Roman gelungen. Über die Zeit der französischen Besetzung Vietnams war mir vorher nichts bekannt, und so war ich dann sehr gespannt auf das Buch. Ich wurde nicht enttäuscht. Man erfährt einiges über die Kultur Vietnams, sowie darüber, wie es zu der Teilung des Landes überhaupt kommen konnte. Wie in so vielen anderen Ländern, beginnen die politischen Unruhen und Kämpfe damit, dass die Ureinwohner endlich die Fesseln der Besatzer abschütteln wollen. Natürlich stellt das eine Zerreißprobe dar, denn inzwischen gibt es viele Familien, die gemischt sind. So auch Nicole: über ihre vietnamesischen Wurzeln weiß sie praktisch nichts, lernt aber nach und nach, dass es neben der französischen auch eine vietnamesische Seite in ihr gibt, und sie muss sich entscheiden, wo sie hingehört.
Natürlich ist das nicht leicht, sie sieht die Fehler und Grausamkeiten beider Seiten.
Dass nichts nur schwarz oder nur weiß dargestellt wurde, betrachte ich als eine große Stärke des Romans. Entsprechend hin- und hergerissen ist Nicole auch. Sie fühlt sich zu keiner Seite 100% zugehörig, und wird von keiner Seite vollkommen akzeptiert.
Irgendwie muss sie ihren Weg in diesem zerrissenen Land finden, und das ist nicht leicht.

Die ersten beiden Drittel des Buches waren sehr spannend und anschaulich beschrieben, im letzten Drittel war die Luft jedoch raus.
Die Charaktere bleiben recht farblos, und Nicole bleibt trotz allem, was sie erlebt hat, sehr vertrauensselig und naiv. Das konnte mich nicht richtig überzeugen. Allerdings waren die Umstände sehr schwierig, so dass ich ihre Entscheidungen nicht gänzlich unverständlich fand. Die Absätze erscheinen zum Teil recht übergangslos, was abgehackt wird und den Lesefluss unterbricht.
Schön ist der kurze historische Abriss am Ende des Buches, welcher dabei hilft, die Geschehnisse zeitlich einzuordnen.
Insgesamt ein sehr lesenswerter historischer Roman, wenngleich ich mir gewünscht hätte, dass die Charaktere besser herausgearbeitet worden wären.

Vielen Dank an Bastei Lübbe für das Rezensionsexemplar und die Leserunde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Dramaturgie
  • Figuren
  • Gefühl
Veröffentlicht am 26.02.2017

Bruno verliert den Überblick

Frevel
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Ich habe kürzlich 'Heresy', das erste Giordano Bruno Buch gehört, und es war klasse. Meine Neugier war geweckt, also kaufte ich mir die Fortsetzung.

Das Tempo ist nicht hoch, erst ziemlich zum Schluss ...

Ich habe kürzlich 'Heresy', das erste Giordano Bruno Buch gehört, und es war klasse. Meine Neugier war geweckt, also kaufte ich mir die Fortsetzung.

Das Tempo ist nicht hoch, erst ziemlich zum Schluss nimmt es an Fahrt auf. Trotzdem ist es ein sehr gutes Buch, besonders, wenn man an Geschichte interessiert ist. Neugierig wie ich war recherchierte ich selbst ein bisschen,und zu meiner Überraschung sind nicht nur die englischen Hauptcharaktere belegte historische Persönlichkeiten (wessen ich mir durchaus bewusst gewesen war), sondern auch Giordano Bruno basiert auf einer historischen Person, dessen Ideen, die im Buch dargestellt werden, tatsächlich die Ideen waren, wegen derer er im richtigen Leben von der römischen Kirche verfolgt wurde. Dasselbe gilt für John Dee und Kelley. Ich bewundere die Menge an akribischer Recherche die in die Giordano Bruno Serie geflossen ist.

Im Großen und Ganzen hat mir das Buch gut gefallen, aber es hat einige Längen,so dass ich zeitweise leicht abgelenkt war. Geschichtsfans werden das Buch lieben, Mysteryfans werden möglicherweise enttäuscht sein, denn obwohl Bruno auf Mörderjagd ist, ist dies doch eher ein Aufhänger für ein Bild der politischen Situation der Zeit, mit ihren Verschwörungen und ihrer Spionage. Es vermittelt einen perfekten Eindruck der Maria Stuart - Elizabeth I Problematik mit allem was da so dranhängt.

Ein großartiges Buch mit einigen Schwächen die man leicht vergeben kann aufgrund der Fülle an Informationen die das Buch enthält.

Veröffentlicht am 24.02.2017

Kampf um die Freiheit

Elias & Laia - Die Herrschaft der Masken
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Dies ist eine ergreifende Geschichte über ein unterdrücktes Volk und ihren Kampf, um die Unterdrücker abzuschütteln.
Es gibt zwei Erzählperspektiven: die von Laia, der Sklavin, und die von Elias, der ...

Dies ist eine ergreifende Geschichte über ein unterdrücktes Volk und ihren Kampf, um die Unterdrücker abzuschütteln.
Es gibt zwei Erzählperspektiven: die von Laia, der Sklavin, und die von Elias, der Maske.

Das Thema erinnerte mich an eine andere Serie, die ich großartig finde, und zwar an 'Red Rising'.
Lustigerweise herrschen auch dort römische Namen und Begriffe vor -- aber die alten Römer waren ja auch ein kriegerisches Volk das einen Großteil Europas erobert hatte, da ist das vermutlich naheliegend.

Ich habe keine zwei Tage für dieses Buch gebraucht, und die Fortsetzung wartet schon auf mich.

Ich ziehe einen Stern ab, denn obwohl es eine Art Abschluss gibt und nicht mit einem miesen Cliffhanger endet, gibt es diverse unabgeschlossenen Dinge, und als Einzelband wäre es unbefriedigend.
Trotzdem ist es ein großartiges Buch das mich direkt reingezogen hat, und am Ende wurde ich ausgespuckt mit dem Wunsch nach mehr.