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Veröffentlicht am 08.12.2018

Mode made by Rosenstern

Rosenstern – Das Haus der schönen Stoffe
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1926. Elly hat eine Anstellung beim Bekleidungshändler Rosenstern in Berlin gefunden und folgt ihrem Bruder Viktor in die große Stadt. Viktor sollte eigentlich studieren, schlägt sich aber mit Gelegenheitsjobs ...

1926. Elly hat eine Anstellung beim Bekleidungshändler Rosenstern in Berlin gefunden und folgt ihrem Bruder Viktor in die große Stadt. Viktor sollte eigentlich studieren, schlägt sich aber mit Gelegenheitsjobs durch und kann sich nirgendwo lange halten. Kurz, nachdem Elly ihre Stellung angetreten hat, stirbt der alte Herr Rosenstern und vermacht Elly das Haus nebst Ladengeschäft. Mit Hilfe von neuen Freundinnen und Bruder Viktor verwandelt Elly den alten Laden in ein modernes Maßgeschäft und bekommt durch die zufällige Bekanntschaft mit Joachim Lange sogar noch einen Job als Modell für das bekannte Kaufhaus „Goldstein & Lange“, um genügend Geld für all ihre Vorhaben zu verdienen. Zwischen Joachim und Elly funkt es kräftig, doch Joachim ist anscheinend einer anderen versprochen, so stürzt sich Elly in eine Beziehung mit Armin, dem Personalchef des Modehauses, nicht ahnend, dass sie nur eine Trophäe für ihn ist…
Ulrike Bliefert hat mit ihrem Buch „Rosenstern“ einen sehr unterhaltsamen und farbenprächtigen Roman vor historischer Kulisse vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, lebt regelrecht durch den eingestreuten Berliner Dialekt und lässt den Leser eintauchen ins alte Berlin des letzten Jahrhunderts, wo er Elly wie ein Schatten auf Schritt und Tritt folgt und bei ihren Unternehmungen hautnah dabei ist. Sehr schön lässt die Autorin das alte Berlin der 20er Jahre wieder auferstehen und den Leser in alle Gesellschaftsschichten schnuppern. Nicht nur der Ausflug in die Vorführetage eines Luxuskaufhauses darf man miterleben, sondern auch die Entstehung von Mode durch Resteverwertung ausgedienter Kleidung sowie ein Modeshooting der Vogue auf der Rennbahn im Regen. Nachhaltigkeit ist ebenso gut und unkompliziert in die Geschichte eingearbeitet wie das Thema Tierschutz, Mode für etwas beleibtere Frauen oder Frauen als Journalistinnen zur damaligen Zeit. Der historische Hintergrund wurde sehr fein mit der Geschichte verwoben und lässt die 20er Jahre sehr lebhaft vor dem inneren Auge des Lesers wieder aufleben. Die Handlung wird durchgängig spannend erzählt, im letzten Drittel jedoch passieren einfach zu viele Dinge auf einmal, wobei einige von ihnen auf der Strecke bleiben und die man sich ausführlicher gewünscht hätte.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und mit individuellen Eigenschaften versehen. Sie geben ein farbenfrohes Abbild der damaligen Berliner Gesellschaft wieder und wirken sehr authentisch und lebensecht. Elly ist eine junge Frau, die freundlich und hilfsbereit ist, aber auch sehr gutgläubig und naiv. Mit der Liebe hat sie keinerlei Erfahrung, während sie jede Menge Ideen für Mode im Kopf hat und diese auch kreativ umsetzen kann. Bruder Viktor ist ein Schlawiner, der sich gern rumtreibt, dem Glücksspiel frönt und keinen seiner Jobs halten kann, bis er zur Schauspielerei kommt. Ellys Freundinnen Henry und Olga beschützen Elly und stehen ihr in jeder Lebenslage bei. Ruth Perlmann ist Ellys Ratgeberin. Joachim Lange war früher Kameramann und leitet heute ein exklusives Modehaus, wo er sich in sehr elitären Kreisen bewegt. Armin ist ein Egoist, wie er im Buche steht, er kann keiner Frau widerstehen. Auch die weiteren Protagonisten glänzen mit ihren Auftritten und lassen die Handlung zu einem tollen Kopfkino für den Leser entstehen.
„Rosenstern“ bezaubert durch eine leichte und bildhafte Erzählweise mit einer Geschichte, die das alte Berlin der 20er Jahre wieder lebendig werden lässt. Die Glitzerwelt der Mode, eine Liebesgeschichte und viele kleine Nebenepisoden machen das Buch zu einem kleinen Lesegenuss, bei dem man die Zeit einfach vergisst. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 02.12.2018

Alte und neue Geheimnisse

Der Gesang des Nordlichts
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Bei Claudia herrscht momentan das Gefühlschaos schlechthin, hat sie doch soeben erfahren, dass sie nochmals schwanger ist, dabei sind ihre beiden Kinder Antonia und Niklas fast aus dem Gröbsten raus, so ...

Bei Claudia herrscht momentan das Gefühlschaos schlechthin, hat sie doch soeben erfahren, dass sie nochmals schwanger ist, dabei sind ihre beiden Kinder Antonia und Niklas fast aus dem Gröbsten raus, so dass sie endlich mit ihrem eigenen Verlag Vollgas geben kann. Ohne ihrem Mann Holger etwas zu erzählen, folgt die gesamte Familie der Einladung von Claudias Vater Gerhard, das Weihnachtsfest und seinen 79. Geburtstag in seinem Haus in Schweden zu verbringen. Auch Claudias Schwestern Simone und Alexandra finden sich dort ein. In der eingeschneiten Wildnis von Schweden hocken sie nun alle aufeinander, was nicht ohne Meinungsverschiedenheiten und Streitereien bleibt. Vater Gerhard schlägt ein Geschenkewichteln vor, das für allerlei Unruhe sorgt. Gleichzeitig wirkt er seltsam entrückt, als wenn ihn etwas bedrücken würde. Als er dann auf Wunsch der Kinder und Enkel beginnt, von seiner Vergangenheit zu sprechen, wird der Familie erst bewusst, wie wenig sie eigentlich voneinander weiß. Es treten Geheimnisse und Wünsche zutage, die niemand geahnt hat…

Heike Fröhling hat mit ihrem Buch „Der Gesang des Nordlichts“ einen sehr unterhaltsamen und leicht melancholischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser an einer interessanten Schwedenreise zur Weihnachtszeit teilhaben, wo er als unsichtbarer Gast mehr oder weniger gut sämtliche Familienmitglieder kennenlernt und an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben darf. Deutlich wird auch, wie wenig die einzelnen Protagonisten eigentlich miteinander reden, denn keiner weiß über den anderen wirklich Bescheid. Anstatt offen und ehrlich zu sein, bleibt vieles ungesagt, was zu Spannungen und Unverständnis führt. Einzig die Kinder sagen laut, was sie denken und halten den Erwachsenen den Spiegel vor, denn denen wird klar, wie wenig sie ihre eigenen Kinder eigentlich wahrnehmen. Die Autorin erzählt die Geschichte hauptsächlich in der Gegenwart und dem Familienaufenthalt im schwedischen Haus, wobei sich nach einer Weile die Gegenwart mit der Vergangenheit Gerhards ab 1945 abwechselt, wo er erstmals in Schweden war. Der Wechsel zwischen den Zeiten gibt dem Leser nicht nur eine Atempause von den familiären Meinungsverschiedenheiten, sondern lässt ihn auch nach und nach ein Geheimnis von Gerhard aufdecken, das die Familie bis dato nicht kannte. Der Perspektivwechsel tut der Handlung gut, denn so gewinnt der Leser immer wieder etwas Abstand, gleichzeitig sorgt er unterschwellig für Spannung. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildreich und lassen vor dem inneren Auge eine zauberhafte Schneelandschaft mit vereisten Seen und funkelnden Nordlichtern am Abendhimmel entstehen.

Die Charaktere sind gut ausgestaltet und mit individuellen Eigenschaften versehen, die sie authentisch und lebensecht wirken lassen. Claudia ist eine Frau in mittleren Jahren, die zwei Kinder großgezogen hat und nun endlich mit ihrem eigenen Verlag Karriere machen will. Die ungeplante Schwangerschaft stürzt sie in ein Dilemma, denn sie weiß nicht, was sie fühlen und wie sie sich entscheiden soll. Durch ihre Arbeit ist das Verhältnis zu ihren Kindern etwas angespannt, ebenso zu ihrem Ehemann. Vater Gerhard trägt nicht nur ein Geheimnis aus seiner Vergangenheit mit sich herum, sondern auch eines, was ihm in der Gegenwart zu schaffen macht, weshalb er auch gern mit der Familie zusammen sein will. Alexandra ist mit einem Unternehmer zusammen, sie wünscht sich sehnlichst ein Kind. Simone ist Lehrerin und geht anderen mit ihrer Besserwisserei oft auf die Nerven, vor allem Niklas. Antonia ist ein Teenager, immer mürrisch, genervt und voller Geltungsdrang. Weitere Protagonisten wie Mats und Sessa spielen eine nicht unerhebliche Rolle in Gerhards Leben und geben der Handlung zusätzliche Spannung.

„Der Gesang des Nordlichts“ ist ein unterhaltsamer Roman über einen Familienurlaub in der Abgeschiedenheit Schwedens, der so einige Geheimnisse aus der Vergangenheit und der Gegenwart offenlegt. Schöne Geschichte, die zum Nachdenken anregt und eine Leseempfehlung verdient.

Veröffentlicht am 24.11.2018

Die Glücksspenderin

Juli verteilt das Glück und findet die Liebe
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Die Enddreißigerin Juli Mahlo lebt allein in einer Wohnung, die sie bereits mit Mutter und Großmutter geteilt hat, angefüllt mit alten Erinnerungen und vielen Dingen aus der Vergangenheit. Sie liegt über ...

Die Enddreißigerin Juli Mahlo lebt allein in einer Wohnung, die sie bereits mit Mutter und Großmutter geteilt hat, angefüllt mit alten Erinnerungen und vielen Dingen aus der Vergangenheit. Sie liegt über dem familieneigenen Blumenladen. Juli ist sich allein völlig genug und führt ein Tagebuch über die möglichen Ängste der Menschen, ihre eigenen eingeschlossen. Obwohl Juli sehr zurückgezogen lebt, hat sie die Gabe, ihren Mitmenschen eine gute Zuhörerin zu sein. Wenn sie Blumen austrägt, kommt sie mit ihnen ins Gespräch und hilft ihnen, sich ihr zu öffnen und ihr zu erzählen, was sie bewegt, während Juli schon mit einem Blick in die jeweilige Wohnung und einem Schnuppern nach dem dort enthaltenen Geruch Verbindungen herstellt, was den Menschen wohl fehlen könnte und worunter sie wohl leiden, damit sie ihnen helfen kann. Diese Gabe kann sie allerdings nicht bei sich selbst anwenden, bis Oskar Lensky vor ihrer Tür steht – ein Traummann, der ihr Herz höher schlagen lässt. Dass Oskar sich nicht nur in ihr Leben schleicht, sondern sie auch zu einem Familiengeheimnis führt, ahnt Juli noch nicht.
Tanja Kokoska hat mit ihrem Buch „Juli verteilt das Glück und findet die Liebe“ einen sehr unterhaltsamen, gefühlvollen und leisen Roman vorgelegt, der den Leser während der Lektüre in eine ganz besondere Atmosphäre versetzt, es ist, als lese man ein Weihnachtsmärchen. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft, manchmal schon zu gewollt prosaisch. Bis ins kleinste Detail transportiert die Autorin Julis Welt dem Leser, so dass man alles genau vor Augen hat: vom monströsen Schrank im Flur bis hin zum staubigen Geschirr in einer Schublade. Alles wirkt wie der Blick in eine Schneekugel, verträumt und irgendwie auch heimelig. Die Autorin weiß das Herz des Lesers mit ihrer blumigen Sprache anzurühren und alles durch ihre bzw. Julies Augen zu sehen. Berührend dabei ist, in welcher Einsamkeit Juli sich befindet, völlig von der Umwelt abgeschottet, und selbst völlig weltfremd in ihren Träumereien gefangen ist. Die Realität lässt Juli nicht in ihre Wohnung dringen, trotzdem wagt sie sich aus ihr heraus, um die Realität anderer Menschen zu verändern und zu verschönern.
Die Charaktere sind schön ausgestaltet und mit Leben versehen. Sie wachsen dem Leser mit ihren schrulligen Eigenheiten schnell ans Herz und lassen ihn so mitfiebern und bangen, was sie wohl erwarten wird. Juli wirkt für ihr Alter eher wie ein naives Kind, dass sich die Welt so zurechtlegt, damit sie in ihr zurechtkommt. Es scheint oftmals, als würde sie gar nicht in der Gegenwart leben, sondern völlig entrückt in der Vergangenheit, weil sie sich vor der Welt draußen fürchtet. Juli hat sensible Antennen für ihre Mitmenschen, sucht ständig nach Lösungen für deren Probleme und ist eine gute Zuhörerin. Ihre eigenen Wünsche erkennt der Leser erst genauer, als sie die Begegnung mit Oskar hat. Auch die weiteren Protagonisten passen gut in die von der Autorin geschaffene Märchenwelt und bestechen mit ihren Erlebnissen und Schicksalen.
„Juli verteilt das Glück und findet die Liebe“ ist ein recht unterhaltsames Buch für alle, die sich gern in der Sprache verlieren und eine bildhafte Sprache mögen. Ein gerade für diese Jahreszeit sehr passender Roman, der eine Leseempfehlung verdient.

Veröffentlicht am 17.11.2018

Freundinnen fürs Leben

Diese wilden, wunderbaren Jahre
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Nach ihrem 20.jährigen Klassentreffen am Radcliffe College in Boston im Jahr 1977 gehen die Freundinnen Annabelle, Chris, Daphne und Emily weiter in ihrem Leben, wobei sie immer wieder miteinander Kontakt ...

Nach ihrem 20.jährigen Klassentreffen am Radcliffe College in Boston im Jahr 1977 gehen die Freundinnen Annabelle, Chris, Daphne und Emily weiter in ihrem Leben, wobei sie immer wieder miteinander Kontakt halten. Sie müssen sich schweren Schicksalsschlägen stellen und mutige Entscheidungen für ihr weiteres Leben treffen, um wenigstens einige ihrer alten Träume verwirklichen zu können. Doch wird ihnen das in einer männerbestimmenden Welt gelingen? Werden sie sich durchzusetzen wissen und sich ihren Widersachern energisch in den Weg stellen?
Rona Jaffe hat mit ihrem Buch „Diese wilden, wunderbaren Jahre“ den Fortsetzungsband von „Die Welt war so groß“ vorgelegt, der den Leser daran teilhaben lässt, wie das Leben der vier Freundinnen weitergeht. Zum besseren Verständnis sollte man das erste Buch gelesen haben, um die Protagonisten kennenzulernen und die Zusammenhänge zu verstehen, die auch Teil dieses Romans sind und fortgeführt werden. Der Schreibstil ist flüssig, fesselnd und gefühlvoll, der Leser findet sich schnell 40 Jahre zurückversetzt, wo er die vier Freundinnen wiedertrifft und sich im Amerika der späten 70er wiederfindet mit den damaligen gesellschaftlichen Strukturen. Die Handlung wird in wechselnden Perspektiven erzählt, so kommt jede der vier Frauen zu Wort und der Leser findet sich immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert.
Die Charaktere sind detailliert ausgearbeitet und mit individuellen Eigenschaften versehen, die sie authentisch und realitätsnah wirken lassen. Der Leser kann sich sehr gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen. Im Vergleich zum Vorgängerband haben sich die Frauen weiterentwickelt und wirken viel stärker und selbstbewusster. Allerdings werden ihnen von den Männern noch immer Grenzen gesetzt, gegen die sie sich immer mehr auflehnen. Manchmal fallen sie in ihr altes Verhalten zurück und unterdrücken Gefühle, belügen sich dabei selbst und sind mit ihrem Schmerz allein. Dabei müssen sie sich leider auch noch immer Gedanken machen, was aus ihnen wird bzw. wie ihr Umfeld über sie denkt. Jedoch versuchen sie beherzter, die Grenzen zu durchbrechen und sich gegenseitig Halt zu geben, um endlich ihren eigenen Träumen näher zu kommen und ein glücklicheres, erfüllteres Leben zu führen.
„Diese wilden, wunderbaren Jahre“ ist ein Roman über Freundschaft, das Bewältigen von Schicksalsschlägen und der immerwährenden Jagd nach einem erfüllten Leben. Auf jeden Fall mit einer Leseempfehlung ausgestattet!

Veröffentlicht am 17.11.2018

Das Schicksal in die Hand nehmen

Was für immer zählt
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Seit Yvonne ihren Mann vor 5 Jahren bei einem schlimmen Autounfall verloren hat, stürzt sie sich mit Leib und Seele als Lehrerin in die Arbeit an einer Klinikausbildungsstätte, um die Schuldgefühle, die ...

Seit Yvonne ihren Mann vor 5 Jahren bei einem schlimmen Autounfall verloren hat, stürzt sie sich mit Leib und Seele als Lehrerin in die Arbeit an einer Klinikausbildungsstätte, um die Schuldgefühle, die sie beherrschen, zu verdrängen, denn sie hat damals den Wagen gesteuert, als es zu dem Unglück kam. Sie lebt mit ihrer 15-jährigen Tochter Leonie, die seit dem Unfall an einen Rollstuhl gefesselt, ist allein und denkt nicht an eine neue Liebe. Doch das Schicksal macht ihr einen Strich durch die Rechnung, als mit Patrick ein neuer Lehrer seine Arbeit in der Klinik aufnimmt. Zwischen den beiden funkt es sofort, was Yvonne dazu veranlasst, Patrick aus dem Weg zu gehen. Auch Patrick hat mit Dämonen aus der Vergangenheit zu kämpfen, aber Yvonne geht ihm nicht aus dem Kopf. Als die beiden sich doch näher kommen, ist es ausgerechnet Leonie, die den neuen Mann im Leben ihrer Mutter nicht akzeptieren will und ihr Steine in den Weg legt. Gibt es Hoffnung für Patrick und Yvonne?
Nelly Fehrenbach hat mit ihrem Buch „Was für immer zählt“ einen sehr gefühlvollen und fesselnden Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur gut unterhält, sondern auch nachdenklich stimmt bei der Frage, wie man selbst wohl handeln oder fühlen würde. Der Schreibstil ist flüssig und nimmt den Leser schnell mit in die Geschichte hinein, um sowohl Yvonne als auch Leonie und ihr Schicksal durch wechselnde Perspektiven kennenzulernen. Durch einen Schicksalsschlag sind sie über das Verhältnis Mutter-Tochter hinaus miteinander eng verbunden, was die Autorin innerhalb ihrer Geschichte behutsam auch als Konfliktfeld herausgearbeitet hat. Nicht nur Schuldgefühle, sondern auch das Abhängigkeitsverhältnis lässt manchem keinen Raum für eigene Wünsche, oder sie werden durch den Gegenpart untergraben. Sehr gefühlvoll lässt die Autorin den Leser die Gedanken, Wünsche und Gefühle von Mutter und Tochter kennenlernen, so dass dieser für beide Seiten Verständnis aufbringen kann, geht es doch um Trauer und deren Bewältigung.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit den nötigen Ecken und Kanten versehen, die sie facettenreich und authentisch wirken lassen. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen. Yvonne ist eine sympathische Frau, die ihre Arbeit liebt und sich gleichzeitig auch mit Hingabe um ihre Tochter kümmert. Sie leidet darunter, dass sie den Unfallwagen gefahren hat und als einzige unverletzt geblieben ist. Yvonne träumt insgeheim davon, nochmals wieder glücklich zu sein, erlaubt sich diese Gedanken aber nur selten. Sie ist stark, mutig und doch achtet sie zu wenig auf sich selbst. Yvonnes Tochter Leonie ist ein Teenager, sie ist an den Rollstuhl gefesselt und kann mit ihren Freunden nicht mehr so agieren, wie noch vor einigen Jahren. Leonie möchte ihre Mutter mit niemandem teilen und reagiert sehr eifersüchtig, es ist fast so, als will sie Yvonne kein eigenes Leben zugestehen. Patrick ist ein attraktiver Mann, der allerdings etwas farblos bleibt. Er suhlt sich zu sehr in seiner Vergangenheit und ist daher für Yvonne nicht gerade eine starke Schulter zum Anlehnen.
„Was für immer zählt“ ist ein anrührender Roman, in dem es um eine enge Mutter-Tochter-Beziehung, die Liebe, Schicksalsschläge und Vergangenheitsbewältigung geht. Wer etwas fürs Herz sucht, ist hier genau richtig. Verdiente Leseempfehlung!