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Ritja

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.02.2019

Eine Geschichte, die entschleunigt

Ein Monat auf dem Land
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Ein sehr schönes leises Buch, welches ohne große Aufregung eine interessante Geschichte erzählt. Durch den schönen Schreibstil von J.L.Carr gleitet man ganz einfach durch die Geschichte und begleitet ...


Ein sehr schönes leises Buch, welches ohne große Aufregung eine interessante Geschichte erzählt. Durch den schönen Schreibstil von J.L.Carr gleitet man ganz einfach durch die Geschichte und begleitet den Restaurator Tom Birkin zu seinem neuen Auftrag. In einer Kirche soll ein Fresko freigelegt und restauriert werden. Langsam setzt er sich mit seiner neuen Wohn- und Arbeitstätte auseinander und ebenso langsam erfährt man einiges aus seinem Leben und interessantes über das Fresko.

Die Menschen in dem kleinen Ort sind zunächst skeptisch ihm gegenüber, aber öffnen sich immer mehr und so verbringt er immer häufiger seine Zeit mit ihnen. Doch wirklich ankommen, tut er nicht.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es entschleunigt den Leser, denn schnelles Lesen oder das Überfliegen des Textes ist hier kaum möglich, denn dann würde man die Feinheiten, die dieses Buch ausmachen, überlesen.

Veröffentlicht am 07.02.2019

Spannende und sehr gut geschriebene Geschichte

Wundbrand
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Wer die vorherigen Bücher von Cilla & Rolf Börjlind gelesen hat, wird schnell wieder in die Geschichte finden und auch schnell wieder einen Zugang zu den Charakteren finden. Für Leser ohne Kenntnisse ...


Wer die vorherigen Bücher von Cilla & Rolf Börjlind gelesen hat, wird schnell wieder in die Geschichte finden und auch schnell wieder einen Zugang zu den Charakteren finden. Für Leser ohne Kenntnisse aus den Vorgängerbüchern wird es schwierig werden, die Charaktere und deren Handlungen nachvollziehen zu können. Zwar gibt es immer wieder Rückblenden, aber diese können nur begrenzt das Verhalten und die Reaktionen erklären.

Mette muss in Rente gehen und hat fast schon Angst davor. Die starke und kluge Kriminalkommissarin, die alle Fäden zusammenhält, selbst im größten Chaos die Ruhe und Sachlichkeit bewahrt, muss ihre Tasche packen. Aber nicht nur für sie wird es schwer Abschied zu nehmen, sondern auch ihr Team wird den Verlust spüren. Doch dann geschieht ein Bombenattentat und Mette ist wieder mittendrin.

Zeitgleich versucht Tom mit Freundin Luna und Halbschwester Aditi in Thailand zu entspannen, Yogaübungen zu praktizieren und die innere Mitte zu finden. Was den Frauen gut gelingt, lässt Tom immer mehr in ein tiefes schwarzes Loch rutschen. Er isoliert sich und wird zunehmend unnahbar. Da kommt die Suchanfrage von einer Schwedin, die ebenfalls in Thailand lebt, gerade recht. Doch dieser Auftrag zieht Tom in die Hölle und in Lebensgefahr. Er wird mit grausamen Handlungen konfrontiert und zu schweren Entscheidungen gezwungen.

Wieder schaffen es die Autoren die Handlungsstränge geschickt miteinander zu verknüpfen und das Ende überrascht und lässt Raum für Spekulationen. Der Humor findet diesmal einen großen Platz und lockert die sonst eher beklemmende Geschichte etwas auf. Auch die Nebenfiguren aus den ersten Büchern haben wieder einen eigenen (leicht ausgebauten) Part bekommen und so hat man das Gefühl, man trifft die ganze "Familie" wieder. Nicht immer erschien mir die Geschichte schlüssig, manche Charaktere etwas zu konstruiert, aber trotzdem war es spannend und sehr gut geschrieben.

Veröffentlicht am 10.01.2019

Ändere deinen Blick

Weniger haben, mehr leben
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Momentan lese ich sehr gern diese Bücher (das wird auch wieder weniger - versprochen). Sie öffnen mir etwas die Augen, die Dinge anders anzugehen, etwas anzupacken und zu verändern. Dies gefällt zwar nicht ...

Momentan lese ich sehr gern diese Bücher (das wird auch wieder weniger - versprochen). Sie öffnen mir etwas die Augen, die Dinge anders anzugehen, etwas anzupacken und zu verändern. Dies gefällt zwar nicht jedem, aber mir ausgesprochen gut.

Bei Cait erfährt man mehr über ihre Kämpfe gegen den Alkohol, gegen die Fressattacken und ihre Abstürze als über ihre Art des Aufräumens, trotzdem hat mir diese Mischung ganz gut gefallen. Sie erzählt sehr offen von ihren Zweifeln, ihrem unsteten Leben (mehrere Umzüge im Jahr) und ihrem Neustart. Sie hat zuerst ausgemistet und ihre Räume entmüllt, um dabei festzustellen, für was sie alles erschreckenderweise sehr viel Geld ausgegeben und Schulden aufgebaut hat. Ihr Verdienst war gut, ihre Sparrate nicht und der Frust sehr hoch. So hat sie sich vorgenommen mehr zu sparen, mehr zu reisen und weniger zu besitzen und dabei trocken und gesund zu bleiben.

Sie hat das Buch in Monatskapitel eingeteilt, so dass man es wie ein Tagebuch lesen kann. Ihre Ehrlichkeit und ihre Direktheit haben mir gut gefallen und sie hat einen gut lesbaren Schreibstil.

Natürlich gibt es auch Ansichten und Eigenheiten, die mir nicht so ganz zugesagt haben, aber hier muss man auch auf die kulturellen Unterschiede zwischen den USA und Deutschland achten, so dass manches zwar aus unserer Sicht schwer nachvollziehbar ist, aber in den USA als normal bzw. akzeptabel gilt.

Veröffentlicht am 17.12.2018

So direkt, unterhaltsam und nahbar wie selten

BECOMING
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Wenn Michelle Obama aus ihrem Leben erzählt, kann man schon erahnen, dass es sehr politisch und interessant wird. Das Hörbuch geht über 18 Stunden und spannt den Bogen von der Kindheit bis heute. Während ...

Wenn Michelle Obama aus ihrem Leben erzählt, kann man schon erahnen, dass es sehr politisch und interessant wird. Das Hörbuch geht über 18 Stunden und spannt den Bogen von der Kindheit bis heute. Während der Anfang für mich noch etwas schleppend war, wurde es ab den ersten eigenen Gehversuchen in ihrem Job als Anwältin immer spannender. Was mir sehr gut gefallen hat, war ihre Art zu erzählen. Mit viel Humor, einer guten Portion Ironie und Charme hat sie nicht nur von ihren Erfolgen und Spitzenleistungen erzählt, sondern auch von den Niederlagen. Das Michelle Obama klug ist, sollte jedem in den achten Jahren "Weißes Haus" aufgefallen sein. Sie denkt für viele mit, sie lenkt geschickt die familiären Abläufe und muss dafür auch ihre ganz persönlichen Ziele zurückschrauben bzw. neu sortieren. Sie spricht über ihre Schwächen genauso wie über ihre Stärken. Sie erzählt von ihrem Spagat die Kinder zu versorgen, dem Ehemann den Rücken frei zu halten und trotzdem arbeiten zu gehen. Sie ist häufig alleinerziehend, da Barack seine politische Karriere außerhalb von Chicago vorantreibt. Sie hat mich so manches Mal zum Schmunzeln gebracht, wenn sie von den unterschiedlichen Charakterzügen von ihr und Barack gesprochen hat. Seine Arbeitshöhle, sein Drang zum Rückzug und seine entspannte und positive Art das Leben so anzunehmen wie es ist und dann Michelles Art, die Ordnung und Strukturen liebt, die unglaublich fleißig und geradlinig ist und sehr gern heute weiß, was morgen kommt. Aber Michelle erzählt auch von den Eheproblemen, den Besuchen bei Eheberatern, um wieder die gemeinsame Mitte zu finden und ihre Liebe zu erhalten. Es war interessant zu hören, wie ein Wahlkampf geführt wird. Mit welchen medialen Mitteln mehr oder weniger fair gekämpft wird. Welche unfassbaren Mittel (Geld und Personal) dafür benötigt werden und wie sich das Leben der gesamten Familie verändert. Michelle Obama lässt nichts aus. Rassismus, Krankheit, Patriotismus, Wut, Tod und Trauer, aber auch Freude, die ganz große Liebe, der Glaube an Gott und sich selbst und die Politik werden zum Mittelpunkt dieser Geschichte. Es lohnt sich ihr zu folgen und einmal mehr hinter die Kulissen zu schauen und auch zu staunen. So direkt, unterhaltsam und nahbar wie selten. Michelle Obama war mir schon vorher sympathisch, aber nun schätze ich sie noch etwas mehr.

Veröffentlicht am 13.12.2018

Anpacken und Freiheit genießen

Aufgeräumt macht glücklich!
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Ich habe schon ein paar Bücher bzw. Artikel über Minimalismus gelesen und konnte mich damit mehr oder weniger gut damit identifizieren. Während das Buch von Lina Jachmann sehr auf das Schlüssellochprinzip ...

Ich habe schon ein paar Bücher bzw. Artikel über Minimalismus gelesen und konnte mich damit mehr oder weniger gut damit identifizieren. Während das Buch von Lina Jachmann sehr auf das Schlüssellochprinzip gesetzt hat, d.h. viele anschauliche Bilder von aufgeräumten Wohnungen und sympathischen Bewohnern kommt nun Francine Jay ohne Bilder dafür mit sehr viel Text daher. Beide Bücher haben mir gut gefallen und mich auch immer mehr darin bestärkt den Minimalismus in kleinen Schritten fortzuführen.

Francine gibt erstmal einen kleinen Überblick und baut die Motivation zum Minimalismus auf. Sie zeigt sehr deutlich die Vorteile von einer aufgeräumten und nicht überfrachteten Wohnung und was wir bei der Suche/dem Streben nach Dingen/Konsum an Lebenszeit verschwenden. Manchmal kam es mir vor, als würde sie den Leser einen Spiegel vorhalten. Jedoch macht sie es sehr behutsam und lässt dem Leser noch genug Freiraum, um Luft zu holen und das Gelesene zu verdauen. Sie bedrängt niemanden, sie pocht nicht auf ihren Standpunkt und sie bietet Alternativen an.

Was mir gut gefallen hat, dass sie nicht festlegt, dass Minimalismus mit einer Zahl verknüpft ist z.B. nur noch 100 Dinge besitzen o.ä.. Auch empfiehlt sie, dass man sich langsam herantasten soll und zeigt dafür auch Handlungsmöglichkeiten auf. Sie geht durch jeden Raum und erklärt, wie man am besten die (Minimalismus-)Methode anwendet und zeigt auf, dass auch schon das Ausmisten bzw. Entrümpeln kleinerer Fächer oder Schubladen ein Erfolg sind, wenn man dranbleibt und sie nicht wieder füllt.

Ich habe mich schon innerlich davon verabschiedet, dass die Einführung des Minimalismus in meinen Alltag ein schneller Prozess sein wird. Natürlich kann ich es radikal machen (wie der Finne Petri Luukkainen in seinem Leben und Film) und alles entsorgen, verkaufen und weggeben, aber das widerstrebt mir. Ich werde mich für die recht langsame, aber stetige Variante (und dabei hat mir auch das Buch geholfen) entscheiden.

Zuerst sichten, was kann wirklich direkt weg (kaputt, abgelaufen, noch nie im Leben benutzt) und dann nichts Neues hinzufügen, wenn es nicht notwendig erscheint (die Eins rein – Eins raus Methode). Den gewonnenen Platz genießen und dann schrittweise vorgehen. Vieles habe ich schon angepasst z.B. Kleiderschrank, Bad und kleinere Regale.

An meinen Bücherregalen scheitere ich noch etwas. Und wer meinen SUB sieht, weiß, das kann dauern, aber auch hier habe ich mir vorgenommen – im Jahr 2019 wird dieser einer Prüfung unterzogen und schrumpfen.

Minimalismus ist ein stetiger Prozess, der nie endet. Man muss fast schon Mut haben, sich dem Konsum, dem Marketing der Unternehmen und dem Druck der Gesellschaft entgegen zu stellen, aber ich glaube für den gewonnenen Freiraum und der Unabhängigkeit, die man erzielen kann, lohnt es sich.